Grundlegendes zur automatischen Postfachverteilung

 

Gilt für: Exchange Server 2010 SP2, Exchange Server 2010 SP3

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2010-07-07

Beim Erstellen oder Verschieben eines Postfachs oder Aktivieren eines vorhandenen Benutzers für E-Mail muss das Postfach in einer Postfachdatenbank gespeichert werden. In vorherigen Versionen von Microsoft Exchange musste die Postfachdatenbank beim Durchführen dieser Vorgänge angegeben werden. In Microsoft Exchange Server 2010 können Sie festlegen, dass Exchange die Datenbank mithilfe der automatischen Postfachverteilung auswählt.

Bei Verwendung der automatischen Postfachverteilung prüft Exchange die Postfachdatenbanken in Ihrer Organisation, schließt nicht geeignete Datenbanken basierend auf Kriterien aus, die weiter unten in diesem Thema erläutert werden, und wählt nach dem Zufallsprinzip eine Datenbank zum Speichern des Postfachs aus. Bei diesem Vorgang werden Postfächer nach dem Zufallsprinzip auf alle geeigneten Postfachdatenbanken in Ihrer Organisation verteilt.

Die automatische Verteilung wird verwendet, wenn der Parameter Database der Cmdlets New-Mailbox und Enable-Mailbox oder der Parameter TargetDatabase des Cmdlets New-MoveRequest nicht angegeben wird.

Hinweis

Die automatische Postfachverteilung wird nur ausgeführt, wenn ein Postfach auf einem Exchange 2010-Server erstellt oder auf einen Exchange 2010-Server verschoben bzw. wenn ein Benutzer für E-Mail aktiviert wird. Die Cmdlets New-Mailbox, New-MoveRequest und Enable-Mailbox müssen auf einem Exchange 2010-Server ausgeführt werden. Exchange verteilt Postfächer nicht neu, um die Last basierend auf der Serverauslastung automatisch zu verteilen.

Zur Ermittlung einer geeigneten Postfachdatenbank für ein neues oder verschobenes Postfach wird der folgende Vorgang ausgeführt:

  1. Exchange ruft eine Liste aller Postfachdatenbanken in der Exchange 2010-Organisation ab.

  2. Postfachdatenbanken, die für den Ausschluss aus dem Verteilungsvorgang gekennzeichnet sind, werden aus der Liste der verfügbaren Datenbanken entfernt. Sie können steuern, welche Datenbanken ausgeschlossen werden. Weitere Informationen finden Sie später in diesem Thema im Abschnitt Ausschließen von Datenbanken aus der automatischen Verteilung.

  3. Postfachdatenbanken, die nicht zu den Datenbankverwaltungsbereichen des Administrators gehören, der den Vorgang ausführt, werden aus der Liste der verfügbaren Datenbanken entfernt. Weitere Informationen finden Sie später in diesem Thema im Abschnitt Datenbankbereiche.

  4. Postfachdatenbanken außerhalb des lokalen Active Directory-Standorts, an dem der Vorgang ausgeführt wird, werden aus der Liste der verfügbaren Datenbanken entfernt.

  5. Aus der Liste der verbleibenden Postfachdatenbanken wählt Exchange nach dem Zufallsprinzip eine Datenbank aus. Wenn die Datenbank verfügbar ist und einen fehlerfreien Zustand aufweist, wird sie von Exchange verwendet. Wenn die Datenbank nicht verfügbar ist oder keinen fehlerfreien Zustand aufweist, wird nach dem Zufallsprinzip eine andere Datenbank ausgewählt. Wenn keine Datenbanken ermittelt werden, die verfügbar sind oder einen fehlerfreien Zustand aufweisen, wird der Vorgang mit einem Fehler abgebrochen.

Der Vorgang zur Auswahl einer Postfachdatenbank wird vom Cmdlet-Erweiterung-Agent für die Verwaltung von Postfachressourcen ausgeführt. Der Mailbox Resources Management Agent ist einer von mehreren Cmdlet-Erweiterungs-Agents, mit denen die Funktionen ausgeführter Cmdlets erweitert werden können. Weitere Informationen zu Cmdlet-Erweiterungs-Agents finden Sie unter Grundlegendes zu Cmdlet-Erweiterungs-Agents.

