Kommunikation und Zusammenarbeit

Wie Sprache OCS 2007 steuert

Rajesh Ramanathan

 

Auf einen Blick:

  • Durchführen von Anrufen in OCS 2007
  • Sichern von Anrufen
  • Multimodale Gespräche in OCS
  • Integration in Exchange UM für Voicemail

Inhalt

Einfache Sprachanrufe
Verwenden von Telefonnummern
Sichere Anrufe
Durchqueren von NATs und Firewalls
Weiterleiten von Telefonnummern
Eingangsrouting
Qualitätsberichterstellung und Problembehandlung
Der Gesamtprozess
Multimodales Verhalten und Gespräche
Voicemail
Zusammenfassung

Im ersten Teil dieser Reihe über Microsoft Office Communication Server (OCS) 2007 wurde aufgezeigt, wie OCS auf den Stärken von Live Communication Server (LCS) 2005 aufbaut, um

für den Unternehmensbereich verbesserte Instant Messaging (IM)- und Anwesenheitsfunktionen sowie erweiterte Medien- und Telefonfunktionalität zu bieten (siehe TechNet Magazin vom Februar 2008 unter technet.microsoft.com/magazine/cc194409). In diesem Artikel wird dabei der Aspekt Voice over IP (VoIP) eingehender behandelt. Es wird erläutert, wie sich im OCS-System einfache Sprachanrufe tätigen lassen, und die Technologie wird Schicht für Schicht besprochen, sodass auf jede Komponente und der entsprechenden Funktionalität gesondert eingegangen wird.

Wie im vorigen Artikel bereits erwähnt wurde, kann OCS so eingerichtet werden, dass den Benutzern Telefonie in einer Reihe verschiedener Konfigurationen zur Verfügung steht:

Enterprise Voice Dies ist die vollständige einheitliche Kommunikationslösung, bei der OCS zusammen mit dem Microsoft® Mediation Server ohne Nebenstellenanlage verwendet wird. Exchange Unified Messaging (UM) bietet in diesem System Voicemailfeatures. Benutzer, die über diesen Dienst verfügen, werden im nachfolgenden Teil dieses Artikels als „UC-Benutzer“ bezeichnet. Mit dem Begriff „UC-Endpunkt“ wird im Folgenden ein Client in dieser Konfiguration bezeichnet.

Enterprise Voice mit PBX-Integration Bei dieser Konfiguration können Benutzer die Vorteile der einheitlichen Kommunikation nutzen und parallel dazu die vorhandenen PBX-Telefone auf ihren Desktops beibehalten. OCS und PBX lassen sich parallel zueinander so einrichten, dass für eingehende Anrufe an Endpunkten von Office Communicator und der Nebenstellenanlage gleichzeitig ein Klingelsignal erfolgt. Anrufrouting und Voicemaildienste laufen immer noch über die Nebenstellenanlage.

Remote Call Control Bei diesem Feature wird das PBX-Telefon als Haupttelefon verwendet, und das Telefon lässt sich über den Office Communicator-Client steuern.

Einfache Sprachanrufe

Dieser Artikel konzentriert sich auf die Prozesse von Enterprise Voice-Benutzern. Einfache Sprachanrufe werden im OCS-System, wie in RFC 3261 beschrieben, mithilfe des SIP INVITE-Mechanismus eingerichtet. Der OCS-Server übernimmt die Rolle eines Proxys, ähnlich wie ein Postmaster, der Nachrichten zwischen Clients (oder Endpunkten) überträgt. Clients lösen neue SIP INVITEs aus, wann immer eine Echtzeitsitzung, z. B. eine Anruf- oder Instant Messaging-Sitzung, erstellt wird. Wenn auf INVITE eine Antwort erfolgt, (d. h. der Remoteendpunkt sendet eine 200 OK-Antwort), wird der Anruf eingerichtet (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1 INVITE-Format und 200 OK

INVITE sip:bob@example.com SIP/2.0
To: <sip:bob@example.com>
From: <sip:alice@example.com>;tag=5c5ffe5428;epid=d793aff63a
Call-ID: 3522acd5acd349b4855871e3100a5f4f
CSeq: 2 INVITE
Contact: sip:alice@xyz.example.com
Content-Type: application/sdp
Content-Length: 156

