Meister aller Klassen: Kein MED-V? P2V XP zu W7 mit MDT

Wenn man im IT-Geschäft tätig ist, hat man es tagtäglich mit einer oft verwirrenden Buchstabensuppe zu tun. Und das wird sich kaum so schnell ändern.

Von Greg Shields.

Wer mit Windows arbeitete, brauchte immer schon einen Universitätsabschluss in Abkürzungskunde. Nehmen Sie die Akronyme aus dem Bereich Virtualisierung und die Buchstabensuppe für die kostenlosen Bereitstellungstools von Microsoft, und Sie fragen sich schnell, ob der Autor dieses Beitrags im Titel nicht einige Vokale vergessen hat.

Spaß beiseite, das in letzter Zeit zu beobachtende Zusammenwachsen von Virtualisierungstechnologien und Windows-Bereitstellungstechniken hat ein großes Potenzial. Eines dieser Konzepte nutzt Microsoft Enterprise Desktop Virtualization (MED-V). Als Teil des Microsoft Desktop Optimization Packs (MDOP – noch ein Akronym) erstellt MED-V ein Unternehmensframework für die Bereitstellung virtueller PCs auf physischen PCs zur Überwindung von Problemen mit der Inkompatibilität von Anwendungen.

MED-V "repariert" Inkompatibilitäten dadurch, dass nicht mit MED-V kompatible Anwendungen innerhalb eines virtuellen Computers (Virtual Machine, VM) mit Windows XP ausgeführt werden. Diese VM wird innerhalb der physischen Instanz von Windows 7 des Benutzers ausgeführt. Anzeige und Benutzeroberfläche der inkompatiblen Anwendung werden nahtlos vom Windows XP- zum Windows 7-Computer übertragen. Der Benutzer sieht lediglich eine Anwendung, die von Windows 7 aus gestartet und ausgeführt wird – und Sie müssen jetzt für jeden Benutzer zwei Betriebssysteme verwalten.

Das große E

Das "E" in MED-V steht nicht ohne Grund für "Enterprise". Es bietet dringend benötigte unternehmensweite Verwaltungsfunktionen für umfangreiche Bereitstellungen. Dafür ist allerdings auch ein Preis zu zahlen – sowohl für die Softwarelizenzierung, als auch in Gestalt des Aufwands, der für die Integration von MED-V in Ihre Umgebung erforderlich ist.

MED-V funktioniert einwandfrei, es ist aber für Bereitstellungen, die nicht das gesamte Unternehmen umfassen, möglicherweise etwas übertrieben. Kleinere Umgebungen benötigen nicht derart weitreichende Lösungen, wenn es lediglich darum geht, die Probleme einiger weniger Benutzer mit inkompatiblen Anwendungen zu lösen. In solchen Fällen ist ein einfacheres Konzept gefragt.

Ein solches einfacheres Konzept ist Microsoft P2V Migration for Software Assurance, die Sie im Microsoft Download Center finden. Dieses Tool begegnet dem Problem der Anwendungsinkompatibilität in der gleichen Weise wie MED-V, jedoch ohne die umfangreiche MED-V-Architektur. Es fügt einfach dem Microsoft Deployment Toolkit (MDT) einige Funktionen hinzu.

Damit können Sie einen Windows XP-Computer in dem Moment virtualisieren, in dem Sie ihn auf Windows 7 aktualisieren. Anschließend werden der Windows XP-Computer und dessen Anwendungen innerhalb des Windows 7-Computers ausgeführt. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass die Verwaltung der Windows XP-Instanz mit allen Richtlinien, Anwendungen und Konfigurationen von anderen Tools übernommen wird.

MDT, P2V und Aufgabensequenzen

Vielleicht klingt dies für Sie verwirrend, daher beschreibe ich den Hintergrund für MDT. Die MDT-Bereitstellungstools erstellen Aufgabensequenzen für die Aktualisierung eines Betriebssystems. Eine MDT-Aufgabensequenz ist eine Reihe konfigurierbarer Schritte, die die zahlreichen Prozesse bei der Installation von Windows automatisieren. Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für die unterschiedlichen Arten von Aufgabensequenzen, die von MDT unterstützt werden.

