Komponenten auf Seiten des Enterprise-VoIP-Servers

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2009-06-15

Wenn Sie Enterprise-VoIP bereitstellen möchten, müssen Sie die Bereitstellung eines Office Communications Server 2007 R2-Vermittlungsservers planen, der die Signal- und Medienübertragung zwischen der internen Communications Server-Infrastruktur und dem Mediengateway oder dem SIP-Trunk (Session Initiation-Protokoll) handhabt. Sie benötigen auch ein Mediengateway (IP/PSTN), damit die Benutzer, die VoIP (Voice over IP) verwenden, Benutzer im Telefonfestnetz (Public Switched Telephone Network, PSTN) anrufen können. (Falls die Verbindung über einen SIP-Trunk hergestellt wird, ist kein Mediengateway erforderlich.)

Mediengateway

Das Festlegen der Anzahl, Größe und Standorte von Mediengateways ist möglicherweise die wichtigste und potenziell teuerste Entscheidung, die Sie bei der Planung Ihrer Enterprise-VoIP-Infrastruktur treffen müssen. Sie müssen dabei die folgenden Fragen beantworten:

  • Von welchem Typ sollen die bereitgestellten Gateways sein?
  • Wie viele Mediengateways sind erforderlich? Die Antwort hängt zumindest teilweise von der Größe und den geplanten Bereitstellungsorten der Gateways ab.
  • Wie groß sollen die Gateways sein? Die Antwort hängt zum Teil davon ab, wie viele Gateways Sie bereitstellen möchten und an welchem Ort.
  • Wo sollen sich die Gateways befinden? Die Antwort hängt zum Teil von der Topologie und der geografischen Verteilung Ihrer Organisation ab.

Dies bedeutet, dass keine der obigen Fragen unabhängig von den anderen beantwortet werden kann. Die Antworten auf alle vier Fragen hängen letztendlich davon ab, wie viel Telefondatenverkehr Sie erwarten und wie dieser Datenverkehr in Ihrer Organisation verteilt ist. Das ist jedoch nur ein Anfang – es sind sozusagen die Basisdaten. Sie müssen auch die Optionen für die Gatewaytopologie berücksichtigen.

Typ des bereitzustellenden Gateways

Communications Server bietet im Wesentlichen drei Optionen für die Bereitstellung eines Vermittlungsservers und Mediengateways:

  • Einfach. Diese Option umfasst ein Basismediengateway und einen getrennten Vermittlungsserver.
  • Einfach hybrid. Diese Option besteht aus einem hybriden Basismediengateway, bei dem ein Basismediengateway und ein Vermittlungsserver auf einem einzelnen Computer zusammengestellt werden.
  • Erweitert. Diese Option ist ein erweitertes Mediengateway, bei dem die Vermittlungsserverlogik in der Gatewaysoftware enthalten ist.

Ausführliche Informationen, einschließlich einer aktuellen Liste der qualifizierten Gateways für Communications Server finden Sie unter https://go.microsoft.com/fwlink/?LinkId=125757 (in englischer Sprache).

Tabelle 1. Vergleich zwischen Basisgateways und zusammengestellten Gateways

Gatewaytyp Vorteile Nachteile

Basismediengateway

Vorhandene Hardware kann möglicherweise als Vermittlungsserver verwendet werden.

Für die Installation, Konfiguration und Verwaltung des Vermittlungsservers ist zusätzlicher Aufwand erforderlich.

Hybrides Basismediengateway

Erfordert keinen separaten Vermittlungsserver.

Installation, Konfiguration und Verwaltung sind einfacher als für die Kombination aus einem Basismediengateway und einem Vermittlungsserver.

Keine

Erweitertes Mediengateway

Erfordert keinen separaten Vermittlungsserver. Installation, Konfiguration und Verwaltung sind einfacher als bei anderen Gatewaytypen.

Keine

Gatewaytopologien

Die beste Vorgehensweise zur Beantwortung der vier Hauptfragen für die Gatewaybereitstellung ist folgende:

  • Zählen der Standorte Ihrer Organisation
  • Schätzen des Datenverkehrs an jedem Standort
  • Bereitstellen von mindestens einem Gateway an jedem Standort, um den erwarteten Datenverkehr zu verarbeiten

Die folgende Abbildung zeigt die verteilte Gatewaytopologie, die Sie auf diese Weise erhalten.

Abbildung 1. Verteilte Gatewaytopologie
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Mit dieser Topologie werden alle Anrufe zwischen Mitarbeitern innerhalb jedes Standorts sowie zwischen den Standorten über das Intranet des Unternehmens weitergeleitet. Anrufe an das Telefonfestnetz werden über das IP-Unternehmensnetzwerk an die Gateways weitergeleitet, die dem Standort der Zielrufnummern am nächsten sind.