**Note: Alice Audio SDP payload not shown**

SIP/2.0 200 OK
To: <sip:bob@example.com>;tag=f5c728454a;epid=e73443245
From: <sip:alice@example.com>;tag=5c5ffe5428;epid=d793aff63a
Call-ID: 3522acd5acd349b4855871e3100a5f4f
CSeq: 2 INVITE
Contact: sip:bob@xyz.example.com
Content-Type: application/sdp
Content-Length: 160

**Note: Bob Audio SDP payload not shown**

In Abbildung 2 ruft Alice Bob an: Sie wählt den Communicator-Anruf aus Office Communicator (OC) 2007 aus, und OC 2007 löst eine INVITE-Nachricht an Bobs SIP-URI (sip:bob@example.com) aus. Die INVITE-Nachricht überträgt den Audiositzungsdeskriptor (genannt SDP, Session Description-Protokoll) der Medienendpunkte, an denen Alice Audio empfangen kann. OCS leitet die INVITE-Nachricht an die für Bob registrierten SIP-Endpunkte (zum Beispiel den Communicator Phone Edition- und den Communicator-Desktop). Die INVITE-Nachricht enthält als Absender „sip:alice@example.com“. Diesen verwenden Bobs Clientendpunkte in einem Reverse-Lookup von Namen (RNL), um den Namen (Alice) zu finden, der in der Benachrichtigung über eingehende Anrufe angezeigt werden soll.

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Abbildung 2 Weiterleiten von Anrufen zu mehreren Endpunkten (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Der URI des Globally Routable User Agent (GRUU) ist für jeden Endpunkt dargestellt. Der GRUU erkennt eindeutig einen SIP-Endpunkt und wird während des Registrierungsprozesses vom OCS-Server abgerufen. Die GRUU-Adresse hilft beim Weiterleiten von SIP-Nachrichten, sodass nach Beantwortung des Anrufs durch einen Endpunkt die nachfolgende SIP-Signalisierung für weitere Vorgänge während des Anrufs direkt mithilfe der GRUU-Adresse zwischen den Endpunkten befördert werden kann.

In Abbildung 3 wird der Prozess fortgesetzt, da Bob vom Communicator-Desktop aus antwortet. Bobs OC sendet eine 200 OK-Nachricht, die mitteilt, wo er Audio empfangen kann. Sobald der OCS-Proxy erkennt, dass ein Endpunkt geantwortet hat, bricht er den Anruf zu den anderen Communicator Phone Edition-Endpunkten ab. Wenn die 200 OK-Antwort den Communicator-Endpunkt von Alice erreicht, haben beide Communicator-Endpunkte ausreichende Informationen (IP-Ports, Verschlüsselungsparameter usw.), um das Medium zu starten.

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Abbildung 3 Antworten von einem Endpunkt aus (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Verwenden von Telefonnummern

Bisher wurde gezeigt, wie der Benutzer auf Communicator-Anruf klickt, um die Einladung zu erstellen. Der Prozess ist ein wenig anders, wenn der Benutzer eine Telefonnummer wählt oder eingibt:

  • Der Client normalisiert zuerst die Telefonnummer und stellt sie als einen TEL-URI dar, der mit Telefonnummern gekennzeichnete Ressourcen beschreibt, wie in RFC 3966 angegeben.
  • Da der OCS-Server nur SIP-URIs erkennt, konvertieren Clients den TEL-URI durch Hinzufügen des Domänensuffixes und eines Benutzerkennzeichens (= Telefonkennzeichen) in einen entsprechenden SIP-URI.
  • Wenn die Nummer einem internen Benutzer entspricht, leitet OCS die Einladung direkt weiter. Bei einer externen Nummer wird die Einladung zum nächsten SIP-PSTN-Gateway geleitet.

Für manche Anrufe zu Telefonfestnetznummern (PSTN-Nummern) muss vor Beantwortung des Anrufs der Medienpfad eingerichtet werden, damit externe Ansagen wiedergegeben oder zusätzliche Ziffern erfasst werden können, um den Anruf zu vervollständigen. In solchen Szenarios sendet das PSTN-Gateway eine 183-Sitzungsfortschrittsanzeige mit einem Audio-SDP. Communicator richtet mithilfe dieser Informationen einen bidirektionalen Medienpfad mit einem Zielendpunkt ein, bevor der Anruf vom Remotebenutzer beantwortet wird.

