Einzelkopiecluster-Ressourcenmodell

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2007-10-26

Microsoft Exchange Server 2007-Cluster erstellen unter Verwendung des Microsoft Windows Server-Clusterdiensts logische Server, die als Postfachclusterserver bezeichnet werden. Exchange 2007 unterstützt nur Aktiv-/Passiv-Konfigurationen für Einzelkopiecluster. In den vorherigen Exchange-Versionen wurden Postfachclusterserver als virtuelle Exchange-Server bezeichnet. Im Gegensatz zu einem eigenständigen (nicht geclusterten) Exchange 2007-Postfachserver, ist ein Postfachclusterserver mobil und kann für einen Failover verwendet werden, wenn der Server, auf dem der Postfachclusterserver derzeit ausgeführt wird, ausfällt. Wenn einer der Computer, der Clientanfragen für Exchange aktiv beantwortet, im Cluster ausfällt, übernimmt einer der verbleibenden Knoten im Cluster die Aufgaben des ausgefallenen Postfachclusterservers. Clients können dann unter demselben Exchange Server-Namen auf den neuen Server zugreifen.

Um einen Exchange 2007-Cluster zu erstellen, müssen Sie zuerst einen Windows Server 2003-Cluster erstellen und dann Exchange auf den einzelnen Knoten im Cluster installieren. Außerdem muss zum Erstellen der einzelnen Postfachclusterserver im Cluster das Setupprogramm verwendet werden.

Ein Postfachclusterserver ist eine Ressourcengruppe, für die mindestens die folgenden Ressourcen verfügbar sein müssen:

  • IP-Adresse

  • Netzwerkname

  • Eine oder mehrere freigegebene physikalische Laufwerke

  • Mehrere Exchange-spezifische Ressourcen

Verbindungen von Clientcomputern zu einem Postfachclusterserver werden auf dieselbe Weise hergestellt wie Verbindungen zu einem eigenständigen Computer, auf dem Exchange 2007 ausgeführt wird. Das Setupprogramm von Exchange 2007 erstellt automatisch die IP-Adresse, den Netzwerknamen und die Exchange-spezifischen Ressourcen. Für die Verteilung der physikalischen Datenträger in der Ressourcengruppe sind Sie selbst zuständig.

Aktiv/Passiv-Cluster

Exchange 2007 unterstützt nur Cluster mit mindestens einem passiven Knoten, z. B. Cluster mit zwei aktiven und einem passiven Knoten. In Aktiv-/Passiv-Clustern enthält der Cluster mindestens einen primären oder aktiven Knoten und mindestens einen sekundären oder passiven Knoten. Die sekundären Knoten befinden sich im Leerlauf, bis ein Failover auf einem primären Knoten auftritt. Wenn der primäre Knoten in einem Aktiv/Passiv-Cluster ausfällt oder offline geschaltet wird, wird das Problem vom Clustering-Feature von Windows behoben. Der ausgefallene Knoten wird offline geschaltet, und dessen Aufgaben werden von einem sekundären Knoten übernommen. Dieser Vorgang dauert meist nur wenige Minuten. Daher stehen die Exchange-Ressourcen im Cluster nur kurze Zeit nicht für Benutzer zur Verfügung.

In Aktiv/Passiv-Clustern ist die Anzahl der Postfachclusterserver im Cluster immer kleiner als die Anzahl der physischen Knoten im Cluster.

Quorumdatenträger-Ressource

Zusätzlich zu den für jeden Postfachclusterserver erstellten Ressourcengruppen verfügt ein Einzelkopiecluster immer über eine Ressourcengruppe für das Clusterquorum. Diese Ressourcengruppe, mit der standardmäßigen Bezeichnung Clustergruppe, wird beim Erstellen des Clusters angelegt. Für einen Einzelkopiecluster verwendet die Standardquorumstrategie einen freigegebenen Datenträger. Ein Hauptknotensatz-Quorum (Majority Node Set, MNS) mit Dateifreigabenzeuge wird für Einzelkopiecluster jedoch auch unterstützt. In einem Quorum mit gemeinsamen Laufwerken wird der Datenträger mit der Quorumressource als Quorumdatenträger bezeichnet, der Mitglied der Standardclustergruppe sein muss.

Hinweis

Bei einem Ausfall des Quorumdatenträgers wird der Cluster offline geschaltet. Alle vom Cluster unterstützten Postfachclusterserver werden angehalten.

