Grundlegendes zur IPv6-Unterstützung in Exchange 2010
Gilt für: Exchange Server 2010 SP2, Exchange Server 2010 SP3
Letztes Änderungsdatum des Themas: 2016-11-28
Internetprotokoll, Version 6, (IPv6) ist die aktuelle Version des Internetprotokolls (IP). Mit IPv6 sollen zahlreiche der Defizite von IPv4, der vorherigen IP-Version, korrigiert werden. In Microsoft Exchange Server 2010 wird IPv6 nur unterstützt, wenn IPv4 ebenfalls verwendet wird. Reine IPv6-Umgebungen werden nicht unterstützt. Die Verwendung von IPv6-Adressen und IP-Adressbereichen wird nur unterstützt, wenn auf dem Computer mit Exchange 2010 sowohl IPv6 als auch IPv4 aktiviert sind und wenn das Netzwerk beide IP-Adressversionen unterstützt. Wenn Exchange 2010 in dieser Konfiguration bereitgestellt wird, können alle Serverrollen Daten an Geräte, Server und Clients, die IPv6-Adressen verwenden, senden bzw. von diesen empfangen.
In diesem Thema wird die IPv6-Adressierung in Exchange 2010 behandelt. Weitere Hintergrundinformationen zu IPv6 finden Sie unter IPv6 (möglicherweise in englischer Sprache) und IPv6-Unterstützung in Exchange 2007 SP1 und SP2.
Inhalt
IPv6-Adressen
IPv6-Unterstützung in Exchange 2010-Komponenten
Deaktivieren von IPv6
Möchten Sie wissen, welche Verwaltungsaufgaben es im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Exchange 2010 gibt? Informationen hierzu finden Sie unter Verwalten der Bereitstellung von Exchange 2010.
IPv6-Adressen
Eine IPv6-Adresse ist 128 Bit lang. Die Adresse wird unter Verwendung der Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung erstellt. Bei der Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung wird die 128-Bit-Adresse anhand von acht vierstelligen Hexadezimalzahlen mit je 16 Bit dargestellt, die durch einen Doppelpunkt (:) getrennt sind. Ein Beispiel für eine IPv6-Adresse in Doppelpunkt-Hexadezimaldarstellung ist 2001:0DB8:0000:0000:02AA:00FF:C0A8:640A.
Sie können eine IPv6-Adresse mit den folgenden Methoden ausdrücken:
Unterdrückung führender Nullen Sie können die führenden Nullen in allen der acht vierstelligen Hexadezimalzahlen in einer IPv6-Adresse auslassen.
Komprimierung durch doppelte Doppelpunkte Sie können zwei Doppelpunkte (::) verwenden, um aufeinanderfolgende 16-Bit-Hexadezimalzahlen darzustellen, die nur Nullen enthalten. Diese nur Nullen enthaltenden Zahlen können am Anfang, in der Mitte oder am Ende von IPv6-Adressen auftreten. Die Komprimierung durch doppelte Doppelpunkte darf in einer IPv6-Adresse nur einmal vorkommen.
Abschließende Dezimaldarstellung mit Punkten Sie können die letzten 32 Bit am Ende einer IPv6-Adresse mittels Dezimaldarstellung mit Punkten ausdrücken, indem Sie die 8-Bit-Zahlen mit einem Punkt (.) trennen. Die abschließende Dezimaldarstellung mit Punkten wird häufig in Verbindung mit IPv4-kompatiblen Adressen verwendet.
Die folgende Tabelle enthält Beispiele für die Schreibweise von IPv6-Adressen und die entsprechende IPv6-Adresssyntax.
Schreibweise und Syntax von IPv6-Adressen
Schreibweise von IPv6-Adressen | IPv6-Adresssyntax |
---|---|
Vollständige IPv6-Adresse |
2001:0DB8:0000:0000:02AA:00FF:C0A8:640A |
IPv6-Adresse mit unterdrückten führenden Nullen |
2001:DB8:0:0:2AA:FF:C0A8:640A |
IPv6-Adresse mit Komprimierung durch doppelte Doppelpunkte |
2001:DB8::2AA:FF:C0A8:640A |
IPv6-Adresse mit abschließender Dezimaldarstellung mit Punkten |
2001:DB8::2AA:FF:192.168.100.10 |
IPv6-Adressen werden wie folgt kategorisiert:
Unicastadresse Ein Paket wird an eine Schnittstelle zugestellt.
Multicastadresse Ein Paket wird an mehrere Schnittstellen zugestellt.
Anycastadresse Ein Paket wird an die am nächsten liegende von mehreren Schnittstellen zugestellt. Die Entfernung zwischen den Schnittstellen wird durch die Routingkosten definiert.
