Office Communications Server

Planen einer OCS 2007 Voice-Bereitstellung

Jochen Kunert and Rui Maximo

 

Kurz zusammengefasst:

  • Integrationsszenarios für die Telefonie
  • Konfigurieren von Office Communications Server
  • Benutzer, Nummerierungspläne und Routen

Microsoft Office Communications Server (OCS) 2007 ist ein Produkt für Unternehmen, bei dem Echtzeitkommunikationsmedien mit Anwesenheitsinformationen über Benutzer, einschließlich Webkonferenzen

(Freigeben von Daten, Audio und Video), Instant Messaging sowie die Audio-/Videokommunikation integriert werden. Die Integration von OCS 2007 in ein vorhandenes PBX-System kann eine Herausforderung darstellen. Office Communications Server 2007 ist nicht als PBX ausgelegt, da Unternehmensmitarbeiter heute verschiedene Medienkommunikationsmittel wie E-Mail, Instant Messaging, Telefon und Voicemail bei der täglichen Arbeit verwenden, während PBX-Systeme nur Telefongespräche bieten.

Um die Flexibilität zu bieten, die Administratoren beim Erstellen der optimalen Telefonieintegrationsstrategie für Einzelpersonen oder Unternehmen benötigen, bietet Office Communications Server 2007 drei Konfigurationsszenarios für die Integration in vorhandene Telefonieumgebungen. Bei diesen Szenarios handelt es sich um folgende: Remote Call Control, Enterprise Voice und Enterprise Voice mit PBX-Integration.

In diesem Artikel geht es um die Planungsüberlegungen für eine Telefoniebereitstellung von OCS 2007, die möglicherweise in ein vorhandenes Telefoniesystem integriert werden muss. Diese Informationen sind von besonderem Interesse für Systemarchitekten sowie IT- und Telefonieadministratoren. Zusätzlich erhalten Sie einen Überblick über die anderen Szenarios, doch im Mittelpunkt steht Office Communications Server 2007 Enterprise Voice.

Remoteanrufsteuerung

Zusätzliche OCS 2007-Ressourcen

In einem Remoteanrufsteuerungsszenario (Remote Call Control, RCC) haben Benutzer ein vorhandenes PBX-, IP-PBX- oder Time Division Multiplexing (TDM)- Schreibtischtelefon. Von ihrem Office Communicator 2007-Client aus können sie Anrufe über das Schreibtischtelefon tätigen oder annehmen, ohne die Nummer über die Telefontastatur zu wählen oder den Kopfhörer des Telefons zu verwenden. Obwohl Benutzer das Schreibtischtelefon mithilfe von Office Communicator 2007 steuern können, wird der Audioinhalt noch vom PBX-System bedient und nicht in einen VoIP-Anruf (Voice over IP) umgewandelt. Office Communicator 2007 kann zwar das Schreibtischtelefon steuern, Anrufe können aber nach wie vor über das PBX-Telefon getätigt und angenommen werden, unabhängig davon, ob Office Communicator 2007 ausgeführt wird.

Um RCC mit Office Communicator 2007 und OCS 2007 zu aktivieren, müssen Sie nicht nur Ihre Office Communications Server 2007-Umgebung für RCC aktivieren, sondern auch ein Session Initiation-Protokoll (SIP)/Computer Supported Telecommunications Applications (CSTA)-Gateway bereitstellen. Das SIP/CSTA-Gateway muss zusammen mit dem Typ des verwendeten PBX-Systems einsetzbar und mit OCS 2007 kompatibel sein, da es die beiden Systeme überbrückt. Zum Steuern des PBX-Telefons verwendet Office Communicator 2007 das CSTA-Protokoll. Dieses Protokoll definiert ein XML-Schema als Schnittstelle für Nebenstellenanlagen (Private Branch Exchange, PBX), wie in der ECMA-Norm 269 (European Computer Manufacturers Association) beschrieben, die Sie unter www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-269.htm einsehen können.

