Migrieren von virtuellen Maschinen und Speicher (Übersicht)

 

Veröffentlicht: Juli 2016

Gilt für: System Center 2012 SP1 - Virtual Machine Manager, System Center 2012 R2 Virtual Machine Manager

In Virtual Machine Manager (VMM) werden die folgenden Migrationstypen unterstützt:

  • Netzwerkmigration: Dies ist der langsamste Migrationstyp, bei dem mithilfe von BITS eine Netzwerkkopie der virtuellen Maschinendaten erstellt wird. Die Länge der Ausfallzeit ist direkt von der Größe der Datenübertragung abhängig.

  • Schnellmigration: Dieser Migrationstyp wird auch als Clusterübertragung bezeichnet und zum Migrieren von hoch verfügbaren virtuellen Maschinen verwendet. Zum Migrieren von virtuellen Maschinen zwischen Clusterknoten wird das Windows-Failovercluster genutzt. Der Ausführungsstatus der virtuellen Maschine wird auf einem Datenträger gespeichert (die virtuelle Maschine wird in den Ruhezustand versetzt), vom Datenträger wird ein Failover auf dem anderen Clusterknoten erstellt, und der gespeicherte Status wird geladen, um die virtuelle Maschine wieder zu aktivieren. Die Ausfallzeit ist minimal, da bei der Schnellmigration eine Momentaufnahme der virtuellen Maschine erstellt wird und Daten übertragen werden, ohne dass die virtuelle Maschine ausgeschaltet werden muss.

  • Schnelle Speichermigration: Mit diesem Migrationstypen können Sie virtuellen Maschinenspeicher verschieben. Sie können den Speicher für eine virtuelle Maschine z. B. von einem Fibre Channel-SAN in ein iSCSI-SAN verschieben. Die virtuellen Datenträger einer ausgeführten virtuellen Maschine können unabhängig von Speicherprotokollen (SCSI, Fibre Channel) oder Speichertypen (lokal, DAS, SAN) migriert werden. Die Ausfallzeit ist minimal, da bei der schnellen Speichermigration eine Momentaufnahme der virtuellen Maschine erstellt wird und Daten übertragen werden, ohne dass die virtuelle Maschine ausgeschaltet werden muss.

  • SAN-Migration: Bei diesem Migrationstyp wird SAN-Übertragung zur Migration von (auch hoch verfügbaren) virtuellen Maschinen zu und von einem Cluster genutzt. Der Typ kann genutzt werden, wenn sowohl vom Quell- als auch vom Zielhost auf die gleiche Speicherinfrastruktur (LUN) zugegriffen und der Speicher von einem Host zum anderen übertragen werden kann. Bei einer SAN-Migration werden die Dateien für virtuelle Maschinen nicht von einem Server auf einen anderen kopiert; daher ist die Ausfallzeit minimal. Mit der SAN-Migration können virtuelle Maschinen von einem Host auf einen anderen oder aus der Bibliothek bzw. in diese kopiert werden. Beachten Sie Folgendes:

    1. Wenn Sie eine virtuelle Maschine per SAN-Übertragung zu einem Cluster migrieren, wird von VMM überprüft, ob die LUN von sämtlichen Knoten erkannt wird. Außerdem wird automatisch eine Clusterdatenträgerressource für die LUN erstellt.

    2. Damit eine virtuelle Maschine per Migration aus einem Cluster verschoben werden kann, muss sie sich auf einer dedizierten LUN ohne freigegebene Clustervolumes befinden.

    3. Es wird die Migration der folgenden SAN-Infrastrukturen unterstützt: Fiber Channel; iSCSI-SANs; NPID (N_Port ID Virtualization).

  • Livemigration: Bei diesem Migrationstyp wird eine virtuelle Maschine, die als Teil eines Failoverclusters ausgeführt wird, von einem Cluster zu einem anderen verschoben. Dabei kommt es zu keinen spürbaren Ausfallzeiten für Benutzer oder Netzwerkanwendungen.

Der Übertragungstyp, der bei einer Migration verwendet wird, wird von VMM automatisch ausgewählt. Beim Ausführen einer Migration in der VMM-Konsole mithilfe des Assistenten zum Migrieren von VMs wird der verwendete Migrationstyp in der Spalte „Übertragungstyp“ angezeigt.

Livemigrationsfunktionen

Ab System Center 2012 SP1 enthält VMM mehrere zusätzliche Livemigrationsfunktionen auf der Basis von in Windows Server 2012 R2 eingeführten Migrationsfunktionalitäten. Zu diesen Funktionen gehören:

  • Livemigration außerhalb eines Clusters: Zusätzlich zur Livemigration innerhalb eines Clusters können Sie eine Livemigration auch zwischen zwei eigenständigen Computern ausführen, welche keine Clusterknoten sind.

