Kommunikation

Ausführen von Exchange mit Windows Server 2008

Paul Bowden

 

Kurz zusammengefasst:

  • Einrichten von Exchange unter Windows Server 2008
  • Tipps und Tricks zur Konfiguration
  • Lernen Sie Ihre Exchange-Umgebung kennen

Im Exchange-Entwicklungsteam von Microsoft besteht meine Aufgabe darin, den Zeitplan, den Arbeitsrhythmus und die Priorität für das Team festzulegen. Bei Microsoft wird meine Rolle als Versionsmanager bezeichnet. Sie lässt sich ungefähr mit einem technischen Projektmanager in anderen Unternehmen vergleichen. Wie jeder weiß, der bereits

in dieser Position gearbeitet hat, erfordert die pünktliche Bereitstellung eines guten Produkts Wissen, Können, harte Arbeit und den Respekt des Teams. Wenn Sie mit einem so erfahrenen und talentierten Team zusammenarbeiten, erreichen Sie diese Glaubwürdigkeit nicht über Nacht, sondern müssen sie sich verdienen.

Eine Möglichkeit, sich Anerkennung zu verschaffen, besteht darin, Ihr Postfach auf einem „Dogfood“-Server auszuführen – einem Produktionsserver mit einer Vorabversion von Exchange. Dabei handelt es sich um eine fließende Umgebung, die alle zwei oder drei Wochen auf neue Exchange-Builds aktualisiert wird. Dieses Setup ermöglicht es uns, die Software in einer realen Umgebung mit echten menschlichen Interaktionen zu testen. Wir führen sogar unsere Postfächer auf den neuesten Testbuilds aus. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen dabei mit Ihnen teilen.

Vorbereitung auf „Longhorn“

Ende 2006, als wir gerade Exchange Server 2007 ausgeliefert hatten, zeichnete sich ein neues Betriebssystem am Horizont ab – Windows Server® mit dem Codenamen „Longhorn“. Als wir mit der Zusammenstellung von Plänen für das erste Service Pack für die neue Exchange-Plattform begannen, wurde offensichtlich, dass die Zeitpläne für Exchange und Windows® ähnlich waren und dass „Longhorn“ (jetzt als Windows Server 2008 bezeichnet) eine große Sache war. An diesem Punkt entschieden wir, Exchange Server 2007 SP1 sowohl für Windows Server 2003 als auch für Windows Server 2008 zu entwickeln. Die Unterstützung einer Unternehmensanwendung unter mehreren Versionen von Windows erfordert beträchtlichen Koordinations- und Planungsaufwand. So arbeitet Exchange beispielsweise eng mit IIS zusammen, und Windows Server 2008 enthält eine neue Version, IIS 7.0.

Ich habe Windows Server 2008 Ende Dezember 2006 zum ersten Mal in meiner Testumgebung installiert. Zwei Dinge sind mir von diesem Tag im Gedächtnis geblieben: Zum einen, dass die Installation sehr schnell ablief, und zum anderen, dass die Verwendung der Verwaltungstools so intuitiv verständlich war, obwohl es starke Unterschiede zu Windows Server 2003 gab.

In unseren Haupttestumgebungen lässt sich Windows Server 2008 in ca. einem Drittel der Zeit installieren, die für eine Installation von Windows Server 2003 benötigt wird. Einer der Gründe hierfür liegt darin, dass optionale Komponenten, die für die Ausführung des Betriebssystems nicht unbedingt erforderlich sind, standardmäßig nicht konfiguriert sind. Dies ist nützlich, um die Angriffsfläche des Computers zu verkleinern und die Dinge so einfach wie möglich zu halten. Niemand mag es, wenn die Dinge unnötig kompliziert werden. Der typische Nachteil einer solchen Installation bestand bisher darin, dass Sie jedes Mal den Datenträger einlegen mussten, wenn Sie zusätzliche Komponenten hinzufügen wollten. Bei Windows Server 2008 werden jedoch alle Dateien in einen SxS-Ordner („Side-by-Side“ ausgesprochen) kopiert. Sie verwenden dann das Server-Manager-Tool zum Konfigurieren der erforderlichen Komponenten, und das Betriebssystem übernimmt das Kopieren der Dateien.