Office Communicator 2007 sendet CSTA-Befehle zum Steuern des PBX-Telefons als SIP-Nutzlasten, die von Office Communications Server 2007 zum SIP-/CSTA-Gateway weitergeleitet werden. Office Communications Server 2007 muss CSTA nicht verstehen. Das Programm muss nur wissen, wie die Weiterleitung erfolgt. Das SIP/CSTA-Gateway konvertiert dann die Befehle in das systemeigene, von der PBX verwendete Protokoll. Dies ist in Abbildung 1 dargestellt.

Abbildung 1 RCC-Integrationsszenario

Abbildung 1** RCC-Integrationsszenario **(Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Für das Aktivieren von RCC sind fünf Schritte erforderlich. Der erste Schritt ist die Konfiguration des SIP/CSTA-Gateways zur Kommunikation mit der PBX. Als Nächstes konfigurieren Sie OCS 2007 zum Weiterleiten von CSTA-Anforderungen an das SIP/CSTA-Gateway. Der dritte Schritt besteht im Konfigurieren von Benutzern für RCC. Der vierte Schritt ist das Konfigurieren von Office Communicator 2007. Der fünfte Schritt besteht im Definieren von OCS 2007-Normalisierungsregeln, die auch zur Telefonnummernnormalisierung des Adressbuchs dienen und sich von den Telefonnummernnormalisierungsregeln unterscheiden, die zusammen mit Enterprise Voice verwendet werden.

Enterprise Voice

Wenn ein Benutzer für Enterprise Voice aktiviert ist, wird Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition anstelle des PBX-Telefons zum primären Telefon. Office Communicator 2007 hat eine eindeutige zugewiesene Telefonnummer. (Zu Testzwecken kann das vorhandene PBX-Telefon an eine neue Nebenstelle weitergeleitet werden, die Office Communicator 2007 zugewiesen wurde.) Office Communicator 2007 bewältigt zusammen mit einem empfohlenen USB-Audiogerät sowohl die Anrufsteuerung (oder Signalisierung), als auch die Medien (Audio und Video).

In diesem Szenario leitet Office Communications Server 2007 Anrufe zwischen Office Communicator 2007-Endpunkten im IP-Netzwerk (IP-IP-Anrufe) und Anrufe an das Telefonfestnetz (PSTN)/PBX (IP-PSTN-Anrufe) weiter. OCS 2007 setzt Wähleinschränkungen bei Anrufen durch, die an das PSTN weitergeleitet werden.

Um eine Office Communications Server 2007-Umgebung mit einer PBX oder einem PSTN zu verbinden, müssen Sie ein Mediengateway bereitstellen, das auch als SIP/PSTN- oder IP/PSTN-Gateway bezeichnet wird. Das Mediengateway muss mit einem Vermittlungsserver (eine Serverrolle von OCS 2007) verkoppelt werden, um eine Verbindung zur Office Communications Server 2007-Umgebung herzustellen, wie in Abbildung 2 dargestellt. Der Vermittlungsserver und das zugehörige Mediengateway sollten am selben physischen Standort installiert werden.

Abbildung 2 Enterprise Voice-Integrationsszenario mit PSTN oder einer vorhandenen PBX

Abbildung 2** Enterprise Voice-Integrationsszenario mit PSTN oder einer vorhandenen PBX **(Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Der Vermittlungsserver ermöglicht das Verbinden von Mediengateways, die standardmäßige und sogar ungesicherte SIP-Implementierungen unterstützen, mit Office Communications Server 2007, da OCS 2007 nur die authentifizierte und verschlüsselte Kommunikation zulässt. Eine weitere Aufgabe des Vermittlungsservers besteht im Behandeln von Codec-Übersetzungen zwischen den standardmäßigen Codecs (G.711, G.723 und so weiter) und dem Microsoft-Echtzeitaudiocodec. Eine Liste von Mediengateways, die von Office Communications Server 2007 unterstützt werden, finden Sie bei den strategischen Hardwarepartnern unter technet.microsoft.com/bb735838.

Sie können die Mediengateways direkt mit dem PSTN oder einer Primary Rate Interface (PRI)-Leitungsverbindung einer vorhandenen PBX verbinden. Abbildung 2 zeigt mögliche Integrationsszenarios für das Enterprise Voice-Szenario mit dem PSTN und einer vorhandenen PBX. Ein Übermittler (normalerweise ein Office Communications Server Standard Edition-Server) ist für eine Enterprise Voice-Bereitstellung nicht erforderlich. Er wird jedoch empfohlen.

