Behandlung von Problemen der langsamen Verarbeitung von RPC-Anforderungen

 

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2008-11-12

Bei Verwendung von Microsoft Office Outlook im MAPI-Modus führt Outlook Clientvorgänge als RPCs (Remote Procedure Call) zwischen Client und Server aus. Wenn der Benutzer den Onlinemodus verwendet, treten diese RPCs synchron auf. Jegliche Verzögerung durch den Server bei der Ausführung dieser synchronen Anforderungen wirkt sich direkt auf die Reaktionszeiten beim Benutzer sowie die Reaktionszeiten von Outlook aus. Im Gegensatz hierzu werden die meisten Vorgänge bei Betrieb im Cachemodus mit der lokalen Postfachkopie des Benutzers ausgeführt oder in Form von asynchronen RPCs (im Hintergrund) an den Server gesendet. Im Allgemeinen wirken sich asynchrone RPCs nicht auf die Reaktionszeiten oder die Gesamtleistung des Outlook-Clients aus.

Wenn der Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst zum ersten Mal auf einem Server gestartet wird, registriert er sich beim RPC-Dienst und erhält eine Zuweisung von 500 RPC-Threads. Clients stellen im Rahmen des alltäglichen Betriebs Verbindungen mit einzelnen Threads her und unterbrechen diese Verbindungen wieder. Dies beinhaltet das Lesen und Senden von E-Mails, das Erstellen von Terminen und Aufgaben sowie das Anzeigen von Kalendern. Der Leistungsindikator "MSExchangeIS\RPC-Anforderungen" zeigt an, wie viele Threads zurzeit verwendet werden (im "Besitz" von Clients sind). Der Leistungsindikator "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." gibt die Anzahl der Vorgänge wieder, die der Server in der letzten Sekunde empfangen hat. Wen die Anzahl der RPC-Anforderungen im Laufe der Zeit ständig zunimmt, ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Server Clientvorgänge nicht schnell genug verarbeiten kann. Wenn der Leistungsindikator "MSExchangeIS\RPC-Anforderungen" den Wert 500 erreicht, sind alle RPC-Threads verbraucht, und Clients können erst wieder neue Anforderungen an den Server senden, nachdem alle Vorgänge eines vorhandenen Threads abgeschlossen und dieser Thread freigegeben wurde.

Da der Leistungsindikator "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." die aktuelle Arbeitslast eines Servers wiedergibt, eignet er sich besonders für die Identifizierung von Engpässen bei der Exchange-Verarbeitung, insbesondere wenn Administratoren die erwarteten Werte für ihre Server während Spitzenauslastungszeiten sowie im Normalbetrieb kennen. Server, die bei Empfang von 300 RPC-Vorgängen pro Sekunde eine akzeptable Leistung zeigen, bekommen möglicherweise Probleme bei 1500 RPC-Vorgängen pro Sekunde. Administratoren sollten immer den Indikator "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." überwachen und Veränderungen dieses Werts mit der Anzahl von RPC-Anforderungen in Beziehung setzen.

Wenn sich bei Clients eine schlechte Exchange-Leistung bemerkbar macht, und die Indikatoren "MSExchangeIS\RPC-Anforderungen" und "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." beide niedrig oder Null sind, ist dies ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Engpass nicht auf dem Server zu finden ist. Das Problem hierbei ist, dass ein außerhalb des Servers liegender Einfluss verhindert, dass Informationen den Server überhaupt erreichen. Administratoren sollten die Active Directory-Leistung, Netzwerkleistung, Clientkonfiguration und andere Bereiche prüfen, die dazu führen können, dass Daten den Servercomputer mit Exchange nicht erreichen.

Wenn "MSExchangeIS\RPC-Anforderungen" stetig ansteigt, während "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." relativ konstant bleibt, deutet dies darauf hin, dass der Server die vorhandene Arbeitslast nicht verarbeiten kann. Administratoren sollten die Hardwarekomponenten, einschließlich des physikalischen Arbeitsspeichers, des Speichers und der Prozessorfunktionen, überprüfen oder die Anzahl der Benutzer auf dem Server verringern.

Wenn "MSExchangeIS\RPC-Anforderungen" stetig ansteigt, aber "MSExchangeIS\RPC-Vorgänge/Sek." stetig fällt, deutet dies darauf hin, dass der Servercomputer mit Exchange die Quelle des Engpasses ist. In diesem Fall verhindert etwas, dass der Informationsspeicher RPC-Vorgänge abschließen kann, wodurch die zugeordneten RPC-Threads zugewiesen bleiben. Bei steigender Zahl zugeordneter Threads stehen dem Server immer weniger Threads für neue Vorgänge zur Verfügung, sodass die Anzahl neuer Vorgänge sinkt. Wenn der Server schließlich die Zahl von 500 ausstehenden RPC-Anforderungen erreicht, werden neue RPC-Vorgänge zurückgewiesen. Dies wird im Allgemeinen durch einen ernsthaften physikalischen Ressourcenengpass (Arbeitsspeicher oder Datenträger) oder ein Verarbeitungsproblem innerhalb des Informationsspeichers oder einer integrierten Komponente (Antivirus, Journal usw.) verursacht.

