Bewährte Methoden zum Minimieren der Auswirkungen des Ausfalls von Systemkomponenten

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2007-08-29

Ein wichtiger Schritt beim Entwickeln einer Wiederherstellungsstrategie nach Ausfall einer Systemkomponente ist das Untersuchen von Möglichkeiten zum Vermeiden bzw. Minimieren negativer Auswirkungen. Es gibt zahlreiche vorbeugende Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Auswirkungen von beispielsweise Hardware- oder Stromausfällen zu vermeiden oder zu minimieren. Die Dauer der Wiederherstellung nach Ausfall einer Systemkomponente hängt von den wiederherzustellenden Elementen ab: einzelnes Postfach, einzelne Datenbank (und ihre Transaktionsprotokolle), gesamter Server (mit allen seinen Datenbanken und Protokollen) oder mehrere Server an einem Standort (z. B. Server mit Microsoft Exchange, DNS-Server, Domänencontroller usw.). Ohne Frage dauert die Wiederherstellung mehrerer Server an einem Standort am längsten.

Sie können mehrere Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen eines Ausfalls einer Systemkomponente zu verringern und die Notwendigkeit einer vollständigen Wiederherstellung aus Sicherungen zu vermeiden. Dazu zählen u. a.:

  • Verwenden Sie fortlaufende Replikation. Exchange 2007 enthält eine asynchrone Protokollversandtechnologie, die zum Erstellen und Verwalten einer Kopie einer Produktionsspeichergruppe auf einer anderen Sammlung von Datenträgern oder auf einem anderen Server gespeichert werden kann.

  • Verwenden Sie Aufbewahrung gelöschter Elemente.   Durch Aufbewahrung gelöschter Elemente können einzelne Elemente oder vollständige Ordner im Microsoft Outlook-Client ohne Eingreifen des Administrators wiederhergestellt werden.

  • Verwenden Sie Aufbewahrung gelöschter Postfächer.   Durch Aufbewahrung gelöschter Postfächer können gelöschte Postfächer über die Exchange-Verwaltungskonsole ohne eine Wiederherstellung aus Sicherungen wiederhergestellt werden.

  • Überwachen Sie die Server proaktiv.   Eine der besten Möglichkeiten zum Umgang mit Ausfällen von Systemkomponenten ist deren Vermeidung, bevor sie auftreten. Überwachen Sie Ihre Server, um Probleme in den Griff zu bekommen, bevor diese sich verschlimmern.

  • Verteilen Sie die Benutzer auf mehrere Postfachdatenbanken.   Die Verteilung von Benutzern auf eine größere Anzahl von Postfachdatenbanken kann die Auswirkungen des Verlusts einer einzelnen Datenbank mindern und im Bedarfsfall schnellere Wiederherstellungen ermöglichen.

Fortlaufende Replikation

Die fortlaufende Replikation ist in zwei Exchange 2007-Features vorhanden, die eingebaute asynchrone Replikationstechnologie verwenden, um eine Kopie einer Speichergruppe zu erstellen und die Aktualität der Kopie mithilfe von Protokollversand und Wiedergabe aufrecht zu erhalten. Replikation erleichtert dies durch Anwenden der Protokolldateien einer Produktionsdatenbank auf eine Kopie dieser Datenbank. Die zwei Features, die diese Technologie enthalten, sind die fortlaufende lokale Replikation (Local Continuous Replication, LCR) und die fortlaufende Clusterreplikation (Clustered Continuous Replication, CCR).

  • Fortlaufende lokale Replikation   LCR reduziert die Gesamtbetriebskosten für Exchange 2007 durch Verringern der Anzahl der für den Schutz der Daten erforderlichen normalen Sicherungsvorgänge. Zwar hebt LCR das Erfordernis, Sicherungen zu erstellen, nicht auf (Datensicherungen sind bei der Notfallwiederherstellung unverzichtbar), die Funktion verringert das Erfordernis, ta¨gliche normale Sicherungen zu erstellen, jedoch erheblich. LCR bietet eine schnelle Wiederherstellung mit aktuellen Daten sowie eine Lösung für das Kopieren und Wiedergeben von Transaktionsprotokollen auf einem einzelnen Server. Weitere Informationen zur fortlaufenden lokalen Replikation finden Sie unter Fortlaufende lokale Replikation.

  • Fortlaufende Clusterreplikation   CCR kombiniert die automatische Verwaltung von Redundanz und Datenreplikation auf Anwendungsebene. CCR ist eine Lösung, die ohne eine einzelne Fehlerquelle in einem einzelnen Datacenter oder zwischen zwei Datacenters bereitgestellt werden kann. Die Replikation von Transaktionsprotokollen wird verwendet, um die Datenbanken zu kopieren und die Parallelität der Daten zwischen den Clusterknoten aufrecht zu erhalten. Die geplante Ausfallfunktionalität in CCR wurde entwickelt, um sicherzustellen, dass alle Protokolldaten auf dem aktiven Knoten erfolgreich auf den passiven Knoten kopiert werden. Daher führen geplante Ausfälle nicht zu Datenverlusten, obwohl die Replikation asynchron erfolgt. Weitere Informationen zur fortlaufenden Clusterreplikation finden Sie unter Fortlaufende Clusterreplikation.

Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente

Wenn ein Benutzer ein Element löscht, scheint es für den Benutzer gelöscht zu sein. Eine Kopie des gelöschten Elements wird jedoch in der Postfachdatenbank des Benutzers während eines festgelegten Zeitraums gespeichert, damit das Element wiederhergestellt werden kann, falls es versehentlich gelöscht wurde.

Wenn die Exchange-Datenbank eine Anforderung zum Löschen einer Nachricht erhält, bestimmt sie, ob die Nachricht mittels Soft-Deletion oder mittels Hard-Deletion gelöscht wird. Soft-Deletion wird auch als logischer Löschvorgang und Hard-Deletion als physikalischer Löschvorgang bezeichnet.

Hinweis

Die Standardeinstellung für die Aufbewahrung gelöschter Elemente in Exchange Server 2007 wurde von 7 Tagen auf 14 Tage heraufgesetzt.

Hard-Deletion

Hard-Deletion einer Nachricht wird durchgeführt, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

  • Der Client fordert explizit Hard-Deletion an.

  • Die effektive Aufbewahrungszeit für Elemente ist null.

  • Der Registrierungsschlüssel, der Force Hard Deletes angibt, ist für das Postfach oder die Öffentliche Ordner-Datenbank aktiviert.

  • Das Konto, das den Löschvorgang anfordert, ist ein Gateway.

  • Das Konto, das den Löschvorgang anfordert, ist ein System.

Wenn eine Nachricht mittels Hard-Deletion gelöscht wird, wird der Nachrichtenverweis sofort aus der MsgFolder-Tabelle entfernt. Nun ist die Nachricht selbst bei Verwendung der Wiederherstellung gelöschter Elemente nicht mehr für das Postfach verfügbar, das den Ordner enthält. Die Verweisanzahl der Nachricht wird überprüft. Wenn die Nachrichtenverweisanzahl auf Null fällt (dies bedeutet, dass kein anderes Postfach eine Kopie der Nachricht besitzt), wird ein Eintrag in der DeletedMessages-Tabelle vorgenommen, der angibt, dass die Nachricht aus der Nachrichtentabelle entfernt werden kann.

Während des nächsten Hintergrundbereinigungsvorgangs werden die Einträge in der DeletedMessages-Tabelle untersucht, und die entsprechenden Einträge in der Nachrichtentabelle werden gelöscht. Dieser Vorgang findet standardmäßig stündlich statt. Sie können diesen Zeitplan jedoch steuern, indem Sie die folgenden Registrierungswerte bearbeiten:

HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\MSExchangeIS \ParametersPublic\Background Cleanup (Wert in Millisekunden)

HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\MSExchangeIS\ ParametersPrivate\Background Cleanup (Wert in Millisekunden)

CautionAchtung:
UNRESOLVED_TOKEN_VAL(exRegistry) 

Wenn Sie die Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente aktivieren und erhöhen, müssen Sie ggf. zusätzliche Kapazitätsplanung durchführen. Das folgende Beispiel zeigt, dass Nachrichten selbst dann für einen erweiterten Zeitraum verfügbar sein können, wenn sie vom Benutzer gelöscht wurden:

  • Die Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente ist auf 48 Stunden festgelegt.

  • Die Wartung der Exchange-Datenbank wird zwischen 3:00 Uhr und 7:00 Uhr durchgeführt.

  • Die Hintergrundbereinigung ist für die stündliche Ausführung konfiguriert.

Wenn Sie eine Nachricht z. B. um 8:00 Uhr löschen, wird die Nachricht erst nach 48 Stunden zu einem Kandidaten für Hard-Deletion. Das nächste Wartungsverfahren für die Exchange-Datenbank wird um 6:00 Uhr beendet, daher erfolgt keine Hard-Deletion der Nachricht. Dies bedeutet, dass die Nachricht erst nach 71 Stunden entfernt wird.

Soft-Deletion

Soft-Deletion wird durchgeführt, wenn keines der Kriterien für eine Hard-Deletion erfüllt wird. Es wird ein Flag für den Eintrag in der MsgFolder-Tabelle mit der Angabe festgelegt, dass die Nachricht mittels Soft-Deletion aus dem Ordner gelöscht wurde. Die MsgFolder-Tabelle ordnet Einträge in der Ordnertabelle und der Nachrichtentabelle einander zu. Die Nachrichtenanzahl für das Postfach und den Ordner wird ebenfalls aktualisiert. Nun ist die Nachricht für die Wiederherstellung gelöschter Elemente verfügbar.

