Windows-Bereitstellungsdienste (Übersicht)

 

Betrifft: Windows Server 2012 R2, Windows Server 2012

Mit den Windows-Bereitstellungsdiensten (Windows Deployment Services, WDS) lassen sich Windows-Betriebssysteme über das Netzwerk bereitstellen. Das bedeutet, dass Sie die einzelnen Betriebssysteme nicht direkt von einer CD oder DVD installieren müssen.

Informationen zu den Neuheiten sowie zum Umfang Ihrer Version der Windows-Bereitstellungsdienste finden Sie unter Neues für Windows-Bereitstellungsdienste.

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verwendung der Windows-Bereitstellungsdienste finden Sie unter Schrittweise Anleitung für Windows Server 2012 für Windows-Bereitstellungsdienste.

Vorteile der Windows-Bereitstellungsdienste

  1. Sie ermöglichen die netzwerkbasierte Installation von Windows-Betriebssystemen, die im Vergleich zu manuellen Installationen kostengünstiger und weniger komplex ist.

  2. Unterstützt das Bereitstellen von Images für gemischte Umgebungen einschließlich Windows 7 und Windows Server 2008 R2 durch Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2.

  3. Sie nutzen Windows Setup-Standardtechnologien wie die Windows-Vorinstallationsumgebung (Windows Preinstallation Environment, Windows PE), WIM-Dateien und die imagebasierte Installation.

  4. Sie übertragen Daten und Abbilder per Multicasting.

  5. Ermöglicht das Erstellen von Abbildern auf einem Abbildcomputer mit dem Assistenten zur Abbildaufzeichnung, der eine Alternative zum ImageX-Tool ist.

  6. Sie ermöglichen das Hinzufügen von Treiberpaketen zum Server sowie das Konfigurieren der Pakete, um sie gemeinsam mit dem Installationsabbild auf Clientcomputern bereitzustellen.

Installationsvoraussetzungen für die Windows-Bereitstellungsdienste

Im Anschluss finden Sie die Anforderungen, die erfüllt sein müssen, um diese Rolle installieren zu können – abhängig davon, ob Sie sich für die Standardinstallation (sowohl Bereitstellungsserver als auch Transportserver) oder nur für den Transportserver-Rollendienst entscheiden.

Bereitstellungsserver und Transportserver

Transportserver

  • Active Directory-Domänendienste (AD DS). Ein Windows-Bereitstellungsdiensteserver muss entweder Mitglied einer Domäne der Active Directory-Domänendienste (Active Directory Domain Services, AD DS) oder ein Domänencontroller für eine AD DS-Domäne sein.

    Die Versionen der Domänen und Gesamtstrukturen der Active Directory-Domänendienste (AD DS) sind irrelevant, da die Windows-Bereitstellungsdienste von allen Domänen- und Gesamtstrukturkonfigurationen unterstützt werden.

    Hinweis

    AD DS wird nicht benötigt, wenn der WDS-Server im eigenständigen Modus konfiguriert ist.

  • DHCP. Sie müssen über einen funktionsfähigen DHCP-Server (Dynamic Host Configuration-Protokoll) mit einem aktiven Bereich im Netzwerk verfügen, da von den Windows-Bereitstellungsdiensten die PXE verwendet wird und somit DHCP für die IP-Adressierung erforderlich ist.

  • DNS. Sie müssen im Netzwerk über einen funktionsfähigen Domain Name System-Server (DNS-Server) verfügen, damit die Windows-Bereitstellungsdienste ausgeführt werden können.

  • NTFS-Volume. Der Server, auf dem die Windows-Bereitstellungsdienste ausgeführt werden, muss ein NTFS-Dateisystemvolume für den Imagespeicher besitzen.

  • Anmeldeinformationen. Zum Installieren der Rolle müssen Sie auf dem Server Mitglied der Gruppe "Lokale Administratoren" sein.

    Zum Initialisieren des Servers müssen Sie Mitglied der Gruppe „Domänen-Admins“ sein.

    Hinweis

    Falls Sie den WDS-Servers im eigenständigen Modus initialisieren möchten, müssen Sie kein Mitglied der Gruppe "Domänenbenutzer" sein.

    Weitere Informationen finden Sie unter Required Permissions.