Zum Aktivieren von Enterprise Voice sind vier Schritte erforderlich. Der erste Schritt ist das Bereitstellen und Konfigurieren der Mediengateways. Da es sich um ein Microsoft-Partnerprodukt handelt, sollten Sie die Dokumentation des Anbieters lesen, da jedes Mediengateway verschiedene Bereitstellungsschritte erfordert.

Als Nächstes stellen Sie einen Vermittlungsserver für jedes Mediengateway bereit. In diesem Schritt muss eine Netzwerkkarte des Vermittlungsservers zum Senden und Empfangen von Verkehr vom Mediengateway sowie die andere Netzwerkkarte des Vermittlungsservers zum Senden und Empfangen von Verkehr von einem Office Communications Server 2007 konfiguriert werden (in der Regel ein Übermittler in einer Enterprise Edition-Bereitstellung). Sofern Ihr Mediengateway kein erweitertes Gateway ist, braucht es die Unterstützung einer OCS 2007-Vermittlungsserverrolle zur Interoperabilität mit der OCS 2007 Enterprise Voice-Infrastruktur.

Der dritte Schritt ist das Definieren eines Nummerierungsplans. Dazu müssen Voicerichtlinien, Telefonrouten und Ortsprofile definiert werden.

Anschließend konfigurieren Sie Benutzer für Enterprise Voice. Außerdem müssen Benutzer für Enterprise Voice aktiviert werden, damit sie Anrufe von der PBX oder dem PSTN tätigen und annehmen können. Dazu ist das Zuweisen eindeutiger Telefonnummern für jeden Benutzer erforderlich.

Enterprise Voice mit PBX-Integration

Diese Konfiguration ist eine Erweiterung der Enterprise Voice-Konfiguration. Der Unterschied besteht darin, dass das PBX-Telefon des Benutzers mit dem Office Communicator-Client des Benutzers synchronisiert wird. Die Konfiguration ähnelt dem Enterprise Voice-Szenario, das mit dem PSTN über eine PBX verbunden ist, wie in Abbildung 2 dargestellt. Doch in diesem Fall wird das PBX-Telefon des Benutzers nicht durch einen Office Communicator 2007-Client ersetzt, sondern Office Communicator 2007 und das vorhandene PBX-Telefon verwenden dieselbe Telefonnummer.

Wenn ein Anrufer die Nebenstelle des Benutzers von einem anderen PBX-Telefon oder von einem PSTN-Telefon aus anwählt, verzweigt das PBX-System den Anruf an das PBX-Telefon des Benutzers und an seinen Office Communicator 2007-Client über Office Communications Server 2007. Der Office Communicator 2007-Client des Benutzers und das PBX-Telefon klingeln bei einem eingehenden Anruf gleichzeitig. Umgekehrt verzweigt Office Communications Server von OCS 2007 initiierte Anrufe über das Mediengateway zur PBX. Dieses Szenario ist beim Verwenden von Office Communicator Phone Edition nicht möglich. Diese Konfiguration erfordert, dass Voicemail vom Voicemailsystem der PBX behandelt wird. Exchange Server 2007 Unified Messaging kann für solche Benutzer nicht als Voicemaillösung verwendet werden.

Zum Aktivieren von Enterprise Voice mit PBX-Integration sind dieselben Schritte wie beim Bereitstellen von Enterprise Voice erforderlich, jedoch mit drei zusätzlichen Schritten. Beim ersten zusätzlichen Schritt muss das Mediengateway direkt mit der PBX verbunden werden. Dann muss die PBX zum Unterstützen dieses Szenarios konfiguriert werden. (Dazu könnte abhängig von Ihrem Anbieter ein Softwareupgrade der PBX erforderlich sein.) Schließlich müssen Benutzer für die PBX-Integration aktiviert werden.

Microsoft arbeitet daran, Unterstützung für die direkte Verbindung des Vermittlungsservers mit der IP-PBX ohne ein vermittelndes Mediengateway bereitzustellen. Aktuelle Informationen zu diesem Thema finden Sie unter technet.microsoft.com/bb735838.

