SharePoint 2010-Bereitstellung: Machen Sie sich bereit für das Upgrade auf SharePoint 2010

Direkt mit einem SharePoint 2010-Upgrade zu starten, ist verlockend... Aber ein solches Upgrade erfordert eine gründliche Planung. Im Folgenden möchte ich Sie deshalb durch die Upgradeplanung führen.

Brien Posey

Das Upgrade auf SharePoint 2010 unterscheidet sich grundlegend von allen Updates, die Sie bisher durchgeführt haben. Noch bevor Sie mit dem Upgradeplanungsprozess beginnen, sollten Sie sich mit den Systemanforderungen für SharePoint 2010 vertraut machen, denn im Gegensatz zu den Vorgängerversionen von SharePoint kann SharePoint 2010 nur auf 64-Bit-Computern ausgeführt werden. Das heißt, Sie müssen SharePoint 2010 auf einer 64-Bit-Version von Windows Server 2008 oder Windows Server 2008 R2 installieren.

Für SharePoint ist eine SQL Server-Datenbank erforderlich, die sich jedoch nicht auf demselben Server wie SharePoint befinden muss. Zwar wird nach wie vor ein SQL Server benötigt, Microsoft hat jedoch einige wichtige Änderungen durchgeführt. Die Datenbank muss auf einer 64-Bit-Edition von SQL Server 2005 oder 2008 ausgeführt werden, unabhängig davon, ob sie lokal auf dem SharePoint-Server installiert ist.

Und obwohl keine technische Systemanforderung gegeben ist, sollten Sie überlegen, welche Webbrowser Sie verwenden. SharePoint 2010 ist auf eine verbesserte Nutzung der Webstandards ausgelegt. Das bedeutet, das Benutzererlebnis sollte gleichbleibend gut sein, egal, ob Benutzer Internet Explorer oder Firefox (3.x oder höher) verwenden. Dagegen spricht allerdings die eingeschränkte Unterstützung von Internet Explorer 6: Benutzer von IE6 sollten zwar keinerlei Probleme beim Anzeigen von SharePoint-Inhalten haben, aber beim Erstellen von Inhalten ist IE7 oder höher (Firefox 3. oder höher) erforderlich.

Direkte Upgrades

Wie Sie vielleicht wissen, ermöglicht SharePoint 2010 direkte Upgrades vom Microsoft Office SharePoint Server (MOSS) 2007. Da SharePoint 2010 aber nur auf 64-Bit-Versionen arbeitet, können Sie direkte Upgrades nur durchführen, wenn Ihr bestehender MOSS 2007 auf einer 64-Bit-Version von Windows Server 2008 ausgeführt wird. Erfüllen Ihre SharePoint-Server die erforderlichen Systemanforderungen, können Sie ein direktes Upgrade auf jedem Server in Ihrer SharePoint-Farm durchführen.

Obwohl SharePoint diese Upgrades vollständig unterstützt, rate ich nur dann zu direkten Upgrades, wenn Sie eine einfache SharePoint-Bereitstellung ohne weitere Anpassungen haben. Vollständige Migrationen sollten in komplexeren Umgebungen durchgeführt werden, da Sie auf diese Weise mehr Kontrolle über den Upgradeprozess haben. Sie empfehlen sich auch für Umgebungen, in denen Sie Anpassungen vorgenommen haben, da diese bei einer vollständigen Migration nicht versehentlich überschrieben werden können.

Bei einer Migration wird normalerweise eine vollständig neue SharePoint-Farm aufgebaut, in der SharePoint 2010 ausgeführt wird. Nach der Einrichtung können Sie Ihre vorhandenen SharePoint-Datenbanken in die neue Farm integrieren. Alternativ können Sie auch eine hybride Migrationsstrategie verfolgen, die direkte Upgrades und neue SharePoint 2010-Server kombiniert.

Überprüfung vor dem Upgrade

Unabhängig davon, ob Sie ein direktes Upgrade oder eine Migration durchführen, müssen Sie vor dem tatsächlichen Upgradeprozess einige Vorbereitungen treffen. Einer der wichtigsten Schritte dabei ist die Überprüfung vor dem Upgrade. Vor der Veröffentlichung von MOSS 2007 hat Microsoft das Dienstprogramm Prescan.exe herausgegeben, mit dem Sie den einwandfreien Zustand Ihrer SharePoint-Bereitstellung sicherstellen konnten, ehe Sie das Upgrade auf MOSS 2007 durchgeführt haben.

