Grundlegendes zu Active Manager

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2010-01-13

Microsoft Exchange Server 2010 umfasst eine neue Komponente, den so genannten Active Manager. Die Funktionalität von Active Manager ersetzt das Ressourcenmodell und die Funktionen zur Failoververwaltung, die durch die Integration des Clusterdiensts in früheren Versionen von Exchange bereitgestellt wurde. In Exchange wird für die hohe Verfügbarkeit nicht mehr das Clusterressourcenmodell verwendet. Alle von exres.dll bereitgestellten Exchange-Clusterressourcen wurden entfernt, einschließlich des so genannten Postfachclusterservers. Ein Windows-Failovercluster wird von Exchange verwendet, es gibt jedoch keine Clustergruppen für Exchange und keine Speicherressourcen im Cluster. Wenn Sie daher den Cluster mithilfe von Clusterverwaltungstools untersuchen, werden nur die Kernclusterressourcen (IP-Adresse und Netzwerkname sowie, bei Bedarf, die Quorumressource) angezeigt. Auch Clusterknoten und Netzwerke sind vorhanden, diese werden jedoch von Exchange und nicht von Clustern oder Clustertools verwaltet.

Active Manager wird auf allen Postfachservern ausgeführt, die Mitglieder einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe sind. Es gibt zwei Active Manager-Rollen: Primary Active Manager (PAM) und Standby Active Manager (SAM). PAM ist der Active Manager in einer Datenbankverfügbarkeitsgruppe, der entscheidet, welche Kopien aktiv oder passiv sind. Ein PAM ist zuständig für den Empfang von Benachrichtigungen zu Topologieänderungen und für das Reagieren auf Serverfehler. Das Mitglied der Datenbankverfügbarkeitsgruppe mit der PAM-Rolle entspricht immer dem Mitglied, das derzeit die Clusterquorumressource (Standardclustergruppe) besitzt. Wenn der Server mit der Clusterquorumressource ausfällt, wird die PAM-Rolle automatisch auf einen funktionierenden Server verschoben, der den Besitz der Clusterquorumressource übernimmt. Wenn Sie den Server, auf dem die Clusterquorumressource gehostet wird, zu Wartungs- oder Upgradezwecken offline schalten müssen, müssen Sie zunächst die PAM-Rolle auf einen anderen Server in der Datenbankverfügbarkeitsgruppe verschieben. Der PAM steuert alle Bewegungen der Aktiv-Bezeichnung zwischen den Kopien einer Datenbank. (Nur eine Kopie kann jeweils aktiv sein, und diese Kopie kann entweder eingebunden oder nicht eingebunden sein.) Der PAM führt außerdem die Funktionen der SAM-Rolle auf dem lokalen System durch (Erkennen von Fehlern der lokalen Datenbank und des lokalen Informationsspeichers).

Der SAM stellt anderen Komponenten von Exchange, auf denen eine Active Manager-Clientkomponente ausgeführt wird (z. B. RPC-Clientzugriffsdienst oder Hub-Transport-Server), Informationen darüber bereit, auf welchem Server die aktive Kopie einer Postfachdatenbank gehostet wird. Der SAM erkennt Fehler der lokalen Datenbanken und des lokalen Informationsspeichers. Er reagiert auf Fehler, indem er den PAM zum Einleiten eines Failovers auffordert (falls die Datenbank repliziert wird). Ein SAM bestimmt nicht das Ziel des Failovers und aktualisiert auch nicht den Speicherort der Datenbank im PAM. Er greift auf den aktuellen Speicherortzustand der aktiven Datenbankkopie zu, um eingehende Abfragen nach der aktiven Datenbankkopie zu beantworten.

Hinweis

Bei Exchange 2010 handelt es sich nicht um eine Clusteranwendung. Stattdessen werden die in clusapi.dll implementierten Clusterbibliotheksfunktionen für Cluster-, Gruppen-, Clusternetzwerk- (Taktintervalle), Knotenverwaltungs-, Clusterregistrierungs- und einige Steuerungscodefunktionen eingesetzt. Außerdem speichert Active Manager aktuelle Informationen zur Postfachdatenbank (beispielsweise Aktiv- und Passiv- sowie Eingebunden-Daten) in der Clusterdatenbank. Auch wenn die Informationen direkt in der Clusterdatenbank abgelegt werden, greifen andere Komponenten nicht direkt darauf zu.

In Exchange 2010 wird die Integrität aller eingebundenen Datenbanken in regelmäßigen Abständen vom Microsoft Exchange-Replikationsdienst überwacht. Dieser überwacht außerdem ESE (Extensible Storage Engine) auf E/A-Fehler oder Ausfälle. Wenn der Dienst einen Fehler erkennt, benachrichtigt er Active Manager. Anschließend bestimmt Active Manager, welche Datenbankkopie eingebunden werden soll und was dazu erforderlich ist. Zusätzlich wird die aktive Kopie einer Postfachdatenbank (basierend auf der zuletzt eingebundenen Kopie der Datenbank) verfolgt, und die Ergebnisinformationen der Verfolgung werden der RPC-Clientzugriffskomponente auf dem Clientzugriffsserver bereitgestellt, mit dem der Client verbunden ist.

