Virtualisierung

Erste Schritte mit Microsoft Application Virtualization

Anthony Kinney

Dieser Artikel basiert auf einer Vorabversion von App-V. Änderungen an den in diesem Artikel enthaltenen Informationen sind vorbehalten.

Auf einen Blick:

  • App-V-Architektur
  • Verwalten virtueller Anwendungen
  • Verwenden des App-V-Sequencers
  • Integrieren von App-V in Configuration Manager

Inhalt

Die App-V-Architektur
Funktionsweise der vollständigen App-V-Infrastruktur
Aktualisieren virtueller Anwendungen
Sequenzierung
Version 4.5

Microsoft Application Virtualization (oder App-V) liegt mir sehr am Herzen. App-V wurde früher als SoftGrid bezeichnet, und ich bin zu Microsoft gekommen, als Microsoft das Unternehmen Softricity übernahm, in dem SoftGrid entwickelt wurde. Ich freue mich sehr, diesen Artikel für das TechNet Magazin schreiben zu dürfen, weil sich seit der Übernahme viel geändert hat.

Die beste Herangehensweise an App-V besteht darin, zunächst über die Herausforderungen zu sprechen, denen IT-Experten bei der Unternehmensverwaltung gegenüberstehen. Der moderne Geschäftsdesktop ist von Anwendungen geradezu überflutet. Bevor eine Anwendung installiert wird, muss sie langwierige Regressionstests durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie mit den anderen auf dem System installierten Anwendungen zusammenarbeiten kann, ohne deren Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen. Die Anwendung muss dann eine Reihe von Bereitstellungsprozessen absolvieren, bevor sie in Produktion geht. Weil eine Anwendung im Grunde nur dann verfügbar ist, wenn sie installiert ist, sind Ihre Benutzer an bestimmte Computer gebunden. Dies erschwert komplexe, kritische Projekte noch weiter, beispielsweise die Migration von Betriebssystemen und Anwendungen, Sicherheitsaktualisierungen und Pläne für die Notfallwiederherstellung.

Mit App-V wird das alles anders. Die Desktopadministration verwandelt sich mit App-V von einer komplexen Reihe zeitaufwändiger, ressourcenbelegender Schritte in einen einfacheren, stärker automatisierten Prozess. Sie können die Anwendungen einfacher bereitstellen, patchen, aktualisieren und beenden, und das mit besseren Ergebnissen.

Mit App-V kann sich ein Benutzer an einen beliebigen Desktop setzen und dort auf seine Anwendungen zugreifen. Die Anwendungen werden bei Bedarf bereitgestellt, werden jedoch so ausgeführt, als wären sie tatsächlich lokal installiert. Folglich gibt es keinen Grund, die Anwendungskomponenten zu installieren oder das Hostgerät zu verändern.

Diese Nutzung der Virtualisierung könnte die Verwaltung der Desktops durch die IT-Experten deutlich verändern. Die Nichtveränderung des Hostgeräts und das Ausführen virtualisierter Anwendungen bieten zahlreiche Vorteile, wie beispielsweise folgende:

  • Weniger Anwendungskonflikte
  • Schnellere und einfachere Aktualisierung von Anwendungen
  • Möglichkeit zum parallelen Ausführen mehrerer Versionen einer Anwendung
  • Flexible Anwendungen, die dem Benutzer online und offline folgen
  • Weniger Regressionstests zwischen Anwendungen

Die App-V-Architektur

Betrachten wir nun die wirklichen Abläufe im Hintergrund der App-V-Plattform. Die Plattform besteht aus einigen Hauptkomponenten: Sequencer, Datenbank, Clients, Verwaltungsserver, Streamingserver und Verwaltungskonsole (siehe Abbildung 1).

fig01.gif

Abbildung 1 Anordnung einer App-V-Umgebung (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Das Herzstück des App-V-Systems ist der App-V-Client. Es stehen zwei Arten von Clients zur Auswahl: der Terminalserverclient und der Desktopclient. In jeden Fall muss der Client auf jedem Desktop und Terminalserver installiert werden, auf dem virtuelle Anwendungen bereitgestellt werden sollen. Der Client belegt nur relativ wenig Speicherplatz. Er installiert einen Treiber und besitzt eine sichtbare Benutzerlaufzeitkomponente, die als Symbol in der Taskleiste angezeigt wird.