Damals war Prescan.exe ein hilfreiches Tool, heute aber ist es für eine vorbereitende Analyse zur SharePoint 2010-Bereitstellung nicht sonderlich geeignet. Aus diesem Grund stellt Microsoft ein neues Tool zur Verfügung, den Pre-Upgrade Checker. Der Pre-Upgrade Checker stellt eine enorme Verbesserung gegenüber Prescan.exe dar. Beispielsweise arbeitet das Tool schreibgeschützt – Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass Änderungen Ihrer SharePoint-Server vorgenommen werden.

Was den Pre-Upgrade Checker aber zu einem besonders nützlichen Tool macht, ist die – gegenüber dem Vorgänger Prescan.exe verbesserte – Gründlichkeit, mit der er Probleme entdeckt. Außerdem kann das Tool erweitert werden: Der Pre-Upgrade Checker umfasst eine Reihe von Regeln zur Analyse Ihrer SharePoint-Server. Das Format dieser Regeln ist XML, Sie können also bei Bedarf eigene, benutzerdefinierte Regeln erstellen. Ein weiterer Vorteil von XML-basierten Regeln: Sollten sich die empfohlenen Best Practices ändern, kann Microsoft den Pre-Upgrade Checker jederzeit problemlos aktualisieren.

Aber der wohl größte Vorteil des Pre-Upgrade Checkers sind die vom Tool kompilierten Daten. Obwohl Microsoft den Pre-Upgrade Checker in erster Linie für die Vorbereitung eines Upgrades auf SharePoint 2010 entwickelt hat, verwenden einige Unternehmen das Tool zu anderen Zwecken. So setzt ein Unternehmen den Pre-Upgrade Checker beispielsweise als Teil seines Notfallwiederherstellungsplans ein. Ausgefallene SharePoint-Server kann das Dienstprogramm zwar nicht wiederherstellen, aber die vom Tool gesammelten Daten können von großem Nutzen bei der Neuerstellung einer SharePoint-Bereitstellung sein. Dazu müssen Sie das Tool allerdings ausführen, ehe es zu einem Serverausfall kommt.

Ein anderes Unternehmen setzt den Pre-Upgrade Checker ein, um sicherzustellen, dass die SharePoint-Server im Unternehmen konsistent konfiguriert sind. Wird der Pre-Upgrade Checker auf den einzelnen SharePoint-Servern ausgeführt, kann er die jeweiligen Berichte vergleichen und nach Konfigurationselementen suchen, die von der Unternehmensrichtlinie abweichen.

Und wo finden Sie den Pre-Upgrade Checker? Die Chancen stehen gut, dass Sie das Tool bereits haben, denn Microsoft hat den Pre-Upgrade Checker in MOSS 2007 SP2 integriert. Entgegen möglichen Erwartungen ist der Pre-Upgrade Checker kein eigenständiges Tool, sondern in das Dienstprogramm STSADM.EXE eingebunden. Zufällig musste ich meinen Testserver nach dem Anwenden von SP2 einige Male neu starten, ehe ich auf die neue STSADM.EXE-Funktion zugreifen konnte.

So, jetzt aber möchte ich Ihnen zeigen, wie der Pre-Upgrade Checker funktioniert: Wie bereits erwähnt, analysiert der Pre-Upgrade Checker eine XML-basierte Regeldatei, anhand derer er anschließend Ihre SharePoint-Bereitstellung analysiert. Der Pre-Upgrade Checker umfasst eine Reihe von Regeln, die auf dem Best Practice Analyzer basieren und in der Datei OssPreUpgradeCheck.xml enthalten sind. Wie diese Datei aussieht, sehen Sie in Abbildung 1.

Abbildung 1 Der Pre-Upgrade Checker verwendet eine XML-basierte Regeldatei.

