Verwalten von Warteschlangen

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2006-09-17

Dieses Thema enthält eine Übersicht über Warteschlangen in Microsoft Exchange Server 2007 und die dazugehörigen Verwaltungsaufgaben, die Administratoren ausführen können. Sie können Warteschlangen und die in diesen enthaltenen Nachrichten mithilfe der Warteschlangeanzeige, einem Tool auf der grafischen Benutzeroberfläche, oder über Befehle in der Exchange-Verwaltungsshell verwalten.

Übersicht

Eine Warteschlange ist ein temporärer Speicherort für Nachrichten, die auf den Eintritt in die nächste Verarbeitungsphase warten. Jede Warteschlange stellt einen logischen Satz von Nachrichten dar, die ein Transportserver in einer bestimmten Reihenfolge verarbeitet.

Die Exchange-Verwaltungsshell und die Exchange-Warteschlangenanzeige bieten zwei Möglichkeiten zum Arbeiten mit Warteschlangen. Beide Tools ermöglichen das Anzeigen des Status und Inhalts von Warteschlangen sowie detaillierter Nachrichteneigenschaften. Beide dienen auch zum Ausführen von Aktionen, mit denen Warteschlangen bzw. in diesen enthaltene Nachrichten geändert werden können.

Exchange 2007 arbeitet zum Speichern von Warteschlangen mit einer ESE-Datenbank (Extensible Storage Engine). ESE, früher als JET bezeichnet, ist ein Verfahren, das eine hardwarenahe API für die zugrunde liegenden Datenbankstrukturen in Exchange Server definiert. Weitere Informationen zum Verwalten der Warteschlangendatenbank finden Sie unter Verwalten der Warteschlangendatenbank. In diesem Thema finden Sie Informationen zum Ändern des Standardspeicherorts der Warteschlangendatenbank.

Exchange 2007 verwendet SMTP-Technologie (Simple Mail Transfer Protocol) zum Transportieren von Nachrichten in das bzw. aus dem Internet sowie zwischen Standorten des Verzeichnisdiensts Active Directory. SMTP gehört zur TCP/IP-Protokollsuite, die den Austausch von E-Mail-Nachrichten zwischen Agents für den Nachrichtentransport steuert. Der Hub-Transport-Server verwendet das RPC-Protokoll (Remote Procedure Call) von Exchange, um zwecks Zustellung von MAPI-Nachrichten mit einem Postfachserver zu kommunizieren.

Aus dem Internet stammende bzw. in das Internet gehende Nachrichten werden auf dem Computer in einer Warteschlange abgelegt, auf dem die Serverfunktion Edge-Transport installiert ist. In der Exchange 2007-Organisation übertragene Nachrichten werden auf dem Computer in einer Warteschlange abgelegt, auf dem die Serverfunktion Hub-Transport installiert ist.

Warteschlangentypen

Das Routing einer Nachricht bestimmt den Typ von Warteschlange, in der eine Nachricht gespeichert wird. In Exchange 2007 gibt es die folgenden Warteschlangentypen:

  • Übermittlungswarteschlange   Eine vom Kategorisierungsmodul verwendete beständige Warteschlange, in der alle Nachrichten gesammelt werden, die von Transport-Agents aufgelöst, weitergeleitet und verarbeitet werden müssen. Das Kategorisierungsmodul ist eine Komponente des Exchange-Transports, die alle eingehenden Nachrichten verarbeitet und basierend auf Informationen zu den vorgesehenen Empfängern bestimmt, was mit den Nachrichten geschehen soll. In Exchange 2007 nutzt der Edge-Transport-Server das Kategorisierungsmodul zum Weiterleiten der Nachricht zum gewünschten Ziel. Der Hub-Transport-Server verwendet das Kategorisierungsmodul zum Erweitern von Verteilerlisten und Bestimmen alternativer Empfänger und Weiterleitungsadressen. Nachdem das Kategorisierungsmodul vollständige Informationen zu Empfängern abgerufen hat, nutzt es diese zum Anwenden von Richtlinien, Weiterleiten der Nachricht und Durchführen einer Inhaltskonvertierung.

