Wähleinstellungen und Normalisierungsregeln

 

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2012-10-14

Wähleinstellungen sind benannte Sätze aus Normalisierungsregeln, mit deren Hilfe Telefonnummern als Bestandteil der Telefonautorisierung und Anrufweiterleitung für einen benannten Standort, einzelne Benutzer oder Kontaktobjekte in ein einzelnes Standardformat (E.164) übersetzt werden.

Normalisierungsregeln definieren das Routing von Rufnummern in unterschiedlichen Formaten für den benannten Standort, Benutzer oder das Kontaktobjekt. Ein und dieselbe Wählzeichenfolge kann je nach Standort, an dem sie gewählt wurde, und je nach Person oder Kontaktobjekt, die bzw. das den Anruf tätigt, unterschiedlich interpretiert und übersetzt werden.

Bereich für Wähleinstellungen

Der Bereich von Wähleinstellungen bestimmt die Hierarchieebene, auf der die Wähleinstellungen angewendet werden. In Lync Server 2010 können einem Benutzer bestimmte Wähleinstellungen auf Benutzerebene zugewiesen werden. Wenn keine Wähleinstellungen zugewiesen wurden, werden die Wähleinstellungen des Registrierungspools angewendet. Sind keine Wähleinstellungen des Registrierungspools vorhanden, werden die Wähleinstellungen des Standorts angewendet. Wenn für den Benutzer keinerlei bestimmte Wähleinstellungen gelten, werden die globalen Wähleinstellungen angewendet.

Clients rufen die Bereichsebene für Wähleinstellungen durch In-Band-Bereitstellungseinstellungen ab, die bereitgestellt werden, wenn Benutzer sich bei Lync Server anmelden. Als Administrator können Sie Bereichsebenen für Wähleinstellungen über die Lync Server-Systemsteuerung verwalten und zuweisen.

noteHinweis:
Die PSTN-Gateway-Wähleinstellungen auf Dienstebene werden auf eingehende Anrufe von einem bestimmten Gateway angewendet.

Bereichsebenen für Wähleinstellungen werden folgendermaßen definiert

  • Benutzerwähleinstellungen: Diese Einstellungen können einzelnen Benutzern, Gruppen oder Kontaktobjekten zugewiesen werden. Sprachanwendungen können Wähleinstellungen pro Benutzer suchen und verwenden, wenn für "phone-context" der Wert "user-default" empfangen wird. Damit Wähleinstellungen zugewiesen werden können, wird ein Kontaktobjekt wie ein Einzelbenutzer behandelt.

  • Poolwähleinstellungen: Diese Einstellungen können auf Dienstebene von jedem PSTN-Gateway oder jeder Registrierung in Ihrer Topologie erstellt werden. Zum Definieren von Poolwähleinstellungen müssen Sie den Dienst (PSTN-Gateway oder Registrierungspool) angeben, auf den die Wähleinstellungen angewendet werden sollen.

  • Standortwähleinstellungen: Diese Einstellungen können für einen gesamten Standort erstellt werden, mit Ausnahme von jeglichen Benutzern, Gruppen oder Kontaktobjekten, denen Pool- oder Benutzerwähleinstellungen zugewiesen wurden. Zum Definieren von Standortwähleinstellungen müssen Sie den Standort angeben, für den die Wähleinstellungen angewendet werden sollen.

  • Globale Wähleinstellungen: Dies sind die mit dem Produkt installierten Standardwähleinstellungen. Sie können die globalen Wähleinstellungen bearbeiten, nicht jedoch löschen. Diese Wähleinstellungen gelten für alle Enterprise-VoIP-Benutzer, -Gruppen und -Kontaktobjekte in Ihrer Bereitstellung, es sei denn, Sie konfigurieren Wähleinstellungen mit einem spezifischeren Bereich und weisen diese zu.

Planen von Wähleinstellungen

Zum Planen von Wähleinstellungen müssen folgende Aufgaben ausgeführt werden:

  • Auflisten aller Standorte, an denen sich eine Niederlassung Ihrer Organisation befindet.

    Die Liste muss aktuell und vollständig sein. Sie muss immer wieder überprüft werden, wenn sich die Unternehmensorganisation weiterentwickelt. Bei einem großen internationalen Unternehmen mit zahlreichen kleinen Zweigstellen kann diese Aufgabe sehr zeitaufwendig sein.

  • Identifizieren gültiger Rufnummernmuster für jeden Standort.

    Der zeitaufwendigste Teil der Planung Ihrer Wähleinstellungen besteht darin, die gültigen Rufnummernmuster für jeden Standort zu identifizieren. In einigen Fällen können Sie möglicherweise Normalisierungsregeln, die Sie für einen Satz mit Wähleinstellungen erstellt haben, in andere Wähleinstellungen kopieren, insbesondere dann, wenn sich die zugehörigen Standorte auf demselben Kontinent oder sogar im selben Land bzw. in derselben Region befinden. In anderen Fällen genügt es möglicherweise, die Rufnummern in einem Satz mit Wähleinstellungen geringfügig zu ändern, um sie auch in anderen Wähleinstellungen verwenden zu können.