An dieser Stelle sollte etwas erwähnt werden, das als „Server Core“ bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um einen Modus von Windows Server 2008, in dem nur der absolut erforderliche Mindestumfang an Betriebssystemkomponenten installiert wird. In diesem Modus interagieren Sie in der Regel über eine Eingabeaufforderung mit der Serverkonsole, nicht einmal Explorer wird installiert. Dieser Modus eignet sich gut für Infrastrukturserver wie Domänencontroller und DNS-Server. Sie können jedoch nicht jede Art von Anwendung in diesem Modus ausführen. Exchange zeichnet sich durch die umfangreiche Verwendung von verwaltetem Code aus, wodurch die Unterstützung von Server Core-Installationen ausgeschlossen ist.

Einrichten von Exchange

Nur allzu gern führe ich mithilfe der physischen Windows Server 2008- und Exchange Server 2007 SP1-Medien eine komplette Neuinstallation auf einem Computer ohne weitere Downloads oder Voraussetzungen durch. Die beste Methode, um eine Windows Server 2008-Installation für Exchange zu konfigurieren, besteht in der Verwendung des Tools „ServerManagerCmd“. Ich habe eine XML-Antwortdatei erstellt (in Abbildung 1 dargestellt), durch die gerade genug Betriebssystemkomponenten installiert werden, um die Installation und Ausführung von Exchange unter Windows Server 2008 zu ermöglichen. Nach der Installation des neuen Betriebssystems wird einfach der folgende Befehl ausgeführt, um das System einzurichten:

Figure 1 ServerManagerCmd-Antwortdatei für Exchange

<!-- ServerManagerCmd Answer File compatible with Windows Server 2008        -->
<!-- Usage: ServerManagerCmd -ip Exchange.xml                                -->

<ServerManagerConfiguration
    Action="Install"
    xmlns="https://schemas.microsoft.com/sdm/Windows/ServerManager/Configuration/2007/1">

    <!-- BASE: Install PowerShell 1.0 feature -->
    <Feature Id="PowerShell"/>

    <!-- PREPARESCHEMA: Install LDIFDE and other directory tools like LDP and ADSIEdit -->
    <Feature Id="RSAT-ADDS"/>

    <!-- CAS/MBX: Install the Web Server role with additional child components -->
    <Role Id="Web-Server"/>
    <RoleService Id="Web-Metabase"/>
    <RoleService Id="Web-Lgcy-Mgmt-Console"/>
    <RoleService Id="Web-Basic-Auth"/>
    <RoleService Id="Web-Windows-Auth"/>

    <!-- CAS: Install the three authentication types for OWA, GZip compression, plus Outlook Anywhere support -->
    <RoleService Id="Web-ISAPI-Ext"/>
    <RoleService Id="Web-Digest-Auth"/>
    <RoleService Id="Web-Dyn-Compression"/>
    <Feature Id="RPC-over-HTTP-proxy"/>

    <!-- EDGE: Install Active Directory Lightweight Directory Services (previously known as ADAM) -->
    <Role Id="ADLDS"/>

    <!-- UM: Install the Windows Media Player components -->
    <Feature Id="Desktop-Experience"/>

</ServerManagerConfiguration>

ServerManagerCmd –ip Exchange.xml

Wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist und Sie das System neu gestartet haben, verfügen Sie über alle Voraussetzungen, um Exchange-Serverfunktionen wie Mailbox, ClientAccess, Hub-Transport, Edge-Transport und UnifiedMessaging zu installieren.

