Beispiel: Exchange Server-Standortkonsolidierung – Proseware, Inc.

 

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2005-04-29

In diesem Thema wird anhand einer fiktiven Firma (Proseware, Inc.) ein Beispielprojekt für die Exchange Server-Standortkonsolidierung veranschaulicht. Proseware, Inc. beschäftigt landesweit in fünf Filialen über 500 Menschen. Die Firmenzentrale in Seattle ist mit über 200 Mitarbeitern die größte Filiale. Die Firma verfügt über vier regionale Filialen mit Verbindungen mit hoher Bandbreite in Denver, Phoenix, Los Angeles und Miami.

Die Exchange-Dienste werden folgendermaßen verteilt:

  • Die Firmenzentrale in Seattle verfügt über einen Exchange 5.5-Server, auf dem sich Öffentliche Ordner und Postfächer für 200 Benutzer befinden.
  • Jede regionale Filiale verfügt über einen Exchange 5.5-Server, auf dem sich Öffentliche Ordner und Postfächer für 50 bis 100 Benutzer befinden.

Jede regionale Filiale verfügt über einen eigenen IT-Administrator, der für die Verwaltung der lokalen Server zuständig ist. Der Großteil der Server befindet sich jedoch in der IT-Organisation in Seattle und wird dort verwaltet. Proseware, Inc. plant eine Aktualisierung auf Exchange 2003 und möchte gleichzeitig seine Exchange-Standorte konsolidieren. Support und Überwachungsvorgänge wurden kürzlich zentralisiert. Dies soll nun auch mit der Exchange-Verwaltung geschehen. Außerdem wächst die Benutzerbasis, die Postfachdaten und die Verwendung Öffentlicher Ordner nehmen zu und die Exchange-Server erreichen das Ende ihrer Lebensdauer.

Zur Anpassung an diese Umstände plant Proseware, Inc. die Einrichtung eines Rechenzentrums in Seattle, das Exchange-Dienste für die Standorte bereitstellen soll. Proseware, Inc. aktualisiert auf Outlook 2003 und verwendet den Exchange-Cachemodus. Um die Erreichbarkeit und Skalierbarkeit zu maximieren, soll das Rechenzentrum auf die Vorteile von Clustering und Sicherungen mithilfe des Volumeschattenkopie-Diensts in Microsoft Windows Server™ 2003 zurückgreifen.

Obwohl allgemein empfohlen wird, vor einer Standortkonsolidierung in den einheitlichen Modus von Exchange zu wechseln, wählt Proseware, Inc. aufgrund der Kosten, die beim Aktualisieren aller Exchange 5.5-Server auf Exchange 2003 entstehen würden, nicht diesen Weg. Stattdessen sollen die Tools zur Standortkonsolidierung von Exchange 2003 SP1 verwendet werden, um die Exchange-Daten an den zentralen Standort zu verschieben und die Exchange 5.5-Server außer Betrieb zu nehmen.

Im letzten Teil dieses Themas wird der Vorgang der Standortkonsolidierung von Proseware, Inc beschrieben.

Erstellen eines Standortkonsolidierungsplans

Zuerst setzt sich Proseware, Inc. mit den Tools zur Standortkonsolidierung, den Fragestellungen und den Anforderungen auseinander. Es wird ermittelt, ob genügend Serverressourcen im Rechenzentrum in Seattle vorhanden sind, um die Exchange-Dienste für alle regionalen Filialen unterstützen zu können.

Bei der Untersuchung der E-Mail-Anforderungen der Benutzer zeigt sich, dass die Ingenieure in der Filiale in Denver regelmäßig sehr große Dateien per E-Mail austauschen. Da für diesen Standort erforderlich ist, dass große Dateien über WAN-Verbindungen verschickt werden können, ist die Verlegung des Exchange-Servers vom Standort Denver zum zentralen Standort nicht praktikabel. Deshalb entscheidet Proseware, Inc. einen Exchange-Server in der Filiale Denver zu belassen. Der Server wird von Exchange 5.5 auf Exchange 2003 aktualisiert.

Nachdem festgelegt wurde, welche Standorte zu konsolidieren sind, wird ein Plan zur Standortkonsolidierung erstellt. Der Zeitplan für den Übergang wird für alle Filialen festgelegt. Aufgrund der durch die Replikation verursachten Netzwerkwartezeit wird entschieden, die Verschiebung der Öffentlichen Ordner und Postfächer am Wochenende vorzunehmen, wenn die geringste Netzwerkauslastung zu erwarten ist.

Bevor mit der Standortkonsolidierung begonnen wird, wird Exchange 2003 im Rechenzentrum in Seattle bereitgestellt, um sicherzustellen, dass Exchange im gemischten Modus ausgeführt wird. Insbesondere werden die Schritte und Tools der Exchange Server-Bereitstellungstools verwendet, um den ersten Exchange 2003-Server einzurichten und zu ermöglichen, dass Exchange 5.5 und Exchange 2003 nebeneinander bestehen können.