  • Für Windows Server 2008: Die einzige Voraussetzung zum Installieren des Transportservers ist, dass Sie auf dem Server Mitglied der Gruppe "Lokale Administratoren" sind. Beachten Sie außerdem, dass mit dem Transportserver kein PXE-Anbieter installiert wird. Daher müssen Sie für den Netzwerkstart einen benutzerdefinierten PXE-Anbieter erstellen.

  • Für Windows Server 2008 R2: Sie müssen Mitglied der lokalen Administratorengruppe sein, um den Transportserver installieren zu können. Falls Sie den Transportserver für den Netzwerkstart verwenden, muss Ihre Umgebung außerdem über DHCP verfügen (Windows Server 2008 R2 enthält einen PXE-Anbieter, um den Netzwerkstart zu ermöglichen).

  • Für Windows Server 2012 und Windows Server® 2012 R2 gibt es keine zusätzlichen erforderlichen Komponenten.

Tools zum Verwalten der Windows-Bereitstellungsdienste

Im Folgenden sind Tools für die Serververwaltung aufgeführt:

  1. MMC-Snap-In "Windows-Bereitstellungsdienste": Stellt ein einfaches Verfahren bereit, um Abbilder, Computer und allgemeine Servereinstellungen zu verwalten. Sie können fast alle Aufgaben über das MMC-Snap-In ausführen. Das Vorabbereitstellen von Clientcomputern ist jedoch ein Beispiel für eine Aufgabe, die nicht möglich ist. Das Snap-In ist nicht verfügbar, wenn lediglich der Transportserver-Rollendienst installiert wird.

  2. WDSUTIL-Befehlszeilentool: Ermöglicht die Verwaltung sämtlicher Serverfunktionen. WDSUTIL ermöglicht auch das Skripten allgemeiner Aufgaben.

  3. Windows PowerShell-Cmdlets für WDS – ermöglichen das Verwalten und Überwachen des WDS-Servers mithilfe von Windows PowerShell-Skripts.

Bereitstellen und Konfigurieren der Windows-Bereitstellungsdienste in einer Umgebung mit mehreren Computern

Die Funktionen eines WDS-Servers werden üblicherweise nicht auf unterschiedliche Computer verteilt.

Installieren der WDS-Rolle auf virtuellen Computern

Die Windows-Bereitstellungsdienste können auf virtuellen Hyper-V-Computern ausgeführt werden. Sie können die Windows-Bereitstellungsdienste je nach Kapazität des Servers, auf dem Hyper-V ausgeführt wird, installieren, konfigurieren und verwenden. Sie können beim Erstellen und Testen der Bereitstellungsabbilder auch einen virtuellen Computer erstellen, der als Clientcomputer dient. Dies ist vor allem für die Erstellung benutzerdefinierter Abbilder hilfreich. Beachten Sie jedoch, dass dies häufig negative Auswirkungen auf die Leistung hat – besonders während der Downloadphase des Trivial File Transfer-Protokolls (TFTP). Diese Phase ist sehr ressourcenintensiv und wird möglicherweise nicht erfolgreich abgeschlossen, falls auf dem Server, auf dem Hyper-V ausgeführt wird, nicht genügend Ressourcen verfügbar sind.

Warnung

WDS kann nicht auf einem virtuellen Computer in Windows Azure ausgeführt werden.

Unterstützung für die WDS-Rolle in einer Clusterumgebung

Der Serverdienst der Windows-Bereitstellungsdienste ist nicht clusterfähig. Sie können jedoch mehrere WDS-Server in einem Netzwerk verwenden, um für Fehlertoleranz und Lastenausgleich zu sorgen.

Überlegungen zur Remoteverwaltung dieser Rolle

Sie können Windows-Bereitstellungsdienste remote verwalten, indem Sie die Serverrolle „Windows-Bereitstellungsdienste“ auf einem lokalen Server installieren und dann mithilfe dieses Servers eine Verbindung mit dem Remoteserver im Datencenter herstellen, oder Sie können Windows PowerShell-Cmdlets für Windows-Bereitstellungsdienste zum Verwalten eines Remoteservers verwenden.

Hinweis

Windows-Bereitstellungsdienste können nicht mit Remoteserver-Verwaltungstools verwaltet werden.