Ein weiterer nützlicher Trick besteht darin, ServerManagerCmd mit dem Schalter –query zu verwenden. Dadurch wird die gesamte Liste der Serverfunktionen und Dienste aufgeführt und angezeigt, welche davon tatsächlich konfiguriert sind (in Abbildung 2 durch den grünen Text gekennzeichnet).

Abbildung 2 Auflisten von Exchange-Serverfunktionen und -Diensten

Abbildung 2** Auflisten von Exchange-Serverfunktionen und -Diensten **(Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Aber zurück zur eigentlichen Geschichte: Wir haben die Anfangsmonate des Jahres 2007 in der Testumgebung verbracht, um herauszufinden, welche Änderungen zum Erzielen einer hervorragenden Leistung unter Windows Server 2008 erforderlich waren. Wenn ich eines gelernt habe dann das: Sie können Software in der Testumgebung installieren und so lange testen, wie Sie wollen, die wahre Qualität erweist sich jedoch erst bei realen Bereitstellungen mit echten Benutzern. Genau aus diesem Grund unterziehen wir unsere Produkte „Dogfood“-Tests, indem wir sie im echten, alltäglichen Einsatz erproben. Die Veröffentlichung von Windows Server 2008 Beta 3 im April 2007 war der Wendepunkt – es war an der Zeit, mit der Bereitstellung in der Produktionsumgebung zu beginnen.

Ich schaute einem Mitglied des Betriebsteams über die Schulter, als wir den ersten Satz von Exchange-Servern unter Windows Server 2008 bereitstellten. Das Exchange-Setup lief ohne Probleme ab, und alle Dienste wurden gestartet. Jetzt mussten wir nur noch ein Postfach verschieben und feststellen, ob dies wirklich funktionierte. Ich meldete mich freiwillig als Tester. Mein Postfach hat eine Größe von 2 GB. 26 Minuten später war es betriebsbereit, und ich konnte mit Exchange unter Windows Server 2008 E-Mails versenden. Ein Erfolg!

Gewonnene Erfahrungen

Seit dieser ersten Installation unter Windows Server 2008 haben wir an der Feinabstimmung gearbeitet, um sicherzustellen, dass alles wirklich für den großen Tag bereit ist. Im Zuge dessen mussten wir einige wichtige Bereitstellungsentscheidungen treffen.

Installation Sie können Exchange Server 2007 SP1 entweder als Upgrade für die ursprüngliche Exchange Server 2007-Installation – von mir als RTM-Version (Release to Manufacturing) von Exchange 2007 bezeichnet – verwenden oder direkt mit den Exchange Server 2007 SP1-Medien eine Installation auf einem neuen Computer durchführen. Dies ist wichtig, da Sie die RTM-Version von Exchange Server 2007 nicht auf einem Computer installieren können, auf dem Windows Server 2008 ausgeführt wird.

Upgrades Obwohl Sie das Betriebssystem direkt von Windows Server 2003 SP2 auf Windows Server 2008 aktualisieren können, müssen zunächst bestimmte Komponenten deinstalliert werden. Eine dieser Komponenten ist Windows PowerShell™. Sie bildet die Grundlage für die Exchange-Verwaltung, selbst das Exchange-Setup basiert auf Windows PowerShell. Aus diesem Grund können direkte Upgrades des Betriebssystems nicht unterstützt werden, wenn Exchange bereits installiert ist. Für viele Benutzer bedeutet dies in der Regel, dass sie Windows Server 2008 auf einem neuen Computer installieren und dann Exchange Server 2007 SP1 installieren sollten.

IPv6 Exchange wurde für die Nutzung mehrerer neuer Features von Windows Server 2008 entwickelt. So wird beispielsweise IPv6 standardmäßig installiert, und zwei Exchange-Server, die unter dem neuen Betriebssystem ausgeführt werden, verwenden automatisch IPv6, um miteinander zu kommunizieren. Die Schnittstellen der Exchange-Verwaltungskonsole akzeptieren ebenfalls IPv6-Adressbereiche. Es gibt einen Nachteil: Exchange erfordert nach wie vor, dass an jede Netzwerkschnittstelle eine IPv4-Adresse gebunden wird.

