VoIP-Routen

 

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2011-08-18

Anrufrouten legen fest, wie die Microsoft Lync Server 2010-Kommunikationssoftware ausgehende Anrufe verarbeitet, die von Enterprise-VoIP-Benutzern getätigt werden. Wenn ein Benutzer eine Nummer wählt, normalisiert der Front-End-Server die Wählzeichenfolge bei Bedarf, indem er diese in das E.164-Format übersetzt und versucht, sie einem SIP-URI zuzuordnen. Wenn keine Zuordnung möglich ist, wendet der Server eine auf der Nummer basierende Routinglogik für ausgehende Anrufe an. Der letzte Schritt zum Definieren der Logik besteht darin, eine separate benannte Anrufroute für jeden Satz von Zielrufnummern zu erstellen, die in den Wähleinstellungen aufgeführt sind.

Vor dem Definieren von Routen für ausgehende Anrufe sollten Sie die folgenden Schritte abschließen:

  • Stellen Sie einen oder mehrere PSTN-Gateways oder SIP-Trunking-Verbindungen sowie Lync Server 2010-Vermittlungsserver bereit.

  • Erstellen Sie nach Bedarf Wähleinstellungen für Standorte, Einzelpersonen und Kontaktobjekte.

  • Erstellen Sie PSTN-Verwendungsdatensätze (Public Switched Telephone Network, Telefonfestnetz)

Sie müssen außerdem eine oder mehrere VoIP-Richtlinien erstellen und zuweisen, um das Routen ausgehender Anrufe zu aktivieren. Diese Aufgabe kann entweder vor oder nach der Definition ausgehender Anrufrouten durchgeführt werden.

Für jede Route müssen Sie Folgendes angeben:

  • Einen Namen, mit dem diese leicht identifiziert werden kann

  • Eine optionale Beschreibung in Fällen, in denen der Name allein möglicherweise nicht als Beschreibung der Route ausreicht

  • Den regulären Ausdruck für das Vergleichsmuster, das die Zielrufnummern identifiziert, auf welche die Route angewendet wird, sowie Ausnahmen, auf die das Vergleichsmuster nicht angewendet wird

  • Den FQDN eines oder mehrerer Gateways, die Sie der Route zuweisen möchten

  • Die PSTN-Verwendungsdatensätze, über die Benutzer verfügen müssen, um Rufnummern anzurufen, die dem regulären Ausdruck für die Zielrufnummer entsprechen

Sie können Anrufrouten in der Microsoft Lync Server 2010-Systemsteuerung festlegen. Diese Anrufrouten werden in die Serverroutingtabelle eingetragen, welche von Lync Server zum Routen von Anrufen an das PSTN verwendet wird.

Unterstützung für mehrere Gateways

Lync Server 2010 bietet eine verbesserte Flexibilität bei der Bereitstellung von PSTN-Gateways. Ein bestimmtes Gateway kann mehreren Anrufrouten zugewiesen und einem Vermittlungsserver oder einem Pool von Vermittlungsservern zugeordnet werden. Mehrere Gateways können entweder einem einzelnen Vermittlungsserver oder mit einem Pool von Vermittlungsservern zugeordnet werden. Wenn Sie eine Anrufroute definieren, geben Sie die Gateways an, die dieser Route zugeordnet sind. Sie geben jedoch nicht an, welche Vermittlungsserver dieser Route zugeordnet sind. Stattdessen verwenden Sie den Topologie-Generator zum Zuordnen von Gateways, und somit Routen, zu Vermittlungsservern. Mit anderen Worten: Das Routing legt fest, welches Gateway für einen Anruf verwendet wird, und der dem Gateway zugeordnete Vermittlungsserver verarbeitet den Anruf.

Kostenoptimierter Verbindungsaufbau

Durch das Festlegen von PSTN-Gateways, an die verschiedene Rufnummern weitergeleitet werden, können Sie die Routen bestimmen, die die geringsten Kosten verursachen, und sie entsprechend implementieren. Normalerweise legen Sie Gateways fest, indem Sie die Route mit der geringsten Entfernung zum Standort der Zielrufnummer auswählen, um die Gebühren für Ferngespräche möglichst gering zu halten. Wenn Sie sich z. B. in New York befinden und eine Rufnummer in Rom wählen, leiten Sie den Anruf über das IP-Netzwerk an das Gateway in Ihrer Niederlassung in Rom weiter, sodass nur Gebühren für ein Ortsgespräch anfallen.