Wenn Postfächer nie automatisch verteilt werden sollen, kann der Mailbox Resources Management Agent deaktiviert werden. Beim Deaktivieren des Agents wird diese Änderung für die gesamte Exchange 2010-Organisation übernommen. Weitere Informationen zum Deaktivieren von Cmdlet-Erweiterungs-Agents finden Sie unter Deaktivieren eines Cmdlet-Erweiterungs-Agents.

Ausschließen von Datenbanken aus der automatischen Verteilung

Standardmäßig können alle Postfachdatenbanken auf Exchange 2010-Servern im lokalen Active Directory-Standort, die verfügbar sind und einen fehlerfreien Zustand aufweisen, bei der automatischen Postfachverteilung zum Speichern eines neuen oder verschobenen Postfachs ausgewählt werden. Aus verschiedenen Gründen kann es jedoch sinnvoll sein, einige Datenbanken aus dem Verteilungsvorgang auszuschließen. Sie können z. B. eine Postfachdatenbank als Journaldatenbank festlegen, in der nur manuell angegebene Postfächer gespeichert werden sollen. Oder Sie entfernen eine Datenbank möglicherweise vorübergehend aus einer Rotation, um geplante Wartungsaufgaben auszuführen. In Exchange 2010 können Datenbanken dauerhaft oder vorübergehend aus dem Ausschlussvorgang ausgeschlossen werden.

Jede Exchange 2010-Postfachdatenbank verfügt über die zwei folgenden Eigenschaften, die über das Cmdlet Set-MailboxDatabase festgelegt werden können:

  • IsExcludedFromProvisioning   Über diese Eigenschaft geben Sie an, dass die Datenbank dauerhaft aus der automatischen Postfachverteilung ausgeschlossen werden soll.

  • IsSuspendedFromProvisioning   Über diese Eigenschaft geben Sie an, dass die Datenbank vorübergehend aus der automatischen Postfachverteilung ausgeschlossen werden soll.

Für beide Eigenschaften sind zwei Werte gültig: $True und $False. Der Standardwert lautet in beiden Fällen $False. Die gewählte Eigenschaft dient lediglich der Information Wenn Sie eine der Eigenschaften auf $True setzen, entspricht dies dem Ausschließen der Datenbank aus dem Vorgang zur automatischen Verteilung. Beide Eigenschaften müssen auf $False gesetzt werden, damit eine Postfachdatenbank bei der automatischen Verteilung berücksichtigt wird.

Diese zwei Eigenschaften werden in Exchange 2010 bereitgestellt, um eine Postfachdatenbank bei der automatischen Verteilung auszuschließen. So können Sie problemlos ermitteln, welche Datenbanken dauerhaft und welche vorübergehend aus der automatischen Verteilung ausgeschlossen wurden.

Verwenden Sie den folgenden Befehl, um eine Postfachdatenbank dauerhaft aus der automatischen Verteilung auszuschließen:

Set-MailboxDatabase <database name> -IsExcludedFromProvisioning $True

Verwenden Sie den folgenden Befehl, um eine Postfachdatenbank vorübergehend aus der automatischen Verteilung auszuschließen:

Set-MailboxDatabase <database name> -IsSuspendedFromProvisioning $True

Wenn eine Postfachdatenbank aus der automatischen Verteilung ausgeschlossen ist, muss der Parameter Database mit den Cmdlets New-Mailbox und Enable-Mailbox oder der Parameter TargetDatabase mit dem Cmdlet New-MoveRequest verwendet werden, um eine Postfach in der Datenbank zu erstellen bzw. in diese zu verschieben.

Um eine ausgeschlossene Postfachdatenbank für die Auswahl bei der automatischen Verteilung verfügbar zu machen, setzen Sie beide Eigenschaften auf $False.

Datenbankbereiche

Datenbankverwaltungsbereiche ermöglichen eine zusätzliche Steuerung der automatischen Postfachverteilung. Diese Bereiche wurden in Microsoft Exchange Server 2010 Service Pack 1 (SP1) hinzugefügt. Wenn eine Postfachdatenbank verfügbar ist, einen fehlerfreien Zustand aufweist, sich im lokalen Active Directory-Standort befindet und nicht aus der automatischen Verteilung ausgeschlossen wurde, prüft Exchange 2010 SP1, ob die Postfachdatenbank zum Datenbankbereich des Administrators gehört, der das Cmdlet ausführt. Wenn die Datenbank zu diesem Datenbankbereich gehört, wird sie in die Liste der verfügbaren Datenbanken für diesen Administrator aufgenommen.