Während des nächsten geplanten Wartungsvorgangs der Exchange-Datenbank wird jeder Ordner untersucht, damit bestimmt werden kann, ob eine der mittels Soft-Deletion gelöschten Nachrichten, die der Ordner enthält, die Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente überschritten hat. Wird eine solche Nachricht gefunden, wird diese Nachricht mittels Hard-Deletion gelöscht.

Konfigurieren der Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente

Standardmäßig werden gelöschte Elemente in einer Exchange-Datenbank für eine bestimmte Anzahl von Tagen gespeichert, bevor sie von Exchange endgültig gelöscht werden. Sie können die Länge des Aufbewahrungszeitraums für gelöschte Elemente festlegen, indem Sie entweder die Datenbankstandardwerte verwenden oder die Anzahl der Tage auswählen, für die ein gelöschtes Element aufbewahrt wird, bevor es endgültig gelöscht wird.

Sie können einen Wert zwischen 0 und 24.855 auswählen, wenn Sie die Anzahl der Tage festlegen, die ein gelöschtes Element aufbewahrt wird. Es wird empfohlen, diese Einstellung mit 14 Tagen zu konfigurieren. Wenn der Aufbewahrungszeitraum für gelöschte Elemente auf 0 festgelegt wird, werden gelöschte Elemente sofort endgültig vom Server entfernt. Wenn der verfügbare Speicherplatz kein Problem darstellt, wird nicht empfohlen, die Aufbewahrungsfunktion für gelöschte Elemente zu deaktivieren.

Die Aufbewahrung gelöschter Elemente kann pro Datenbank oder pro Benutzer konfiguriert werden. Die Einstellungen einzelner Benutzer setzen die Datenbankeinstellungen außer Kraft. Ausführliche schrittweise Anweisungen zum Angeben der Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente auf Datenbankebene finden Sie unter Konfigurieren der Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente für eine Postfachdatenbank. Ausführliche schrittweise Anweisungen zum Angeben der Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente auf Benutzerebene finden Sie unter Konfigurieren der Aufbewahrungszeit für gelöschte Elemente für einen Benutzer.

Hinweis

Standardmäßig aktiviert Microsoft Outlook die Wiederherstellung gelöschter Elemente nur aus dem Ordner Gelöschte Elemente. Wenn Sie im Posteingang für eine Nachricht UMSCHALTTASTE+ENTF drücken, wird die Nachricht nicht in den Ordner Gelöschte Elemente verschoben. Daher steht die Nachricht nicht für die Wiederherstellung zur Verfügung. Sie können den Registrierungswert DumpsterAlwaysOn verwenden, um die Wiederherstellung von Elementen zu aktivieren, die mittels UMSCHALTTASTE+ENTF gelöscht wurden, indem Sie die Anweisungen im Microsoft Knowledge Base-Artikel 246153, Wiederherstellen von "hart" gelöschten Elementen in Outlook befolgen.

Aufbewahrung gelöschter Postfächer

In Exchange 2007 bedeutet das Löschen eines Postfachs nicht, dass es endgültig aus der Exchange-Postfachdatenbank gelöscht (oder bereinigt) wird. Stattdessen wird das Postfach für die Löschung markiert, und Benutzer können nicht darauf zugreifen. Am Ende des Aufbewahrungszeitraums für das Postfach wird das Postfach endgültig aus der Datenbank gelöscht. Sie können das Postfach außerdem endgültig löschen, indem Sie es zu einem beliebigen Zeitpunkt bereinigen. Wenn Sie ein E-Mail-aktiviertes Benutzerkonto versehentlich löschen, können Sie das betreffende Benutzerobjekt erneut erstellen und das Postfach anschließend während des Aufbewahrungszeitraums des Postfachs erneut verbinden.

Die Standardeinstellung für die Aufbewahrungszeit von gelöschten Postfächern beträgt 30 Tage. Der Aufbewahrungszeitraum für gelöschte Postfächer kann auf der Postfachdatenbankebene konfiguriert werden. Sie können eine Zahl zwischen 0 und 24.855 auswählen, um die Anzahl der Tage anzugeben, die ein gelöschtes Postfach aufbewahrt werden soll. Wenn der Aufbewahrungszeitraum für Postfächer auf 0 festgelegt wird, werden gelöschte Postfächer sofort endgültig vom Server entfernt. Sofern Speicherplatz kein Problem darstellt, ist es empfehlenswert, das Feature für die Aufbewahrung gelöschter Postfächer nicht zu deaktivieren.

Ausführliche Anweisungen zur Konfiguration der Aufbewahrung von gelöschten Postfächern finden Sie unter Konfigurieren der Aufbewahrung gelöschter Postfächer.