Sobald der erste Medienpfad vollständig eingerichtet ist, aktiviert Communicator die Zweiton-Mehrfrequenz- oder DTMF-Tastatur (Tastatur für die Telefonsignaltöne), sodass der Benutzer etwa erforderliche zusätzliche Ziffern über das Remotesystem eingeben kann. Eingegebene DTMF-Ziffern werden dann als RFC 2833-Pakete im Medienpfad gesendet. Das PSTN-Gateway sorgt dafür, dass auf der PSTN-Seite die entsprechenden DTMF-Tonsignale generiert werden.

Wenn Bob „Gleichzeitiges Klingeln“ für sein Mobiltelefon aktiviert hat, leitet der OCS-Proxy den Anruf zum Gateway weiter, während gleichzeitig ein Klingelsignal bei Bobs anderen Communicator-Endpunkten erfolgt. In solchen Szenarios zeigt der OCS-Proxy an, dass das Verzweigen in der 183-Sitzungsfortschrittsantwort aktiv ist, und dies veranlasst Communicator, einen unidirektionalen Medienempfangskanal mit dem PSTN-Gateway einzurichten.

Sichere Anrufe

Eines der Hauptfeatures der durch OC eingerichteten Sprachanrufe besteht darin, dass Medien standardmäßig mit dem Secure Real-Time Transport Protocol (SRTP), wie in RFC 3711 definiert, verschlüsselt werden. SRTP sorgt im RTP-Datenverkehr für Vertraulichkeit, Nachrichtenauthentifizierung und Schutz vor Wiedergabeangriffen. Während der Einrichtung des Anrufs handeln Clients die Sicherheitsfunktionen untereinander aus und tauschen als Teil des INVITE-Mechanismus kryptografische Schlüssel aus.

Die Standardverschlüsselungseinstellung für OC ist „optional“, was zwei OC-Endpunkten die Einrichtung eines verschlüsselten Medienkanals ermöglicht. Diese Einstellung kann vom Administrator entsprechend den Kompatibilitätsanforderungen der Organisation angepasst werden. Die Verschlüsselung kann beispielsweise so verdichtet werden, dass sie für alle Anrufe erzwungen wird, oder sie kann vollständig ausgeschaltet werden.

Durchqueren von NATs und Firewalls

Clients im OCS-System verwenden die ICE-Technologie (Interactive Connectivity Establishment), um für Benutzer hinter Geräten mit Netzwerkadressübersetzung (Network Address Translation, NAT) und Firewalls Medienverbindungen bereitzustellen, ohne dass Änderungen an den vorhandenen NAT-Komponenten erforderlich sind. Die ICE-Technologie wird derzeit von der Internet Engineering Task Force (IETF) normiert. Jeder Client kennt den Audio-/Video-Edgeserver (A/V-Edgeserver), der ihn über einen Inband-Bereitstellungsmechanismus bedient, und hält während der Anmeldung eine authentifizierte Verbindung zum A/V-Edgeserver aufrecht.

Vor der Durchführung eines Anrufs weist der Client an den möglichen Verbindungszielen (den Adressen und Ports, die auch als Kandidaten bekannt sind) auf dem A/V-Edgeserver (für Mediarelay), auf dem NAT-Gerät oder auf dem Hostclient selbst Ressourcen zu. Wenn die INVITE-Nachricht des Session Initiation-Protokolls (SIP) gesendet wird, werden diese Verbindungsinformationen als Teil der INVITE-Nachricht übertragen. Die 200  OK-Antwort überträgt ähnliche Kandidateninformationen hinsichtlich des Peer. Sobald jeder Endpunkt über eine Liste von Peer-Kandidaten verfügt, wählt ein ausgeklügelter Klassifizierungs- und Prüfmechanismus den optimalsten Pfad zwischen den zwei Peers aus, auf dem die Medienübertragung garantiert erfolgreich ist.

Weiterleiten von Telefonnummern

Durch das Weiterleiten von Telefonnummern gestaltet sich der grundlegende Anrufmechanismus aufgrund folgender Faktoren etwas komplexer:

  • Organisationen haben möglicherweise verschiedene Wählpläne, die intern für Kurzwahlen bereitgestellt werden.
  • Nummern werden möglicherweise in nicht standardmäßigen Formaten gespeichert (zum Beispiel könnten Benutzer siebenstellige Zeichenfolgen in Microsoft Office Outlook® gespeichert haben).
  • Es gibt möglicherweise verschiedene Richtlinien, die verschiedenen ausgehenden Nummern zugeordnet werden. So kann beispielsweise das Wählen internationaler Nummern für bestimmte Benutzer gesperrt sein.