Der Client stellt eine Liste virtueller Anwendungen vom App-V-Verwaltungsserver zusammen und zeigt die verfügbaren virtuellen Anwendungen an. Er kümmert sich um den Start dieser Anwendungen (wenn ein Benutzer den Start initiiert) sowie um die Verwaltung des clientseitigen Cache. Der Client ist auch für die Erstellung der virtuellen Laufzeitumgebung zuständig, und er stellt sicher, dass jede Umgebung in ihrer eigenen virtuellen Blase ausgeführt wird. Diese virtuelle Umgebung enthält mehrere Komponenten, unter anderem eine virtuelle Registrierung, ein virtuelles Dateisystem sowie eine virtuelle Diensteverwaltung.

In App-V 4.5 stehen drei Optionen für die Bereitstellung der Infrastruktur zur Auswahl: eine vollständige Infrastruktur, eine grundlegende Infrastruktur und der eigenständige Modus. Wenn Sie eine vollständige Infrastruktur bereitstellen, enthält das Back-End den App-V-Verwaltungsserver und den App-V-Streamingserver (dies ist eine neue Komponente, auf die ich noch näher eingehen werde). Der App-V-Verwaltungsserver hostet die zentralisierten virtuellen Anwendungen und stellt sie bereit. Außerdem aktualisiert er die virtuellen Anwendungen, wenn Patches oder Updates angewendet werden.

Dieser Verwaltungsserver lässt SQL Server die App-V-Datenbank hosten, die die Konfiguration und die Einstellungen für die virtuellen Anwendungen enthält. Sie sollten Active Directory-Gruppen als zentrales Verwaltungstool zum Einrichten und Steuern der Berechtigungen für virtuelle Anwendungen verwenden.

Um die Einstellungen und die Konfiguration zu verwalten, bietet die App-V-Plattform einen Microsoft .NET Framework-Webdienst, der auf denselben Server geladen werden kann, sofern IIS installiert ist. Dieser Webdienst fungiert als Verbindung zwischen der App-V-Verwaltungskonsole – einem MMC-Snap-In (Microsoft Management Console) – und der App-V-Datenbank. Administratoren können virtuelle Anwendungen über die Konsole veröffentlichen und verwalten, Active Directory-Gruppen zuweisen und die Servereinstellungen steuern sowie Berichte über die Nutzung virtualisierter Anwendungen ausführen (siehe Abbildung 2).

fig02.gif

Abbildung 2 Verwaltungskonsole (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die grundlegende Infrastruktur enthält den App-V-Streamingserver, der Streamingfunktionen wie die aktive Aktualisierung oder die Paketaktualisierung ermöglicht. Diese Option erfordert Active Directory oder SQL Server. Sie umfasst keinen Desktopkonfigurationsdienst, und auch Lizenzierungs- und Messfunktionen sind nicht vorhanden. Die grundlegende Infrastruktur ermöglicht jedoch das Hinzufügen von Streamingfunktionen zu SCCM (System Center Configuration Manager) und zu Drittanbieterlösungen zur Unternehmenssoftwarebereitstellung (enterprise software deployment, ESD).

Im eigenständigen Modus kann der App-V-Sequencer eine MSI-Datei erstellen, die die Ergänzung der virtuellen Anwendung automatisiert (siehe Abbildung 3). Die MSI-Datei enthält Metadaten, mit denen jedes ESD-System die virtualisierte Anwendung erkennen und steuern kann. Bei diesem Modus muss der Client in den eigenständigen Modus wechseln, bei dem nur MSI-basierte Aktualisierungen der virtuellen Anwendungen möglich sind. Streaming ist im eigenständigen Modus nicht zulässig. Dieser Modus gibt Organisationen die Möglichkeit, die App-V-Isolierungsfunktionen zu verwenden.

fig03.gif

Abbildung 2 App-V-Sequencer (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

MSI-Dateien sind sehr flexibel, können komplett eigenständig mit nur einem App-V-Client ausgeführt werden und benötigen keine Serverkomponenten. Dies bedeutet, dass sie manuell, mit einem Datenträger oder über herkömmliche Bereitstellungstools bereitgestellt werden können.

