Grundlegendes zu Verweisen auf Öffentliche Ordner

 

Gilt für: Exchange Server 2010 SP2, Exchange Server 2010 SP3

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2011-01-27

Wenn ein Benutzer mithilfe einer MAPI-Clientanwendung wie Microsoft Outlook auf einen Öffentlichen Ordner zugreift, ermittelt die Öffentliche Ordner-Datenbank, auf welches Öffentliche Ordner-Replikat der Client zugreifen soll. Dieser Prozess wird als Verweis bezeichnet. Wenn ein Replikat des angeforderten Inhalts auf dem Exchange-Server vorhanden ist, der die Clientanforderung verarbeitet, greift der Client auf das lokale Replikat zu. Wenn ein Benutzer eine Verbindung mit einer Öffentliche Ordner-Datenbank herstellt, die keine Kopie des vom Benutzer gesuchten Öffentliche Ordner-Inhalts enthält, wird der Benutzer zu einer anderen Öffentliche Ordner-Datenbank weitergeleitet, die eine Kopie des gewünschten Inhalts enthält. Wie in der folgenden Abbildung dargestellt, können Sie für Verweise auf Öffentliche Ordner eine benutzerdefinierte Kostenliste erstellen, um so den entstehenden Verweisdatenverkehr zu steuern.

Hinweis

Verweise auf Öffentliche Ordner besitzen einen zugehörigen Kostenwert. Die Werte liegen zwischen 1 und 100. Dieser Kostenwert wird zum Optimieren des Nachrichtenflusses verwendet. Insbesondere E-Mail-Nachrichten werden entsprechend dem niedrigsten Kostenwert geroutet. Wenn zwei oder mehr Routen mit den gleichen Kosten verfügbar sind, wird der Nachrichtenverkehr so gleichmäßig wie möglich zwischen ihnen aufgeteilt. Diese Kosten werden auch zum Berechnen der optimalen Route verwendet, die die Clientanwendung für den Zugriff auf Öffentliche Ordner auf Remoteservern verwenden kann.

Exchange Server 2010 sucht mithilfe der Standardkonfiguration für Verweise entsprechend der Struktur des Active Directory-Standorts Ihrer Organisation nach einem geeigneten Server. Um den Fluss von Benutzerdatenverkehr zu ändern, können Active Directory-Standortadministratoren jedoch diese Konfiguration umleiten, indem sie angeben, ob Verweise über bestimmte Connectors zulässig sind. Für Exchange 2010-Server können Sie außerdem eine Liste von Verweisservern angeben und jedem Server Routingkosten für die Umleitung von Serverdatenverkehr zuweisen. Sie können z. B. Verweise auf einen einzelnen Active Directory-Standort beschränken oder Verweise nur zwischen bestimmten Servern in jedem Active Directory-Standort zulassen.

Möchten Sie wissen, welche Verwaltungsaufgaben es im Zusammenhang mit Öffentlichen Ordnern gibt? Informationen hierzu finden Sie unter Verwalten von Öffentlichen Ordnern.

Ermitteln von Verweisen

Wenn ein Benutzer eine Verbindung mit Exchange herstellt und mithilfe einer MAPI-Clientanwendung den Zugriff auf einen Öffentlichen Ordner anfordert, sucht Exchange ein Inhaltsreplikat des Öffentlichen Ordners mithilfe der Informationen, die von der Öffentliche Ordner-Datenbank bereitgestellt werden, die der Postfachdatenbank des Benutzers zugeordnet ist. Die Öffentliche Ordner-Datenbank ruft die Replikatliste des angeforderten Ordners und gegebenenfalls Routing- und Kosteninformationen aus Active Directory-Standorte und -Dienste ab. Exchange sucht mithilfe des in der folgenden Abbildung dargestellten Verfahrens nach Inhaltsreplikaten.

Suche nach Inhaltsreplikaten

Vorgang für den Verweis von Clients an Replikate

Der Vorgang umfasst folgende Schritte:

  1. Der MAPI-Client stellt für den Zugriff auf die privaten Ordner des Benutzers eine Verbindung mit der Postfachdatenbank des Benutzers her. Der MAPI-Client stellt außerdem eine Verbindung mit dem Postfach des Benutzers her, um die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank für Informationen zur Öffentlichen Ordner-Hierarchie abzurufen. Weitere Informationen zum Festlegen der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank finden Sie unter Ändern der Standarddatenbank für Öffentliche Ordner für eine Postfachdatenbank.

