Windows ConfidentialDie magischen Kräfte des abgesicherten Modus

Raymond Chens

Als der abgesicherte Modus für Windows erstmals für Windows® 95 entwickelt wurde, sollte er mehr tun als nur Treiber deaktivieren. Er sollte auch alles reparieren, was automatisch repariert werden konnte.

Wenn Sie den Computer im abgesicherten Modus starten, prüft Windows Explorer zum Beispiel die Positionen aller Symbole auf dem Desktop, um sicherzustellen, dass alle sichtbar sind, denn es ist möglich, den Computer in einen Zustand zu versetzen, bei dem ein Symbol aus dem sichtbaren Bereich des Bildschirms „herausrutscht“.

Wenn Sie das einmal ausprobieren möchten, positionieren Sie zwei Symbole auf dem Desktop, eins am linken Rand und eins am rechten Rand. Klicken Sie dann auf das erste Symbol, drücken Sie die Strg-Taste, und klicken Sie bei gedrückter Strg-Taste auf das zweite Symbol (hierdurch werden beide Symbole markiert). Ziehen Sie dann das linke Symbol zur rechten Seite des Bildschirms. Hierdurch wird das zweite Symbol ebenfalls verschoben, wobei der Abstand zwischen den beiden Symbolen gleich groß bleibt. Das zweite Symbol verschwindet jetzt vom Bildschirm.

Im abgesicherten Modus können Probleme in Windows behoben werden.

Wenn Windows Explorer Positionen von Symbolen im abgesicherten Modus nicht reparieren würde, würden Anweisungen zur Fehlerbehebung u. U. eher verwirrend als hilfreich sein.

1. Starten Sie den Computer im abgesicherten Modus. (OK.)
2. Doppelklicken Sie auf das Symbol „Arbeitsplatz“. (Ich sehe das Symbol „Arbeitsplatz“ nicht.)
3. ...

Das Symbol „Arbeitsplatz“ ist nicht auf dem Bildschirm zu sehen. Sie können also noch nicht einmal Schritt 2 der Problembehandlung durchführen.

Einige Benutzer haben sich darüber beschwert, dass die Symbole automatisch repariert werden. Wenn dieses Problem bei einem Benutzer auftritt und er sich an den technischen Support wendet, bittet der Supporttechniker den Benutzer einfach, mit der rechten Maustaste auf den Desktop zu klicken und die Option zum Zurücksetzen der Symbolpositionen auszuwählen. Das Problem ist damit gelöst, und der abgesicherte Modus hat die Symbole nicht verändert.

Das eigentliche Problem hierbei ist jedoch, dass der Benutzer überhaupt beim technischen Support anrufen muss. Wenn ein Benutzer zum Telefon greift, haben Sie versagt.

Denn in diesem Fall ist das ganze Konzept des abgesicherten Modus fehlgeschlagen. Benutzer starten den Computer im abgesicherten Modus, wenn das Gerät nicht richtig funktioniert, wissen aber nicht unbedingt, was sie tun sollen, sobald der Modus aufgerufen ist. In der Regel warten sie also nur ab, was passiert. „Irgendwas funktioniert nicht, ich versuche mal, den PC im abgesicherten Modus zu starten.“ Unter Windows 95 wurden im abgesicherten Modus verschiedene automatische Reparaturfunktionen integriert, weil Benutzer den abgesicherten Modus genau für diesen Zweck verwendeten. Das hat ziemlich gut funktioniert.

Wenn ein Benutzer anrief und Sie empfahlen, den PC im abgesicherten Modus zu starten, weil sich dadurch das Problem mit ziemlicher Sicherheit beheben ließe, war der Benutzer meist der Meinung, dass das ja ganz einfach sei und er auch selbst auf diese Idee hätte kommen können.

Aber wenn Sie eine längere Anweisung geben wie „Starten Sie den PC im abgesicherten Modus, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf diese Option, wählen Sie dann jene Option aus, und klicken Sie dann auf dieses Kästchen“, befolgt der Benutzer zwar Ihre Anweisungen, und das Problem wird behoben, aber er ist in der Regel trotzdem etwas verwirrt. Oftmals wird der Benutzer dadurch vielmehr verunsichert und entmutigt. Statt dem Benutzer Kontrolle zu geben, fühlt er sich eher hilflos. „Hierauf wäre ich nie im Leben gekommen. Computer sind ja so kompliziert.“

Raymond ChensWebsite, The Old New Thing, und sein gleichnamiges Buch (Addison-Wesley, 2007) befassen sich mit der Windows-Geschichte und der Win32-Programmierung. Raymond Chen verzieht sich in der Regel lieber, bevor es richtig brenzlig wird.

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