App-V 4.5 unterstützt nunmehr die Protokolle HTTP und HTTPS für das Streaming. Dies ermöglicht eine bessere Leistung des Streaming sowie die Nutzung eines weit verbreiteten Protokolls, besonders für das Streaming über sichere WAN-Umgebungen (Wide Area Network) und über das Internet.

Funktionsweise der vollständigen App-V-Infrastruktur

Ein Benutzer meldet sich bei einem Gerät an, auf dem einer der Clients (App-V-Terminaldiensteclient oder App-V-Desktopclient) installiert ist, und der Client sendet dem Server eine Anforderung über eine Liste der Anwendungen, die dem aktuellen Benutzer zugewiesen sind. Der Server kommuniziert mit Active Directory und ermittelt die Gruppen, denen der Benutzer als Mitglied angehört, und gibt dann die Liste der Anwendungen zurück an den Client. Der Client beginnt, Ankündigungen für die virtuellen Anwendungen zu erstellen, die diesem bestimmten Benutzer zugewiesen sind.

In diesem Veröffentlichungsprozess werden mehrere Aktionen durchgeführt:

  • Konfigurationsdateien werden kopiert
  • Desktopsymbole werden erstellt
  • Empfängerlinks werden erstellt
  • Startmenüordner werden erstellt
  • Dateitypen werden konfiguriert

Dieser Prozess ist sehr schnell, und was noch wichtiger ist, er sorgt dafür, dass die Umgebung genau so aussieht, wie der Benutzer es erwartet, ganz ohne optische Änderungen. Die virtuellen Anwendungen arbeiten, als wären sie lokal installiert, aber natürlich verändern sie den Hostcomputer nicht. Die Symbole zeigen nicht auf ausführbare Dateien, die sich im Programmverzeichnis befinden, sondern auf den App-V-Client, der für seine Konfiguration eine Startprogrammdatei (eine OSD-Datei) nutzt.

Beachten Sie, dass dieser Prozess sich nur geringfügig auf das Netzwerk auswirkt, weil im Unterschied zu herkömmlichen Softwarebereitstellungen nichts installiert wird. Dies bietet ernorme Vorteile, insbesondere in Roamingbenutzerumgebungen, weil die Anwendungen für den Benutzer verfügbar sind, aber erst dann etwas bereitgestellt wird, wenn eine Anwendung tatsächlich gestartet wird. Diese Ankündigungsmethode ist auch die Grundlage für die bedarfsgesteuerten Features und die Roaminganwendungsfeatures von App-V.

Wenn der Benutzer eine virtuelle Anwendung startet, liest der Client eine OSD-Konfigurationsdatei, die auf dem lokalen Computer gespeichert ist. Diese Datei teilt dem Client mit, welches Protokoll er beim Kommunizieren mit dem App-V-Verwaltungsserver verwenden soll und auf welchem Server sich die Anwendung befindet.

Der jeweilige Server antwortet auf den Client, indem der anfängliche Startschwellenwert durch Streaming übertragen wird, der in der Regel bei 20 % bis 40 % der vollständigen Anwendung liegt. Sobald der gesamte Startschwellenwert per Streaming übertragen wurde (wiederum nur 20 % bis 40 % der Anwendung), ist die virtuelle Anwendung ausführungsbereit.

Das Streaming ist tatsächlich eines der wichtigsten Elemente bei der Paradigmaverschiebung, die sich mit App-V ergab. Hiermit kann so viel von einer Anwendung gesendet werden, dass sie ausgeführt werden kann, ohne wertvolle Netzwerkbandbreite zu verschwenden. Alle Daten, die dem Client übermittelt werden, befinden sich in einer lokalen Cachedatei auf dem Gerät, und jeder nachfolgende Start der Anwendung erfolgt aus dem lokalen Cache heraus, wodurch zusätzlicher Netzwerkverkehr vermieden wird.

Sobald das Streaming für die virtuelle Anwendung abgeschlossen ist, erstellt der Client eine isolierte Umgebung, sodass die Anwendung den lokalen Computer nicht verändern kann (mit anderen Worten, die Anwendung meldet keinen Speicherbedarf auf dem Client an). Der Client ermöglicht der virtuellen Anwendung allerdings den Zugriff auf das lokale Dateisystem, wenn Dateien gespeichert und bearbeitet werden, und er ermöglicht der Anwendung auch die Interaktion mit lokalen Diensten (z. B. Drucken), sofern der Benutzer die entsprechenden Berechtigungen auf dem lokalen System besitzt. Jegliche Änderungen, die eine virtuelle Anwendung an den Dateien im lokalen System und an der Registrierung vornimmt, werden jedoch an die virtualisierte Umgebung umgeleitet, damit das Hostgerät unverändert bleibt.