  • Entwickeln eines organisationsweiten Schemas für die Benennung von Wähleinstellungen.

    Das Erstellen eines Standardbenennungsschemas stellt die Konsistenz innerhalb der gesamten Organisation sicher und vereinfacht Wartung und Updates.

  • Entscheiden, ob für einen einzelnen Standort mehrere Wähleinstellungen erforderlich sind.

    Wenn Ihre Organisation über einen Satz mit Wähleinstellungen für mehrere Standorte verfügt, müssen Sie möglicherweise dennoch separate Wähleinstellungen für Enterprise-VoIP-Benutzer erstellen, die von einer Nebenstellenanlage migriert werden und ihre vorhandenen Durchwahlnummern behalten müssen.

  • Entscheiden, ob Wähleinstellungen auf Benutzerebene erforderlich sind. Wenn beispielsweise Benutzer am zentralen Standort registriert sind, sich jedoch an einem Zweigstellenstandort befinden, oder wenn Benutzer bei einer Survivable Branch Appliance registriert sind, können Sie spezielle Wählszenarien mit benutzerbezogenen Wähleinstellungen und Normalisierungsregeln unterstützen. Ausführliche Informationen finden Sie unter Anforderungen für die Ausfallsicherheit an Zweigstellenstandorten.

  • Ermitteln des Wähleinstellungsbereichs (wie weiter oben in diesem Thema beschrieben).

Zum Erstellen von Wähleinstellungen geben Sie mithilfe der Lync Server-Systemsteuerung oder der Lync Server-Verwaltungsshell nach Bedarf Werte für die folgenden Felder an.

Name und einfacher Name

Bei Benutzerwähleinstellungen sollten Sie einen beschreibenden Namen für die Benutzer, Gruppen oder Kontaktobjekte angeben, denen die Wähleinstellungen zugewiesen werden. Für Standortwähleinstellungen ist das Feld "Name" bereits mit dem Namen des Standorts aufgefüllt und kann nicht geändert werden. Für Poolwähleinstellungen ist das Feld "Name" bereits mit dem Namen des PSTN-Gateways oder des FQDN des Front-End-Pools aufgefüllt und kann nicht geändert werden.

Die Wähleinstellungen Einfacher Name sind bereits mit einer vom Namen der Wähleinstellungen abgeleiteten Zeichenfolge aufgefüllt. Das Feld "Einfacher Name" kann bearbeitet werden, sodass Sie eine aussagekräftigere Benennungskonvention für Ihre Wähleinstellungen festlegen können. Der Wert Einfacher Name darf nicht leer und muss eindeutig sein. Es empfiehlt sich, ein Benennungsschema für Ihre gesamte Organisation zu entwickeln und dieses Schema konsistent für alle Standorte und Benutzer zu verwenden.

Beschreibung

Es wird empfohlen, den allgemeinen, wiedererkennbaren Namen des geografischen Standorts einzugeben, auf den die entsprechenden Wähleinstellungen angewendet werden. Wenn der Name der Wähleinstellungen beispielsweise "London.Contoso.com" lautet, wird für die Beschreibung der Eintrag "London" empfohlen.

Region für Einwahlkonferenzen

Wenn Sie Einwahlkonferenzen bereitstellen, müssen Sie eine Region angeben, um die Zugriffsnummern für Einwahlkonferenzen den entsprechenden Wähleinstellungen zuzuordnen. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter Einwahlkonferenzen in Lync Server 2010 in der Planungsdokumentation.

Präfix für externen Zugriff

Sie können ein aus bis zu vier Zeichen (#, * und 0-9) bestehendes Präfix für den externen Zugriff angeben, wenn die Benutzer ein oder mehrere zusätzliche Ziffern (z. B. 9) wählen müssen, um eine externe Leitung zu erhalten.

noteHinweis:
Wenn Sie ein Präfix für den externen Zugriff eingeben, müssen Sie keine zusätzliche Normalisierungsregel zur Unterstützung des Präfixes erstellen.

Normalisierungsregeln

Normalisierungsregeln definieren das Routing von Rufnummern in unterschiedlichen Formaten für den benannten Standort. Ein und dieselbe numerische Zeichenfolge wird möglicherweise unterschiedlich interpretiert und übersetzt, je nachdem, von welchem Standort aus sie gewählt wird. Normalisierungsregeln sind für das Anrufrouting notwendig, da Benutzer Rufnummern in unterschiedlichen Formaten in ihre Kontaktlisten eingeben.