Konfigurieren von Office Communications Server

Die Enterprise Voice-Funktionalität wird von Diensten behandelt, die auf Office Communications Server 2007 Enterprise Edition und Office Communications Server 2007 Standard Edition ausgeführt werden. In Abbildung 3 sind die Dienste beschrieben, die die Enterprise Voice-Funktionalität zum Weiterleiten von eingehenden und ausgehenden Anrufen bereitstellen.

Figure 3 Enterprise Voice-Dienste

Dienst Beschreibung
Übersetzungsdienst Wendet Normalisierungsregeln auf Grundlage des Ortsprofils oder Telefonkontexts an.
Benutzerdienste Führen die umgekehrte Nummernsuche bei der Zieltelefonnummer durch.
Eingehende Routingkomponente Wendet die Anrufeinstellungen des Zielbenutzers an.
Exchange Unified Messaging Leitet bei Bedarf eine Anforderung an die Voicemail weiter.
Ausgehende Routingkomponente Legt die optimale Route auf Grundlage von URI und Benutzerrichtlinie fest.
   

Abbildung 4 zeigt, wie sich diese Komponenten auf eingehende Anrufe auswirken, wenn sie vom OCS 2007 für einen Anruf von PC zu PC weitergeleitet werden. Eingehende Anrufe können von einem verbundenen Endpunkt wie Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition oder von einem Vermittlungsserver vom PSTN/PBX (PSTN-SIP-Anruf) kommen. Ausgehende Anrufe, die von einem der Office Communications Server 2007-Clientendpunkte des Anrufers wie beispielsweise Office Communicator 2007 kommen, werden an den Standard Edition-Server- oder Enterprise-Pool gesendet, in dem sich der Benutzer befindet. Dieser wird als Homepool des Benutzers bezeichnet.

Abbildung 4 Interaktion von zugehörigen Enterprise Voice-Diensten auf OCS- Front-End-Servern

Abbildung 4** Interaktion von zugehörigen Enterprise Voice-Diensten auf OCS- Front-End-Servern **(Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Jetzt verarbeitet Office Communications Server 2007 den Anruf, um zu bestimmen, wohin er weitergeleitet werden soll. Dabei kann es sich um einen Hop zum Homepool des Angerufenen, zu einem Vermittlungsserver oder zu Microsoft® Exchange Server 2007 Unified Messaging handeln (siehe Abbildung 5). Wenn der Anruf an einen anderen Homepool weitergeleitet wird, sendet OCS 2007 den Anruf an alle aktiven Endpunkte des Angerufenen. Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition des Angerufenen klingelt, und auf dem Gerät wird eine Benachrichtigung in einem Popupfenster angezeigt.

Abbildung 5 Anrufweiterleitung

Abbildung 5** Anrufweiterleitung **(Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Beim Weiterleiten eines Anrufs an einen Vermittlungsserver wird der Server so konfiguriert, dass die Weiterleitung an ein spezifisches Mediengateway erfolgt. Wenn das Mediengateway direkt mit einer PBX verbunden ist, wird der Anruf von der PBX an ein Schreibtischtelefon oder an das PSTN weitergeleitet. Wenn das Mediengateway jedoch direkt mit dem PSTN verbunden ist, wird der Anruf an das PSTN weitergeleitet.

Wenn der nächste Hop zu Exchange Server 2007 Unified Messaging stattfindet, kann der Anrufer eine Nachricht hinterlassen. Voicemail ist unabhängig davon verfügbar, ob der Angerufene bei Office Communications Server 2007 angemeldet ist oder nicht.

Wenn der Angerufene antwortet, wird der Audioverkehr direkt von Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition des Anrufers an Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition des Angerufenen in einem Anruf von IP zu IP gesendet. Wenn der Anrufer ein PBX- oder PSTN-Telefon verwendet, sendet der Vermittlungsserver den Audioverkehr direkt an Office Communicator 2007 oder Office Communicator Phone Edition des Angerufenen in einem Anruf von IP zu PSTN. OCS 2007 behandelt nur die Anrufsignalisierung. Aus diesem Grund findet der Audio- und Videoverkehr direkt zwischen den Endpunkten statt und wird nicht von OCS 2007 weitergeleitet.