Beim Ausführen der Anwendung werden alle Features, die bislang nicht verwendet wurden, nur bei Bedarf geliefert und zur späteren Verwendung im Cache zwischengespeichert. Der Vorteil hierbei besteht darin, dass nur die Komponenten, die der Benutzer benötigt, beim anfänglichen Starten geladen werden. Nicht genutzte Features belegen keine Netzwerkressourcen. (Die neue Version bietet einige Verbesserungen für den clientseitigen Cache, die eine intelligentere Cacheverwendung sowie das Streaming im Hintergrund ermöglichen.)

Betrachten Sie beispielsweise Microsoft Office Word. Fast alle Benutzer verwenden eine Rechtschreibprüfung (ich könnte diesen Artikel sonst gar nicht schreiben!). Deshalb wird sie beim anfänglichen Start mitgeladen. Aber was ist mit dem Hilfefeature in Word? Längst nicht so viele Benutzer verwenden dieses Feature, sodass es beim anfänglichen Start nicht geladen werden braucht. Stattdessen könnte es dem Benutzer gesendet werden, sobald er das erste Mal darauf zugreift.

Wenn der Benutzer die Arbeit beendet und die Anwendung schließt, baut der Client die virtuelle Umgebung ab und speichert alle Benutzereinstellungen an einem vom Benutzer angegebenen Speicherort, damit die Umgebung erhalten bleibt und beim nächsten Start wiederaufgebaut werden kann. Der per Streaming übertragene Anteil der virtuellen Anwendung verbleibt im lokalen Cache und steht für den nächsten Start zur Verfügung. Wenn ein anderer Benutzer sich bei demselben Hostsystem anmeldet und dieselbe virtuelle Anwendung startet, profitiert dieser neue Benutzer von der Anwendung, die bereits im Cache gespeichert ist.

Um die Ankündigungen für die virtuellen Anwendungen zu entfernen, entfernen Sie einfach den Benutzer aus der jeweiligen Active Directory-Gruppe. Um die virtuelle Anwendung vollständig von einem Desktop zu deinstallieren, löschen Sie einfach den Cache. Die Anwendung wurde nie lokal installiert, weshalb es keine ärgerlichen Nachfragen gibt wie: „Möchten Sie diese gemeinsam genutzte Komponente wirklich entfernen?“

Achtung: Selbst wenn eine virtuelle Anwendung in einem Cache gespeichert ist, bedeutet das noch lange nicht, dass alle Benutzer Zugriff darauf haben. Im Unterschied zu lokal installierten Anwendungen, wo die Benutzer einfach nach ausführbaren Dateien suchen können, für die sie keine Rechte besitzen, gibt es keine visuellen oder physischen Anzeichen, dass die virtuelle Anwendung existiert, es sei denn, der Benutzer hat durch Active Directory explizite Rechte für diese Anwendung erhalten.

Aktualisieren virtueller Anwendungen

Die Aktualisierung wird über den Sequencer abgewickelt. Sobald eine Anwendung überarbeitet und ein Update entwickelt wurde, wird dieses Update direkt neben der früheren Version auf dem App-V-Verwaltungsserver gespeichert. Der Server benachrichtigt dann den Client beim nächsten Start, dass eine Änderung vorgenommen wurde. Wenn ein Benutzer die frühere Version noch in Gebrauch hat, besitzt der Benutzer weiter den Zugriff auf diese Version, bis er die virtuelle Anwendung schließt. Beim nächsten Start werden die Deltas, die das Update ausmachen, per Streaming auf den Client übertragen und in den Cache geladen, sodass eine aktualisierte Version der Anwendung entsteht.

Ein Beispiel: In Ihrer Organisation führen 1.000 Benutzer die Anwendung Word 2000 aus. Ein Administrator muss Word 2000 (word2K.sft) auf Word 2000 SP3 aktualisieren. Deshalb kopiert er die Datei „word2K.sft“ auf die Sequenzierungsstation und wählt im Sequencer die Option „Open for Package Upgrade“ (Für Paketaktualisierung öffnen) aus. Durch Auswählen der Option „Open for Package Upgrade“ beginnt der Administrator mit dem letzten Paketzustand. Sie kann dann DLLs kopieren, Updates ausführen oder Patches anwenden, um die virtuelle Anwendung auf Word 2000 SP3 zu aktualisieren. Anschließend speichert der Administrator dieses aktualisierte Paket.

