Informationen zu Verweisen auf Öffentliche Ordner

 

Gilt für: Exchange Server 2007 SP3, Exchange Server 2007 SP2, Exchange Server 2007 SP1, Exchange Server 2007

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2007-10-22

Wenn ein Benutzer mithilfe einer MAPI-Clientanwendung wie Outlook auf einen Öffentlichen Ordner zugreift, ermittelt die Öffentliche Ordner-Datenbank, auf welches Öffentliche Ordner-Replikat der Client zugreifen soll. Dieser Prozess wird als Verweis bezeichnet. Wenn ein Replikat des angeforderten Inhalts auf dem Server mit Exchange vorhanden ist, der die Clientanforderung verarbeitet, greift der Client auf das lokale Replikat zu. Wenn ein Benutzer eine Verbindung mit einer Öffentlichen Ordner-Datenbank herstellt, die keine Kopie des vom Benutzer gesuchten Öffentlichen Ordner-Inhalts enthält, wird der Benutzer zu einer anderen Öffentlichen Ordner-Datenbank weitergeleitet, die eine Kopie des gewünschten Inhalts enthält. Wie in der folgenden Abbildung dargestellt, können Sie für Verweise auf Öffentliche Ordner eine benutzerdefinierte Kostenliste erstellen, um so den entstehenden Verweisdatenverkehr zu steuern.

Hinweis

Verweise auf Öffentliche Ordner besitzen einen zugehörigen Kostenwert. Die Werte liegen zwischen 1 und 100. Dieser Kostenwert wird zum Optimieren der Nachrichtenübermittlung verwendet. Insbesondere E-Mail-Nachrichten werden entsprechend dem niedrigsten Kostenwert geroutet. Wenn zwei oder mehr Routen mit den gleichen Kosten verfügbar sind, wird der Nachrichtenverkehr so gleichmäßig wie möglich zwischen ihnen aufgeteilt. Diese Kosten werden auch zum Berechnen der optimalen Route verwendet, die die Clientanwendung für den Zugriff auf Öffentliche Ordner auf Remoteservern verwenden kann.

Exchange 2007 sucht mithilfe der Standardkonfiguration für Verweise entsprechend der Struktur des Active Directory-Standorts Ihrer Organisation nach einem geeigneten Server. Um den Fluss des Benutzerdatenverkehrs zu ändern, können Active Directory-Standortadministratoren jedoch diese Konfiguration umleiten, indem sie angeben, ob Verweise über bestimmte Connectors zulässig sind. Für Server mit Exchange 2007 können Sie außerdem eine Liste von Verweisservern angeben und jedem Server Routingkosten für die Umleitung von Serverdatenverkehr zuweisen. Sie können so beispielsweise Verweise auf einen einzelnen Active Directory-Standort beschränken oder Verweise nur zwischen bestimmten Servern in jedem einzelnen Active Directory-Standort zulassen.

Ermitteln von Verweisen

Wenn ein Benutzer eine Verbindung mit Exchange herstellt und mithilfe einer MAPI-Clientanwendung den Zugriff auf einen Öffentlichen Ordner anfordert, sucht Exchange ein Inhaltsreplikat des Öffentlichen Ordners mithilfe der Informationen, die von der Öffentlichen Ordner-Datenbank, die der Postfachdatenbank des Benutzers zugeordnet ist, bereitgestellt werden. Die Öffentliche Ordner-Datenbank ruft die Replikatliste des angeforderten Ordners ab und ruft gegebenenfalls Routing- und Kosteninformationen aus Active Directory-Standorte und -Dienste ab. Exchange sucht Inhaltsreplikate mithilfe des folgenden Verfahrens:

Prozess für den Verweis von Clients an Replikate

  1. Der MAPI-Client stellt für den Zugriff auf die privaten Ordner des Benutzers eine Verbindung mit der Postfachdatenbank des Benutzers her. Der MAPI-Client stellt außerdem eine Verbindung mit dem Postfach des Benutzers her, um die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank für Informationen zur Öffentlichen Ordner-Hierarchie abzurufen. Weitere Informationen zum Festlegen der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank finden Sie unter Ändern der Standarddatenbank für Öffentliche Ordner für eine Postfachdatenbank.

  2. Der MAPI-Client versucht, den Inhalt für einen bestimmten Öffentlichen Ordner zu lesen. Zuerst wird der Inhalt in der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank abgefragt. Handelt es sich bei dieser Datenbank um ein Inhaltsreplikat des gewünschten Ordners, ist der Vorgang abgeschlossen.