Konfigurieren von Benutzern

Benutzern, die für Enterprise Voice aktiviert sind, müssen Telefonnummern zugewiesen werden, die innerhalb der Organisation eindeutig sind. Diese Konfiguration erfolgt in Active Directory®. Dies unterscheidet sich von den meisten Telefoniesystemen, in denen dem Telefon die Telefonnummer zugewiesen wird. Der Vorteil dieses Entwurfs besteht darin, dass Benutzer jeden beliebigen Computer, auf dem Office Communicator 2007 ausgeführt wird, in ihr Arbeitstelefon verwandeln können, indem sie sich vom Client aus bei OCS 2007 anmelden. Dieses Portabilitätsfeature kann für Telearbeiter oder extern tätige Mitarbeiter interessant sein.

Die Telefonnummer des Benutzers wird im E.164-Format in Active Directory angegeben. Dieses Format definiert den internationalen öffentlichen Telekommunikationsnummerierungsplan, ein Nummerierungsschema, das Telefonnummern eindeutig darstellt. Das E.164-Format gibt die Telefonnummer in diesem Format an:

+<country code><area code><phone number>

Ein für Enterprise Voice aktivierter Benutzer hat zwei eindeutige Darstellungen: eine SIP-URI und eine E.164-Telefonnummer. Wenn eine Telefonnummer gewählt wird, löst Office Communications Server die E.164-Darstellung der Telefonnummer (+14255551212) in die SIP-URI des Benutzers (joe@contoso.com) auf. Office Communications Server 2007 leitet dann den Anruf auf der Grundlage der SIP-URI des Angerufenen weiter. Wenn die Telefonnummer nicht als SIP-URI aufgelöst werden kann, leitet OCS 2007 den Anruf über einen Vermittlungsserver zur PBX/PSTN weiter.

Wenn Sie eine Enterprise Voice-Bereitstellung planen, bei der jedem Office Communications Server-Benutzer eine eindeutige Telefonnummer zugewiesen werden muss, müssen Sie das vorhandene Telefoniesystem berücksichtigen. Wenn Sie direkt eine Verbindung zum PSTN über ein Mediengateway herstellen, steht Ihnen wahrscheinlich ein ganzer Zahlenblock von 2- oder 3-stelligen Erweiterungen an Direct-Inward-Dialing (DID)-Zahlen zur Verfügung, die an OCS 2007-Benutzer verteilt werden können. Wenn Sie über eine PBX eine Verbindung zum PSTN herstellen, steht Ihnen wahrscheinlich ein von der PBX bereitgestellter Block von DID-Zahlen zum Zuweisen an OCS 2007-Benutzer zur Verfügung.

Nummerierungspläne

Obwohl E.164-formatierte Telefonnummern eine eindeutige Darstellung bieten, ist dies keine praktische Möglichkeit zum Wählen von Zahlen. Es ist außerdem nicht möglich, eine Zahl in diesem Format in Office Communicator Phone Edition oder Standard-PBX/PSTN-Telefone einzugeben. Wie geben Sie beispielsweise ein +-Zeichen mithilfe der aus 10 Zahlen bestehenden Wahltastatur ein? Benutzer sind daran gewöhnt, kürzere Nummern für Nebenstellen zu wählen, die für einen bestimmten Standort, aber vielleicht nicht unternehmensweit spezifisch sind. Daher ist es erforderlich, Übersetzungsregeln anzugeben, um sie in das E.164-Format zu konvertieren.

Der Administrator muss Ortsprofile definieren, die Normalisierungsregeln angeben, um diese Zahlenübersetzungen durchzuführen. Nachdem die Telefonnummer vom Client (Office Communicator 2007 oder Communicator Phone Edition) oder vom Übersetzungsdienst von Office Communications Server 2007 in ein E.164-Format erweitert wurde, können die Benutzerdienste eine umgekehrte Nummernsuche durchführen und die E.164-Nummer der entsprechenden SIP-URI zuordnen. Die in einem Ortsprofil definierten Normalisierungsregeln verwenden reguläre Ausdrücke zum Durchführen der Übersetzung, wenn eine Übereinstimmung gefunden wird. Wenn beispielsweise 1234 gewählt wird, würde eine Normalisierung, die jedes vierstellige Muster in +1425555{4 Zahlen} übersetzt, 1234 in +1425551234 übersetzen. Ortsprofile ermöglichen es Benutzern also, ihre Gewohnheiten beim Wählen beizubehalten.