Der Sequencer weist dem Paket automatisch einen neuen Dateinamen zu (word2K_2.sft), um doppelte Dateinamen zu verhindern und um die Sequenzierungsversion zu kennzeichnen. Dieses neue Paket wird in dasselbe Verzeichnis auf dem App-V-Verwaltungsserver gespeichert wie das alte Paket, sodass sich Word 2000 (word2K.sft) und Word 2000 SP3 (word2K_2.sft) letztlich im selben Verzeichnis befinden. Danach verknüpft der Administrator die beiden SFT-Dateien über die App-V-Verwaltungskonsole.

Auf der Clientseite können Benutzer, die eine aktive Sitzung von Word 2000 ohne SP3 geöffnet haben, normal weiterarbeiten. Benutzer, die eine neue Sitzung der Anwendung starten, nachdem der Administrator diese Verknüpfung eingerichtet hat, erhalten eine Nachricht, dass eine Änderung erkannt wurde. Der Client beginnt dann, nur die Deltaänderungen zwischen word2K.sft und word2K_2.sft per Streaming zu übermitteln, wobei die Anwendung automatisch auf Word 2000 SP3 aktualisiert wird.

Aufgrund der Dynamik virtueller Anwendungen ist auch das Zurücksetzen relativ einfach. Öffnen Sie einfach erneut die App-V-Verwaltungskonsole, und entfernen Sie die neu hinzugefügte Version. Damit setzt der Client die Anwendung beim nächsten Starten auf die frühere Version zurück. Um eine Überkreuzung der Paketdaten zu verhindern, löscht der Client automatisch den Cache, und die richtige SFT-Datei wird erneut per Streaming geladen. Dies ist ein angemessener Kompromiss, wenn Sie bedenken, was getan werden muss, um eine Aktualisierung für eine Anwendung zurückzusetzen, die physisch mit herkömmlichen Softwarebereitstellungstools installiert wurde.

Um die Vorteile von App-V nutzen zu können, müssen Sie virtuelle Anwendungspakete erstellen. Hier kommt der App-V-Sequencer ins Spiel. Alle Kenntnisse und Erfahrungen beim Schreiben von Skripts und beim Erstellen von Paketen für herkömmliche Softwarebereitstellungstools werden Ihren Umstieg auf die Sequenzierung erleichtern. (Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Sequenzierung allein schon einen Artikel füllen könnte.)

Die meisten Softwarebereitstellungslösungen nutzen Skripts, die die Schritte zur Installation der Anwendung aufzeichnen und dann dieses Verfahren auf anderen Computern duplizieren. Damit ist es nicht mehr nötig, jeden Computer einzeln aufzusuchen, um Anwendungen zu installieren oder zu aktualisieren. Sobald die Anwendung installiert ist, entfernen herkömmliche Softwarebereitstellungstools das Paket. Dann müssen Sie bestimmte Abhängigkeiten installieren, auf denen die Anwendung aufbauen kann, weitere Skripts ausführen oder auch manuelle Schritte einleiten, um die Anwendung für Ihre Anforderungen zu konfigurieren.

Die grundlegende Änderung in App-V besteht darin, dass der Sequenzierungsprozess ein Abbild einer bereits installierten Anwendung erzeugt, komplett mit sämtlichen Abhängigkeiten und Konfigurationen. Dieses Abbild kann vom App-V-Client „wiedergegeben“ werden, ohne das Gerät zu verändern, auf dem diese Wiedergabe erfolgt.

Der Sequencer erzeugt verschiedene Dateien, wobei die SFT-Datei die wichtigste ist. Diese Datei enthält alle Anwendungsressourcen, Abhängigkeiten und Konfigurationsinformationen. In einigen Fällen kann sie auch mehrere Anwendungen enthalten. Diese Datei kann daher naturgemäß relativ groß sein. Es gibt einige Komprimierungsoptionen, aber grundlegende Kenntnisse über Ihr Netzwerk und die Geräteleistung sind unerlässlich. Mit der Symboldatei (.ico), die der Sequencer erstellt, wird die virtuelle Anwendung angekündigt, sodass sie so arbeitet, als wäre sie lokal installiert.

