Berichte aus der PraxisInnovation von innen

Romi Mahajan

In seinem BuchDas Ende des Managements: Unternehmensführung im 21. Jahrhundert vertritt der bekannte Managementguru und Geschäftsstratege Gary Hamel die These, dass langfristige komparative Vorteile auf der Schaffung einer Innovationskultur beruhen, die ihrerseits ein Produkt der Weiterentwicklung von Managementtechnologien ist. Während sich die Branche entlang vieler Achsen unzählige Male neu erfunden und erneuert hat, sind die meisten Unternehmen immer noch von einer hierarchischen Managementkultur durchdrungen. Diese verhindert die Entwicklung einer wahrhaft innovativen Kultur einfach dadurch, dass sich menschliche Kreativität und Humankapital nicht angemessen bezahlt machen.

Solche Hierarchien wirken der Innovation entgegen, und die menschliche Kreativität ist, wenn sie entfesselt wird, die Haupttriebkraft für langfristige komparative Innovationsvorteile. Wenn die menschliche Kreativität eingeschränkt wird, sind mehr als 80 Prozent der Arbeitskräfte bei ihrer Tätigkeit nicht sehr engagiert. Hamel glaubt, dass es sich dabei nicht nur um ein geschäftliches, sondern auch um ein moralisches Versagen handelt.

Auf einer sehr allgemeinen Ebene sollte dies ein Weckruf für die Branche sein, übermäßige Hierarchien abzuschaffen. Im Grunde ist das Argument antibürokratischer Natur. Die Entscheidungsgewalt sollte nicht bei praxisfernen Managern und reichen Führungskräften liegen.

Hamel argumentiert, dass das Management und nicht IT die Quelle für Innovationen darstellt. Informationstechnologie kann schließlich zu einem Massenprodukt werden – wie kann sie also zu einem komparativen Vorteil führen? Wenn IT nicht die Quelle für Innovationen ist und durch Produktivitätsgewinne, Betriebszeit, Zuverlässigkeit, schnelle Einführung neuer Anwendungen und einmalige Anmeldung (und dergleichen) keine komparativen Vorteile erzielt werden können, warum machen wir uns alle dann überhaupt so viele Sorgen?

Sind Sie bereit, tief in die Seele Ihrer IT-Organisation und Ihres Unternehmens als Ganzem zu blicken, um zu sehen, ob Hamel nicht vielleicht doch Recht hat? Wie können Sie sicherstellen, dass Informationstechnologie nicht als Massenprodukt betrachtet wird?

Indem ich die besten Konzepte Hamels übernommen und dafür genutzt habe, IT-Organisationen dabei zu helfen, ihre Zukunft als Innovationszentren zu sichern, habe ich eine Theorie namens „Innovation von innen“ entwickelt. Die optimale Nutzung der menschlichen Kreativität und des Humankapitals ist der Schlüssel zu nachhaltigen komparativen Vorteilen, und große Organisationen müssen Innovation als integralen Bestandteil in ihre Tätigkeit einbinden. Organisationen müssen sich der Gemeinschaft und nicht der Bürokratie verpflichtet fühlen. Am wichtigsten ist jedoch, dass das Management zu häufig wahrer Innovation im Wege steht – nur wenn sich das Management weiterentwickelt, ist echte Innovation möglich.

Betrachten wir einmal die IT-Organisationen. IT-Mitarbeiter sind in der Regel intelligent, engagiert und bestrebt, etwas zu bewirken. Da häufig von ihnen verlangt wird, mit weniger Ressourcen mehr zu erreichen, wenden sie den größten Teil ihrer Zeit für ihre Hauptaufgaben auf, sodass ihnen wenig Zeit für Innovationen bleibt.

Bei meinem Konzept der Innovation von innen wird Hamels Theorie auf den Bereich der Informationstechnologie angewendet. Die wesentlichen Prinzipien lauten:

  • Angesichts der natürlichen Kreativität der IT-Mitarbeiter liegt es in unserem besten Interesse, ein IT-Managementmodell zu gewährleisten, bei dem dieses Potenzial genutzt wird.
  • Innovation beruht auf einem systematischen und schonungslosen Prozess aus Gedanke – Versuch – Irrtum – Überarbeitung, einem der Informationstechnologie innewohnenden Prozess.
  • Wenn das Gemeinschaftskonzept aus vollem Herzen und offen angenommen wird, entstehen technische Lösungen. Informationstechnologie kann den Weg dahin weisen, angefangen bei sich selbst!
  • Im IT-Bereich sind die Mitarbeiter die einzige Quelle für komparative Vorteile.
  • Die Führungskräfte im IT-Bereich müssen den Schwerpunkt von Projekten und Budget auf das neue und aufregende Gebiet des Innovationsmanagements verlagern.
  • Bei der Informationstechnologie sollte es nicht um Kosteneindämmung, sondern um das Erreichen großartiger Ergebnisse gehen.

Sind Sie bereit, an diese Theorie zu glauben? Können wir das Konzept der „Innovation von innen“ anwenden und demonstrieren, dass IT-Organisationen der richtige Ort für dieses großartige Experiment sind? Sind die Führungskräfte bereit, Macht abzugeben und sich mit ihren eigenen Communitys zu verbünden? Ist das Management bereit, auf seine Macht zu verzichten und sich unsere kollektive Brillanz zu Eigen zu machen?

Romi Mahajan ist Chief Marketing Officer der Ascentium Corporation. Bevor er zu Ascentium kam, war er mehr als sieben Jahre lang für Microsoft tätig, wo er zuletzt die Position des Director of Technical Audience and Platform Marketing bekleidete. Romi Mahajan hat zahlreiche Arbeiten im Bereich Technologie, Politik, Wirtschaftswissenschaft und Soziologie veröffentlicht.