Der Quorumdatenträger verwaltet Konfigurationsdaten in der Quorumprotokolldatei, im Clusterdatenbank-Prüfpunkt und den Ressourcenprüfpunkten. Der Quorumdatenträger stellt außerdem permanenten physikalischen Speicherplatz für den Fall von Systemausfällen zur Verfügung. Da die Clusterkonfiguration auf einer Quorumdatenträger-Ressource verwaltet wird, müssen alle Knoten im Cluster in der Lage sein, mit dem Knoten zu kommunizieren, dem der Datenträger zugeordnet ist.

Wenn ein Cluster erstellt wird oder die Netzwerkkommunikation zwischen den Knoten in einem Cluster fehlschlägt, verhindert die Quorumdatenträger-Ressource, dass die Knoten mehrere Cluster bilden. Um einen Cluster zu bilden, muss ein Knoten den Besitz an der Quorumdatenträger-Ressource übernehmen. Wenn ein Knoten beispielsweise während des Suchvorgangs keinen Cluster findet, versucht der Knoten, durch Übernahme des Besitzes an der Quorumdatenträger-Ressource einen eigenen Cluster zu bilden. Wenn die Übernahme des Besitzes an der Quorumdatenträger-Ressource jedoch fehlschlägt, kann der Knoten keinen Cluster bilden.

Die Quorumdatenträger-Ressource speichert die aktuelle Version der Clusterkonfigurationsdaten. Diese Daten enthalten Clusterkonfigurations- und Statusdaten für jeden Knoten. Wenn ein Knoten einem Cluster beitritt oder einen Cluster bildet, aktualisiert der Clusterdienst die Kopie der Konfigurationsdatenbank für diesen Knoten. Wenn ein Knoten einem bestehenden Cluster beitritt, ruft der Clusterdienst die Konfigurationsdaten aus den anderen aktiven Knoten ab.

Der Clusterdienst verwendet die Wiederherstellungsprotokolle der Quorumdatenträgerressource, um folgende Anforderungen durchzusetzen:

  • Nur eine einzelne Gruppe von aktiven, kommunizierenden Knoten darf als Cluster arbeiten.

  • Ein Knoten darf nur dann einen Cluster bilden, wenn dieser Knoten den Besitz an der Quorumdatenträger-Ressource erfolgreich übernimmt.

  • Ein Knoten darf einem vorhandenen Cluster nur beitreten oder in diesem bleiben, wenn der betreffende Knoten mit dem Knoten kommunizieren kann, der über die Besitzrechte an der Quorumdatenträger-Ressource verfügt.

    Hinweis

    Von der Erstellung eines Postfachclusterservers in der Standardclustergruppe wird dringend abgeraten. Postfachclusterserver werden nur in dedizierten Ressourcengruppen unterstützt.

Einzelkopiecluster-Ressourcenmodell

Einzelkopiecluster basieren auf dem Erstellen eines als Ressourcenmodell bezeichneten logischen Clustermodells, das einzelne Ressourcen abstrahiert, die einen Postfachclusterserver bilden, wie z. B. der Microsoft Exchange-Informationspeicherdienst und die Datenbanken, die von einem Postfachclusterserver verwaltet werden. Das Ressourcenmodell wird als Baumstruktur abgebildet, um der Software das Festlegen einer Folge von Aktionen zu ermöglichen, wenn ein Teil des Modells gestartet oder beendet wird.

Im Folgenden werden die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Exchange 2007-Ressourcenmodell und dem Exchange Server 2003-Ressourcenmodell dargestellt:

  • Es steht eine neue Clusterressource zur Verfügung, die als Microsoft Exchange-Datenbankinstanz bezeichnet wird.

  • Physische Datenträgerressourcen stellen nun Abhängigkeiten für Datenbankinstanzen dar.

  • Der Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst ist nicht mehr abhängig vom Microsoft Exchange-Systemaufsichtsdienst.  Aus diese Grund hängt die Microsoft Exchange-Informationsspeicher-Clusterressource nicht von der Microsoft Exchange-Systemaufsichtsressource ab.

  • Die Option Die Gruppe beeinflussen muss nur für die IP-Adress- und die Netzwerknamenressourcen ausgewählt werden.

Datenbanken, der Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst und andere Ressourcen können manuell von einem Administrator oder automatisch vom Clusterdienst online und offline geschaltet werden. Der Begriff Online bezieht sich im Allgemeinen auf das Starten eines Diensts und Bereitstellen einer Datenbank. Der Begriff offline bezieht sich im Allgemeinen auf das Beenden eines Diensts und Aufheben der Bereitstellung einer Datenbank oder auf das Beenden eines gesamten Postfachclusterservers. Der Clusterdienst zeichnet den Online- und Offlinestatus von Ressourcen im Ressourcenmodell auf.

Die Ressourcen dienen als Schwerpunkt der Verwaltung der Prozesse, Datenbanken und Netzwerkidentitäten, die dem Postfachclusterserver zugeordnet sind. Im Folgenden finden Sie eine Kurzübersicht der einzelnen Ressourcentypen in einem Einzelkopiecluster:

  • Microsoft Exchange-Datenbankinstanz   Diese Ressource stellt eine Datenbank auf dem Postfachclusterserver dar. Wenn diese Ressource online ist, wird die Datenbank bereitgestellt. Ist diese Ressource offline, ist die Bereitstellung der Datenbank aufgehoben. Standardmäßig stellt der Microsoft Exchange-Informationsspeicher ein Abhängigkeit jeder Datenbankinstanz dar. Darüber hinaus müssen Sie die geeigneten Datenträgerabhängigkeiten für jede Datenbankinstanz manuell erstellen. Alle Abhängigkeiten müssen online sein. Erst dann kann die Datenbankinstanz online geschaltet werden. Die Option Die Gruppe beeinflussen ist für diese Ressource standardmäßig deaktiviert.

  • Microsoft Exchange-Informationsspeicher   Diese Ressource stellt den Postfachclusterserver dar. Ist diese Ressource online, wurde der Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst gestartet und kann MAPI-Datenverkehr verarbeiten. Der Postfachclusterserver kann über bereitgestellte Datenbanken verfügen oder auch nicht. Ist er offline, wurde der Microsoft Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst beendet, sodass kein MAPI-Datenverkehr verarbeitet werden kann. Die Option Die Gruppe beeinflussen ist für diese Ressource standardmäßig deaktiviert.

  • Microsoft Exchange-Systemaufsicht   Diese Ressource stellt den Microsoft Exchange-Systemaufsichtsdienst für den Postfachclusterserver dar. Ist diese Ressource online, wurde der Microsoft Exchange-Systemaufsichtsdienst gestartet. Ist diese Ressource offline, wurde der Microsoft Exchange-Systemaufsichtsdienst beendet. Die Option Die Gruppe beeinflussen ist für diese Ressource standardmäßig deaktiviert.

  • Netzwerkname (Name)   Diese Ressource stellt den Netzwerknamen des Postfachclusterservers dar. Ist die Netzwerknamenressource online, wird sie einem Netzwerkadapter auf dem angegebenen Computer zugeordnet. Ist die Netzwerknamenressource offline, wird sie keinem Netzwerkadapter auf dem angegebenen Computer zugeordnet. Standardmäßig sind Kerberos-Authentifizierung und erfolgreiche DNS-Registrierung für diese Ressource erforderlich. Darüber hinaus ist die Option Die Gruppe beeinflussen für diese Ressource standardmäßig deaktiviert.

  • IP-Adresse (Name)   Diese Ressource stellt die IP-Adresse dar, die dem Postfachclusterserver zugeordnet ist. Diese IP-Adresse ist in DNS an den Netzwerknamen des Postfachclusterservers gebunden. Ist die IP-Adressressource online, wird sie einem Netzwerkadapter auf dem angegebenen Computer zugeordnet. Ist die IP-Adressressourcee offline, wird sie keinem Netzwerkadapter auf dem angegebenen Computer zugeordnet. NetBIOS ist standardmäßig für diese Ressource aktiviert. Darüber hinaus ist die Option Die Gruppe beeinflussen für diese Ressource standardmäßig deaktiviert.

Zusätzlich zu diesen Ressourcen enthalten Einzelkopiecluster auch physikalische Datenträgerressourcen, bei denen es sich um die Datenträger handelt, die die Speichergruppe und die Datenbankdateien für die Postfachclusterserver im Einzelkopiecluster enthalten. Wenn Sie der Clustergruppe mit dem Postfachclusterserver physische Datenträger hinzufügen, müssen Sie neben der Erstellung der Datenträgerabhängigkeiten für die geeignete Datenbank auch das Kontrollkästchen Die Gruppe beeinflussen für jede physische Datenträgerressource deaktivieren. Wird dieses Kontrollkästchen nicht deaktiviert, kommt es aufgrund eines Datenverlustes zu einem Failover. Dies entspricht nicht dem Standardverhalten.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu Einzelkopieclustern finden Sie unter Einzelkopiecluster.