Für Administratoren gibt es drei Möglichkeiten, Benutzern Ortsprofile zuzuweisen:

  • Sie können das Ortsprofil für Benutzer, die Office Communicator 2007 verwenden, über die Gruppenrichtlinie definieren.
  • Sie können es Benutzern ermöglichen, ein Ortsprofil aus Office Communicator Phone Edition auszuwählen.
  • Sie können dem Homepool ein Ortsprofil zuweisen. Benutzern, die sich in diesem Pool befinden, wird automatisch dieses Ortsprofil zugewiesen.

Das Definieren eines Nummerierungsplans umfasst das Erstellen von Voicerichtlinien, Telefonrouten und Ortsprofilen mit Normalisierungsregeln. Die Voicerichtlinien definieren die Art des Anrufzugriffs, der Benutzern ermöglicht wird. Office Communications Server 2007 legt fest, wie Anrufe an die PBX/PSTN mittels Telefonrouten weitergeleitet werden. Da Telefonnummern auf vielfältige Art und Weise gewählt werden können, definieren die Normalisierungsregeln eines Ortsprofils, wie die gewählte Telefonnummer in das E.164-Format konvertiert werden muss, das dann weitergeleitet werden kann.

Jeder für Enterprise Voice aktivierte Benutzer wird vom Administrator einer Voicerichtlinie zugeordnet. Eine Voicerichtlinie definiert die einem Benutzer zugewiesenen Anrufberechtigungen. Die Anrufberechtigungen legen fest, welche Routen der Benutzer verwenden und welche Nummern er wählen darf. Jeder Benutzer muss einer einzelnen Voicerichtlinie zugeordnet werden. Die Anzahl verfügbarer Richtlinien wird vom Administrator erstellt.

Jede Voicerichtlinie enthält eine Einstellung, um es Benutzern zu ermöglichen oder zu verbieten, gleichzeitiges Klingeln und eine geordnete Liste von Telefonverwendungen zu aktivieren. Die Voicerichtlinie ist ähnlich wie die Besprechungsrichtlinie ein logischer Container von Einstellungen, die als XML-Dokument definiert und in Active Directory gespeichert sind. Der Wert dieses Entwurfs besteht darin, dass er in zukünftigen Versionen von OCS 2007 zur Unterstützung zusätzlicher Richtlinieneinstellungen erweitert werden kann, ohne dass eine Active Directory-Schemaerweiterung erforderlich ist. Wenn beispielsweise eine Voicerichtlinie nicht mit Telefonverwendung verbunden ist, werden die Benutzer, die dieser Richtlinie zugewiesen sind, daran gehindert, ausgehende Anrufe an die PBX/PSTN zu tätigen. Solche Benutzer könnten nur IP-IP-Anrufe tätigen.

Telefonverwendung und Routen

Eine Telefonverwendung definiert die Telefonroutingberechtigungen, die für Benutzer zulässig sind. Eine Telefonverwendung ist eine Sammlung von Telefonrouten. Es handelt sich um eine Zeichenfolge, die aus einem eindeutigen Schlüsselwort bestehen muss, d. h. keine andere Telefonverwendung kann denselben Namen haben. Administratoren können beliebig viele Verwendungen erstellen.

Obwohl eine Voicerichtlinie direkt einer Route oder einem Satz von Routen zugeordnet sein könnte, wird das Telefonverwendungsschlüsselwort anstelle von Telefonverwendungen als Abstraktion eingesetzt, um die Zuordnung zwischen Richtlinien und Routen beizubehalten. Wenn Richtlinien Routen direkt zugeordnet werden, sodass das Konzept von Telefonverwendungen praktisch entfällt, und der Administrator den Namen einer Route ändert, müsste jede dieser Route zugeordnete Richtlinie aktualisiert werden. Durch Verwenden einer Telefonverwendung, die sowohl ein Attribut einer Richtlinie als auch einer Route ist, zum Erstellen der Zuordnung zwischen Richtlinie und Route wird die Beziehung zwischen Richtlinie und Route beibehalten, selbst wenn der Name der Route geändert wird.