  • Livemigration zwischen Knoten in zwei verschiedenen Clustern: Sie können Migrationen zwischen Knoten im gleichen Cluster oder in verschiedenen Clustern ausführen.

  • Livemigration von Speicher virtueller Maschinen: Sie können Speicher migrieren, um den in Hyper-V verfügbaren physischen Speicher zu aktualisieren oder um Engpässe bei der Speicherleistung zu vermeiden. Speicher kann entweder einem eigenständigen Computer oder einem Hyper-V-Cluster hinzugefügt werden. Dann können die virtuellen Maschinen zum neuen Speicher verschoben werden, während sie ausgeführt werden.

  • Live-VSM: Mithilfe von Live-VSM (Live System Migration) können Sie virtuelle Maschinen und ihren Speicher mit einer einzigen Aktion gemeinsam migrieren.

  • Gleichzeitige Livemigration: Sie können mehrere Livemigrationen von virtuellen Maschinen und Speicher zugleich ausführen. Die maximale Anzahl kann manuell konfiguriert werden. Gleichzeitige Livemigrationen über diesen Grenzwert hinaus werden in die Warteschlange eingereiht.

Von VMM werden die Konfigurationseinstellungen des Zielhosts überprüft, bevor die Migration vom Quellhost gestartet wird.

Geschäftsvorteile

Die Livemigrationsfunktionen bieten mehrere Geschäftsvorteile:

  • Mehr Flexibilität: Mithilfe der Livemigrationsfunktionen können virtuelle Maschinen einfacher zwischen Hosts und Clustern verschoben werden. So lässt sich ein dynamisches Datencenter unkomplizierter verwalten.

  • Vereinfachte Wartung: Durch Livemigration ist es nicht mehr notwendig, eigenständige Hosts und Clusterhosts zu Wartungs- und Migrationszwecken offline zu schalten. Ausfallzeiten werden so vermieden. Durch die Möglichkeit gleichzeitiger Migrationen und Wartungen lassen sich die Migrationszeitfenster auf die zur Livemigration erforderliche Zeit verkürzen. Zusätzlich wird der Planungsvorgang für Hyper-V-Mobilität vereinfacht.

  • Bessere Hardwarenutzung: Die Verteilung der virtuellen Maschinen kann innerhalb der Infrastruktur optimiert werden. Virtuelle Maschinen und Speicher können ohne Unterbrechung der Verfügbarkeit zu eigenständigen Servern und Clustern mit freien Kapazitäten verschoben werden. Der Energieverbrauch wird reduziert, da virtuelle Maschinen zwischen Hosts verschoben und die Hosts zu Energiesparzwecken ausgeschaltet werden können.

  • Failoverclusterfunktionen – Ab System Center 2012 SP1 profitiert VMM von den Funktionen der Failoverclusterunterstützung, die in Windows Server 2012 eingeführt wurden. Zu diesen Funktionen gehören zusätzliche APIs zum Migrieren virtueller Maschinen zwischen Clusterknoten sowie eine verbesserte Funktion zum Anfügen bzw. Trennen, die die Migration von virtuellen Maschinen in und aus Failoverclustern ohne Ausfallzeiten ermöglicht.

Unterstütztung der Livemigration durch virtuelle Maschinen

In der folgenden Tabelle ist die Unterstützungsmatrix für Livemigration virtueller Maschinen ab System Center 2012 SP1 aufgeführt.

Quelle Ziel
Ziel: Eigenständig
Quelle: Eigenständig Unterstützt
Quelle: Clusterknoten Unterstützt

Livemigration des Speichers

Mit der Migration von virtuellem Maschinenspeicher können Sie Speicher verschieben, ohne die Arbeitslast der virtuellen Maschine zu unterbrechen, sofern diese ausgeführt wird. Mit Speichermigration können Sie außerdem Speicherressourcen verschieben, warten oder ein Speicherupgrade ausführen, und Sie können eigenständige sowie geclusterte virtuelle Maschinen migrieren. In der folgenden Tabelle ist die Unterstützungsmatrix für Speichermigration ab System Center 2012 SP1 aufgeführt.

Quelle Ziel
Ziel: Lokaler Datenträger (eigenständig)
Quelle: Lokaler Datenträger (eigenständig) Unterstützt
Quelle: SMB 3.0-Freigabe Unterstützt. In einer Clusterkonfiguration wird die virtuelle Maschine heruntergestuft und ist nach der Migration zum lokalen Datenträger nicht mehr hoch verfügbar.
Quelle: CSV (Cluster) In einer Clusterkonfiguration wird die virtuelle Maschine heruntergestuft und ist nach der Migration zum lokalen Datenträger nicht mehr hoch verfügbar.