Die OSD-Datei ist auch sehr wichtig, und sie bietet unzählige Optionen. Standardmäßig ist dies eine XML-basierte Datei, mit der dem App-V-Client mitgeteilt wird, wie er die virtuelle Anwendung starten soll. Die OSD-Datei kann auch so geändert werden, dass sie den Start und die Ausführung der virtuellen Anwendung konfiguriert und steuert. Ich möchte Ihnen dringend raten, das Administratorhandbuch für die Sequenzierung und das Dokument mit den bewährten Methoden bei der Sequenzierung zu lesen, damit Sie sich mit den verfügbaren Eigenschaften und Werten in der OSD-Datei vertraut machen können.

Nicht zuletzt enthält die neue manifest.xml-Datei paketbasierte Konfigurationsinformationen und kann für die Integration in ESD-Lösungen und MSI-Bereitstellungen von Drittanbietern verwendet werden. Der Sequencer kann außerdem eine MSI-Datei für das virtuelle Anwendungspaket erzeugen. Hiermit können Sie die virtuellen Anwendungen auf eigenständige (serverlose) Clients und über ein ESD-System laden.

Der Sequencer selbst ist ein assistentengestütztes Tool, mit dem Sie als „Verpacker“ durch das Verfahren der Installation einer Anwendung und ihrer Transformation in eine virtuelle Anwendung geführt werden (siehe Abbildung 4). Im ersten Schritt können Sie Standardeigenschaften für das Paket konfigurieren. Zu diesen Eigenschaften, die in der OSD-Datei gespeichert sind, gehören Paketnamen und Kommentare. Mit einigen der erweiterten Einstellungen können Sie den Server angeben, von dem aus die Streamingübertragungen laufen, außerdem das Inhaltsverzeichnis sowie die Betriebssysteme, die das Paket unterstützen soll.

fig04.gif

Abbildung 4 Der Sequenzierungsassistent (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Im zweiten Schritt installieren, konfigurieren und testen Sie die Anwendung. Während der Installation zeichnet der Sequencer alle Änderungen auf, die am lokalen System vorgenommen werden, unter anderem am Dateisystem, an der Registrierung und am System. Dieser Assistent enthält auch einige Dienstprogramme, die beispielsweise die Integration in Windows Update ermöglichen.

Der nächste Schritt besteht darin, die Dateitypzuordnungen zu konfigurieren und den Ort für die Verknüpfungen anzugeben. Standardplatzierungen sind beispielsweise das Startmenü, der Desktop und die Schnellstartleiste, aber Sie können auch individuelle Speicherorte erstellen.

Anschließend starten Sie die Anwendung und konfigurieren den anfänglichen Startschwellenwert. In diesem Schritt ermittelt App-V den anfänglichen Anteil der Anwendung, die für den Client bereitgestellt werden muss, damit die Anwendung gestartet werden kann.

Um diesen anfänglichen Code zu konfigurieren (in der Regel als Featureblock 1 oder FB1 bezeichnet), starten Sie einfach die Anwendung, und nutzen Sie die Features, die die Benutzer am häufigsten verwenden. Starten Sie beispielsweise Word, und aktivieren Sie dann die Rechtschreibprüfung. Alle DLLs, Dateien und Registrierungsschlüssel, die die Anwendung während dieser Phase aufruft, werden automatisch als Teil von FB1 festgelegt. Sämtliche Dateien, Einstellungen und Komponenten, die zu diesem Zeitpunkt nicht verwendet wurden, gelangen in FB2. Wenn die Anwendung dann verwendet wird, erhält der Client eine Schema der SFT-Datei, aus dem hervorgeht, wo FB1 anfängt und endet und wo weitere Dateien in FB2 vorliegen, damit der Client diese Dateien abrufen kann, wenn dies erforderlich wird.