  2. Der MAPI-Client versucht, den Inhalt für einen bestimmten Öffentlichen Ordner zu lesen. Zuerst wird der Inhalt in der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank abgefragt. Handelt es sich bei dieser Datenbank um ein Inhaltsreplikat des gewünschten Ordners, ist der Vorgang abgeschlossen.

  3. Befindet sich in der Öffentliche Ordner-Standarddatenbank kein Replikat, gibt Exchange eine Liste mit Replikaten an den Client zurück, die nach den Verbindungskosten dieses Servers für alle anderen aufgeführten Inhaltsreplikate sortiert ist. Verbindungskosten werden ermittelt, indem die Informationen über die Standortconnectorkosten der anderen in der Organisation befindlichen Postfachserver, auf denen sich eine Öffentliche Ordner-Datenbank befindet, aus Active Directory-Standorte und -Dienste abgefragt werden. Alternativ können Sie Kosten für andere Server angeben, indem Sie der Öffentlichen Ordner-Datenbank eine benutzerdefinierte Liste zum Außerkraftsetzen bereitstellen. Die an den Client zurückgegebene Liste enthält keine Server, für die die Kosten 500 übersteigen.

    Hinweis

    Kosteninformationen werden stündlich aktualisiert. Daher sind Änderungen an Active Directory-Standortkosten für maximal eine Stunde möglicherweise nicht verfügbar. Darüber hinaus sind auch Änderungen an der benutzerdefinierten Öffentliche Ordner-Liste, einschließlich ihrer Anfangskonfiguration und ihrer vollständigen Entfernung, für maximal eine Stunde nicht verfügbar. Auf Server, die in der benutzerdefinierten Liste der Öffentlichen Ordner nicht aufgeführt sind, wird von dem Server, auf dem sich die benutzerdefinierte Liste befindet, niemals verwiesen.

  4. Die MAPI-Clients versuchen, auf jedes in der Liste aufgeführte Replikat zuzugreifen, indem sie mit dem Server eine Verbindung herstellen, den Ordner suchen und dann versuchen, den Inhalt des Ordners zu lesen.

  5. Wenn ein Fehler auftritt, versucht der Client, auf den nächsten Replikatserver in der Liste zuzugreifen, bis der Client versucht hat, auf alle Replikatserver in der benutzerdefinierten Liste zuzugreifen.

    Hinweis

    Der MAPI-Client aktualisiert seine Verbindung erst, wenn die aktuelle Verbindung beendet ist. Kann ein bevorzugtes oder mit niedrigen Kosten verbundenes Replikat also nicht erreicht werden, versucht der Client, auf das nächste Replikat in der Liste zuzugreifen, dessen Verbindung mit hohen Kosten einhergehen kann. Wird der Server mit den niedrigen Kosten verfügbar, leitet der MAPI-Client die Verbindung erst an das Replikat mit den niedrigen Kosten um, nachdem sich der Benutzer ab und erneut beim MAPI-Client angemeldet hat.

Zuweisen von Kosten

Obwohl Exchange-Administratoren Verweise auf Öffentliche Ordner und Standortkosten erstellen können, wird diese Vorgehensweise nicht empfohlen, da für die maximalen Verweiskosten für Öffentliche Ordner, die von Exchange-Administratoren für eine Öffentliche Ordner-Datenbank festgelegt werden können, der Wert 100 gewählt werden kann. Indem die maximalen Verweiskosten für einen Server auf den Wert 100 festgelegt werden, kann der Server weiterhin für Verweise verwendet werden.

Stattdessen sollten Verweise auf Öffentliche Ordner und Standortkosten von einem Administrator bestimmt werden, der Mitglied der Gruppe Domänen-Admins oder der Gruppe Organisations-Admins in Active Directory ist. In Active Directory-Standorte und -Dienste kann ein Benutzer mit den Berechtigungen der Gruppen Domänen-Admins oder Organisations-Admins die Verweiskosten für Öffentliche Ordner auf bis zu 500 festlegen. Dieser höhere Kostenwert hilft dabei sicherzustellen, dass ein Server nicht für Verweise verwendet wird.

Hinweis

Zum Erstellen effizienter Verweise auf Öffentliche Ordner müssen Sie mit der Struktur des Active Directory-Standorts Ihrer Organisation vertraut sein. Weitere Informationen zu Routing, Active Directory-Standorten, Routingkosten sowie Sende- und Empfangsconnectors finden Sie unter Grundlegendes zum Nachrichtenrouting.

Ausführliche Anweisungen zum Konfigurieren eines Exchange 2010-Servers für die Verwendung einer bestimmten Liste mit Servern und Verweiskosten finden Sie unter Konfigurieren von Verweisen auf Öffentliche Ordner.

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