IT-Skills: Internationale Optionen

Im Zuge der allmählichen Erholung der Weltwirtschaft gibt es für IT-Experten viele Chancen, im Ausland ihr Glück zu versuchen.

Romi Mahajan

Als IT-Spezialist können Sie Ihre Position in ganz wesentlichem Maße durch Auslandserfahrung stärken. Technische Kompetenzen sind wichtig, werden in Ihrem Beruf jedoch als selbstverständlich vorausgesetzt.

Auf der anderen Seite ist Auslandserfahrung in der IT-Welt kaum ein Thema. Solche Dinge scheinen oft nur in den "geschäftlichen" Bereichen eines Unternehmens wichtig zu sein. Um es noch deutlicher zu sagen: Obwohl jeder Auslandsaufenthalt nützlich ist, ist die Arbeit in einem Entwicklungsland etwas, das Sie mehr auf die Welt von morgen vorbereitet als irgendeine Tätigkeit in Ihrem eigenen Land.

Dabei gibt es zwei wichtige Punkte. Zunächst ist da die Tatsache, dass die Weltwirtschaft immer mehr einen multipolaren Charakter annimmt, mit einer zunehmenden Zahl von Aktivitäts- und Wohlstandszentren und von Bereichen, in denen IT-gestützte Innovationen stattfinden. Zweitens sorgen die Bedingungen in Entwicklungsländern für eine dynamische Umgebung. Für die IT gilt unter solchen Bedingungen das Sprichwort, dass " Not erfinderisch macht". Diese beiden Aspekte unterstreichen, dass der Ehrgeiz von IT-Experten überall auf der Welt auf fruchtbaren Boden hoffen kann.

Betrachten wir, wie sich die Geschäftswelt und die Welt der IT immer weiter entwickeln:

  • Eine Marktforschungsuntersuchung aus dem Jahr 2006 ergab, dass es weltweit etwa 23 Millionen IT-Experten gab. Etwas weniger als ein Drittel dieser Personengruppe lebte in den USA. Die Zahlen für große Schwellenländer wie Brasilien, Indien und China lagen jeweils bei einigen Hunderttausend. Jüngste Schätzungen legen nahe, dass der Anteil der IT-Experten in Entwicklungsländern um 100 Prozent angestiegen ist – das ist eine Verdopplung in einem Zeitraum von nur fünf Jahren. In den entwickelten Industriestaaten zeigt sich der umgekehrte Trend: Hier bleibt die Zahl der IT-Profis konstant oder geht sogar zurück.
  • Die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sind die der Entwicklungs- und Schwellenländer. Auch die Dienstleistungssektoren (zumeist IT-gestützt) mit dem schnellsten Wachstum finden sich dort.
  • Wenn Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern sich weiterentwickeln, nutzen sie die IT als zentralen Faktor ihres Wachstums schneller als Unternehmen in entwickelten Industriestaaten dies tun.

Es gibt daher deutlich erkennbare, lukrative Beschäftigungsmöglichkeiten für IT-Profis in Entwicklungs- und Schwellenländern. IT-Experten sollten stets da sein, wo sich interessante und faszinierende Entwicklungen vollziehen. Zeit zum Kofferpacken!

Zum zweiten Punkt (d.h. zu der Aussage, dass die IT in Entwicklungs- und Schwellenländern innovativer ist) gibt es einige Dinge, an die Sie denken sollten:

  • Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern haben komplexe IT-Anforderungen, die IT-Ausgaben pro Mitarbeiter (oder allgemein pro Kopf) sind dort viel niedriger als in den Industriestaaten.
  • Große Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern sind mehr auf heimischen Märkten aktiv als ausländische Unternehmen. Diese Märkte sind oft weniger reguliert und weniger homogen, andererseits aber auch komplexer als Märkte in Industriestaaten. Daher muss die IT in Entwicklungsländern oft komplexere Aktivitäten und Umstände unterstützen als dies in der entwickelten Welt erforderlich ist.
  • "Mehr mit weniger erreichen", das IT-Mantra der letzten zehn Jahre, ist in den Industriestaaten zum Lebensstil geworden, während es in Entwicklungs- und Schwellenländern mehr auf durch Notwendigkeiten getriebene Innovationen ankommt.

Diese Umstände führen zu einer erstaunlichen Schlussfolgerung: Sie können wahrscheinlich in einem Entwicklungsland in kreativerer und innovativerer Weise im IT-bereich arbeiten als in einem entwickelten Industriestaat. Dies führt uns zu einer dritten Gruppe von Faktoren:

  • Wenn IT-Experten nach den Aspekten ihrer Tätigkeit gefragt werden, die ihnen die meiste Befriedigung schenken, erwähnt die absolute Mehrheit die Kreativität und die Möglichkeit, mit Technologien völlig neue Dinge zu tun.
  • Direkt danach folgt die Anerkennung ihrer Arbeit durch ihre Kollegen.

Der Weg nach vorn

Es gibt keinen besseren Weg, beiden gleichzeitig zu erleben, als ins Ausland zu gehen: Dort können Sie mit Technologien innovative Dinge tun und erhalten oft dazu die Anerkennung der gesamten Gemeinschaft dafür, dass Sie etwas Bahnbrechendes geleistet haben. Die Medien haben ihr Teil dazu beigetragen, dass zwischen IT-Profis in verschiedenen Ländern heute Barrieren bestehen. So liest man oft, dass IT-Profis in Indien oder China ihren Kollegen in den Industriestaaten die Arbeit stehlen. Anstatt Gemeinsamkeiten und Kollegialität zu betonen, stehen oft Streit und Gefühllosigkeit im Vordergrund.

Was wir statt dessen benötigen, ist eine Internationalisierung der IT, eine starke Gemeinschaft gleichgesinnter und ähnlich ausgebildeter Praktiker und Denker, die gemeinsam an der Lösung komplexer Probleme arbeiten. Der erste Schritt in diese Richtung ist der konkrete Austausch von IT-Profis zwischen verschiedenen Ländern, um den Kontext und den innovativen Geist wieder zu schaffen, der im Alltag oft verloren geht.

In den letzten zehn Jahren standen IT-Profis oft unter enormem Druck, ihren Wert für ihre Unternehmen beweisen zu müssen, um ihren Platz in einer von zunehmender Globalisierung und intensiver werdendem Wettbewerb geprägten Welt zu finden. Unser Berufsstand hat diese Herausforderung gut gemeistert, es bleibt jedoch noch viel zu tun, um unsere Integrität zu wahren.

Romi Mahajan

Romi Mahajan*  ist Präsident der KKM Group. Vor seiner Zeit bei KKM war Mahajan
Chief Marketing Officer bei Ascentium Corp. Er ist ein bekannter Redner zu technologischen und
zu Medienthemen, sitzt in zahlreichen beratenden Gremien und hält jährlich
Vorträge bei mehr als einem Dutzend Branchenveranstaltungen.*

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