Bei IPv6-Unicastadressen sind die folgenden Bereiche möglich:
Verbindungslokal Der Bereich der IPv6-Adresse ist das lokale Subnetz. Verbindungslokale IPv6-Adressen sind mit den verbindungslokalen IPv4-Adressen vergleichbar, die in APIPA (Automatic Private IP Addressing, Automatische Privat-IP-Adressierung) verwendet werden.
Standortlokal Der Bereich der IPv6-Adresse ist die lokale Organisation. Standortlokale Adressen wurden mit RFC 3879 als nicht mehr unterstützt erklärt und durch eindeutige lokale Adressen ersetzt, die in RFC 4193 definiert sind. Standortlokale IPv6-Adressen und eindeutige lokale IPv6-Adressen sind mit privaten IPv4-IP-Adressen vergleichbar.
Global Der Bereich dieser IPv6-Adressen ist die gesamte Welt. Globale IPv6-Adressen sind mit öffentlichen IPv4-IP-Adressen vergleichbar.
Die folgende Tabelle enthält einen Vergleich der IPv4- und IPv6-Elemente.
IPv4-Elemente vs. IPv6-Elemente
Element | IPv4 | IPv6 |
---|---|---|
Private IP-Adresse |
10.0.0.0/8 172.16.0.0/12 192.168.0.0/16 |
FD00::/8 |
Verbindungslokale Adresse |
169.254.0.0/16 |
FE80::/64 |
Loopbackadresse |
127.0.0.1 |
::1 |
Nicht spezifizierte Adresse |
0.0.0.0 |
:: |
Adressauflösung |
ARP (Address Resolution-Protokoll) |
ND (Neighbor Discovery, Nachbarsuche) |
DNS-Hostnamensauflösung (Domain Name System) |
Adress-Eintrag (A-Eintrag) |
AAAA-Eintrag oder A6-Eintrag |
Weitere Informationen zur IPv6-Adressierung finden Sie unter IPv6-Adresstypen (möglicherweise in englischer Sprache).
Unterstützte IPv6-Adresseingabeformate
Die folgenden IPv6-Adresseingabeformate werden in Exchange 2010 unterstützt:
Eine einzelne IPv6-Adresse
Ein IPv6-Adressbereich
Eine IPv6-Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske
Eine IPv6-Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske, bei der die CIDR-Darstellung (Classless Inter-Domain Routing, klassenloses domänenübergreifendes Routing) verwendet wird
Die folgende Tabelle enthält Beispiele für die akzeptierten IPv6-Adresseingabeformate in Exchange 2010 unter Windows Server 2008.
Beispiele für IPv6-Adressen
Typ | Beispiel für eine IPv6-Adresse |
---|---|
Einzelne Adresse |
2001:DB8::2AA:FF:C0A8:640A |
Adressbereich |
2001:DB8::2AA:FF:C0A8:640A-2001:DB8::2AA:FF:C0A8:6414 |
Adresse zusammen mit Subnetzmaske |
2001:DB8::2AA:FF:C0A8:640A(FFFF:FFFF:FFFF:FFFF::) |
Adresse zusammen mit einer Subnetzmaske in CIDR-Schreibweise |
2001:DB8::2AA:FF:C0A8:640A/64 |
In Exchange 2010 unter Windows Server 2008 werden die folgenden Eingabeformate unterstützt:
Unterdrückung führender Nullen
Komprimierung durch doppelte Doppelpunkte
Abschließende Dezimaldarstellung mit Punkten
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IPv6-Unterstützung in Exchange 2010-Komponenten
In der folgenden Tabelle werden die Komponenten in Exchange 2010 beschrieben, die von IPv6 beeinflusst werden.