Verwalten der WDS-Rolle mit der Server Core-Installationsoption

Die Windows-Bereitstellungsdienste können nicht in Kombination mit der Server Core-Installationsoption verwendet werden.

Konfigurieren der WDS-Rolle für hohe Verfügbarkeit

WDS wurde entwickelt, um automatische Failover zu anderen WDS-Servern auszuführen. Es wird empfohlen, dass Sie zunächst mindestens zwei WDS-Server und dann zusätzliche Server bereitstellen, um die Redundanz für höhere Verfügbarkeit zu erhöhen.

Hinweis

Das Installieren von Images von WDS über ein WAN (Wide Area Network) wird nicht empfohlen.

Bekannte Probleme

Wenn Sie bei der Verwendung der DDP-Funktion (Dynamic Driver Provisioning) auf einem WDS-Server unter Windows Server 2012 versuchen, einem Windows 8.1- oder Windows Server 2012 R2-Bootimage einen Treiber hinzuzufügen, wird möglicherweise die folgende Fehlermeldung beim Ausführen des Assistenten „Treiberpakete zu Abbild hinzufügen“ angezeigt: 

Beim Versuch, den Befehl auszuführen, ist ein Fehler aufgetreten.  Fehlercode: 0xc0000135

Dies ist ein bekanntes Problem im Zusammenhang mit der DISM-Version aus Windows Server 2012, die von WDS zum Bereitstellen von Images verwendet wird. Diese Version von DISM unterstützt die Wartung von Windows Server 2012 und älteren Bootimages, jedoch keine neueren Startimages. Sie können dieses Problem beheben, indem Sie Ihren WDS-Server auf Windows Server 2012 R2 aktualisieren, da dort eine DISM-Version enthalten ist, die Windows 8.1- und Windows Server 2012 R2-Bootimages unterstützt, oder Sie installieren Windows 8.1 ADK und fügen den Treiber manuell zur Datei „boot.wim“ hinzu. Eine Anleitung zum Hinzufügen von Treibern finden Sie unter Add and Remove Drivers Offline Using DISM

Allgemeine Verwendungsszenarios

Im Anschluss finden Sie allgemeine Szenarien für die Windows-Bereitstellungsdienste.

Szenario 1: Das kleine Unternehmen

Fabrikam, Inc. ist ein Hersteller von Handtüchern mit kundenspezifischem Design. Es ist ein kleines Unternehmen mit nur einer Niederlassung. Monika Buschmann ist Fabrikams IT-Spezialistin und somit zuständig für die Verwaltung der IT-Infrastruktur des Unternehmens. Diese Infrastruktur besteht aus 25 Clientcomputern unter Windows XP SP2 Professional und einem einzelnen Server unter Windows Server 2003 mit SP2. Der Server fungiert als Dateidruckserver, Webserver, Exchange-Server, DNS-Server, DHCP-Server und Domänencontroller. Die Computer verfügen jeweils über eine Ethernet-Verbindung mit einer Geschwindigkeit von 100 MBit/s.

Monika wird damit beauftragt, alle Clientcomputer mit dem Betriebssystem Windows 7 (oder Windows 8.1) zu versehen und für den einzelnen Server ein Upgrade auf Windows Server 2008 R2, Windows Server 2012 oder Windows Server 2012 R2 vorzunehmen. Die Umstellung muss so schnell wie möglich vonstatten gehen, damit die Mitarbeiter weiterarbeiten können.

In der Vergangenheit musste sie ein neues Betriebssystem für jeden Computer einzeln bereitstellen. Dies dauerte pro Computer etwa 45 Minuten (fast 19 Stunden für die Einrichtung des Betriebssystems auf allen Clientcomputern). Monika konnte sich fast drei Tage lang um nichts anderes mehr kümmern. Und im Anschluss verbrachte sie in der Regel nochmal fast ebenso viel Zeit mit der Installation der Anwendungen auf den einzelnen Computern.

Da Monika die einzige IT-Spezialistin bei Fabrikam ist, kommt ihr außerdem die Aufgabe zu, die Benutzer in das neue Betriebssystem einzuführen. Daher ist es wichtig, dass sie möglichst wenig Zeit für die Bereitstellung aufwenden muss. Um dieses Ziel zu erreichen, entscheidet sich Monika für die Verwendung der Windows-Bereitstellungsdienste. Dadurch ergeben sich folgende Vorteile:

  • Sie spart Zeit, da sie mehrere Installationen gleichzeitig ausführen kann.