Die Normalisierung der von Benutzern eingegebenen Rufnummern stellt ein konsistentes Format bereit, das folgende Aktionen erleichtert:

  • Zuordnen einer gewählten Rufnummer zum SIP-URI des gewünschten Empfängers

  • Anwenden von Wählautorisierungsregeln auf den Anrufer

In Normalisierungsregeln müssen möglicherweise die folgenden numerischen Felder berücksichtigt werden:

  • Wähleinstellungen

  • Landesvorwahl

  • Ortsvorwahl

  • Länge der Durchwahlnummer

  • Standortpräfix

Erstellen von Normalisierungsregeln

Normalisierungsregeln verwenden reguläre .NET Framework-Ausdrücke, um numerische Vergleichsmuster anzugeben, mit denen der Server zum Zweck der umgekehrten Nummernsuche Wählzeichenfolgen in das E.164-Format übersetzen kann. Sie erstellen Normalisierungsregeln in der Lync Server-Systemsteuerung, indem Sie die Ausdrücke entweder manuell eingeben, oder indem Sie die Anfangsziffern und die Länge der Wählzeichenfolgen eingeben und es der Lync Server-Systemsteuerung überlassen, den entsprechenden regulären Ausdruck zu generieren. Unabhängig davon, welche Methode Sie verwendet haben, können Sie anschließend eine Testnummer eingeben, um zu überprüfen, ob die Normalisierungsregel wie erwartet funktioniert.

Ausführliche Informationen zur Verwendung von regulären .NET Framework-Ausdrücken finden Sie in "Reguläre Ausdrücke von .NET Framework" unter https://go.microsoft.com/fwlink/?linkid=140927&clcid=0x407.

Beispiele für Normalisierungsregeln

Die folgende Tabelle enthält Beispiele für Normalisierungsregeln, die als reguläre .NET Framework-Ausdrücke formuliert sind. Diese Regeln sind nur Beispiele und stellen keine verbindliche Referenz für die Erstellung Ihrer Normalisierungsregeln dar.

Tabelle 1: Normalisierungsregeln mit regulären .NET Framework-Ausdrücken

Regelname Beschreibung Nummernmuster Übersetzung Beispiel

4digitExtension

Übersetzt vierstellige Durchwahlnummern

^(\d{4})$

+1425555$1

0100 wird in +14255550100 übersetzt

5digitExtension

Übersetzt fünfstellige Durchwahlnummern

^5(\d{4})$

+1425555$1

50100 wird in +14255550100 übersetzt

7digitcallingRedmond

Übersetzt siebenstellige Rufnummern in Rufnummern des Ortsnetzes von Redmond

^(\d{7})$

+1425$1

5550100 wird in +14255550100 übersetzt

7digitcallingDallas

Übersetzt siebenstellige Rufnummern in Rufnummern des Ortsnetzes von Dallas

^(\d{7})$

+1972$1

5550100 wird in +19725550100 übersetzt

10digitcallingUS

Übersetzt zehnstellige Rufnummern in US-Rufnummern

^(\d{10})$

+1$1

2065550100 wird in +12065550100 übersetzt

LDCallingUS

Übersetzt Rufnummern mit Vorwahlen für Ferngespräche in US-Rufnummern

^1(\d{10})$

+$1

12145550100 wird in +2145550100 übersetzt

IntlCallingUS

Übersetzt Rufnummern mit internationalen Vorwahlen in US-Rufnummern

^011(\d*)$

+$1

01191445550100 wird in +91445550100 übersetzt

RedmondOperator

Übersetzt 0 in die Vorwahl des Netzbetreibers von Redmond

^0$

+14255550100

0 wird in +14255550100 übersetzt

RedmondSitePrefix

Übersetzt Rufnummern mit netzinterner Vorwahl (6) und Redmond-Vorwahl (222)

^6222(\d{4})$

+1425555$1

62220100 wird in +14255550100 übersetzt

NYSitePrefix

Übersetzt Rufnummern mit netzinterner Vorwahl (6) und New York-Vorwahl (333)

^6333(\d{4})$

+1202555$1

63330100 wird in +12025550100 übersetzt

DallasSitePrefix

Übersetzt Rufnummern mit netzinterner Vorwahl (6) und Dallas-Vorwahl (444)

^6444(\d{4})$

+1972555$1

64440100 wird in +19725550100 übersetzt

Die folgende Tabelle veranschaulicht beispielhafte Wähleinstellungen für Redmond, Washington (USA), die auf den in der vorherigen Tabelle gezeigten Normalisierungsregeln basieren.

Tabelle 2: Wähleinstellungen für Redmond, basierend auf den in Tabelle 1 gezeigten Normalisierungsregeln

Redmond.forestFQDN

5digitExtension

7digitcallingRedmond

10digitcallingUS

IntlCallingUS

RedmondSitePrefix

NYSitePrefix

DallasSitePrefix

RedmondOperator

noteHinweis:
Die Namen der Normalisierungsregeln in der vorstehenden Tabelle enthalten keine Leerzeichen. Dies ist durchaus möglich. Beispielsweise ist der erste Name in der Tabelle auch gültig, wenn er "5 digit extension" oder "5-digit Extension" lautet.