Datenbankbereiche sind Teil des Berechtigungsmodells für die rollenbasierten Zugriffssteuerung (Role Based Access Control, RBAC). Weitere Informationen zu RBAC und Datenbankbereichen finden Sie unter den folgenden Themen:

Datenbankbereiche können nützlich sein, wenn Sie über eine Vielzahl von Postfächern in Ihrem lokalen Active Directory-Standort verfügen, die für die automatische Verteilung verfügbar sind, und Sie einschränken möchten, welche Datenbanken von bestimmten Administratoren verwendet werden können. Beispiel: Ihre Exchange 2010 SP1-Server werden für mehrere Agenturen eingesetzt, die einzelnen Agenturen sollen jedoch lediglich in der Lage sein, Postfächer in Postfachdatenbanken zu erstellen bzw. in diese zu verschieben, die der jeweiligen Agentur zugewiesen sind.

Standardmäßig können sämtliche Administratoren in einer Exchange 2010 SP1-Organisation alle Postfachdatenbanken innerhalb der Organisation anzeigen. Um einzuschränken, welche Datenbanken angezeigt und damit in welchen Datenbanken Postfächer platziert werden können, führen Sie die folgenden Schritte aus:

  1. Erstellen Sie mithilfe des Cmdlets New-ManagementScope einen benutzerdefinierten Datenbankverwaltungsbereich mit den Postfachdatenbanken, deren Verwendung durch einen bestimmten Administrator zulässig sein soll.

  2. Ordnen Sie den neuen Datenbankbereich über eine der folgenden Methoden einer Verwaltungsrollenzuweisung zu:

    • Fügen Sie den neuen Datenbankbereich über den Parameter CustomConfigWriteScope des Cmdlets Set-ManagementRoleAssignment zu einer vorhandenen Verwaltungsrollenzuweisung hinzu. Der Datenbankbereich wird nun auf die Verwaltungsrollengruppe, die universelle Sicherheitsgruppe oder den der Rollenzuweisung zugewiesenen Benutzer angewendet.

    • Erstellen Sie mithilfe des Cmdlets New-ManagementRoleAssignment eine Verwaltungsrollenzuweisung, und geben Sie den neuen Datenbankbereich über den Parameter CustomConfigWriteScope an. Eine Rollenzuweisung kann zwischen einer Verwaltungsrolle und einer Rollengruppe, einer universellen Sicherheitsgruppe oder einem Benutzer erstellt werden.

  3. Wenn Sie eine Rollenzuweisung für eine Rollengruppe oder universelle Sicherheitsgruppe erstellt haben, fügen Sie der Rollengruppe oder universellen Sicherheitsgruppe Benutzer hinzu, sodass die Rollenzuweisung und der Datenbankbereich auf die Benutzer angewendet werden.

  4. Entfernen Sie den der neuen Rollenzuweisung zugewiesenen Benutzer (oder die Benutzer, die Mitglieder der in den vorherigen Schritten erstellten Rollengruppen oder universellen Sicherheitsgruppen sind) gegebenenfalls aus anderen Rollengruppen oder universellen Sicherheitsgruppen, wenn diesen Gruppen ein Datenbankbereich mit Datenbanken zugewiesen ist, auf die diese Benutzer nicht zugreifen sollen.

  5. Stellen Sie sicher, dass die Administratoren lediglich auf die von Ihnen festgelegten Datenbanken zugreifen können.

Nach Abschluss dieses Vorgangs können Administratoren mit Rollenzuweisungen, welche die erstellten Datenbankbereiche umfassen, lediglich in den angegebenen Datenbanken Postfächer erstellen bzw. Postfächer lediglich in diese Datenbanken verschieben.

Weitere Informationen zur Verwendung von Datenbankbereichen, um die für Administratoren verfügbaren Postfachdatenbanken einzuschränken, finden Sie unter Steuern der automatischen Postfachverteilung mithilfe von Datenbankbereichen.

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