  • Sie kann ein benutzerdefiniertes Installationsimage mit vorinstallierten Anwendungen verwenden.

  • Sie kann ein Image mithilfe des Imageaufzeichnungs-Assistenten der Windows-Bereitstellungsdienste erstellen.

Zur Vorbereitung geht Monika wie folgt vor:

  1. Sie führt für den Server ein Upgrade auf Windows Server 2008 R2, Windows Server 2012 oder Windows Server 2012 R2 aus.

  2. Sie installiert die Serverrolle "Windows-Bereitstellungsdienste".

  3. Sie fügt mithilfe des MMC-Snap-Ins "Windows-Bereitstellungsdienste" die Datei "Boot.wim" von der Produkt-DVD (enthält ein Windows PE-Image, die Datei "Setup.exe" sowie unterstützende Dateien) hinzu.

  4. Sie fügt mithilfe des MMC-Snap-Ins die Datei "Install.wim" von der Produkt-DVD dem Windows-Bereitstellungsdiensteserver hinzu.

  5. Sie erstellt mithilfe des MMC-Snap-Ins ein Aufzeichnungsimage auf der Grundlage des in Schritt 3 hinzugefügten Startimage. Dieses Image enthält Windows PE sowie einen Assistenten, mit dem sie ihr benutzerdefiniertes Image als WIM-Datei aufzeichnen kann.

Alle Benutzer bei Fabrikam haben die gleiche Desktophardware, und diese wurde von einem einzelnen Anbieter erworben. Monika geht wie folgt vor, um auf den Computern ein Standardimage bereitzustellen:

  1. Sie startet einen Referenzcomputer über das Netzwerk und installiert dort "Install.wim" (enthält die Standardversion von Windows).

  2. Sie installiert Microsoft Office, die im Unternehmen verwendete Anwendung für die Handtuchgestaltung sowie die neuesten Treiber von der Website des Herstellers.

  3. Sie generalisiert das Betriebssystem mithilfe von Sysprep.

  4. Sie startet den Computer unter Verwendung des Aufzeichnungsimage neu.

  5. Sie zeichnet das Betriebssystem mithilfe des Imageaufzeichnungs-Assistenten erneut auf, und lädt es direkt an den Windows-Bereitstellungsdiensteserver hoch.

Nun kann sich Monika an die Installation der neuen Betriebssysteme machen. Sie muss keine Benutzerdaten migrieren, da alle Benutzer ihre Benutzerdaten auf einem Server (und nicht auf ihrer jeweiligen Festplatte) speichern. Sie startet einen Clientcomputer neu und drückt dabei F12, um einen Netzwerkstart auszuführen. Dadurch erfolgt der Start unter Verwendung der Datei "Boot.wim", und sie kann den Installationsprozess durchlaufen. Sie wählt die gewünschte Datenträgerpartition und das gewünschte Image aus, um mit der Installation zu beginnen. Während sie darauf wartet, dass das Image auf den ersten Computer angewendet wird, startet Monika einen weiteren Computer, und führt darauf den gleichen Prozess aus.

Szenario 2: Das mittelständische Unternehmen

Northwind Traders ist eine Spedition mit drei Niederlassungen: einer Hauptniederlassung in Tooth City und Filialen in Brushville and Flosston. Roland Hofmann ist einer von sechs IT-Mitarbeitern bei Northwind Traders. Er ist mit der Verwaltung der 250 Clientcomputer betraut, die von den Mitarbeitern des Unternehmens genutzt werden. Bei diesen Computern handelt es sich größtenteils um Desktopcomputer. Die Außendienstmitarbeiter verwenden allerdings Laptops für Kundenpräsentationen. Die Hauptniederlassung in Tooth City umfasst 200 Computer, in den beiden Filialen in Brushville und Flosston befinden sich jeweils 25. Jeder Standort verfügt über ein internes Netzwerk mit einer Geschwindigkeit von 100 MB pro Sekunde (MBit/s). Die Filialen sind mit dem Büro in Tooth City über eine T1-Leitung verbunden. Roland hat drei Windows-Bereitstellungsdiensteserver in der Niederlassung in Tooth City und jeweils einen in den Filialen. Letztere werden remote verwaltet.