Domänencontroller ohne Schreibzugriff Eine ziemlich radikale Änderung für Active Directory®-Bereitstellungen ist das Konzept von Domänencontrollern ohne Schreibzugriff (oder globalen Katalogservern). Dadurch können Unternehmen einen Active Directory-Server bereitstellen, der eine unidirektionale Replikation empfängt und Änderungen nicht zurückreplizieren kann. Dies kann in Zweigstellen oder an Remotestandorten nützlich sein, bei denen die physische Sicherheit nicht garantiert werden kann. Unglücklicherweise kann Exchange Server 2007 SP1 keinen Domänencontroller ohne Schreibzugriff verwenden und erfordert den Zugriff auf eine normale beschreibbare Partition von Active Directory.

Ihre Exchange-Umgebung

Exchange- und Windows Server-Ressourcen

Bei der Auswahl der Betriebssystemebene für die Bereitstellung haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Konfigurationen auszuführen, wie in Abbildung 3 dargestellt.

Figure 3 Übersicht über die Exchange-Umgebung

Exchange-Version Serverbetriebssystem Domänencontroller
Exchange Server 2007 SP1 Windows Server 2008 Windows Server 2008
Exchange Server 2007 SP1 Windows Server 2008 Windows Server 2003
Exchange Server 2007 SP1 Windows Server 2003 SP2 Windows Server 2008
Exchange Server 2007 SP1 Windows Server 2003 SP2 Windows Server 2003
     

Eine weitere Überlegung sind Bereitstellungen mit unterschiedlichen Versionen. Sie können problemlos eine Mischung aus verschiedenen Exchange- und Windows-Versionen zusammen einsetzen. Beispielsweise können Sie Exchange Server 2007 SP1 unter Windows Server 2008 für Clientzugriffsserver bereitstellen und sie auf die RTM-Version von Exchange Server 2007 auf Windows Server 2003-Postfachservern zugreifen lassen.

Bei älteren Versionen von Exchange und Windows Server 2008 Active Directory sind bestimmte Aspekte zu beachten. Wenn Sie über Exchange Server 2003 SP2 oder höher verfügen, können Sie Windows Server 2008-Domänencontroller in Ihrer Umgebung bereitstellen und verwenden. Wenn Sie jedoch immer noch Exchange 2000 einsetzen, sollten Sie mit der Bereitstellung von Windows Server 2008-Domänencontrollern am Active Directory-Standort, an dem sich diese Exchange-Server befinden, warten – oder die DSAccess-Einstellungen (Directory Service Access) hartcodieren, damit Exchange 2000 nicht versucht, die Windows Server 2008-Domänencontroller zu verwenden.

Schlussbemerkungen

Es wurde viel Arbeit investiert, damit Exchange 2007 SP1 sowohl auf der Windows Server 2003- als auch auf der Windows Server 2008-Plattform einwandfrei funktioniert. Uns liegt daran, für Exchange Flexibilität bei der Bereitstellung sowie besser durchdachte Szenarios zu bieten. Sie sind mit Sicherheit angenehm überrascht, wie leicht und schnell sich Exchange unter Windows Server 2008 bereitstellen lässt. Außerdem werden Ihnen einige ausgetüftelte interne Verbesserungen bei Leistung und Skalierbarkeit auffallen, beispielsweise die deutlich bessere Skalierbarkeit von Clientzugriffsservern für Outlook Anywhere-Clients.

Windows Server 2008 bietet die Plattform für zukünftige Innovationen im Messagingbereich. Sie werden nicht enttäuscht sein.

Paul Bowden ist leitender Programmmanager im Exchange Server-Team. Er verbringt einen Großteil seiner Freizeit damit, seine PayPal-Kontoinformationen auf Anforderung erneut zu bestätigen.

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