Eine Route enthält ein Telefonnummernmuster und eine Liste von Vermittlungsservern, die mit Mediengateways verbunden sind. Eine Route muss mindestens einer Telefonverwendung zugewiesen werden. Diese Zuordnung zwischen Muster und Gateways gibt an, wie Telefonnummern weiterzuleiten sind, die einem bestimmten Muster entsprechen.

Das Muster gibt einen Bereich von Telefonnummern an, die es zuordnen kann. Es ist als regulärer Ausdruck definiert, der Telefonnummern umfassen und ausschließen kann. Mithilfe des enthaltenen Enterprise Voice Route Helper-Tools können diese regulären Ausdrücke leichter erstellt werden. Wenn demzufolge die gewählte Telefonnummer dem regulären Ausdrucksmuster der Route entspricht, wird der Anruf an ein in der Route definiertes Gateway weitergeleitet.

In einer einzelnen Route kann mehr als ein Vermittlungsserver (und daher Mediengateway) aufgeführt sein. Office Communications Server 2007 leitet den Anruf auf einer Round-Robin-Basis an die Vermittlungsserver weiter, um den Datenverkehr über die Gateways auszugleichen. Wenn ein Gateway versagt oder zu Wartungszwecken außer Dienst genommen wird, sendet der entsprechende Vermittlungsserver eine Antwort an Office Communications Server 2007 zurück, sodass sofort versucht wird, den Anruf an einen anderen Vermittlungsserver (und damit an ein anderes Mediengateway) auf der Routenliste weiterzuleiten.

Nach 10 Versuchen, Anrufe an ein fehlgeschlagenes Mediengateway weiterzuleiten, reduziert Office Communications Server 2007 anschließend den Datenverkehr zu diesem Mediengateway, bis es wieder reagiert. Wenn das Mediengateway nach 10 zusätzlichen Versuchen weiterhin nicht reagiert, leitet Office Communications Server 2007 keine Anrufe mehr an dieses Mediengateway weiter, bis es wieder reagiert.

Die in der Telefonroute definierte Liste von Mediengateways wird durch den vollqualifizierten Domänennamen und die Portnummer des Gateways beschrieben. Wenn die Telefonnummer nicht dem regulären Ausdrucksmuster entspricht, wird die nächste Route überprüft, die zur dem Benutzer zugewiesenen Telefonverwendung gehört, bis eine Übereinstimmung gefunden wird. Wenn keine Übereinstimmung gefunden wird, kann der Anruf nicht weitergeleitet werden und erreicht sein Ziel nicht. Dem Benutzer wird in einer Benachrichtigung mitgeteilt, dass der Anruf nicht abgeschlossen werden konnte.

Nächste Schritte

Office Communications Server 2007 bietet drei Ebenen der Telefonieintegration. Beim Planen Ihrer Telefoniebereitstellung müssen Sie festlegen, welche Ebene Ihren aktuellen und zukünftigen geschäftlichen Telefonieanforderungen am besten entspricht. Anschließend können Sie die Bereitstellung planen. Ein wichtiger Aspekt der Planung ist das Definieren eines Nummerierungsplans für Ihre Office Communications Server Enterprise Voice-Bereitstellung. Dieser sollte sorgfältig bedacht werden.

Die Randleiste „Zusätzliche OCS 2007-Ressourcen“ enthält weitere Informationen zu Office Communications Server 2007 Enterprise Voice und zugehörigen Technologien.

Jochen Kunert verfügt über 10 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsbranche und ist heute als leitender Programmmanager in der Office Communications Group bei Microsoft tätig. Er ist Mitautor des Buchs Microsoft Office Communications Server 2007 Resource Kit, das in Kürze veröffentlicht wird. Sie erreichen ihn unter jkunert@microsoft.com.

Rui Maximo verfügt über 14 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und ist Mitautor von zwei Büchern: Pro LCS: Live Communications Server Administration und Microsoft Office Communications Server 2007 Resource Kit. Sie erreichen ihn unter ruim@ruimaximo.com.

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