Einschränkungen bei der Livemigration

Berücksichtigen Sie bei einer Livemigration von virtuellen Maschinen und Speicher die folgenden Anforderungen und Einschränkungen:

  • Für eine Livemigration sind mindestens zwei Server erforderlich, von denen Hyper-V ausgeführt, Hardwarevirtualisierung unterstützt und Prozessoren des gleichen Herstellers verwendet werden (z. B. nur AMD-Prozessoren oder nur Intel-Prozessoren).

  • Die Livemigration wird für Hosts mit Windows Server 2012 R2 oder höher unterstützt. Eine Abwärtskompatibilität zum Unterstützen einer Migration zwischen Hosts, von denen Windows Server 2008 R2 und Windows Server 2012 R2 ausgeführt wird, besteht nicht.

  • Virtuelle Maschinen müssen für die Verwendung virtueller Festplatten oder virtueller Fibre Channel-Datenträger konfiguriert werden, nicht für die Verwendung physischer Datenträger.

  • Sie sollten für den Netzwerkdatenverkehr bei der Livemigration ein privates Netzwerk verwenden.

  • Quell- und Zielserver müssen der gleichen Active Directory-Domäne oder verschiedenen vertrauenswürdigen Domänen angehören.

  • Wenn die virtuelle Festplatte der virtuellen Quell- oder Zielmaschine über einen Basisdatenträger verfügt, muss dieser sich in einer Freigabe befinden, welche registriert bzw. für den Zielhost verfügbar ist. Bei einer Livemigration wird der Basisdatenträger normalerweise nicht verschoben.

  • Die Migration zwischen Clustern wird nur auf Hosts unterstützt, auf denen Versionen des Serverbetriebssystems mit Unterstützung des Windows-Failoverclusterdiensts ausgeführt werden. Der Windows-Failoverclusterdienst und der CSV-Speicher (Cluster Shared Volume) müssen im Cluster aktiviert sein.

  • Bei einer Livemigration einer virtuellen Maschine wird der Speicher der virtuellen Maschine, d. h. der Speicherort der Abbilder der virtuellen Maschine (VHD-, ISO-, VFD-Dateien), nicht migriert. Verwenden Sie eine der folgenden Optionen, um mit den Speicheranforderungen umzugehen:

    • Konfigurieren Sie die virtuelle Maschine so, dass die Speicherdateien auf einer Dateifreigabe verfügbar sind, welche sowohl für den Quellhost als auch für den Zielhost der Migration verfügbar ist.

    • Führen Sie eine gemeinsame Migration von virtuellen Maschinen und Speicher mit einer einzigen Aktion aus (Live-VSM).

    • Führen Sie eine separate Speichermigration aus.

  • Wenn von Quell- und Zielhosts freigegebener Speicher verwendet wird, beachten Sie Folgendes:

    • Alle Dateien einer virtuellen Maschine, z. B. virtuelle Festplatten, Momentaufnahmen und Konfiguration, müssen auf einer SMB-Freigabe gespeichert sein.

    • Die Berechtigungen auf der SMB-Freigabe müssen so konfiguriert sein, dass Zugriff auf die Computerkonten aller Server mit Hyper-V besteht.

  • Bei einer Speichermigration werden Abbilder virtueller Maschinen (VHD-, ISO-, und VFD-Dateien), Momentaufnahmenkonfigurationen und -daten (Dateien mit dem gespeicherten Zustand) verschoben.

  • Die Speichermigration wird für jede virtuelle Maschine separat ausgeführt.

  • Bei der Speichermigration werden mit Ausnahme von Momentaufnahmendatenträgern keine Basisdatenträger (übergeordnete Datenträger) verschoben.

Live-VSM (Virtual Machine and Storage Migration)

Sie können eine Live-VSM ausführen, um eine virtuelle Maschine sowie deren Speicher mit einer einzigen Aktion zu migrieren.

  • Zum Verwenden von Live-VSM muss die LUN der virtuellen Maschine auf dem Zielhost maskiert werden.

  • Live-VSM wird zwischen zwei eigenständigen Hosts unterstützt, auf denen Hyper-V mit Windows Server 2012 R2 oder höher ausgeführt wird. Die Übertragung kann zwischen lokalen Datenträgern oder SMB 3.0-Dateifreigaben erfolgen.

  • Live-VSM wird zwischen zwei Hostclustern unterstützt, auf denen Hyper-V mit Windows Server 2012 R2 oder höher ausgeführt wird. Die virtuelle Maschine kann auf dem Zielhostcluster entweder an ein CSV oder an eine SMB 3.0-Dateifreigabe übertragen werden.