Exchange 2010-Komponenten und IPv6
Serverrolle auf dem Quellcomputer | Funktion | IPv6-Unterstützung | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Transport |
IP-Zulassungsliste und IP-Sperrliste |
Ja |
Weitere Informationen zur IP-Zulassungsliste finden Sie unter Aktivieren oder Deaktivieren von Verbindungsfiltern und Informationen zur Verbindungsfilterung. |
Transport |
IP-Zulassungslistenanbieter und IP-Sperrlistenanbieter |
Nein |
Aktuell ist kein in ausreichendem Umfang als Branchenstandard akzeptiertes Protokoll für das Nachschlagen von IPv6-Adressen vorhanden. Die meisten IP-Sperrlistenanbieter unterstützen keine IPv6-Adressen. Wenn Sie anonyme Verbindungen von unbekannten IPv6-Adressen auf einem Empfangsconnector zulassen, erhöhen Sie das Risiko, dass Spammer die IP-Sperrlistenanbieter umgehen und Spam erfolgreich an Ihre Organisation zustellen. Weitere Informationen zu IP-Sperrlistenanbietern finden Sie unter "Anbieter für geblockte IP-Adressen" im Thema Informationen zur Verbindungsfilterung. |
Transport |
Absenderzuverlässigkeit |
Nein |
Der Protokollanalyse-Agent berechnet nicht den Absenderzuverlässigkeitsgrad (Sender Reputation Level, SRL) für Nachrichten, die von IPv6-Absendern stammen. Weitere Informationen zur Absenderzuverlässigkeit finden Sie unter Grundlegendes zur Absenderzuverlässigkeit. |
Transport |
Sender ID |
Ja |
Weitere Informationen finden Sie unter Grundlegendes zur Sender ID. |
Transport |
Empfangsconnectors |
Ja |
IPv6-Adressen werden für die folgenden Komponenten akzeptiert:
Es wird dringend davon abgeraten, Empfangsconnectors so zu konfigurieren, dass anonyme Verbindungen von unbekannten IPv6-Adressen akzeptiert werden. Wenn Ihre Organisation E-Mail-Nachrichten von Absendern empfangen muss, die IPv6-Adressen verwenden, erstellen Sie einen dedizierten Empfangsconnector, der die Remote-IP-Adressen auf bestimmte IPv6-Adressen beschränkt, die diese Absender verwenden. Weitere Informationen finden Sie unter Grundlegendes zu Empfangsconnectors. |
Transport |
Sendeconnectors |
Ja |
IPv6-Adressen werden für die folgenden Komponenten akzeptiert:
Hinweis Wenn Sie eine IPv6-Adresse für den Parameter SourceIPAddress angeben möchten, vergewissern Sie sich, ob die entsprechenden DNS-AAAA- und MX-Einträge (Mail-Exchanger) ordnungsgemäß konfiguriert sind. Dies trägt dazu bei, die Nachrichtenzustellung sicherzustellen, wenn ein Remotemessagingserver versucht, einen Reverse-Lookup-Test für die angegebene IPv6-Adresse durchzuführen. Weitere Informationen finden Sie unter Grundlegendes zu Sendeconnectors. |
Transport |
Grenzwerte für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten |
Teilweise |
Die Grenzwerte für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten, die Sie für einen Empfangsconnector festlegen können, wie die Parameter MaxInboundConnectionPercentagePerSource, MaxInboundConnectionPerSource und TarpitInterval, gelten nur für eine globale IPv6-Adresse. Verbindungslokale und standortlokale IPv6-Adressen sind von den angegebenen Grenzwerten für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten nicht betroffen. Weitere Informationen zu den Grenzwerten für die Nachrichtenrate von eingehenden Nachrichten finden Sie unter Grundlegendes zu Nachrichteneinschränkungen. |
Unified Messaging |
Alle Funktionen |
Nein |
IPv6 wird von Unified Messaging in keiner Exchange 2010-Version unterstützt. Weitere Informationen zu Unified Messaging finden Sie unter Unified Messaging. |
Postfach (Database Availability Group-Mitglied) |
IPv6-Adressen |
Ja |
Statische IPv6-Adressen werden von Windows Server 2008 und dem Clusterdienst unterstützt. Allerdings entspricht die Verwendung statischer IPv6-Adressen nicht den empfohlenen Methoden. Exchange 2010 unter Windows Server 2008 unterstützt die Konfiguration von statischen IPv6-Adressen während der Installation nicht. Failovercluster unterstützen ISATAP (Intra-Site Automatic Tunnel Addressing Protocol). Es werden nur IPv6-Adressen unterstützt, die eine dynamische Registrierung in DNS ermöglichen. Verbindungslokale Adressen können in einem Cluster nicht verwendet werden. Weitere Informationen finden Sie unter Neue Funktionalität für hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit von Standorten. |
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Deaktivieren von IPv6
Abhängig von der jeweiligen Bereitstellung kann es erwünscht sein, IPv6 auf den Exchange-Servern zu deaktivieren. Da die Unified Messaging-Serverrolle IPv6 nicht unterstützt, könnten Sie sich beispielsweise dafür entscheiden, IPv6 auf diesen Servern zu deaktivieren. Entsprechende Anweisungen finden Sie unter IPv6 für Microsoft Windows: Häufig gestellte Fragen (möglicherweise in englischer Sprache). Sie können diese Anweisungen auch verwenden, um IPv6 bei Bedarf zu aktivieren.
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