Was kann jedoch unternommen werden, wenn Ihre Organisation Dutzende, Hunderte oder sogar Tausende von Standorten unterstützt, die über einen oder mehrere Kontinente verteilt sind – was bei vielen Finanzinstituten und anderen großen Unternehmen der Fall ist? In solchen Fällen ist es nicht empfehlenswert, an jedem Standort ein separates Gateway bereitzustellen.

Um dieses Problem zu umgehen, stellen viele große Unternehmen ein oder mehrere große Telefonierechenzentren bereit, wie in der folgenden Abbildung gezeigt.

Abbildung 2. Topologie für Telefonierechenzentrum
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In dieser Topologie werden mehrere große Gateways, die für die vorherzusehende Benutzerauslastung ausreichend sind, in jedem Rechenzentrum bereitgestellt. Alle Anrufe bei Benutzern im Unternehmen werden durch den Telefonanbieter des Unternehmens an eines der Rechenzentren weitergeleitet. Die Routinglogik im Rechenzentrum bestimmt, ob der Anruf über das Intranet oder an das Telefonfestnetz weitergeleitet werden muss.

Die Platzierung eines Gateways an jedem Standort einerseits oder in einem einzigen Rechenzentrum andererseits sind die Extreme des Bereitstellungskontinuums. Sie können einzelne Gateways an mehreren Standorten und mehrere Gateways in einem Rechenzentrum in fast allen denkbaren Kombinationen bereitstellen. Die beste Lösung hängt im Einzelfall von einer Reihe organisationsspezifischer Faktoren ab.

Gatewaystandort

Auch der Gatewaystandort bestimmt möglicherweise, welche Typen von Gateways Sie auswählen und wie Sie diese konfigurieren können. Es gibt Dutzende von PSTN-Protokollen, von denen keines weltweiter Standard ist. Wenn sich alle Ihre Gateways in einem einzigen Land bzw. einer einzigen Region befinden, stellt dies kein Problem dar. Wenn Sie jedoch Gateways in mehreren Ländern/Regionen platzieren, muss jedes Gateway gemäß den dort verwendeten PSTN-Standards konfiguriert werden. Außerdem sind die Gateways, die beispielsweise für den Betrieb in Kanada zugelassen sind, möglicherweise nicht in Indien, Brasilien oder der Europäischen Union zugelassen.

Größe und Anzahl der Gateways

Die Größe der Mediengateways, deren Bereitstellung für die meisten Organisationen in Betracht kommt, liegt im Bereich von 2 bis 960 Ports. (Es gibt sogar größere Gateways; diese werden jedoch hauptsächlich von Telefonanbietern verwendet.) Um zu schätzen, wie viele Ports in Ihrer Organisation benötigt werden, beachten Sie die folgenden Richtlinien:

  • Wenn wenig telefoniert wird (ein PSTN-Anruf pro Stunde), sollten Sie einen Port pro 15 Benutzer zuordnen. Wenn beispielsweise 20 Benutzer vorhanden sind, benötigen Sie ein Gateway mit zwei Ports.
  • Wenn mäßig viel telefoniert wird (zwei PSTN-Anrufe pro Stunde), sollten Sie einen Port pro 10 Benutzer zuordnen. Wenn beispielsweise 100 Benutzer vorhanden sind, benötigen Sie insgesamt 10 Ports, die Sie auf einem oder auf mehreren Gateways zuordnen können.
  • Wenn viel telefoniert wird (mindestens drei PSTN-Anrufe pro Stunde), sollten Sie einen Port pro 5 Benutzer zuordnen. Wenn beispielsweise 47.000 Benutzer vorhanden sind, benötigen Sie insgesamt 9.400 Ports, die Sie auf mindestens 10 großen Gateways zuordnen sollten.
  • Zusätzliche Ports können erworben werden, wenn die Benutzeranzahl oder der Umfang des Datenverkehrs in Ihrer Organisation anwächst.

Für jede zu unterstützende Benutzeranzahl können Sie entweder wenige größere Gateways oder mehrere kleine bereitstellen. Prinzipiell werden für jede Organisation mindestens zwei Gateways empfohlen, für den Fall, dass ein Gateway ausfällt. Die darüber hinausgehende Anzahl und Größe der von einer Organisation bereitgestellten Gateways kann ganz unterschiedlich sein und sollte anhand einer sorgfältigen Analyse des Telefon-Datenverkehrsumfangs der jeweiligen Organisation bestimmt werden.