Beim OCS-System müssen Telefonnummern im Format RFC 3966 TEL URI vorliegen, bevor sie richtig weitergeleitet werden können. Nummern, die nicht dieses Format aufweisen, werden konvertiert, bevor der Client eine INVITE-Nachricht ausgibt. Das Diagramm in Abbildung 4 zeigt, wie dies innerhalb des OCS-Systems vor sich geht.

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Abbildung 4 Weiterleiten von Telefonnummern (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Die dem Client verfügbaren Nummern können aus verschiedenen Quellen stammen. Vornormalisierte Nummern stammen vom Adressbuchdienst (Address Book Service, ABS), der über administratordefinierte Normalisierungsregeln zum Konvertieren von Nummern in ein normalisiertes E.164-Format verfügen kann. Wenn ein Client eine SIP INVITE-Nachricht an eine normalisierte Nummer ausgibt, wendet OCS einen Übersetzungsprozess an, um die Nummer einem internen Benutzer zuzuordnen.

  • Schritt 1 zeigt, dass in das System eingegebene Nummern entweder eindeutig (normalisiert gemäß dem Nummerierungsplan E.164) oder mit einem Telefonkontext versehen sind, der den Standort bezeichnet. Diese Nummern werden als Teil der SIP INVITE-Nachricht zum Server gesendet. OCS leitet die INVITE-Nachricht zu einem Übersetzungsprozess weiter.
  • Der Übersetzungsprozess (Schritt 2) versucht, die Telefonnummer mithilfe eines serverseitigen RNL einem UC-Endpunkt zuzuordnen. Bei der Übersetzung kann für diese Nummer eine Route zu einem Ausgangsrouting oder zu einem UC-Benutzer ermittelt oder der Anruf mit einem 4xx-Code als fehlgeschlagen gemeldet werden, wenn die Nummer nicht richtig übersetzt werden kann.
  • Wenn die Nummer in eine Nummer übersetzt wird, die weder eine UC-Nummer noch eine externe Nummer ist, so wird sie zur Ausgangsroutingkomponente gesendet. Diese leitet die INVITE-Nachricht nach Anwendung anruferbezogener Richtlinien für die Nummer zur weiteren Verarbeitung zum entsprechenden SIP-PSTN-Gateway um (Schritt 3A). Ausgangsrouting sorgt für den Ausgleich der Anruflast über Gateways hinweg oder bei Bedarf für das Failover zu alternativen Gateways. Der Ausgangsroutingprozess kann den Anruf als fehlgeschlagen melden oder abweisen und einen SIP 403-Antwortcode zurückgeben, wenn der Zugriff für eine bestimmte Nummer verboten ist. Beachten Sie, dass das Ausgangsrouting nur gilt, wenn der Anrufer ein UC-Benutzer ist. Ist dies nicht der Fall, so versucht OCS, die statischen Routen zu Gateways zu verwenden, die für diesen URI eingerichtet wurden.
  • Wenn die Nummer in die Nummer eines UC-Benutzers übersetzt wird, wird die INVITE-Nachricht zum SIP-URI dieses Benutzers weitergeleitet (Schritt 3B). Eingangsrouting ist eine Funktion von OCS, die nur für UC-Benutzer und alle an den SIP-URI gerichteten Anrufe gilt. Das Eingangsrouting wendet Regeln für Klingeltimeouts, Anrufweiterleitung und Voicemailweiterleitung für den UC-Benutzer an.

Beachten Sie, dass die aus dem Normalisierungsprozess hervorgehende Nummer je nach Clientstandort unterschiedlich sein kann. Administratoren können Standortprofile konfigurieren und einem bestimmten Standort spezifische Konvertierungsregeln für die Nummern zuweisen (z. B. die Funktionsweise vierstelliger Wahlnummern an diesem Standort). Jedem UC-Benutzer wird ein Standortprofil zugewiesen, und alle Clients im System laden mithilfe eines Inband-Bereitstellungsmechanismus die Regeln herunter, die für ihre eigenen Standortprofile spezifisch sind. Als Nächstes soll das Eingangsrouting näher erörtert werden.