Das folgende Beispiel zeigt eine Verwendungsmöglichkeit des kostenoptimierten Verbindungsaufbaus: Fabrkam beschließt, dass deutsche Benutzer Rufnummern in den USA über das US-Gateway wählen sollen. Fabrkam möchte das System außerdem so konfigurieren, dass alle Anrufe von Lync Server-Benutzern in den USA nach Deutschland und die Nachbarländer/-regionen am deutschen Gateway eingehen sollen. Durch dieses Routing wird Geld gespart, da ein Anruf von Deutschland nach Österreich beispielsweise weniger kostspielig ist als ein Anruf aus den USA nach Österreich.

Übersetzen ausgehender Wählzeichenfolgen

Wie in vorherigen Versionen erfordert auch Lync Server 2010 eine Normalisierung aller Wählzeichenfolgen in das E.164-Format, um eine umgekehrte Nummernsuche durchführen zu können. Downstreamkomponenten wie beispielsweise Gateways, Nebenstellenanlagen oder SIP-Trunks erfordern jedoch möglicherweise Nummern in lokalen Wählformaten. Daher war es in Microsoft Office Communications Server 2007 R2 gelegentlich erforderlich, Downstreamkomponenten individuell zu konfigurieren oder Anrufe sogar umzuleiten, damit E.164-Wählzeichenfolgen akzeptiert wurden. In Lync Server 2010 dagegen können Sie eine oder mehrere Regeln erstellen, mit denen der Anforderungs-URI vor der Weiterleitung an das Gateway geändert wird. Sie können beispielsweise eine Regel erstellen, mit der das Präfix +44 aus einer Wählzeichenfolge entfernt und durch 0144 ersetzt wird.

Bei der Planung, welche und wie viele Gateways einem bestimmten Vermittlungsservercluster zugeordnet werden sollen, kann es nützlich sein, Gateways mit ähnlichen lokalen Wählanforderungen zu gruppieren, um die Anzahl erforderlicher Übersetzungsregeln und den Zeitaufwand für das Schreiben dieser Regeln zu reduzieren.

Konfigurieren der Anrufer-ID

Lync Server 2010 bietet eine Möglichkeit zum Ändern der Anrufer-ID für ausgehende Anrufe. Wenn eine Organisation beispielsweise die direkten Durchwahlen der Mitarbeiter maskieren und durch die allgemeine Nummer des Unternehmens oder der Abteilung ersetzen möchte, kann ein Administrator jetzt mithilfe der Microsoft Lync Server 2010-Systemsteuerung die Anrufer-ID unterdrücken und sie durch eine angegebene alternative Anrufer-ID ersetzen. Bei der Planung der Routinglogik sollten Sie zumindest erwägen, ob die Ersetzung der Anrufer-ID für bestimmte Einzelpersonen, Gruppen oder Standorte oder sogar für alle Mitarbeiter wünschenswert ist.

noteHinweis:
Für Anrufe, die über das Telefonfestnetz (PSTN) umgeleitet werden, wird die allgemeine Anrufer-ID anstelle der ursprünglichen Anrufer-ID angezeigt. Dies kann dazu führen, dass "Nicht stören"- oder Privatsphäreeinstellungen umgangen werden, die der angerufene Teilnehmer möglicherweise festgelegt hat.

Zusätzliche Routinglogik

Beachten Sie bei der Erstellung von Routen für ausgehende Anrufe die folgenden Faktoren, die sich auf die Routinglogik auswirken:

  • Wenn die im Anforderungs-URI angegebene Domäne nicht für das Unternehmen unterstützt wird, verarbeitet die Ausgangsroutingkomponente auf dem Server den Anruf nicht. Beispielsweise wird in einigen Szenarien, in denen ein Anruf über eine Partnerverbundgrenze hinweg eingerichtet wird, die Domäne im URI für das Routing des Anrufs an das Unternehmen verwendet, das die Ausgangsroutinglogik anwendet.

  • Wenn für einen Benutzer Enterprise-VoIP nicht aktiviert ist, wendet der Server eine andere geeignete Routinglogik an.

  • Wenn der Anruf an ein vollständig besetztes Gateway (bei dem alle Trunkleitungen belegt sind) geroutet wird, weist das Gateway den Anruf zurück, und die Ausgangsroutingkomponente leitet ihn an die Route mit den zweitgeringsten Kosten um. Dies sollte sorgfältig bedacht werden, da ein Gateway, dessen Größe auf ein kleines Büro in Europa (im Beispiel: Zürich) ausgerichtet ist, möglicherweise einen umfangreichen nicht lokalen Datenverkehr für Auslandsgespräche mit der Schweiz übertragen muss. Wenn das Gateway nicht die richtige Größe für diesen zusätzlichen Datenverkehr aufweist, werden Anrufe aus den USA in die Schweiz möglicherweise über ein Gateway in Deutschland weitergeleitet, was höhere Telefongebühren bedeutet.