Jedes bereitgestellte Basismediengateway muss über mindestens einen zugehörigen Vermittlungsserver verfügen. Es ist zwar möglich (allerdings nicht empfehlenswert), ein Gateway so zu konfigurieren, dass es auf mehrere Vermittlungsserver verweist, ein Vermittlungsserver kann jedoch immer nur auf ein Mediengateway zeigen.

Ausführliche Informationen zu spezifischen Hardwareanforderungen finden Sie unter Anforderungen an interne Office Communications Server-Komponenten und Kapazitätsplanung.

Dd441273.note(de-de,office.13).gifHinweis:
Das hybride Basismediengateway wird so konfiguriert, dass es nur mit dem zugehörigen Vermittlungsserver funktioniert. Es sollte daher auf keinen anderen Vermittlungsserver verweisen.

SIP-Trunking

Mit Office Communications Server 2007 R2 kann ein Unternehmen das Sprachnetzwerk mit einem Dienstanbieter verbinden, der die Aufnahme und die Beendigung im Telefonfestnetz anbietet, sodass die Bereitstellung von Enterprise-VoIP einfacher und kostengünstiger wird. Diese Funktion, die zu den in der Telekommunikationsbrache als "SIP-Trunking" bezeichneten Funktionen gehört, bedeutet, dass die Unternehmen für PSTN-Verbindungen keine IP-PSTN-Gateways (mit oder ohne Vermittlungsserver) bereitstellen müssen.

Das SIP-Trunking (Session Initiated-Protokoll) von Office Communications Server 2007 R2 ermöglicht die folgenden Szenarien:

  • Ein Benutzer eines Unternehmens innerhalb oder außerhalb der Unternehmensfirewall kann ein Orts- oder Ferngespräch über eine E.164-kompatible Nummer führen, das im Telefonfestnetz als Dienst des entsprechenden Dienstanbieters beendet wird.
  • Jeder PSTN-Teilnehmer kann einen Benutzer in einem Unternehmen innerhalb oder außerhalb der Unternehmensfirewall erreichen, indem er eine DID-Nummer (Direct Inward Dialing) wählt, die dem Benutzer im Unternehmen zugeordnet ist.

Ausführliche Informationen zum SIP-Trunking finden Sie unter Topologie für das SIP-Trunking in der technischen Übersicht im Dokumentationsabschnitt "Erste Schritte".

Exchange Unified Messaging

Wenn Ihre Organisation auch plant, Exchange Server 2007 SP1 Unified Messaging zu verwenden, müssen Sie die folgenden Exchange Server 2007 SP1-Serverrollen bereitstellen: Unified Messaging, Hubtransport, Clientzugriff und Postfach. Diese Serverrollen können in derselben oder einer anderen Gesamtstruktur wie Communications Server 2007 bereitgestellt werden. Ausführliche Informationen, einschließlich technischer Anforderungen für diese Serverrollen, finden Sie im Abschnitt Integration von Exchange Server Unified Messaging. Ausführliche Informationen zum Bereitstellen von Exchange 2007 finden Sie in der Produktdokumentation zu Exchange Server 2007 unter https://go.microsoft.com/fwlink/?LinkID=139372 (in englischer Sprache).

Neue Konfigurationsoptionen des Vermittlungsservers

In Office Communications Server 2007 R2 werden zwei neue WMI-Einstellungen (Windows Management Instrumentation) für den Vermittlungsserver eingeführt. Durch die erste neue Einstellung wird angegeben, wie der Vermittlungsserver E.164-Rufummern in ausgehenden Anrufen verarbeitet. Durch die zweite neue Einstellung wird die Dienstqualität-Markierung (Quality of Service, QoS) auf dem Vermittlungsserver aktiviert.

Verarbeitung von E.164-Rufnummern in ausgehenden Anrufen

Bei E.164-Rufnummern im Anforderungs-URI (Uniform Resource Identifier) für ausgehende Anrufe ist ein Pluszeichen (+) als Präfix vorangestellt. Bei den meisten Nebenstellenanlagen (Private Branch Exchange, PBX) werden solche Rufnummern problemlos verarbeitet. Bestimmte Nebenstellenanlagen akzeptieren jedoch keine Rufnummern, denen ein Pluszeichen als Präfix vorangestellt ist.

Um die Interoperabilität mit diesen Nebenstellenanlagen sicherzustellen, verfügt der Vermittlungsserver über eine neue WMI Boolean-Einstellung namens RemovePlusFromRequestURI, die zwei Werte annimmt: TRUE oder FALSE. Wenn Ihre Nebenstellenanlage keine Rufnummern akzeptiert, denen ein Pluszeichen als Präfix vorangestellt ist, muss der Wert der WMI-Einstellung auf TRUE festgelegt werden. Daraufhin entfernt der Vermittlungsserver das Pluszeichen von einem Anforderungs-URI für ausgehende Anrufe. Die Standardeinstellung lautet FALSE. Bei dieser Einstellung übergibt der Vermittlungsserver den Anforderungs-URI, den An-URI und den Von-URI der ausgehenden INVITE-Anforderung unverändert.