Wenn Sie den Pre-Upgrade Checker aufrufen, brauchen Sie diese Regeldatei nicht noch extra zu aktivieren. Der Pre-Upgrade Checker ruft die Datei standardmäßig auf. Sie können allerdings benutzerdefinierte Regeldateien einsetzen. Die vollständige Syntax für den Pre-Update Checker sieht folgendermaßen aus:

STSADM.EXE –O PreUpgradeCheck
[[-RuleFiles “<rule file name>”] [-ListRuleFiles]] [-LocalOnly]

Wie Sie sehen, sind die einzigen erforderlichen Parameter –O und die Wörter PreUpgradeCheck. Der –RuleFiles-Parameter ist optional und wird nur verwendet, wenn Sie manuell eine bestimmte Regeldatei angeben möchten. Ebenso können Sie über den Parameter –ListRuleFiles die verfügbaren Regeldateien anzeigen. Und wenn Sie den –LocalOnly-Parameter verwenden, werden die Regeln nur auf dem lokalen SharePoint-Server ausgeführt.

Sie möchten sich ein genaueres Bild von der Vorgehensweise des Pre-Upgrade Checkers machen? Dann werfen Sie einen Blick auf Abbildung 2. Wie Sie sehen, habe ich zunächst ein Eingabeaufforderungsfenster geöffnet und bin durch die Verzeichnisstruktur zu C:\Programme\Gemeinsame Dateien\Microsoft Shared\Web Server Extensions\12\BIN navigiert. Von dort habe ich folgenden Befehl ausgeführt:

STSADMIN.EXE –O PreUpgradeCheck]

Figure 2  The Pre-Upgrade Checker tests your SharePoint deployment.

Abbildung 2 Der Pre-Upgrade Checker testet Ihre SharePoint-Bereitstellung.

In Abbildung 2 sehen Sie, dass der Pre-Upgrade Checker unterschiedliche Tests in der SharePoint-Bereitstellung durchführt. Die Ergebnisse der einzelnen Tests sind farbkodiert: Rot bedeutet, der Server hat den jeweiligen Test nicht bestanden, Grün bedeutet, der Server hat den Test bestanden. Zusätzliche Informationen sind gelb markiert.

Offensichtlich sind die Ergebnisse des Pre-Upgrade Checkers nicht gerade detailliert. Wie die Bildschirmaufzeichnug in Abbildung 2 zeigt, erfahren Sie lediglich, ob ein Test bestanden wurde oder nicht, mehr Informationen erhalten Sie nicht. Wenn Sie aber einen Blick auf den unteren Bereich der Bildschirmaufzeichnung werfen, informiert Sie eine Nachricht darüber, dass Sie die Ergebnisse in einer HTML-Datei unter C:\Programme\Gemeinsame Dateien\Microsoft Shared\Web Server Extensions\12\Logs finden.

Bei jeder Ausführung des Pre-Upgrade Checkers werden drei separate Protokolldateien erstellt. Eine davon ist die erwähnte HTML-Datei, außerdem gibt es eine LOG- und eine XML-Datei. Alle drei Protokolldateien enthalten die entsprechenden Informationen, die HTML-Datei ist jedoch die übersichtlichste.

Wie bereits erwähnt, kompiliert der Pre-Upgrade Checker eine große Datenmenge. Daher erstaunt es nicht, dass die Protokolle so umfangreich sind, dass sie hier nicht im Ganzen dargestellt werden können. In Abbildung 3 können Sie sich aber einen Eindruck von den HTML-Protokollen machen.

Figure 3  The Pre-Upgrade Check results can be viewed using a Web browser.

Abbildung 3 Die Ergebnisse des Pre-Upgrade Checkers können über einen Webbrowser angezeigt werden.

Anpassungen identifizieren

Ein weiterer wichtiger Schritt bei der Upgradeplanung ist das Identifizieren von Anpassungen, die Sie an Ihren SharePoint-Server vorgenommen haben. Unabhängig davon, ob Sie ein direktes Upgrade oder eine Migration durchführen – Anpassungen können leicht versehentlich überschrieben werden. Daher sollten Sie Ihre Anpassungen dokumentieren und eine Sicherung dieser Dateien durchführen, um sie bei Bedarf nach dem Upgrade problemlos erneut anzuwenden.