Die folgende Tabelle enthält die wichtigsten Leistungsindikatoren für die Behandlung und Isolierung von Problemen mit der RPC-Verarbeitung.

Leistungsindikatoren für die RPC-Verarbeitung

Leistungsindikator Erwartete Werte

MSExchangeIS\RPC-Anforderungen

Zeigt die Anzahl von MAPI-RPC-Anforderungen an, die zurzeit vom Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst verarbeitet wird.

Der Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst kann bis zu 500 RPC-Anforderungen gleichzeitig unterstützen, bevor neue Clientanforderungen zurückgewiesen werden.

  • Sollte immer kleiner als 70 sein.

MSExchangeIS\Durchschnittl. RPC-Wartezeit

Zeigt die Wartezeit in Millisekunden als Durchschnitt aus allen RPC-Vorgängen der letzten 1024 RPC-Pakete an.

Informationen über die Auswirkungen eines Anstiegs der durchschnittlichen RPC-Gesamtwartezeit auf dem Server auf Clients finden Sie weiter unten in diesem Thema unter "Clienteinschränkung".

  • Dieser Wert sollte immer kleiner als 25 Millisekunden sein.

MSExchangeIS\RPC-Operationen/s

Zeigt die aktuelle Anzahl von RPC-Vorgängen an, die pro Sekunde an den Informationsspeicher gesendet werden.

  • Dies ist ein guter Indikator für die Clientaktivität und dient lediglich Informationszwecken.

MSExchangeIS\Anzahl langsamer RPC-Pakete

Zeigt die Anzahl der RPC-Pakete aus den letzten 1024 Paketen an, die Wartezeitenwerte über 2 Sekunden hatten.

  • Sollte immer kleiner als 2 sein. Bestimmte normale Vorgänge können länger als zwei Sekunden dauern, doch der Durchschnitt sollte immer unter 2 liegen.

Clientseitige Überwachung

Microsoft Office Outlook 2003 und Office Outlook 2007 enthalten zusätzliche, clientseitige Überwachungsfunktionen. Clientseitige Überwachung wird verwendet, um Clientfehler und Wartezeitenprobleme aufzuspüren. Sie können die clientseitige Überwachung auf einem Servercomputer mit Exchange aktivieren, indem Sie die Registrierung des Servers bearbeiten. Bei aktivierter clientseitiger Überwachung senden Outlook 2007- und Outlook 2003-Clients Daten an den Server auf Grundlage des Status und Zustands der Verbindung, wozu auch fehlerhafte RPC-Anforderungen und Fehlerzustände gehören. Diese Informationen werden auf dem Server gesammelt und in Ereignisprotokolleinträgen auf dem Server protokolliert. Ausführliche Anweisungen zum Aktivieren der clientseitigen Überwachung in Outlook finden Sie unter Aktivieren der clientseitigen Überwachung.

Clienteinschränkung

Exchange 2007 enthält ein neues Feature, bekannt als RPC-Clienteinschränkung, das Administratoren zur Unterstützung bei der Verwaltung der Leistungswahrnehmung beim Endbenutzer verfügbar ist. Die RPC-Clienteinschränkung wurde eingeführt, um Clientanwendungen daran hindern zu können, zu viele RPC-Vorgänge pro Sekunde an den Servercomputer mit Exchange zu senden, wodurch sonst die Servergesamtleistung sinken kann. Zu diesen Clientanwendungen gehören unter anderem Desktopsuchmaschinen, die alle Objekte im Postfach eines Benutzers durchsuchen, benutzerdefinierte Anwendungen für die Manipulation von Daten in Exchange-Postfächern, E-Mail-Archivierungsprogramme der Unternehmensklasse oder CRM-fähige Postfächer mit aktivierter automatischer E-Mail-Markierung. Die Clienteinschränkung ermöglicht es Exchange, die exklusive Belegung des Servers durch wenige Benutzer zu erkennen und zu verhindern. Wenn vom Servercomputer mit Exchange identifiziert wird, dass ein Client unverhältnismäßige Auswirkungen auf den Server hat, kann der Server eine Backoff-Anforderung an den Client senden, um die Leistungseinbußen des Servers zu mindern. Ausführliche Informationen zu den in Exchange 2007 verfügbaren Clienteinschränkungsfeatures finden Sie unter Grundlagen der Einschränkung von Clients.