Eingangsrouting

Eingangsroutingregeln geben an, wie Anrufe an einen Benutzer bei Anwesenheit oder Abwesenheit registrierter Clients im System weiterzuleiten sind. Die Eingangsroutingkomponente sorgt auch dafür, dass anwesenheitsbasierte Regeln auf den eingehenden Anruf angewendet werden: sie kann zum Beispiel eingehende Anrufe an die Voicemail senden, wenn der Benutzer als Anwesenheitsstatus „Nicht stören“ eingestellt hat. Das Eingangsrouting erkennt die Ebenen des Anwesenheitscontainers und weist automatisch Anrufe von Benutzern in gesperrten Containern ab. Abbildung 5 zeigt eine Zusammenfassung der Optionen, die von der OCS-Eingangsroutingkomponente unterstützt werden.

Abbildung 5 Eingangsroutingfunktionen

Funktion Bemerkung
Klingeldauer Standardeinstellung ist 20 Sekunden. Der Benutzer kann die Dauer auf maximal 60 Sekunden verlängern. Anrufe werden nach dieser Zeitüberschreitung an den Zielort für unbeantwortete Anrufe umgeleitet.
Unbeantwortete Anrufe an Voicemail weiterleiten Standardeinstellung, wenn der Benutzer für Voicemail aktiviert ist. Anruf wird gemäß Eingangsroutingregeln weitergeleitet.
Benachrichtigungen über verpasste Anrufe generieren, wenn der Anrufer auflegt, bevor der Anruf die Voicemail erreicht Benachrichtigt Exchange UM über solche verpassten Anrufe.
Anrufsperre Weist Anrufe von gesperrten Anrufern ab (es können nur Anrufe von Benutzern mit SIP-Identitäten gesperrt werden).
Nicht stören Leitet Anrufe an die Voicemail weiter. An Zielorten für gleichzeitiges Klingeln ertönt kein Klingelzeichen, wenn der Benutzer in diesem Modus ist.
Liste für zulässige Unterbrechungen Lässt Anrufe von Anrufern im Teamcontainer zu, selbst wenn der Benutzer auf „Nicht stören“ eingestellt ist.
Gleichzeitiges Klingeln Konfiguriert eingehende Anrufe so, dass sowohl eine PSTN-Nummer als auch Communicator- und Communicator Phone Edition-Clients klingeln.
Sofortige Anrufweiterleitung Leitet einen eingehenden Anruf sofort an einen anderen Benutzer, eine PSTN-Nummer oder die Voicemail weiter.
Weiterleitung unbeantworteter Anrufe Leitet einen unbeantworteten Anruf an einen anderen Benutzer, eine PSTN-Nummer oder die Voicemail weiter.
Arbeitszeiten Verwendet die im Outlook-Kalender konfigurierten Arbeitszeiten, um für einen Benutzer Anrufweiterleitungseinstellungen zu aktivieren.

Eingangsroutingregeln werden als XML-Schema als Teil der automatischen Bereitstellungsinformationen eines Benutzers auf den Server hochgeladen. Abbildung 6 zeigt die Funktionsweise des Eingangsroutings. Ein eingehender Anruf für einen Benutzer im OCS-System klingelt standardmäßig beim Benutzer (dargestellt als „Ich“). Wenn der Anruf innerhalb der Klingeldauer nicht beantwortet wird, wird der unbeantwortete Anruf standardmäßig an die Voicemail gesendet. Der Benutzer kann die Standardkonfiguration ändern und sofortige Weiterleitung an eine Nummer, an eine andere Person oder direkt an die Voicemail auswählen.

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Abbildung 6 Weiterleiten von Anrufen (während der Arbeitszeiten) (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Alle Anrufe, die sofort an eine andere Person oder Nummer weitergeleitet werden, führen dazu, dass die Eingangsroutingregeln für diese Person oder Nummer wirksam werden. Der Benutzer kann auch festlegen, dass unbeantwortete Anrufe an eine andere Nummer oder Person weitergeleitet werden.

Wenn der Benutzer in den Weiterleitungsregeln die Option „Nur während meiner Outlook-Arbeitszeiten anwenden“ aktiviert, so werden die in Abbildung 6 gezeigten Regeln während der Arbeitszeiten angewendet, und außerhalb dieser Zeiten gilt das Standardverhalten, wonach an den registrierten Endpunkten das Klingelzeichen ertönt. Beachten Sie, dass für dieses Verhalten die Bereitstellung von Microsoft Exchange Server 2007- und Outlook 2007-Clients in der Organisation erforderlich ist, da Communicator die Arbeitszeitinformationen vom Verfügbarkeits-Webdienst in Exchange 2007 verwendet und die Unterstützung von Auto-Discovery in Outlook 2007 nutzt, um den Serverstandort zu ermitteln.