Der letzte Schritt im Sequenzierungsprozess besteht darin, die richtige Konfiguration sicherzustellen. Der Sequencer zeigt das in Abbildung 5 dargestellte Dialogfeld an. Dort sehen Sie die SFT-Datei, und Sie können noch letzte Ergänzungen oder Änderungen am Paket vornehmen.

fig05.gif

Abbildung 5 Bestätigen und Anpassen des endgültigen Pakets (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Version 4.5

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit ist die Veröffentlichung von App-V 4.5 noch für dieses Jahr geplant. Dies ist die erste von Microsoft für die Veröffentlichung vorgesehene Version des Produkts, und sie bietet mehrere wichtige Verbesserungen zur Optimierung der Anwendungsvirtualisierung, beispielsweise die dynamische Interaktion virtueller Anwendungen (Dynamic Virtual Application Interaction), die erweiterte Skalierbarkeit und die bessere Erfüllung der Internalisierungs- und Sicherheitsanforderungen von Microsoft.

Die dynamische Interaktion virtueller Anwendung bildet die Grundlage für die Interaktion virtualisierter Anwendungen. Diese Interaktion wird als Dynamic Suite Composition (DSC) bezeichnet. DSC ist kein Ersatz für die Möglichkeit, einem einzelnen Paket mehrere Anwendungen hinzuzufügen. Stattdessen bietet diese Lösung ein neues Verfahren, mit dem Abhängigkeiten, Middleware und Plug-Ins integriert werden können, die gemeinsam von virtuellen Anwendungen genutzt werden sollen.

Die Administratoren können festlegen, welche virtualisierten Anwendungen miteinander interagieren. Ein Beispiel: Angenommen, Sie nutzen fünf Webanwendungen, die dieselbe Java-Version erfordern. In App-V 4.1 müssten Sie diese Java-Version in jedes der fünf separaten Pakete aufnehmen. Weiterhin angenommen, dass ein Patch für die Java-Version erforderlich ist. Der Administrator müsste dann die fünf verschiedenen Pakete patchen. Mit DSC können Sie Java einmal verpacken und dann als Paket konfigurieren, das von allen fünf Webanwendungen verwendet werden soll. Demzufolge müsste der Administrator das Java-Paket nur einmal patchen.

Dieses Szenario gilt auch für Middleware und Plug-Ins. Ich habe Blogs über weitere Anwendungsfallszenarios geplant, sobald der Termin zur Veröffentlichung durch Microsoft näher rückt und jegliche späte Ergänzungen abgeschlossen sind.

Die Verbesserungen der Skalierbarkeit wirken sich sowohl auf das Streaming als auch auf die Back-End-Infrastruktur aus. Die Back-End-Komponenten wurden überarbeitet und bieten nunmehr eine noch bessere Unterstützung in Clustering- und Failoverszenarios, und das Streaming ist stärker auf die WAN- und LAN-Anforderungen ausgerichtet. Die Verbesserungen ergeben sich aus mehreren wichtigen Ergänzungen.

Die erste Ergänzung ist die neue Streamingserverkomponente, die das Streaming ohne Back-End-Infrastruktur mit Active Directory und SQL Server ermöglicht. Sie erhalten weiterhin all die fantastischen Vorteile der bedarfsweisen Bereitstellung und der zentralisierten Aktualisierung der Pakete, aber ohne die massiven Back-End-Anforderungen. Dies kommt insbesondere in Zweigstellenszenarios und bei der Integration in ESD-Lösungen von Drittanbietern zum Einsatz.

Der App-V-Client hat ebenfalls einige Verbesserungen vorzuweisen. Beispielsweise speichert der Client jetzt alle Nutzungsinformationen lokal, sodass diese Informationen jederzeit nachverfolgt werden können, unabhängig davon, ob das Clientsystem mit dem Netzwerk verbunden ist oder nicht. Auch der Clientcache wurde erweitert und verbessert, um so noch höhere Leistungen in Szenarios mit begrenztem Speicherplatz zu erzielen. Außerdem werden jetzt die Sequenzierung von nicht englischsprachigen Anwendungen, die Ausführung von App-V auf nicht englischsprachigen Betriebssystemen sowie die Lokalisierung in mehrere andere Sprachen unterstützt.

Integrieren von App-V in Configuration Manager

Für die Integration von App-V in SCCM 2007 R2 wurden einige Verbesserungen und neue Features in App-V 4.5 eingeführt. Wie bereits erwähnt, bieten die Virtualisierung und das Streaming einige Funktionen zum Bereitstellen von Anwendungen, die herkömmliche Softwarebereitstellungstools nicht besitzen. Ich will damit nicht sagen, dass App-V diese Tools ersetzen wird, sondern vielmehr, dass App-V diese Tools ergänzen und erweitern kann.