Hoffentlich haben Sie sämtliche Anpassungen, die Sie während der Entwicklung Ihrer SharePoint-Umgebung vorgenommen haben, sorgfältig dokumentiert. Es kann nämlich ganz schön schwierig sein, sämtliche Änderungen im Auge zu behalten. Nehmen Sie sich also etwas Zeit, wenn Sie das Anpassungsprotokoll durchgehen, selbst wenn Sie meinen, alle Anpassungen genauestens dokumentiert zu haben. Leider enthält SharePoint keine Tools zur Identifizierung von Anpassungen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie jede Datei auf Ihren SharePoint-Servern manuell überprüfen müssen.

Sie können zum Beispiel die so genannte Diffing-Technik verwenden. Die Idee hinter dieser Technik ist, dass Sie einen MOSS 2007-Bestandsserver einrichten, wobei Sie sicherstellen sollten, dass auf diesem Server nicht dieselben Patches wie auf Ihren Produktionsservern ausgeführt werden. Jetzt können Sie anhand eines Differenzierungsprogramms sehen, welche Dateien auf den Produktionsservern sich von denen auf dem ursprünglichen SharePoint-Server unterscheiden.

Microsoft empfiehlt WinDiff, aber es gibt eine Reihe von Differenzierungsdienstprogrammen, von denen einige mehr Funktionen aufweisen als WinDiff.

Den Upgradeprozess testen

Bei den Vorbereitungen zur Umstellung auf SharePoint 2010 kommen Sie irgendwann an den Punkt, an dem Sie einen Plan für die Durchführung des Upgrades erstellen müssen. Gehen wir davon aus, dass Sie alle Probleme, die der Pre-Upgrade Checker entdeckt hat, behoben haben, sollte der Upgradeprozess relativ reibungslos verlaufen. Trotzdem sollten Sie nichts dem Zufall überlassen.

Stellen Sie MOSS 2007 in einer isolierten Testumgebung bereit, und testen Sie Ihren Upgradeplan, ehe Sie ein Upgrade Ihrer Produktionsserver durchführen. So können Sie sich mit dem Upgradeprozess vertraut machen und Probleme ermitteln, die beim tatsächlichen Upgrade zu größeren Problemen führen könnten.

Kleine und mittelgroße Unternehmen (SMB) sollten einige virtuelle Server einrichten und die Sicherungen der Produktionsserver auf den Testservern wiederherstellen. So können Sie Ihren Upgradeplan in einer Umgebung testen, die nahezu identisch mit Ihrer Produktionsumgebung ist.

Bei größeren Unternehmen ist das Erstellen einer exakten Kopie der SharePoint-Produktionsbereitstellung vermutlich wenig praktikabel. In diesem Fall können Sie eine kleinere Umgebung einrichten, die ähnlich wie Ihre Produktionsumgebung konfiguriert ist. Anschließend führen auch Sie eine Wiederherstellung der Sicherungen von einigen (nicht allen) SharePoint-Servern in einer Testumgebung durch. Sie haben den Eindruck, dass dieser Ansatz viel dem Zufall überlässt? Bedenken Sie, dass Sie wahrscheinlich nicht die gesamte Bereitstellung in einer einzigen Sitzung auf SharePoint 2010 verlagern, sondern sich jeweils auf einen Bereich konzentrieren werden.

Sicherungen überprüfen

Der letzte Schritt vor dem tatsächlichen Upgrade auf SharePoint 2010 ist die Überprüfung Ihrer Sicherungen auf fehlerfreie Funktionalität. Erst diese Woche musste ich jemandem helfen, der überzeugt war, alle Server sorgfältig gesichert zu haben, dann jedoch zu seinem Leidwesen feststellen musste, dass die Sicherungen ungenügend waren. Das muss Ihnen nicht passieren… Testen Sie Ihre Sicherungen und vergewissern Sie sich, dass diese wiederhergestellt werden können.

 

Brien Posey

*Brien Posey,***MVP, ist freischaffender technischer Redakteur, der Tausende von Artikeln und Dutzende Bücher verfasst hat. Sie können seine Website unterbrienposey.combesuchen.

 

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