Da der Exchange-Cachemodus verwendet werden soll, werden auch die Clientcomputer in allen vier regionalen Filialen auf Outlook 2003 aktualisiert. Der Exchange-Cachemodus wird aktiviert, um eine lokale Kopie aller Postfächer der Benutzer zu erstellen. Durch die Erstellung einer lokalen Kopie vor dem Verschieben der Postfächer, wird der hohe Download-Datenverkehr nach dem Verschieben der Postfächer vom lokalen Standort vermieden.

Schließlich wird ein Probelauf mit Testpostfächern durchgeführt, bevor die tatsächliche Standortkonsolidierung beginnt. Der Test ermöglicht die Überprüfung des Vorgangs und das Sammeln von Daten bezüglich der Netzwerkbeeinträchtigungen und der Replikationsdauer.

Phase 1: Vorbereitungen für die Standortkonsolidierung

Proseware, Inc. beginnt mit der Standortkonsolidierung. Zuerst wird die Filiale in Phoenix konsolidiert. Folgende Schritte werden durchgeführt, wie in den Exchange Server-Bereitstellungstools beschrieben:

  1. Proseware, Inc. vergewissert sich, dass alle ADC-Server auf die ADC-Version in Exchange 2003 SP1 aktualisiert wurden. Mit ADC-Tools wird überprüft, ob alle ADC-Verbindungsvereinbarungen ordnungsgemäß konfiguriert sind.
  2. Proseware, Inc. aktualisiert alle Exchange 5.5-Server mit Öffentlichen Ordnern in allen vier regionalen Filialen mit dem Hotfix für die DS/IS-Konsistenzanpassung.
  3. Am Freitagabend werden dem Exchange 2003-Server in Seattle mithilfe von PFMigrate Replikate der Öffentlichen Ordner hinzugefügt. Der Replikationsvorgang wird über das Wochenende fortgesetzt.

Phase 2: Konsolidieren von Standorten im gemischten Modus

Nachdem die Replikation der Öffentlichen Ordner erfolgreich abgeschlossen ist, wird der Standort Phoenix konsolidiert. Da die Verschiebung von Postfächern und die Verwendung des Tools zur Veränderung des Stammservers für das Objekt unter Umständen lange Wartezeiten mit sich bringen, wird diese Phase am Wochenende ausgeführt. Mit den Exchange Server-Bereitstellungstools werden die folgenden Schritte durchgeführt:

  1. Proseware, Inc. verschiebt die Postfächer von Phoenix mit dem Assistenten zum Verschieben von Postfächern an den zentralen Standort.
  2. Proseware, Inc. erstellt ein Anmeldeskript, das Exprofre.exe ausführt, wenn Benutzer sich am Montagmorgen anmelden. Dieses Skript aktualisiert die Outlook-Profile der Benutzer, sodass sie den neuen Standort widerspiegeln.
  3. ADC-Tools wird erneut ausgeführt, um zu überprüfen, ob die geeigneten Verbindungsvereinbarungen festgelegt wurden. Die Vollständigkeit der Verzeichnisreplikation wird überprüft.
  4. Mit dem Tool zur Veränderung des Stammservers für das Objekt werden die benutzerdefinierten Empfänger und Verteilerlisten in Phoenix aktualisiert, um den Standort in Seattle widerzuspiegeln.
  5. Anschließend wird ADC-Tools nochmals ausgeführt, um zu überprüfen, ob die geeigneten Verbindungsvereinbarungen festgelegt wurden. Die Vollständigkeit der Verzeichnisreplikation wird überprüft.
  6. Auf dem Exchange 5.5-Server in Phoenix wird die DS/IS-Konsistenzanpassung ausgeführt, um die ACLs für Öffentliche Ordner zu bereinigen.

Phase 3: Entfernen des Remotestandorts

Nach dem Abschluss von Phase 2 vergewissert sich Proseware, Inc., dass sich alle Exchange-Daten auf dem Exchange 2003-Server in Seattle befinden. Der Exchange-Server in Phoenix wird abgeschaltet. Mit den Exchange Server-Bereitstellungstools werden die folgenden Schritte durchgeführt:

  1. Mit PFMigrate werden die Replikate der Öffentlichen Ordner vom Standort in Phoenix entfernt.
  2. ADC-Tools wird ausgeführt, um zu überprüfen, ob die geeigneten Verbindungsvereinbarungen festgelegt wurden. Die Vollständigkeit der Replikation der Öffentlichen Ordner wird überprüft.
  3. Mit dem Tool zur Veränderung des Stammservers für das Objekt wird ein Bericht erstellt, um sicherzustellen, dass die Verteilerlisten und benutzerdefinierten Empfänger erfolgreich vom Server in Phoenix entfernt wurden.
  4. Proseware, Inc. führt die Schritte zum Entfernen der Exchange 5.5-Server in der Filiale in Phoenix durch.

Für die Filialen in Los Angeles und Miami wird der gleiche Vorgang wiederholt. Nach dem Abschluss verfügt Proseware, Inc. über einen Exchange 2003-Server in Seattle für die Benutzer in Phoenix, Los Angeles und Miami und über einen lokalen Exchange 2003-Server in Denver für die Benutzer vor Ort. Da Exchange 5.5 nicht mehr ausgeführt wird, wechselt Proseware, Inc. abschließend in den einheitlichen Modus.