    Alle Nachrichten, die von einem Transportserver empfangen werden, gelangen über die Übermittlungswarteschlange in die Verarbeitung. Nachrichten werden über den Befehl "SMTP-receive", das PICKUP-Verzeichnis oder den Speichertreiber übermittelt. Das Kategorisierungsmodul ruft Nachrichten aus dieser Warteschlange ab und bestimmt u. a. den Standort des Empfängers und die Route zu diesem Standort. Nach der Kategorisierung wird die Nachricht in eine Zustellungswarteschlange oder die Nicht erreichbar-Warteschlange verschoben. Jeder Exchange 2007-Transportserver hat nur eine Übermittlungswarteschlange. Nachrichten, die sich in der Übermittlungswarteschlange befinden, können sich nicht gleichzeitig in anderen Warteschlangen befinden.

  • Postfachzustellungswarteschlange   Postfachzustellungswarteschlangen enthalten Nachrichten, die mithilfe des verschlüsselten RPC-Protokolls von Exchange an einen Postfachserver übermittelt werden. Postfachzustellungswarteschlangen sind nur auf Hub-Transport-Servern vorhanden. Die Postfachzustellungswarteschlange enthält Nachrichten, die an Postfachempfänger übermittelt werden, deren Postfachdaten auf einem Postfachserver gespeichert werden, der sich am selben Standort wie der Hub-Transport-Server befindet. Auf einem Hub-Transport-Server können mehrere Postfachzustellungswarteschlangen vorhanden sein. Der nächste Hop einer Postfachzustellungswarteschlange ist der Distinguished Name des Postfachspeichers.

  • Remotezustellungswarteschlange   Remotezustellungswarteschlangen enthalten Nachrichten, die mithilfe von SMTP an einen Remoteserver übermittelt werden. Remotezustellungswarteschlangen können sowohl auf Hub-Transport- als auch auf Edge-Transport-Servern vorhanden sein, wobei auf jedem Server mehrere Remotezustellungswarteschlangen möglich sind. Jede Remotezustellungswarteschlange enthält Nachrichten, die an Empfänger mit demselben Zustellungsziel weitergeleitet werden. Auf einem Edge-Transport-Server sind diese Ziele externe SMTP-Domänen oder SMTP-Connectors. Auf einem Hub-Transport-Server befinden sich diese Ziele außerhalb des Active Directory-Standorts, an dem sich der Hub-Transport-Server befindet. Remotezustellungswarteschlangen werden je nach Bedarf dynamisch erstellt und automatisch vom Server gelöscht, wenn sie keine Nachrichten mehr enthalten und die konfigurierbare Ablaufzeit verstrichen ist. Die Warteschlange wird standardmäßig nach drei Minuten gelöscht, nachdem die letzte Nachricht die Warteschlange verlassen hat. Der nächste Hop einer Remotezustellungswarteschlange ist der Name einer SMTP-Domäne, der Name oder die IP-Adresse eines Smarthosts oder der Name eines Active Directory-Standorts.

  • Warteschlange für nicht verarbeitbare Nachrichten   Die Warteschlange für nicht verarbeitbare Nachrichten ist eine besondere Warteschlange zum Isolieren von erkannten Nachrichten, die nach einem Serverausfall für das Exchange 2007-System möglicherweise nachteilig sein können. Nachrichten mit Fehlern, die möglicherweise schwerwiegend für das Exchange Server-System sind, werden in der Warteschlange für nicht verarbeitbare Nachrichten abgelegt. Diese Warteschlange ist meist leer. Wenn keine nicht verarbeitbaren Nachrichten vorhanden sind, wird die Warteschlange nicht in der Warteschlangenanzeige angezeigt. Die Warteschlange für nicht verarbeitbare Nachrichten hat stets den Status "Bereit". Alle Nachrichten in dieser Warteschlange haben standardmäßig den Status "Angehalten". Die Nachrichten können gelöscht werden, wenn sie als nachteilig für das System eingestuft werden. Wenn das Ereignis, das die Eingabe der Nachricht in die Warteschlange für nicht verarbeitbare Nachrichten ausgelöst hat, erwiesenermaßen in keinem Zusammenhang mit der Nachricht steht, kann die Zustellung der Nachricht fortgesetzt werden. Bei Fortsetzung der Zustellung wird die Nachricht in die Übermittlungswarteschlange verschoben.