  3. Befindet sich in der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank kein Replikat, gibt Exchange eine Liste der Replikate an den Client zurück, die gemäß der Verbindungskostenkriterien dieses Servers, bezogen auf jede der aufgeführten Inhaltsreplikate, sortiert ist. Verbindungskosten werden ermittelt, indem die Informationen über die Standortconnectorkosten der anderen in der Organisation befindlichen Postfachserver, auf denen sich eine Öffentliche Ordner-Datenbank befindet, von Active Directory-Standorte und -Dienste abgefragt werden. Alternativ können Sie Kosten für andere Server angeben, indem Sie der Öffentlichen Ordner-Datenbank eine benutzerdefinierte Liste zum Außerkraftsetzen bereitstellen. Die an den Client zurückgegebene Liste enthält keine Server, für die die Kosten 500 übersteigen.

    Hinweis

    Kosteninformationen werden stündlich aktualisiert. Daher sind Änderungen an Active Directory-Standortkosten ggf. erst nach einer Stunde verfügbar. Darüber hinaus stehen auch alle Änderungen an der benutzerdefinierten Öffentlichen Ordner-Liste, einschließlich ihrer Anfangskonfiguration und ihrer vollständigen Entfernung, für bis zu eine Stunde nicht zur Verfügung. Auf Server, die in der benutzerdefinierten Liste der Öffentlichen Ordner nicht aufgeführt sind, wird von dem Server, auf dem sich die benutzerdefinierte Liste befindet, niemals verwiesen.

  4. Die MAPI-Clients versuchen, auf jedes in der Liste aufgeführte Replikat zuzugreifen, indem sie mit dem Server eine Verbindung herstellen, den Ordner suchen und dann versuchen, den Inhalt des Ordners zu lesen.

  5. Wenn ein Fehler auftritt, versucht der Client, auf den nächsten Replikatserver in der Liste zuzugreifen, bis der Client versucht hat, auf alle Replikatserver in der benutzerdefinierten Liste zuzugreifen.

    Hinweis

    Der MAPI-Client aktualisiert seine Verbindung erst, wenn die aktuelle Verbindung beendet ist. Kann ein bevorzugtes oder mit niedrigen Kosten verbundenes Replikat also nicht erreicht werden, versucht der Client, auf das nächste Replikat in der Liste zuzugreifen, dessen Verbindung mit sehr hohen Kosten einhergehen kann. Wird der Server mit den niedrigen Kosten verfügbar, leitet der MAPI-Client die Verbindung erst auf das Replikat mit den niedrigen Kosten um, nachdem sich der Benutzer vom MAPI-Client ab- und wieder angemeldet hat.

Zuweisen von Kosten

Obwohl Exchange-Administratoren Verweise auf Öffentliche Ordner und Standortkosten erstellen können, wird diese Vorgehensweise nicht empfohlen, da die maximalen Verweiskosten für Öffentliche Ordner, die von Exchange-Administratoren für eine Öffentliche Ordner-Datenbank festgelegt werden können, den Wert 100 betragen. Indem die maximalen Verweiskosten für einen Server auf den Wert 100 festgelegt werden, kann der Server weiterhin für Verweise verwendet werden.

Stattdessen sollten Verweise auf Öffentliche Ordner und Standortkosten von einem Administrator ermittelt werden, der Mitglied der Gruppe Domänen-Admins oder der Gruppe Organisations-Admins in Active Directory ist. In Active Directory-Standorte und -Dienste kann ein Benutzer mit Berechtigungen für Domänen-Admins oder Organisations-Admins die Verweiskosten für Öffentliche Ordner auf bis zu 500 festlegen. Dieser höhere Kostenwert hilft dabei sicherzustellen, dass ein Server nicht für Verweise verwendet wird.

Weitere Informationen zu den Active Directory-Standorten in Windows Server 2003 finden Sie unter Standortübersicht (englischsprachig). Weitere Informationen zum Konfigurieren von Standortlinkkosten in Windows Server 2003 finden Sie unter Konfigurieren von Standortlinkkosten (englischsprachig). Informationen zu den Standorten und Diensten in AD DS (Active Directory Domain Services, Active Directory-Domänendienste) für Windows Server 2008 finden Sie unter "Grundlegendes zu Standorten, Subnets und Standortlinks" in der Windows Server 2008-Hilfe.

Hinweis

Zum Erstellen effizienter Verweise auf Öffentliche Ordner muss Ihnen die Struktur des Active Directory-Standorts Ihrer Organisation bekannt sein. Weitere Informationen zu Routing, Active Directory-Standorten, Routingkosten sowie Sende- und Empfangsconnectors finden Sie unter Informationen zum auf Active Directory-Standorten basierenden Routing.

Ausführliche Anweisungen zum Konfigurieren eines Servers mit Exchange 2007 für die Verwendung einer bestimmten Liste von Servern und Kosten für Verweise finden Sie unter Konfigurieren von Verweisen auf Öffentliche Ordner.

