Übersicht über die Virtualisierung von Serveranwendungen

 

Gilt für: System Center 2012 SP1 - Virtual Machine Manager, System Center 2012 R2 Virtual Machine Manager, System Center 2012 - Virtual Machine Manager

Sie können Microsoft Server Application Virtualization (Server App-V) zum Erstellen virtueller Anwendungspakete verwenden. Virtuelle Anwendungspakete sind Abbilder von Anwendungen, die auf einen Computer mit ausgeführtem Server App-V-Agent kopiert und dort ohne lokale Installation gestartet werden können. Die Anwendung wird dann ausgeführt wie eine lokal installierte Anwendung. Das Ausführen von virtuellen Anwendungen kann dazu beitragen, Hardware- und Betriebskosten zu reduzieren und die Verwaltung von Unternehmensanwendungen zu optimieren. In Server App-V wird auf der Technologie aufgebaut, die mit Application Virtualization (App-V) verwendet wird, indem Konfiguration und Status der Anwendung vom zugrunde liegenden Betriebssystem auf Computern in einem Datencenter getrennt werden. Mit Server App-V ist eine dynamische Zusammenstellung von Anwendungs- und Hardwareabbildern möglich, sodass sich die Anzahl zu verwaltender Abbilder erheblich reduzieren lässt. Zudem ist mit Server App-V das Automatisieren von Bereitstellungs- und Verwaltungsszenarien möglich, wodurch Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Wartbarkeit von Anwendungen für Datencenter verbessert werden können.

Es werden nicht alle Anwendungen für die Verwendung mit Server App-V unterstützt. Anwendungen wie Antivirensoftware, für die Unterstützung von Geräte- oder Kerneltreibern erforderlich ist, werden nicht unterstützt.Server App-V wurde in erster Linie zur Verwendung mit Geschäftsanwendungen oder mit den Geschäftsebenen von Anwendungen mit mehreren Ebenen entworfen. Einige große Serveranwendungen wie Microsoft Exchange Server, Microsoft SQL Server und Microsoft SharePoint werden daher nicht unterstützt. Eine Liste unterstützter Anwendungen für den Einsatz mit Server App-V ist zwar nicht verfügbar, doch Server App-V wurde für das Erstellen virtueller Anwendungspakete für Anwendungen mit folgenden Eigenschaften optimiert:

  • Status wird auf lokalem Datenträger beibehalten

  • Microsoft Windows-Dienste

  • Internetinformationsdienste (IIS)

  • Registrierung

  • COM+/DCOM

  • Textbasierte Konfigurationsdateien

  • WMI-Anbieter

  • Microsoft SQL Server Reporting Services

  • Lokale Benutzer und Gruppen

  • Geplante Aufgaben

  • Microsoft SQL Server-Datenbanken

Weitere Informationen zum Konfigurieren von Server App-V finden Sie unter Server Application Virtualization – Softwareanforderungen.

Sie sollten sich außerdem mit folgenden Begriffen vertraut machen:

Virtuelles Anwendungspaket
Anwendung, die vom Sequencer zum Ausführen in einer eigenständigen virtuellen Umgebung gepackt wurde. Die virtuelle Umgebung enthält die Informationen, die zum Ausführen der Anwendung auf dem Client benötigt werden; eine lokale Installation der Anwendung ist nicht erforderlich.

Bereitstellungskonfigurationsdatei
XML-Datei mit benutzerdefinierten Einstellungen, die auf ein bestimmtes virtuelles Anwendungspaket angewendet werden, wenn das Paket auf einem Zielcomputer ausgeführt wird.

Virtuelle Umgebung
Die mit diesem Laufzeitcontainer definierten Ressourcen sind für Anwendungsprozesse verfügbar, die von einem sequenzierten Anwendungspaket aus gestartet werden.

Schritte zum Implementieren von Server App-V

Zum Implementieren von Server App-V in Ihrer Umgebung sind zwei Hauptschritte erforderlich:

  • Erstellen eines virtuellen Anwendungspakets durch Sequenzieren einer Anwendung

    Erstellen Sie mithilfe der Anwendungsinstallationsmedien ein virtuelles Anwendungspaket, das alle erforderlichen Ressourcen und Konfigurationseinstellungen enthält. Außerdem müssen Sie alle Objekte identifizieren, deren Konfiguration beim Ausführen des Pakets erforderlich ist. Weitere Informationen zum Sequenzieren von Anwendungen finden Sie unter Vorgehensweise beim Sequenzieren einer neuen Serveranwendung.

  • Bereitstellen des virtuellen Anwendungspakets

    Geben Sie alle Konfigurationseinstellungen an, die für eine bestimmte Instanz der Anwendung festgelegt werden müssen, und stellen Sie sie dann mit den entsprechenden Tools bereit. Weitere Informationen zum Konfigurieren von Anwendungen finden Sie unter Vorgehensweise beim Durchführen der Konfiguration nach Abschluss der Sequenzierung. In Testbereitstellungen können Sie die PowerShell-Cmdlets von Server App-V verwenden, um das Paket bereitzustellen und zu verwalten. Weitere Informationen zum Bereitstellen von Paketen mithilfe von Cmdlets finden Sie unter Vorgehensweise beim Bereitstellen eines virtuellen Anwendungspakets zu Testzwecken.

Unterschiede zwischen Server App-V und App-V

In der folgenden Tabelle sind einige Unterschiede zwischen Server App-V und App-V aufgeführt.

Server App-V App-V
Wenn von einer Anwendung während ihrer Sequenzierung an einem benutzerspezifischen Speicherort in der Registrierung Daten erstellt werden oder die Konfiguration geändert wird, bleiben diese Daten bzw. bleibt diese Konfiguration während der Bereitstellungszeit und der Laufzeit nur diesem Benutzer zugeordnet. Wenn von einer Anwendung während ihrer Sequenzierung an einem für den aktuellen Benutzer spezifischen Speicherort in der Registrierung Daten erstellt werden oder die Konfiguration geändert wird, werden diese Daten bzw. wird diese Konfiguration so zugeordnet, dass jeder Benutzer, der die Anwendung ausführt, auf diese Daten bzw. diese Konfiguration zugreifen kann.
Anwendungsdateien, die Teil eines virtuellen Anwendungspakets sind, z. B. zum Ausführen der Anwendung erforderliche EXE-Dateien und Bibliotheken, sind für alle Prozesse verfügbar, die auf dem Computer ausgeführt werden, auf den die Anwendung kopiert wird. Anwendungsdateien, die Teil eines virtuellen Anwendungspakets sind, sind nur für diese virtuelle Anwendung sowie für Prozesse verfügbar, die in der virtuellen Umgebung der Anwendung gestartet wurden.
COM-Objekte, DCOM-Objekte, COM+-Objekte, WMI-Anbieter und NT-Dienste, die Teil eines virtuellen Anwendungspakets sind, werden auf dem lokalen System verfügbar gemacht, um eine Interaktion mit Betriebssystem, Tools und weiteren Anwendungen zu ermöglichen. So kann der systemeigene Dienststeuerungs-Manager (Service Control Manager, SCM) zum Starten eines Diensts, der Teil eines virtuellen Anwendungspakets ist, verwendet werden. COM, DCOM, COM+, WMI und Dienstinformationen, die einem virtuellen Anwendungspaket zugeordnet sind, verbleiben innerhalb des Pakets und sind für Prozesse, die außerhalb des Pakets ausgeführt werden, nicht verfügbar. So werden NT-Dienste, die innerhalb einer virtuellen Umgebung ausgeführt werden, vom systemeigenen Dienststeuerungs-Manager nicht erkannt.
Mithilfe von Heuristiken wird vom Server App-V-Agent automatisch ermittelt, welche Prozesse auf einem Computer innerhalb von virtuellen Umgebungen ausgeführt werden müssen. In der Regel ist kein Startprogrammshim erforderlich. Sie können einer virtuellen Umgebung einen Prozess explizit hinzufügen, indem Sie am Ende der Befehlszeile für den Prozess Folgendes eingeben: „"/RunInVE:<package GUID>“. Ein Prozess kann nur virtualisiert werden, wenn er einem anderen virtuellen Prozess untergeordnet ist oder von einem App-V-Programm wie sfttray.exe geöffnet wird. Sie können einer virtuellen Umgebung einen Prozess mithilfe des folgenden Befehls explizit hinzufügen: „sfttray.exe /exe <executable to launch> /app <name of application>“.

Siehe auch

Microsoft Server Application Virtualization
Installation von Server Application Virtualization
Verpacken von Anwendungen mit Server Application Virtualization
Server Application Virtualization Sequencer – Technische Referenz
Server Application Virtualization – Problembehandlung