  • Nicht erreichbar-Warteschlange   Jeder Transportserver darf nur eine Nicht erreichbar-Warteschlange haben. In dieser Warteschlange befinden sich Nachrichten, die nicht an ihre Ziele weitergeleitet werden können. Ein nicht erreichbares Ziel wird in der Regel durch Konfigurationsänderungen verursacht, durch die sich der Routingpfad für die Zustellung verändert hat. Unabhängig vom Ziel werden alle Nachrichten mit nicht erreichbaren Empfängern in dieser Warteschlange abgelegt.

Wird eine Nachricht vom Transport empfangen, wird ein Transportmailelement erstellt und in der Datenbank gespeichert. Dem in die Datenbank eingegebenen Transportmailelement wird eine eindeutige ID zugewiesen. Wenn eine Nachricht bzw. ein Transportmailelement an mehrere Empfänger weitergeleitet wird, kann das Element mehr als ein Ziel haben. Jedes Ziel stellt eine getrennte Routinglösung für das Transportmailelement dar, und jede Routinglösung bewirkt die Erstellung eines weitergeleiteten Mailelements.

Das weitergeleitete Mailelement ist ein Verweis auf das Transportmailelement und die Operationseinheit für Warteschlangenaktionen. Wenn ein Transportmailelement mehr als eine Routinglösung hat, verweisen mehrere weitergeleitete Mailelemente auf dasselbe Transportmailelement. Eine Nachricht, die an Empfänger in zwei verschiedenen Domänen gesendet wird, erscheint in den Zustellungswarteschlangen als zwei unterschiedliche Nachrichten, auch wenn in der Datenbank nur ein Transportmailelement vorhanden ist.

Warteschlangenverwaltung

Wenn ein Nachrichtenflussproblem auftritt oder Spam-E-Mails eingehen, können Sie eingreifen, um den Status von Warteschlangen und den in diesen enthaltenen Nachrichten zu ändern. Sie können eine Aktion auf ein einzelnes Objekt oder mehrere ausgewählte Objekte anwenden. Mithilfe der grafischen Benutzeroberfläche der Warteschlangenanzeige und der Befehle in der Exchange-Verwaltungsshell in Exchange 2007 können Sie Informationen zu Nachrichten und Zustellungswarteschlangen abrufen. Nach Abruf dieser Informationen können Sie die Warteschlangen und Nachrichten auswählen, die Sie verwalten möchten.

Mithilfe der Warteschlangenanzeige oder von Befehlen in der Exchange-Verwaltungsshell können Sie Filterkriterien definieren, um die zu verwaltenden Warteschlangen und Nachrichten zu bestimmen. Die Filterkriterien basieren auf den folgenden Attributen:

  • Warteschlangenstatus

  • Warteschlangeneigenschaften

  • Nachrichtenstatus

  • Nachrichteneigenschaften

Weitere Informationen zum Filtern von Warteschlangen finden Sie unter Filtern von Warteschlangen. Weitere Informationen zum Filtern von Nachrichten finden Sie unter Filtern von Nachrichten.

Warteschlangenverwaltungsaufgaben

Mithilfe der Warteschlangenanzeige und der Befehle in der Exchange-Verwaltungsshell können Sie Informationen zu Nachrichten und Zustellungswarteschlangen anzeigen. Mit diesen Tools können Sie auch die folgenden eingreifenden Aktionen ausführen:

  • Warteschlange anhalten   Diese Aktion verhindert vorübergehend die Zustellung von Nachrichten, die sich gegenwärtig in der Warteschlange befinden. Die Warteschlange nimmt weiter neue Nachrichten auf, ohne dass Nachrichten die Warteschlange verlassen. Weitere Informationen finden Sie unter Anhalten von Warteschlangen.

  • Warteschlange fortsetzen   Diese Aktion hebt das Anhalten der Warteschlange auf und ermöglicht die Fortsetzung der Zustellung von in der Warteschlange abgelegten Nachrichten. Weitere Informationen finden Sie unter Fortsetzen von Warteschlangen.