Figure 1 Task Sequences in the MDT

Abbildung 1 Aufgabensequenzen im MDT

Es gibt zwei häufig verwendete Aufgabensequenzen: Standard Client Task Sequence und Standard Client Replace Task Sequence:

  • Standard Client Task Sequence stellt ein Betriebssystem auf einem dazu bereiten Desktopcomputer bereit. Dies wird typischerweise verwendet, um das Betriebssystem auf einem Desktop-PC zur nächsten Version zu aktualisieren.
  • Standard Client Replace Task Sequence ist diesem Verfahren vergleichbar. Sie verwenden sie jedoch, wenn Sie lediglich ein vorhandenes Betriebssystem aktualisieren wollen.

Je nachdem, wie Sie das MDT konfiguriert haben und wie Sie die einzelnen Sequenzen starten, können Sie mit beiden Verfahren Informationen zum Benutzerstatus erfassen. Nach der Installation fügen Sie diese dann in das aktualisierte Betriebssystem ein.

Die Aufgabensequenzen sind hinsichtlich der Benutzerstatusinformationen sehr effektiv, leisten aber wenig für die Anwendungskompatibilität. P2V Migration for Software Assurance automatisiert diesen Schritt. Dieses Tool erfasst automatisch eine Kopie des vorhandenen Windows XP-Computers, bevor er zu Windows 7 aktualisiert wird. Diese Kopie wird dann mittels des Physical-to-Virtual (P2V)-Prozesses in eine virtuelle Festplatte (Virtual Hard Disk, VHD) umgewandelt.

Wenn der Computer aktualisiert ist, wird die VM auf dem Windows 7-Computer installiert, und deren Anwendungen werden dem Startmenü des Windows 7-Computers hinzugefügt. Und schließlich wird Virtual PC for Windows 7 auf dem physischen Computer installiert, damit der virtuelle Computer ausgeführt werden kann.

Das P2V-Migrationstool sorgt für die fast vollständige Automatisierung dieses Prozesses. Das Endergebnis sind zwei unabhängige Betriebssysteme (Windows XP und Windows 7), die gleichzeitig auf einem Desktop-PC ausgeführt werden.

Durchführung der P2V-Migration

Bevor Sie die zu P2V gehörende Aufgabensequenz Abbildung 1 sehen, ist ein kurzer Installationsprozess erforderlich. Beginnen Sie mit der Installation von P2V Migration for Software Assurance auf dem MDT-Server. Dadurch wird eine Reihe von Aktualisierungspaketen hinzugefügt, die auf den Desktop-PCs installiert werden, wenn diese die neuen Betriebssysteme erhalten. Diese Aktualisierungen bieten Unterstützung für Virtual PC für Windows 7 und aktualisieren die Windows XP-Instanz zur Unterstützung von RemoteApps, einer Remotedesktop-Dienstfunktion, die die Übertragung von Windows XP-Anwendungen zu Windows 7 ermöglicht.

Jetzt sehen Sie zwei neue Aufgabensequenzen in der Dropdownliste, wenn Sie sich für das Erstellen einer neuen Aufgabensequenz entscheiden: Standard Client Task Sequence with P2V Migration und Standard Client Replace Task Sequence with P2V Migration. Offensichtlich stehen diese beiden Aufgabensequenzen im Zusammenhang mit den eben beschriebenen Sequenzen, wobei jede der Aktualisierungssequenz den P2V-Schritt hinzufügt.

Um eines dieser Verfahren zu verwenden, müssen Sie zunächst eine neue Aufgabensequenz erstellen. Nachdem Sie den MDT-Server mit mindestens einem Abbild konfiguriert haben, klicken Sie auf Aufgabensequenz | Neue Aufgabensequenz. Geben Sie auf der ersten Seite des Assistenten eine Aufgabensequenz-ID und einen Namen für die Aufgabensequenz ein. Wählen Sie anschließend Standard Client Task Sequence with P2V Migration aus, wenn Sie nach der Vorlage gefragt werden.

Die weiteren Schritte zum Erstellen der Aufgabensequenz entsprechen den Schritten, die Sie vorher bereits ausgeführt haben. Wählen Sie ein bereitzustellendes Betriebssystemabbild aus, geben Sie den Product Key, die Betriebssystemeinstellungen und ein Administratorkennwort ein, und bestätigen Sie abschließend die Erstellung der Aufgabensequenz.

Sie starten die P2V-Aufgabensequenz mit den gleichen Schritten wie eine normale Windows-Bereitstellung. Navigieren Sie auf dem Windows XP-Computer zum Unterverzeichnis "Skripts" auf der MDT-Bereitstellungsfreigabe. Starten Sie das Skript "Litetouch.vbs" durch Doppelklick. Wählen Sie eine Aufgabensequenz aus, die auf diesem Computer ausgeführt werden soll, während das Skript ausgeführt wird. Wählen Sie die P2V-Aufgabensequenz aus, und beantworten Sie alle übrigen Fragen, um den Prozess zu starten.

Was nicht möglich ist

Wie Sie sich denken können, verfügt eine Lösung, die nicht zur Verwendung in Großunternehmen entwickelt wurde, nicht über alle Funktionen. Dies gilt auch für das P2V Migration for Software Assurance-Tool. Sie sollten sich also vor der Verwendung über einige wichtige Einschränkungen im Klaren sein.

Microsoft hat dieses Tool nur für kleinere Bereitstellungen entwickelt. Jeremy Chapman unterstreicht dies nachdrücklich in einem hervorragenden Blogbeitrag zu diesem Tool. Denken Sie auch daran, dass beim P2V-Verfahren das System in Ihrer Umgebung bleibt, auch wenn Sie alle anderen Computer zu Windows 7 aktualisiert haben. Mit P2V müssen Sie diese jetzt veralteten Systeme verwalten und warten, auch nachdem Sie versucht haben, sie loszuwerden.

Sehen Sie sich vor der Entscheidung für P2V auf jeden Fall das Microsoft Application Compatibility Toolkit (ACT) an. Das ACT verwendet eine Reihe von Software-Shims für die "Reparatur" inkompatibler Anwendungen. Die Arbeit mit diesen Shims erfordert jedoch vorab einigen Aufwand. Dieser lohnt sich jedoch, da die Anwendung anschließend unter Windows 7 ausgeführt werden kann und nicht innerhalb von Windows XP ausgeführt werden muss.

Virtual PC, die Windows 7-Anwendung, die Ihre Windows XP-VMs ausführt, hat auch eine strenge Begrenzung hinsichtlich der Größe von VHD-Datenträgern. Eine mit Virtual PC verwendete VHD darf maximal 127 GB umfassen. Datenträger, die ursprünglich mit einer höheren Kapazität bereitgestellt wurden, funktionieren daher nicht automatisch. Dies kann zu großen Problemen führen, wenn Ihre Windows XP-Computer mit großen Datenträgern konfiguriert sind.

Auch die Windows-Lizenzierung und -Aktivierung kann mit dieser Lösung problematisch sein. Obwohl der Name dieses Tools die Worte "for Software Assurance" enthält, ist es nicht auf Software Assurance (SA)-Kunden beschränkt. Sie können mit diesem Tool jede Windows-Instanz nutzen, die Ihnen legal für P2V zur Verfügung steht.

Allerdings können nur Betriebssysteme, die mittels Volumenlizenzierung (zum Beispiel SA) installiert wurden, vollständig automatisiert werden. Bei anderen Betriebssystemen müssen Sie nach der P2V-Konvertierung mindestens die Lizenz manuell reaktivieren. In den Versionshinweisen für das Tool werden weitere Einschränkungen und bekannte Probleme aufgelistet.

Weitere Akronyme, weitere Funktionen

Trotz der Einschränkungen und zusätzlichen Akronyme ist das P2V Migration for Software Assurance-Tool eine nützliche Ergänzung des Windows-Allzweckarsenals. Es ist sicherlich weit von der Unternehmensvirtualisierungslösung MED-V entfernt, dies ist jedoch gleichzeitig eine seiner Stärken. Mit einem einfachen Download sowie einer einfachen Installation und Verwendung können Sie mit diesem Tool schnell Probleme mit der Anwendungskompatibilität lösen, die andernfalls ein Windows 7-Aktualisierungsprojekt ernsthaft behindern könnten.

Denken Sie daran, dass die Verwendung von P2V für alte Windows XP-Computer dafür sorgt, dass diese noch eine Weile in Ihrer Umgebung erhalten bleiben. Verwenden Sie dieses Tool als letztes Mittel, halten Sie es aber für alle Fälle bereit.

Greg Shields

Greg Shields, MVP, ist Partner bei Concentrated Technology. Weitere vielseitige Tipps und Tricks von Greg Shields finden Sie unter ConcentratedTech.com.

 

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– G. S.

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