Qualitätsberichterstellung und Problembehandlung

Obwohl Clients im OCS 2007-System RTAudio verwenden, einen Audiocodec der neueren Generation, der mangelhafte Netzwerkbedingungen wie Jitter, Paketverluste usw. tolerieren kann, bleibt Überwachung dennoch unerlässlich, damit Administratoren potenziell kritische Stellen lokalisieren und korrigieren können. Clients im OCS 2007-System liefern am Ende jedes Anrufs einen Qualitätsbericht an einen zentralen QoE-Server. Dazu gehört auch eine ausführliche Statistik einschließlich Bandbreite, Verlust, Jitter, mittlere subjektive Bewertung (ein Maß für die Benutzermeinung), verwendete Geräte und mehr. Dies erfolgt durch Senden der Nutzlast in einer SIP SERVICE-Anforderung an den QoE-Server, dessen Adresse mithilfe eines Inband-Bereitstellungsmechanismus programmiert wird.

Beachten Sie, dass alle Clientendpunkte die Anrufqualität unabhängig voneinander an den QoE-Server melden. Sollte ein Anruf aufgrund eines Fehlers in der Signalisierung fehlschlagen, melden Clients dies ebenfalls an OCS, wo alle von Clients gemeldeten Fehler archiviert werden.

Der Gesamtprozess

Nach diesen Ausführungen zu verschiedenen Aspekten der Einrichtung eines Anrufs, einschließlich Eingabe von Nummern, Eingangs- und Ausgangsrouting sowie Verbindungsprüfungen, soll nun der Prozess als Ganzes beleuchtet werden. Abbildung 7 fasst zusammen, was ab dem Zeitpunkt geschieht, zu dem ein Benutzer einen Anruf tätigt. Clients im OCS-System spielen bei der Einrichtung eines Anrufs eine wichtige Rolle, und sie verwalten den gesamten Einrichtungsprozess des Anrufs. OCS ist am anfänglichen Routing des Anrufs beteiligt, und Edgeserver sorgen dafür, dass Clients die optimalste Medienroute finden. Schauen wir uns jetzt an, was als Nächstes geschieht: das Gespräch

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Abbildung 7 Anruffluss zwischen Endpunkten (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Multimodales Verhalten und Gespräche

Der Begriff des Gesprächs ist im OCS-System zentral. Ein Gespräch ist eine multimodale Sitzung zwischen zwei oder mehr Personen und kann Sprache, Video und IM gleichzeitig enthalten, außerdem Artefakte wie Dateiübertragungen während der Sitzung, E-Mails in Outlook oder in Microsoft Office OneNote® gespeicherte Anmerkungen.

Es gibt bei Gesprächen mehrere Aspekte, die sich auf den Entwurf von OCS-Clientsystemen auswirken können:

  • Alle an einem Gespräch beteiligten Modalitäten verwenden dasselbe Fenster. Wenn einem Audiogespräch eine Sofortnachricht hinzugefügt wird, ist sie mit demselben Fenster verbunden.
  • Gespräche können über mehrere Geräte stattfinden. Benutzer können sich entscheiden, Audio über Communicator Telefon Edition zu empfangen, Sofortnachrichten jedoch auf dem Communicator-Desktop.
  • Alle Modi können gemeinsam zu einer Konferenz erweitert werden: Wenn eine Erweiterung stattfindet, müssen alle Modalitäten eines Gesprächs gemeinsam erweitert werden, unabhängig davon, auf welchem Gerät sich die Modalität derzeit befindet. Ist beispielsweise auf Communicator Phone Edition ein Audiomodus und auf dem Communicator-Desktop für dasselbe Gespräch ein IM-Modus verfügbar, dann stellt die Ausweitung zu einer Konferenz sicher, dass sowohl Audio als auch IM dieselbe Teilnehmergruppe für dieses Gespräch haben.
  • Gespräche, nicht einzelne Sitzungen, werden protokolliert. Anrufprotokolle enthalten vollständige Informationen über das Gespräch, einschließlich Details über während des Gesprächs aufgeschriebene Notizen, Austausch von Sofortnachrichten, Dauer des Audiogesprächs und so weiter. So erhalten Benutzer eine praktische, kompakte Ansicht des gesamten Gesprächs, wenn sie das Anrufprotokoll in Outlook öffnen.
  • Gespräche können von den Gesprächsprotokollen aus fortgesetzt werden. OCS-Clients fassen Gespräche mithilfe einer Gesprächs-ID zusammen (eine Nummer, die das Gespräch geräte- und anwendungsübergreifend eindeutig identifiziert). Es gibt eine ausgeklügelte Methode, Deltas von Gesprächen zu berechnen, wenn neue Gespräche vom Verlaufsprotokoll eines alten Gesprächs aus gestartet werden. Dieselbe Gesprächs-ID wird auch als die ID der E-Mail in Outlook gespeichert.