Mit dieser Integration erhalten Sie alle Skalierbarkeits-, Berichterstattungs-, Geräteerkennungs- und WAN-Features von SCCM zusammen mit allen Streaming- und Isolierungsfeatures von App-V. Hier einige Beispiele für Bereiche, die von der Integration dieser beiden Technologien profitieren:

Anwendungsbereitstellung – Die Integration von SCCM Version 2 unterstützt alle Funktionen für bedarfsweise Bereitstellung, Anwendungsroaming, anfängliche Startschwellenwerte und Bereitstellung der Anwendungen, ohne die Clientcomputer zu verändern.

Aktualisierungen – Die SCCM-Verteilungspunkte (Distribution Points, DPs) können einfach nur die Deltaänderungen virtueller Anwendungen bereitstellen, wenn Pakete aktualisiert werden. So wird die zentralisierte Fähigkeit geboten, virtualisierte Anwendungen mit einem einzigen Klick auf frühere Versionen zurückzusetzen.

Verwaltung – Mit Version R2 wurde ein neuer Assistent für die Ankündigung virtueller Anwendungen eingeführt, mit dem die Administratoren in der Lage sind, sowohl virtualisierte Anwendungen als auch herkömmliche Softwarepakete und Ankündigungen von einer einzigen Konsole aus bereitzustellen.

Verpackung – Anwendungen müssen nicht neu verpackt werden, wenn App-V in SCCM integriert wird. Die anfängliche Sequenzierung einer Anwendung muss mithilfe des App-V-Verfahrens außerhalb von SCCM vorgenommen werden, aber die Administratoren haben die Möglichkeit, vorhandene Pakete unter Zuhilfenahme von SCCM zu aktualisieren.

Lizenzierung – Virtuelle Anwendungen können zu Lizenzierungs- und Messzwecken mit den vorhandenen Tools in SCCM nachverfolgt werden.

BITS – SCCM bietet ein neues Verfahren zum Bereitstellen virtualisierter Anwendungen in App-V mit dem branchenüblichen BITS-Protokoll. Die SCCM-DPs sind zwar streamingfähig, aber unter Umständen ist das Streaming nicht die ideale Methode zum Bereitstellen virtualisierter Anwendungen. Beim Bereitstellen über SCCM haben Sie zwei Optionen. Sie können wahlweise das Standardstreaming verwenden oder auch die QoS-Features (Quality of Service) von BITS, um so die Bereitstellung noch besser zu steuern. Dies ist auch in Szenarios von Nutzen, in denen zunächst Informationen vorab in den Cache geladen werden sollen, bevor die Benutzer die virtuelle Anwendung starten.

Computerbereitstellungen – SCCM bietet die Möglichkeit, virtualisierte Anwendungen auf bestimmten Computern bereitzustellen und dabei die benutzerorientierte Vorgehensweise der App-V-Plattform weiter zu unterstützen. Dies kann günstig sein, wenn Sie virtuelle Anwendungen auf Laptops, Kiosks und Computern in Testumgebungen bereitstellen. Auch als Hilfe bei der Lizenzsteuerung ist dieses Verfahren von Nutzen, wenn die Lizenzierung Ihrer Software pro Gerät erfolgt, nicht für namentlich aufgeführte Benutzer.

Skalierbarkeit – Die Notwendigkeit, zwei separate Tools mit weitgehender Überlappung bereitzustellen, ist häufig ein Problem. Durch die Kombination der Skalierbarkeits- und WAN-Vorteile von SCCM und der Isolierungs- und Streamingvorteile von App-V sind Sie in der Lage, den vorhandenen SCCM zu nutzen, der ein einziges Tool für die Verwaltung und die Bereitstellung bietet, ohne die Komplexität noch weiter zu erhöhen.

Anthony Kinney ist als Technical Sales Professional zuständig für das Microsoft Desktop Optimization Pack. Er kam mit der Übernahme von Softricity im Jahr 2006 zu Microsoft. Während seiner Tätigkeit bei Softricity hat Anthony Kinney das erste Schulungsprogramm für SoftGrid (jetzt App-V) geschrieben und konzipiert. Sie können ihn unter Anthony.kinney@microsoft.com erreichen.