Aktivieren von QoS auf dem Vermittlungsserver

Der Vermittlungsserver verfügt über eine neue WMI Boolean-Einstellung namens QoSEnabled, die zwei Werte annimmt: TRUE oder FALSE. Durch diese Einstellung wird die QoS-Markierung auf dem Vermittlungsserver aktiviert. Wenn diese Einstellung auf TRUE festgelegt ist, führt der Vermittlungsserver eine DSCP-Markierung (Differentiated Services Code Point) für Sprachpakete durch. Der Standardwert ist FALSE.

In einem für die Sprachübertragung verwendeten Netzwerk ist keine Paketpriorisierung notwendig. Wenn Sie jedoch bei der Bandbreitenkapazität nicht sicher sind, wird durch diese QoS-Einstellung selbst bei weniger guten Bedingungen eine gute Sprachqualität sichergestellt.

Verbesserte Verarbeitung von privaten Nummern (Nicht-DID-Nummern)

Durch zwei Verbesserungen bei der Verarbeitung privater Nummern (Nicht-DID-Nummern) in Office Communications Server 2007 R2 wird Folgendes ermöglicht:

  • Kompatibilität mit Nebenstellenanlagen oder anderen Downstreamkomponenten, die das Pluszeichen in Anforderungs-URIs nicht unterstützen.
  • Unterstützung privater Nummernpläne, bei denen die Eigenschaft msRTCSIP-Line in Active Directory-Domänendiensten (Active Directory Domain Services, AD DS) nicht das E.164-Format aufweisen muss.

Kompatibilität mit Nebenstellenanlagen, die das Pluszeichen nicht unterstützen

Bei E.164-Rufnummern im Anforderungs-URI ausgehender Anrufe von Office Communications Server 2007 R2 ist standardmäßig ein Pluszeichen als Präfix vorangestellt. Bei den meisten Nebenstellenanlagen werden solche Rufnummern problemlos verarbeitet. Bestimmte Nebenstellenanlagen akzeptieren jedoch keine Rufnummern, denen ein Pluszeichen als Präfix vorangestellt ist, und leiten diese Anrufe nicht korrekt weiter.

Außerdem entsprechen die From-Header eingehender Anrufe von einigen Nebenstellenanlagen nicht RFC 3966, da ihnen kein Pluszeichen als Präfix vorangestellt ist. Microsoft Office Communicator kann diese Nummern nicht in den richtigen Benutzer auflösen.

Um die Interoperabilität mit diesen Nebenstellenanlagen sicherzustellen, verfügt Office Communications Server 2007 R2 über eine neue Vermittlungsservereinstellung für WMI namens RemovePlusFromRequestURI. Diese Einstellung kann auf TRUE oder FALSE festgelegt werden. Der Standardwert ist FALSE.

  • Wenn eine Downstream-Nebenstellenanlage des Office Communications Server 2007 R2-Vermittlungsservers keine Nummern mit einem Pluszeichen als Präfix akzeptiert, legen Sie den Wert von RemovePlusFromRequestURI auf TRUE fest. Daraufhin entfernt der Vermittlungsserver die Pluszeichen von Anforderungs-URIs ausgehender Anrufe. Außerdem werden die Pluszeichen von den An- und Von-URIs entfernt.
  • Wenn die Downstream-Nebenstellenanlage Nummern akzeptiert, denen ein Pluszeichen als Präfix vorangestellt ist, belassen Sie den Wert von RemovePlusFromRequestURI bei der Standardeinstellung FALSE. Der Vermittlungsserver von Office Communications Server 2007 gibt dann die Anforderungs-URIs, die To-URIs und die From-URIs unverändert (d. h. mit Pluszeichen) weiter.

Unterstützung privater Nummernpläne

In Office Communications Server 2007 R2 wird auch die Unterstützung privater Nummernpläne durch Normalisieren der From-Header eingeführt, die nicht das E.164-Format aufweisen. Wenn das Ergebnis dieser Normalisierung nicht das E.164-Format aufweist, fügt Office Communications Server 2007 R2 einen P-Asserted-ID-Header mit dem phone-context-Wert enterprise ein, um die Benutzersuche in Office Communicator 2007 R2 zu aktivieren. Wenn der URI jedoch bereits den phone-context-Wert enterprise enthält, wird der From-Header von Office Communications Server 2007 R2 nicht normalisiert.