Die Gesprächs-ID wird als Teil der SIP INVITE-Nachricht als benutzerdefinierte Eigenschaft „Ms-Conversation-Id“ übermittelt. Abbildung 8 zeigt eine solche Transaktion, bei der zuerst Sprache und dann eine Sofortnachricht hinzugefügt wird. Beachten Sie, dass am Ende des multimodalen Gesprächs das in Outlook gespeicherte Verlaufsprotokoll dieselbe Gesprächs-ID hat.

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Abbildung 8 Multimodale Gespräche und Gesprächs-ID (Klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild)

Exchange UM ist das Voicemailsystem für OCS 2007. OCS leitet Anrufe nur für solche Benutzer weiter, die bei Exchange UM als UC-Benutzer geführt sind. OCS bietet mehrere Features für die Integration in Exchange UM:

  • Mit der Option „Voicemail anrufen“ von der Communicator-Telefonbenutzeroberfläche (siehe Abbildung 9) kann der Benutzer ohne PIN-Eingabe das UM-Postfach verwalten, Ansagen ändern usw., da er bereits authentifiziert ist.
  • Mit der Nachrichtenanzeige in der Communicator-Benutzeroberfläche (siehe Abbildung 10) kann der Benutzer den Voicemailordner in Outlook öffnen, während er mit derjenigen in Communicator Phone Edition die Sprachnachrichten direkt vom Telefon abhören kann.
  • Anrufe können von der Communicator-Benutzeroberfläche an die Voicemail weitergeleitet werden.
  • Abgelehnte Anrufe werden automatisch an die Voicemail weitergeleitet.
  • „Wiedergabe über Telefon“ des Voicemailelements in Outlook lässt Office Communicator-Clients direkt klingeln.

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Abbildung 9 Option „Voicemail anrufen“ in Communicator

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Abbildung 10 Nachrichtenanzeige in Communicator

Der Mechanismus, mit dem OC die Voicemailbenachrichtigung empfängt, unterscheidet sich von dem in Communicator Phone Edition. OC registriert sich für neue Posteingangsbenachrichtigungen beim Voicemailsuchordner in Outlook und meldet neue Nachrichten in diesem Ordner. Communicator verwendet auch Protokolle über verpasste Gespräche und Anrufe.

Zusammenfassung

In diesem Artikel wurde aufgezeigt, wie Sprachanrufe in OCS 2007 funktionieren, einem auf SIP basierenden System, das mehrere RFCs nutzt. Clientendpunkte spielen beim Verwalten von Anrufen in OCS eine zentrale Rolle. Alle Sprachanrufe sind standardmäßig sicher verschlüsselt. OCS bietet flexible Komponenten, um Nummern zu ändern und deren Fluss durch das System zu verwalten.

Gespräche sind in OCS ein zentraler Begriff, der Sprache, IM und Video umfasst. OCS wird in Exchange UM integriert und ermöglicht die Benachrichtigung von Communicator-Endpunkten über Voicemaileingang sowie den Zugriff auf Voicemail über Outlook oder direkt vom Server aus.

Rajesh Ramanathan beschäftigt sich seit 14 Jahren mit Kommunikation und hat Sprachprotokolle, Benutzerfunktionen sowie Sprach- und Konferenzfeatures für Office Communicator 2007 entworfen. Er arbeitet derzeit als leitender Programmmanager im Office Communicator-Team bei Microsoft. Sie erreichen ihn unter rajeshra@microsoft.com.

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