Datenbankfailover

Wenn ein Fehler auftritt, der sich auf eine replizierte Postfachdatenbank auswirkt, initiiert der PAM die Failoverlogik und wählt die beste verfügbare Datenbankkopie zur Aktivierung aus. PAM verwendet bis zu zehn separate Kriteriensätze bei der Feststellung der am besten für die Aktivierung geeignete Kopie. Bevor die Auswahlkriterien zum Ermitteln der besten Kopie für die Aktivierung verwendet werden, findet ein Prozess namens ACLL (Attempt Copy Last Logs) statt. Exchange 2010 wurde dahingehend erweitert, dass mehrere Datenbankkopien verarbeitet werden und die beste Quelle zum Kopieren von Protokolldateien erkannt wird. ACLL sendet parallele Remoteprozeduraufrufe (Remote Procedure Calls) an die einzelnen Postfachserver in der Datenbankverfügbarkeitsgruppe, auf denen eine Kopie der Postfachdatenbank gehostet wird, um zu prüfen, ob der jeweilige Server verfügbar und integer ist und um den Wert von LogInspectorGeneration für die Datenbankkopie zu untersuchen. Die Kopie der Postfachdatenbank mit dem höchsten Wert für LogInspectorGeneration ist die beste Quelle zum Kopieren von Protokolldateien.

Wenn nach Abschluss des ACLL-Prozesses alle fehlenden Protokolldateien von der ausgewählten besten Quelle kopiert wurden, wird die Datenbank ohne Datenverlust eingebunden. Dies wird als verlustfreier Ausfall bezeichnet. Wenn der ACLL-Vorgang nicht erfolgreich ist, wird der konfigurierte Wert für AutoDatabaseMountDial abgerufen. Weitere Informationen zu AutoDatabaseMountDial finden Sie unter Set-MailboxServer. Liegt die Anzahl verloren gegangener Protokolle innerhalb des für AutoDatabaseMountDial konfigurierten Werts, wird die Datenbank eingebunden. Liegt die Anzahl verloren gegangener Protokolle außerhalb des für AutoDatabaseMountDial konfigurierten Werts, wird die Datenbank erst eingebunden, wenn fehlende Protokolldateien wiederhergestellt wurden oder wenn ein Administrator die Datenbank explizit einbindet und den größeren Datenverlust akzeptiert.

Active Manager-Auswahl der besten Kopie

Wenn ein Fehler auftritt, der die aktive Datenbank betrifft, verwendet Active Manager mehrere Sätze an Auswahlkriterien, um die zu aktivierende Datenbankkopie zu ermitteln. Active Manager versucht eine Kopie der Postfachdatenbank zu finden, die den Status Fehlerfrei, DisconnectedAndHealthy, DisconnectedAndResynchronizing oder SeedingSource aufweist und alle folgenden Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Fehlerfrei.
  • Die Länge der Kopiewarteschlange beträgt weniger als zehn Protokolldateien.
  • Die Länge der Wiedergabewarteschlange beträgt weniger als 50 Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Crawl wird ausgeführt.
  • Die Länge der Kopiewarteschlange beträgt weniger als zehn Protokolldateien.
  • Die Länge der Wiedergabewarteschlange beträgt weniger als 50 Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Fehlerfrei.
  • Die Länge der Wiedergabewarteschlange beträgt weniger als 50 Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Crawl wird ausgeführt.
  • Die Länge der Wiedergabewarteschlange beträgt weniger als 50 Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Die Länge der Wiedergabewarteschlange beträgt weniger als 50 Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Fehlerfrei.
  • Die Länge der Kopiewarteschlange beträgt weniger als zehn Protokolldateien.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Crawl wird ausgeführt und
  • Die Länge der Kopiewarteschlange beträgt weniger als zehn Protokolldateien

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Fehlerfrei.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine Datenbankkopie zu ermitteln, die den nächsten Satz an Kriterien erfüllt:

  • Der zugehörige Inhaltsindex besitzt den Status Crawl wird ausgeführt.

Wenn keine der Datenbankkopien alle oben genannten Kriterien erfüllt, versucht Active Manager eine beliebige Datenbankkopie mit dem Status Fehlerfrei, DisconnectedAndHealthy, DisconnectedAndResynchronizing oder SeedingSource zu aktivieren. Ist keine Datenbankkopie mit diesem Status auffindbar, ist eine automatische Aktivierung einer Datenbankkopie nicht möglich.

Falls während des oben beschriebenen Auswahlprozesses mehrere Datenbankkopien alle Kriterien erfüllen, wird der für ActivationPreference konfigurierte Wert abgefragt und die Datenbank mit dem niedrigsten Wert aktiviert und eingebunden.