  • Warteschlange wiederholen   Wenn eine Verbindung mit dem nächsten Hop für eine Warteschlange einen Fehler verursacht, wird ein Wiederholungszeitgeber festgelegt. Mit diesem Zeitgeber werden nachfolgende Verbindungsversuche geplant. Diese Aktion setzt den nächsten geplanten Verbindungsversuch außer Kraft und versucht, sofort eine Verbindung mit dem nächsten Hop herzustellen. Kommt keine Verbindung zu Stande, wird der nächste Wiederholungszeitpunkt zurückgesetzt. Weitere Informationen finden Sie unter Wiederholen von Warteschlangen.

    Sie können das Cmdlet Retry-Queue mit dem Parameter Resubmit verwenden, um zu veranlassen, dass die Nachrichten in der Warteschlange nochmals an die Übermittlungswarteschlange übermittelt werden und den Kategorisierungsprozess erneut durchlaufen. Sie können Nachrichten, die den folgende Status besitzen, manuell erneut übermitteln:

    • Postfachzustellungswarteschlangen oder Remotezustellungswarteschlangen, die den Status Wiederholen aufweisen. Die Nachrichten in den Warteschlangen dürfen nicht den Status Angehalten aufweisen.

    • Nachrichten in der Nicht erreichbar-Warteschlange, die nicht den Status Angehalten aufweisen.

    • Nachrichten in der Warteschlange für nicht verarbeitete Nachrichten.

    Weitere Informationen finden Sie unter Erneutes Übermitteln von Nachrichten in Warteschlangen.

  • Nachricht anhalten   Diese Aktion verhindert vorübergehend die Zustellung einer Nachricht. Über diese Aktion können Sie die Zustellung einer Nachricht an alle Empfänger in einer bestimmten Warteschlange oder an alle Empfänger in allen Warteschlangen anhalten. Weitere Informationen finden Sie unter Anhalten von Nachrichten.

  • Nachricht fortsetzen   Diese Aktion hebt das Anhalten der Nachricht auf und ermöglicht die Fortsetzung der Zustellung von in der Warteschlange abgelegten Nachrichten. Über diese Aktion können Sie die Zustellung einer Nachricht an alle Empfänger in einer bestimmten Warteschlange oder an alle Empfänger in allen Warteschlangen fortsetzen. Sie können diese Aktion auch verwenden, um Nachrichten aus der Warteschlange für nicht verarbeitete Nachrichten erneut zu übermitteln. Weitere Informationen finden Sie unter Fortsetzen von Nachrichten.

  • Nachricht entfernen   Diese Aktion verhindert endgültig die Zustellung einer Nachricht. Über diese Aktion können Sie die Zustellung einer Nachricht an beliebige Empfänger in einer angegebenen Warteschlange oder an alle Empfänger in allen Warteschlangen verhindern. Sie können diese Aktion auch so konfigurieren, dass ein Unzustellbarkeitsbericht an den Absender gesendet wird, wenn die Nachricht entfernt wird. Weitere Informationen finden Sie unter Entfernen von Nachrichten aus Warteschlangen.

  • Nachricht exportieren   Bei dieser Aktion wird eine Nachricht in den angegebenen Dateipfad kopiert. Die Nachricht wird nicht aus der Warteschlange gelöscht, sondern es wird eine Kopie der Nachricht an einem Dateispeicherort gespeichert. Dadurch können Administratoren oder andere Unternehmensverantwortliche die Nachrichten später untersuchen. Bevor Sie eine Nachricht exportieren, müssen Sie die Nachricht in der Warteschlange anhalten, damit während des Exportvorgangs die normale Zustellung nicht fortgesetzt wird. Das Exportformat ist mit E-Mail-Anwendungen wie Microsoft Office Outlook kompatibel. Speichern Sie die Nachricht im EML-Format, um sicherzustellen, dass das Betriebssystem die Daten mit einer E-Mail-Anwendung verknüpft. Weitere Informationen finden Sie unter Exportieren von Nachrichten aus Warteschlangen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen hierzu finden Sie unter den folgenden Themen: