Physikalische Topologien

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2006-06-12

Eine physikalische Topologie für Microsoft Exchange Server 2007 ordnet physikalische Elemente geografischen Orten zu. Eine physikalische Topologie wird normalerweise zur Beschreibung eines Netzwerks oder der Standorte von Servern verwendet. Allgemein basieren alle physikalischen Topologien auf bestimmten und eindeutigen organisatorischen Anforderungen, um den Bereich für Ressourcen basierend auf Sicherheits- und Geschäftsanforderungen festzulegen.

Physikalische Topologien klassifizieren die Verteilung von Servern und Verwaltungsrollen häufig auch in zwei primäre Kategorien: zentralisierte Server und Verwaltung und verteilte Server und Verwaltung.

Zentralisierte und verteilte Messagingsysteme

Wenn Ihr Unternehmen aus mehreren Zweigstellen besteht, die alle über zuverlässige Netzwerkverbindungen mit hoher Bandbreite miteinander verbunden sind, können Sie unabhängig von den jeweiligen Entfernungen zwischen den einzelnen Zweigstellen ein zentralisiertes Messagingsystem implementieren. Ein zentralisiertes Messagingsystem bedeutet, dass sich alle Server mit Exchange in einem zentralen Datenzentrum befinden und dort verwaltet werden. Bei der Planung eines Messagingsystems ist es empfehlenswert, mit diesem Modell zu beginnen, da es das kosteneffektivste Modell ist und sehr einfach verwaltet werden kann.

Wenn Ihr Unternehmen über Remotezweigstellen mit unzuverlässigen Netzwerkverbindungen mit hohen Latenzzeiten und geringer Bandbreite verfügt, können Sie Server einrichten, um das Routing des Nachrichtenverkehrs zwischen den Standorten zu steuern. Jedoch werden Sie durch Remotestandorte und mehrere Routinggruppen nicht daran gehindert, das Verwaltungsmodell zu zentralisieren. Mithilfe der Features in Microsoft Windows Server 2003, Exchange 2007 und Microsoft Office Outlook 2007 können Sie darüber hinaus Ihre Serverhardware konsolidieren, indem Sie Server mit Exchange aus Remotestandorten entfernen. Durch diese Änderungen können Benutzer sich von Remotestandorten aus bei Microsoft Windows-Diensten und Exchange 2007 anmelden und müssen außerdem weniger Leistungsverringerungs- oder Verbindungsprobleme in Kauf nehmen.

Verwaltung auf Dienstebene

Unabhängig davon, ob ein zentralisiertes oder verteiltes Messagingsystem verwendet wird, muss die Bereitstellung eine Verwaltung auf Dienstebene enthalten. Die Verwaltung auf Dienstebene verfolgt das Ziel, IT-Dienste durch einen Prozess mit den Phasen Definition, Vereinbarung, Messung im Betrieb und Überprüfung auszurichten und zu verwalten. Die Verwaltung auf Dienstebene umfasst die Definition der IT-Dienste für die Organisation und die Einrichtung von Vereinbarungen auf Dienstebene für diese Dienste. Die Erfüllung der Vereinbarungen auf Dienstebene wird durch unterstützende Verträge und Vereinbarungen auf Betriebsebene für die interne oder externe Bereitstellung der Dienste gewährleistet. Die Verwaltung auf Dienstebene umfasst außerdem eine kontinuierliche Messung der gegenseitig vereinbarten Schwellenwerte auf Dienstebene und die Einleitung von Korrekturmaßnahmen, wenn die Schwellenwerte überschritten werden. Die Dienste werden gemäß den vereinbarten Kriterien der Vereinbarungen auf Dienstebene überwacht und gemessen, um die Einhaltung der Vereinbarungen auf Dienstebene sicherzustellen.

Eigenschaften eines zentralisierten Messagingsystems

Ein zentralisiertes Messagingsystem besteht aus einem großen Datenzentrum, auf dem sich alle Serverressourcen befinden, einschließlich der globalen Katalogserver des Active Directory-Verzeichnisdienstes, der Domänencontroller und der Exchange-Server. Das Datenzentrum unterstützt alle Benutzer des Messagingsystems, unabhängig davon, ob eine lokale oder eine Remoteverbindung besteht. Ein zentralisiertes Messagingsystem verfügt über die folgenden Eigenschaften:

  • Daten befinden sich an einem zentralisierten Standort und werden dort verwaltet, unabhängig davon, ob die Benutzer über eine Remoteverbindung zugreifen. Im Gegensatz dazu haben die Benutzer beim verteilten Modell einen lokalen Zugriff auf Postfächer, allerdings ist hier die Serververwaltung komplexer.

  • Software-Aktualisierungen können von einem zentralisierten Standort bereitgestellt werden.

  • Das Datenzentrum verfügt über Vorrichtungen für eine unabhängige Stromversorgung wie zum Beispiel eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) und über Notfallpläne mithilfe von vollständig ausgestatteten („hot site“), teilweise ausgestatteten („warm site“) oder nicht ausgestatteten („cold site“) Ersatzstandorten. Ein vollständig ausgestatteter Ersatzstandort ist ein zur umfassenden betrieblichen Nutzung überlassener Standort, der ständig in Betrieb ist und auf den Daten repliziert werden, damit er sofort genutzt werden kann. Ein teilweise ausgestatteter Ersatzstandort ist ein zur umfassenden betrieblichen Nutzung überlassener Standort, der Unternehmen die Kommunikationsausrüstung zur Verfügung stellt, die im Falle eines Datenverlusts zur Weiterführung des Betriebs erforderlich ist. Die Ausrüstung kann jedoch nicht sofort eingesetzt werden, da u. U. einige Verwaltungsaufgaben durchgeführt werden müssen, damit der Standort einsatzbereit ist. Bei einem nicht ausgestatteten Ersatzstandort werden Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die jedoch vom jeweiligen Unternehmen selbst ausgestattet und eingerichtet werden müssen. Ein vollständig ausgestatteter Ersatzstandort bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, den Betrieb schneller fortzusetzen. Die preisgünstigere Lösung ist jedoch der nicht ausgestattete Ersatzstandort.

Die Zentralisierung eines Systems wird meistens dann vorgenommen, wenn Unternehmen eine Reduzierung der Kosten durchführen müssen oder auf neue Sicherheitsanforderungen reagieren möchten. Diese Anforderungen führen in der Regel zu einer Zentralisierung der Standorte (die Anzahl der Sites, die Serverressourcen bereitstellen, wird verringert), zu einer physikalischen Konsolidierung (kleinere Server werden durch High-End-Server ersetzt), zu einer administrativen Konsolidierung und zu Datenkonsolidierung (Speicherlösungen, die Sicherungsfunktionen und Funktionen zur Wiederherstellung von Daten nach Datenverlust enthalten, werden zentralisiert).

Wichtige Überlegungen

Ziehen Sie einen zentralisierten Entwurf nur dann in Betracht, wenn die Vorbedingungen in den folgenden Bereichen erfüllt sind oder deren Erfüllung im Projektplan vorgesehen ist:

  • Hardwarekosten des Datenzentrums   Vergleichen Sie die Kosten für die Installation von High-End-Servern und Clustern im Datenzentrum mit den Einsparungen an Verwaltungskosten bei einer Zentralisierung der Serverstruktur. Es wird empfohlen, dass Sie die Back-End-Server in einer Clusterstruktur organisieren, um das System mit einer hohen Verfügbarkeit und Redundanz auszustatten. Dies führt jedoch auch zu höheren Einstiegskosten. Diese Kosten werden jedoch durch Einsparungen bei den Betriebskosten und den Kosten für die Infrastruktur sowie durch geringere Ausfallszeiten und eine größere Skalierbarkeit mehr als ausgeglichen.

  • Notfallplanung   Wenn Sie Ihren Server und Ihre Datenressourcen innerhalb der Organisation zentralisieren, erhöhen Sie die Ausfallwahrscheinlichkeit nur einmal vorhandener Systemhardware. Sie müssen daher Notfallpläne für den Fall eines schweren Datenverlusts in Ihrem Datenzentrum aufstellen.

  • Netzwerkausfälle   Bedenken Sie die Auswirkungen eines Netzwerkausfalls auf Benutzer in Remotestandorten. Wenn für diese Benutzer in Outlook der Exchange-Cachemodus aktiviert ist, kann diesem Problem weniger Beachtung geschenkt werden.

  • Einsparungen bei den Betriebs- und Verwaltungskosten   Durch eine Zentralisierung der Serverressourcen können die Betriebskosten gesenkt werden, da Dienstkapazitäten und Wachstum durch eine effektivere Verwendung der Ressourcen erreicht werden können. Außerdem werden die Infrastrukturkosten gesenkt, die für Speicher- und Sicherungsanforderungen anfallen.

  • Datenspeicherung   Bei größeren zentralisierten Datenmengen müssen Sie zuverlässigere Speichersysteme verwenden, um die Integrität Ihrer Daten zu verbessern. Durch eine Reduzierung der Komplexität der Serverinfrastruktur können Sie außerdem leichter Dienste und Daten wiederherstellen, wenn ein Fehler auftritt.

  • LAN- und WAN-Verbindungen   Wenn Ihr aktuelles Netzwerk nicht über die erforderliche Bandbreite und Geschwindigkeit für die Zentralisierung von Servern verfügt, müssen Sie in Ihrem Projektplan eine Netzwerkaufrüstung vorsehen.

  • Sicherheit   Ein zentralisiertes Modell bietet eine einfachere Verwaltung der Sicherheit und daher mehr Kontrolle. Aufgrund dieser effektiveren Kontrolle können für die Sicherheit zuständige Mitarbeiter leichter die neuesten Viruserkennungsdateien verwalten und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen bei Sicherheitsproblemen einleiten. Ein weiterer Vorteil einer zentralisierten Struktur besteht darin, dass sich Ihr Server in einem Datenzentrum befindet, das Sie physikalisch sichern können.

Eigenschaften eines verteilten Messagingsystems

Eine Zweigstelle oder eine verteilte Messagingbereitstellung bedeutet, dass zahlreiche Zweigstellen oder kleinere verteilte Standorte über langsame Verbindungen zum Hub eines Unternehmens oder eines Datenzentrums verfügen. Die Zweigstellen enthalten eigene Exchange-Server, Domänencontroller und globale Katalogserver. Ein verteiltes Messagingsystem wird normalerweise dann eingesetzt, wenn das Netzwerk den Datenverkehr zu einem zentralen Hub für Dienste nicht bewältigen kann. Betriebssystem und Messagingserver werden daher lokal eingerichtet. Ein weiterer Grund können Benutzeranforderungen sein. Wenn die Anforderungen an die Benutzerleistung und -verfügbarkeit nicht durch die Verbindung zu einem Datenzentrum erfüllt werden können, müssen Sie möglicherweise Server an den Remotestandorten vorsehen.

Eine Exchange-Bereitstellung in einer Zweigstelle verfügt über folgende Eigenschaften:

  • Das Messagingsystem besteht aus einer Vielzahl von Standorten (Zweigstellen), die jeweils über einen Exchange-Server, über Domänencontroller und mindestens einen globalen Katalogserver verfügen.

  • Die Zweigstellenstandorte enthalten in der Regel eine kleine oder wechselnde Anzahl von Benutzern.

  • Das Netzwerk ist meistens in einer Hub-and-Spoke-Topologie strukturiert.

  • Die Netzwerkverbindungen zwischen den Zweigstellenstandorten und dem zentralen Hub oder Datenzentrum weisen in der Regel eine geringe Bandbreite und hohe Latenzzeiten auf oder sind unzuverlässig.

Die Bereitstellung eines verteilten Messagingsystems erfolgt unter anderem aus den folgenden Gründen:

  • Die Benutzer des Unternehmens sind über zahlreiche Standorte verteilt.

  • Die Netzwerkinfrastruktur des Unternehmens kann den Datenverkehr zu einem zentralen Hub für Dienste nicht verarbeiten.

  • Die Benutzeranforderungen geben vor, dass ein Server lokal eingerichtet werden muss, um eine optimale Benutzerleistung und -verfügbarkeit zu gewährleisten.

Wichtige Überlegungen

Berücksichtigen Sie die folgenden Punkte bei der Erwägung einer verteilten Struktur:

  • Software-Aktualisierungen   Die Bereitstellung von wichtigen Updates ist in einem verteilten Messagingsystem wesentlich anspruchsvoller.

  • Verwendung von Outlook Anywhere   Wenn Sie Outlook Anywhere verwenden möchten (zuvor RPC über HTTP), muss auf allen Computern in der Messagingumgebung, die Benutzer für die Outlook Anywhere-Kommunikation verwenden müssen, Windows Server 2003 ausgeführt werden. Diese Anforderung gilt weiterhin für alle globalen Katalogserver und alle Servers mit Exchange, auf die die Outlook-Benutzer zugreifen.

  • Betriebs- und Verwaltungskosten   Verteilte Messagingsysteme erfordern viele Server und verursachen höhere Betriebs- und Verwaltungskosten.

  • Datenspeicher   Bei verteilten Servern ist die Dienstinfrastruktur komplexer. Dadurch ist das Wiederherstellen von Diensten und Daten schwieriger, wenn ein Fehler auftritt. Features, wie z. B. die fortlaufende lokale Replikation und die fortlaufende Clusterreplikation, sind besonders in einer verteilten Messagingumgebung von Nutzen. Weitere Informationen zur fortlaufenden lokalen Replikation finden Sie unter Fortlaufende lokale Replikation. Weitere Informationen zur fortlaufenden Clusterreplikation finden Sie unter Fortlaufende Clusterreplikation.

  • Netzwerkverbindungen   Für Remotezweigstellen wird empfohlen, eine Netzwerkgeschwindigkeit von mindestens 64 KBit/s zwischen den Servern zum Hub-Standort oder zum Datenzentrum bereitzustellen. Es ist jedoch empfehlenswert, zwischen Hub und Zweigstelle eine höhere Übertragungsrate vorzusehen.

  • Sicherheit   Die physikalische Sicherheit von Servern in Zweigstellen ist ein wichtiger Aspekt. In einer Zweigstellenstruktur müssen Sie entsprechende Vorkehrungen treffen, damit die Server physikalisch gesichert und nicht an öffentlich zugänglichen Orten aufgestellt sind.