Verweise in Topologien im gemischten Modus

Wenn Ihre Organisation eine Topologie im gemischten Modus mit Öffentlichen Exchange 2000 Server- oder Exchange Server 2003-Ordnern und Öffentlichen Exchange-Ordnern verwendet, ist es empfehlenswert, die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank für alle Postfachdatenbanken auf eine Öffentliche Exchange2007-Ordner-Datenbank festzulegen. Ausführliche Informationen zum Festlegen der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank in Exchange 2007 finden Sie unter Ändern der Standarddatenbank für Öffentliche Ordner für eine Postfachdatenbank. Ausführliche Informationen zum Festlegen der Öffentlichen Ordner-Standarddatenbank in Exchange 2003 finden Sie unter Verknüpfen von Postfachspeichern und Öffentlichen Ordner-Speichern (englischsprachig).

In einer Topologie im gemischten Modus können Replikate für Öffentliche Ordner auf Servern mit Exchange 2000, Exchange 2003 und Exchange 2007 in derselben Organisation vorhanden sein. Exchange 2000 und Exchange 2003 verwenden Routinggruppen und Routinggruppenconnectors, um Kosten für das Verweisen von Clients auf Öffentliche Ordner auf anderen Servern zu ermitteln. Um die Verweiskosten auf jeden Servercomputer mit Exchange 2000 und Exchange 2003 zu berechnen, verwendet Exchange 2007 die Kosteninformationen des Active Directory-Standortconnectors. Dabei handelt es sich um die gleiche Methode, die auch zum Berechnen der Verweiskosten auf jeden Servercomputer mit Exchange 2007 verwendet wird. Exchange 2000 und Exchange 2003 zeigen jedoch alle Servercomputer mit Exchange 2007 in allen Active Directory-Standorten als Mitglieder einer einzigen Routinggruppe an. Daher schätzen Servercomputer mit Exchange 2000 und Exchange 2003 die Verweiskosten auf Öffentliche Ordner auf alle Servercomputer mit Exchange 2007 als identisch ein. Somit kann es dazu kommen, dass Clientanwendungen über Netzwerkverbindungen mit hohen Kosten an Server verwiesen werden, statt an lokale Server verwiesen zu werden.

Wie bereits weiter oben in diesem Thema unter "Ermitteln von Verweisen" festgestellt, wird zuerst die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank von der Clientanwendung (beispielsweise Outlook) abgefragt. Wenn ein Verweis erforderlich ist, gibt Exchange dann eine Liste der Replikate an den Client zurück, die gemäß der Verbindungskostenkriterien dieses Servers, bezogen auf jede der aufgeführten Inhaltsreplikate, sortiert ist. Auf diese Weise bestimmt der Server, auf dem sich die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank befindet, welcher Replikatserver verwendet wird. Befindet sich die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank auf einem Server mit Exchange 2000 oder Exchange 2003, werden alle Server mit Exchange 2007, die als Replikatserver aufgeführt sind, in derselben Kostenkategorie einsortiert, weil sie von Exchange 2000 oder Exchange 2003 so behandelt werden, als ob sie sich in derselben Routinggruppe befinden.

Die folgende Abbildung verdeutlicht dieses Szenario.

Szenario 1 – Verweis auf Öffentliche Ordner

In diesem Szenario verfügt die Organisation über drei Active Directory-Standorte: ADSite01, ADSite02 und ADSite03. Ein Administrator, der Mitglied der Gruppe Organisations-Admins oder Domänen-Admins ist, hat die Verweiskosten für ADSite01 und ADSite02 auf "10" sowie für ADSite02 und ADSite03 auf "10" festgelegt, wobei die kumulativen Kosten zwischen ADSite01 und ADSite03 "20" betragen. Zusätzlich hat der Administrator die Routingkosten für die verschiedenen Routinggruppen in den Active Directory-Standorten auf einen Wert von "1" festgelegt. Wenn sich die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank auf dem Exchange 2007-Postfachserver namens MBXSRV05 im Standort ADSite03 befindet und MBXSRV05 die Liste der Replikate für den Zugriff zurückgibt, meldet MBXSRV05 richtigerweise, dass die Kosten für den Server mit Exchange 2003 namens EXSRV02, der sich im Standort ADSite01 befindet, "20" betragen. Befindet sich die Öffentliche Ordner-Standarddatenbank aber auf EXSRV02 und EXSRV02 gibt eine Liste der Replikate für den Zugriff zurück, meldet EXSRV02 möglicherweise, dass die Kosten für MBXSRV05 "1" betragen, weil für EXSRV02 alle Server mit Exchange 2007 zur selben Routinggruppe gehören.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu Öffentlichen Ordnern finden Sie unter Informationen zu Öffentlichen Ordnern.

Weitere Informationen zum Verwalten Öffentlicher Ordner finden Sie unter den folgenden Themen: