Planen von virtuellen Architekturen (SharePoint Server 2010)

 

Gilt für: SharePoint Server 2010

Letztes Änderungsdatum des Themas: 2017-01-17

In diesem Artikel werden wichtige Überlegungen zum Planen von virtuellen Architekturen mithilfe von Microsoft SharePoint Server 2010-Serverrollen erläutert. Dieser Artikel umfasst keine Daten oder Empfehlungen zur Leistungs- oder Kapazitätsplanung. Vielmehr enthält er allgemeine Richtlinien zum Planen von virtuellen Umgebungen und Beispielarchitekturen für kleine, mittlere und große Farmen.

Inhalt dieses Artikels:

  • Virtuelle im Gegensatz zu physikalischen Architekturen

  • Beispiele für virtuelle Architekturen für kleine bis mittlere Farmen

  • Beispiele für virtuelle Architekturen für mittlere bis große Farmen

Virtuelle im Gegensatz zu physikalischen Architekturen

In der Regel wird in einer Organisation über einen Wechsel zu virtuellen Architekturen nachgedacht, wenn die Anzahl der zum Hosten einer Lösung verwendeten Server verringert, die vorhandene Hardware effizienter genutzt oder Energie und Platz eingespart werden soll. Die Fähigkeit zum Automatisieren der Serverbereitstellung ist ebenfalls eine wichtige Motivation zum Bereitstellen einer virtuellen Serverumgebung.

Virtualisieren von Webservern und Anwendungsservern

Die Webserver- und Anwendungsserverrollen sind sehr für die Virtualisierung geeignet. Beim Planen einer virtuellen Umgebung ist es sinnvoll, Richtlinien für die Topologie, Leistung und Kapazität zum Planen der physikalischen Umgebung zu verwenden und dann die restlichen Webserver und Anwendungsserver einschließlich spezifischer Anwendungsserverrollen als Startpunkt für die virtuelle Umgebung zu verwenden.

In einer virtuellen Umgebung sind jedoch möglicherweise mehr virtuelle Server erforderlich, um dieselben Dienste und Leistungen während der Spitzenzeiten zur Verfügung zu stellen wie bei physikalischen Servern. Die Ergebnisse hängen von den spezifischen Diensten und den Verwendungsmustern dieser Dienste ab.

Die Ausführung in einer virtuellen Umgebung bietet daher die Flexibilität, Ressourcen auf virtuellen Computer bei Bedarf neu zuzuweisen, um die Leistung zu optimieren. Zudem können Sie virtuelle Server einfacher hinzufügen und entfernen, um Verwendungsspitzen bei spezifischen Diensten zu behandeln, die zu vorhersagbaren Zeiten innerhalb eines Jahrs auftreten.

Virtualisierung von SQL Server

Die Frage einer Virtualisierung von Microsoft SQL Server ist strittig und hängt von den allgemeinen Zielen einer Bereitstellung ab. Eine virtuelle SQL Server-Umgebung wird in der Regel etwas langsamer ausgeführt als eine physikalische Umgebung, obwohl die Leistung mit der Veröffentlichung neuer Versionen stets verbessert wird. Wenn Sie die neueste Version der Hyper-V-Rolle (in Windows Server 2008 R2 enthalten) verwenden, wird durch SQL Server-Leistungstests angezeigt, dass (im Vergleich zu einem physikalischen Server) auf einem virtuellen Gastcomputer derselbe Durchsatz erzielt werden kann auf Kosten einer etwas erhöhten CPU-Auslastung.

Sie müssen weitere Aspekte beachten, wenn Sie die Virtualisierung von SQL Server planen, z. B. die Anzahl der für SQL Server erforderlichen CPU-Kerne, den Failover- und Verfügbarkeitsplan und die Optionen zum Optimieren der Speicherung. Unabhängig davon können die Vorteile der Bereitstellung von SQL Server in einer virtuellen Umgebung die Leistungseinbußen überwiegen.

Organisationen, die SharePoint-Farmen hosten und das Bereitstellen und erneute Erstellen von Farmen häufig planen, z. B. Hostingunternehmen, erzielen die meisten Vorteile durch das Hinzufügen von SQL Server zur virtuellen Umgebung. Die Virtualisierung von SQL Server kann auch in einer vorübergehenden oder übergangsweisen Lösung nützlich sein, z. B. beim Kombinieren von mehreren Farmen in einer Unternehmensfarm und beim Aussortieren von Hardware. Organisationen, die nur begrenzte Hardware besitzen, ziehen aus der Bereitstellung von SQL Server auf physikalischen Servern die meisten Vorteile. Die Beispiele in diesem Artikel stellen Umgebungen mit beiden Ansätzen dar.

Weitere Informationen finden Sie unter Ausführen von SQL Server 2008 in einer Hyper-V-Umgebung – Bewährte Methoden und Leistungsempfehlungen (https://go.microsoft.com/fwlink/?linkid=134106&clcid=0x407). Dieses Whitepaper basiert auf einer früheren Version von Hyper-V. Im Frühjahr 2010 ist möglicherweise eine neuere Version verfügbar.

Virtualisieren anderer Server in der Umgebung

SharePoint 2010-Produkte-Lösungen vertrauen auf anderen Servern in der Umgebung. Dieser Abschnitt enthält allgemeine Richtlinien zum Einbinden dieser Server in eine virtuelle Architektur.

Active Directory

Es wird empfohlen, dass zumindest der Stammdomänencontroller für eine Umgebung mit Active Directory-Verzeichnisdiensten auf einem physikalischen Server außerhalb der virtuellen Umgebungen gehostet wird. Bei Bedarf können weitere Domänencontroller als virtuelle Server bereitgestellt werden.

Weitere Informationen zum Bereitstellen von Active Directory in virtuellen Umgebungen finden Sie in den folgenden Ressourcen:

Gatewayprodukte

Zu den Gatewayprodukten zählen Folgende:

  • Microsoft Forefront Unified Access Gateway (UAG)

  • Microsoft Forefront Threat Management Gateway (TMG)

Für eine hohe Verfügbarkeit wird die Positionierung dieser Produkte außerhalb der virtuellen SharePoint 2010-Produkte-Umgebung empfohlen. Weitere Informationen zum Einrichten von virtuellen Umgebungen für diese Gatewayprodukte finden Sie in der Produktdokumentation.

Ausführen von Tests nebeneinander

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Auswirkungen die Bereitstellung von SharePoint 2010-Produkte-Serverrollen in einer virtuellen Umgebung auf die Leistung besitzen, sollten Sie die spezifischen Rollen, die Sie bereitstellen möchten, testen. Verwenden Sie die Testergebnisse dazu, die Anzahl der virtuellen Server zu ermitteln, die für eine bestimmte Rolle bereitgestellt werden sollte. Oder bestimmen Sie, ob eine bestimmte Rolle überhaupt in der virtuellen Umgebung bereitgestellt werden soll. Wenn die Farm z. B. umfangreichen Inhalt durchforstet, entschließen Sie sich möglicherweise aufgrund der Testergebnisse dazu, die Durchforstungsrolle auf einem dedizierten physikalischen Server bereitzustellen.

Eine Möglichkeit zum Testen einer virtuellen Umgebung besteht darin, eine bestimmte Rolle sowohl virtuell als auch physikalisch bereitzustellen und die Vergleichsdaten für Netzwerk, Arbeitsspeicher, Datenträger und CPU zu untersuchen. Die folgende Abbildung enthält ein Beispiel für das Testen spezifischer Serverrollen mithilfe einer begrenzten Anzahl von Servern.

Abwechselndes Zuweisen von Rollen zum parallelen Testen

In dieser Abbildung werden spezifische Rollen in der virtuellen Umgebung bereitgestellt. Es wird ein physikalischer Testserver zum Testen jeder einzelnen Rolle eingerichtet, sodass nebeneinander stehende Vergleichdaten erfasst werden können. Stellen Sie sicher, dass Sie mögliche Unterschiede zwischen der physikalischen und virtuellen Umgebung beachten, die Auswirkungen auf die Testergebnisse haben können, z. B. verschiedene Hardwarespezifikationen.

Falls Sie über eine vorhandene Farm verfügen, können Sie einen virtuellen Host hinzufügen und virtuelle Computer tauschen, die entsprechende Rollen besitzen, um die Auswirkungen auf die virtuelle Leistung für jede Rolle zu überprüfen. Sie können auch sehen, welche Auswirkungen verschiedene Kombinationen von Rollen auf die Gesamtleistung der Farm besitzen. Dies wird anhand des folgenden Beispiels veranschaulicht.

Tauschen von Rollen innerhalb und außerhalb der virtuellen Umgebung

Beispiele für virtuelle Architekturen für kleine bis mittlere Farmen

Der Startpunkt für das Ersetzen einer physikalischen Farm durch eine virtuelle Farm liegt bei der Verwendung von zwei oder vier physikalischen Hostservern. Für jeden Host wird die Anzahl der bereitzustellenden Server durch die verfügbaren Arbeitsspeicher-, CPU-, Datenträger- und Netzwerkressourcen vorgegeben.

In den folgenden Abbildungen sind Beispielbereitstellungen dargestellt, in denen die Webserver- und Anwendungsserverrollen in einer virtuellen Umgebung bereitgestellt werden.

Verwenden einer geringeren Anzahl virtueller Computer für eine Machbarkeitsstudie

Berücksichtigen Sie in diesem Beispiel Folgendes:

  • Die minimalen Ressourcen für CPUs und RAM stellen die Startpunkte für die Farm dar. Da für jedes virtuelle Abbild nur zwei Kerne reserviert sind, ist dieses Beispiel nur für Umgebungen vom Typ Machbarkeitsstudien oder Entwicklung geeignet, in denen die Leistung vernachlässigt werden kann. Reservieren Sie genügend freie Ressourcen, um diese basierend auf der Leistungsüberwachung erneut zuzuweisen.

  • SQL Server wird auf physikalischen Servern anstatt auf virtuellen Servern bereitgestellt.

  • Webserver und Anwendungsserver sind bei zwei Hostservern redundant.

  • Drei Webserver sind für hohe Verfügbarkeit in der virtuellen Umgebung bereitgestellt.

  • Die Active Directory-Domänencontroller sind auf physikalischen Servern bereitgestellt.

Für Pilottests und Produktionsumgebungen werden mindestens vier Kerne als Startpunkt für virtuelle Computer empfohlen. In der folgenden virtuellen Umgebung werden weniger virtuelle Computer zur Umsetzung dieses Ziels verwendet.

Verwenden einer geringeren Anzahl virtueller Computer für eine Pilotumgebung

Dieses Beispiel stellt eine Startpunktumgebung dar. Möglicherweise müssen Sie abhängig vom Verwendungsmuster der Farm Ressourcen hinzufügen.

Beispiele für virtuelle Architekturen für mittlere bis große Farmen

Wenn größere Hostserver verwendet werden, können Sie virtuellen Abbildern mehr Ressourcen zuweisen. Die folgende Abbildung enthält eine Beispielimplementierung mit mehr CPUs und RAM.

Verwenden mehrerer CPUs und RAM-Einheiten

Wenn die Vorteile der Virtualisierung von SQL Server gegenüber den Leistungseinbußen überwiegen, kann SQL Server auch als Gast bereitgestellt werden, wie in der folgenden Abbildung zu sehen.

Bereitstellen von SQL Server als Gastsystem

Berücksichtigen Sie in diesem Beispiel Folgendes:

  • Nur eine Instanz von SQL Server wird auf jedem Host bereitgestellt. In kleineren und mittleren virtuellen Umgebungen wird es empfohlenen, nicht mehr als einen SQL Server-Gast pro Host bereitzustellen.

  • Beide Hostserver schließen mehr Arbeitsspeicher ein, um die Anzahl der virtuellen Server einschließlich SQL Server unterzubringen.

Falls eine bestimmte Serverrolle so viele Ressourcen verbraucht, dass die allgemeine Leistung der virtuellen Umgebung beeinträchtigt wird, können Sie dieser Rolle einen physikalischen Server zuweisen. Abhängig von den Verwendungsmustern in einer Organisation können diese Rollen die Durchforstungsserver, den Server zum Importieren von Profilen, Excel Services Application oder andere häufig verwendete Dienste enthalten. Die folgende Abbildung zeigt hierzu ein Beispiel.

Zuweisen eines physikalischen Servers für eine Rolle

In diesem Beispiel:

  • SQL Server wird auf physikalischen Servern bereitgestellt. Entfernen Sie SQL Server aus der virtuellen Umgebung, bevor Sie Anwendungsserverrollen entfernen.

  • Die Durchforstungsrolle wird auf einem physikalischen Server bereitgestellt. In einigen Umgebungen kann eine andere Rolle für die Bereitstellung auf einem physikalischen Server sein. Dies hängt von ihrer Verwendung ab.