Rolands Vorgesetzter hat ihn damit beauftragt, im gesamten Unternehmen Windows 7 (oder Windows 8.1) bereitzustellen. Früher hätte Roland hierzu mehrere teure Reisen nach Brushville und Flosston unternehmen müssen und wäre einige Wochen beschäftigt gewesen. Er möchte Windows remote mithilfe der Windows-Bereitstellungsdienste bereitstellen. Aufgrund der Unternehmensrichtlinien darf das Unternehmensnetzwerk allerdings lediglich einen einzelnen DHCP-Server enthalten, und dieser befindet sich in der Niederlassung in Tooth City. Die Remotebereitstellung von Images auf den 50 Computern der Filialen hätte eine immense Belastung der Verbindung zur Folge.

Roland entscheidet sich für die Verwendung der Windows-Bereitstellungsdienste, da ihm das unbeaufsichtigte Setup folgende Vorteile bietet:

  • Er kann Windows auf Computern an den Filialstandorten bereitstellen, ohne dort vor Ort sein zu müssen.

  • Er kann Images mithilfe der vorhandenen Replikationslösung an die Server in den Filialen übermitteln.

  • Mithilfe des Systems für Netzwerkstartverweise kann er den Netzwerkdatenverkehr zwischen den Filialstandorten und der Hauptniederlassung verringern.

Roland stellt jeden Clientcomputer vorab bereit und weist ihm den entsprechenden Filialserver als Verweisserver zu. Dadurch stellt er sicher, dass der Client Dateien und Images vom lokalen Server herunterlädt, was zu einer Verringerung des Datenverkehrs führt, der über die Leitung zwischen den Niederlassungen abgewickelt wird.

Roland hat zwei standardmäßige Betriebssystemkonfigurationen: eine für Desktopcomputer und eine für Laptops. Letztere enthält die Verkaufspräsentationen sowie Treiber für Projektoren. Er erstellt also zwei Images: ein Image mit der Desktopkonfiguration und eins mit der Laptopkonfiguration (ohne Anwendungen). Er speichert alle Benutzerdaten auf einem der Server, sodass er Windows bereitstellen kann, ohne dass Daten, die bereits auf den Clientcomputern vorhandenen sind, erhalten bleiben müssen.

Mithilfe von Windows System Image Manager (Windows SIM) erstellt Roland zwei Imagedateien für die unbeaufsichtigte Installation: eine für die Desktopcomputer und eine für die Laptops. Da diese Dateien eine automatisierte Installation ermöglichen, muss sich Roland bei der Installation nicht physisch zu den einzelnen Computern begeben. Auch Microsoft Office und die Branchenanwendung, die das Unternehmen zur Paketverfolgung nutzt, werden installiert. Mit den Verwaltungstools der Windows-Bereitstellungsdienste ordnet er die Dateien für die unbeaufsichtigte Installation den Images zu.

Anschließend konfiguriert Roland die Windows-Bereitstellungsdienste so, dass Computer nach einem Neustart automatisch über das Netzwerk starten und das passende Image bereitgestellt wird. (Der Benutzer muss hierbei nicht F12 drücken.) Nachdem das Image auf die einzelnen Computer angewendet wurde, wird der jeweilige Computer automatisch der Unternehmensdomäne hinzugefügt und neu gestartet. Zudem konfiguriert er die Bereitstellung so, dass vom Computer nur dann ein Netzwerkstart ausgeführt wird, wenn beim Neustart des Computers F12 gedrückt wurde. Dadurch startet der Computer von der Festplatte und schließt den Installationsprozess ab. Dies verhindert die Entstehung einer Startschleife, in der der Computer weiterhin mit dem Setup gestartet würde. Nach Abschluss der Installation ist der Computer für die Benutzeranmeldung bereit.

Szenario 3: Das Großunternehmen

Erwin Zischka ist Netzwerkarchitekt für Wide World Importers – ein Großunternehmen mit 5.000 Beschäftigten und Niederlassungen auf der ganzen Welt. Die meisten Mitarbeiter befinden sich in Deutschland und in den USA, es gibt aber auch noch 13 Filialen in anderen Ländern. Erwin stehen fünf Server im Deutschland-Hub, zwei im US-Hub und jeweils einer in den einzelnen Filialen zur Verfügung. Die Server in den Hubs sind über Netzwerkschnittstellenkarten (Network Interface Cards, NICs) mit einer Geschwindigkeit von 1 GBit/s an das Unternehmensnetzwerk angebunden. Die anderen Computer verfügen über NICs mit einer Geschwindigkeit von 100 MBit/s. Die Hubs verfügen über T3-Leitungen, die übrigen Standorte über T1-Leitungen. Alle Server sind für einen Zeitraum von zwei Jahren geleast.

Wide World Importers ersetzt die 200 Computer der Buchhaltungsabteilung durch Computer unter Windows 7 (oder Windows 8.1). Erwin möchte außerdem auf allen neu geleasten Servern der deutschen Niederlassung ein Windows Server 2008 R2-Image, ein Windows Server 2012-Image oder ein Windows Server 2012 R2-Image bereitstellen. Für die Server in den USA und in den Filialen sind jeweils die Administratoren vor Ort zuständig. Momentan werden Bereitstellungen bei Wide World Importers per RIS abgewickelt, und Erwin möchte sicherstellen, dass die vorhandenen Computererstellungsprozesse beim Wechsel zu den Windows-Bereitstellungsdiensten erhalten bleiben. Darüber hinaus muss jeder Computer mit einem Betriebssystem in einer Sprache bereitgestellt werden, die für die Benutzer des jeweiligen Landes/der jeweiligen Region geeignet ist.

Erwin entscheidet sich für die Verwendung der Windows-Bereitstellungsdienste, da ihm dies folgende Vorteile bietet:

  • Er kann passende Sprachpakete verwenden und so die erforderliche Anzahl von Images verringern.

  • Er kann alle seine Windows-Bereitstellungsdiensteserver über einen einzelnen Computer verwalten.

  • Er kann Multicastbereitstellungen nutzen, um beim gleichzeitigen Bereitstellen von Images auf mehreren Computern Bandbreite zu sparen.

  • Er kann Skripts schreiben, um allgemeine Verwaltungsaufgaben zu automatisieren.

Erwin führt für seine Server ein Upgrade auf Windows Server 2008 R2, Windows Server 2012 oder Windows Server 2012 aus und erstellt die erforderlichen Images. Da der Großteil der Bereitstellungen in deutscher oder englischer Sprache benötigt wird, erstellt er ein Windows 7-Image (oder ein Windows 8.1-Image) in der jeweiligen Sprache. Andere Sprachen werden mithilfe externer Sprachpakete installiert, das Herunterladen von Anwendungen wird über Systems Management Server (SMS) abgewickelt. Nach dem Erstellen der Images lädt Erwin die Images und die Sprachpakete an den Windows-Bereitstellungsdiensteserver hoch.

Erwin erstellt mit Windows SIM Dateien für die unbeaufsichtigte Installation. Anschließend kopiert er die Images, die Sprachpakete und die Dateien für die unbeaufsichtigte Installation mithilfe des Dateireplikationsdiensts (File Replication Service, FRS) auf die Windows-Bereitstellungsdiensteserver auf der ganzen Welt. Von den Buchhaltungscomputern von Wide World Importers befinden sich 150 in der deutschen Niederlassung und 30 in der US-Niederlassung. Die restlichen Computer sind über die ganze Welt verteilt. Erwin verwendet Multicasting, um die Bereitstellung für die 150 Computer der deutschen Niederlassung parallel auszuführen. Hierzu erstellt er eine Multicastübertragung für das relevante Image auf seinem Windows-Bereitstellungsdiensteserver.

Damit der Zustand und die Daten für die vorherigen Computer erhalten bleiben, speichert Erwin mithilfe von Windows-EasyTransfer alle Daten und Benutzerkonfigurationen in einem freigegebenen Ordner auf dem primären Windows-Bereitstellungsdiensteserver. Anschließend richtet er jeden Computer so ein, dass er vom jeweiligen lokalen Windows-Bereitstellungsdiensteserver startet und das automatisierte Setup mit den Dateien für die unbeaufsichtigte Installation gestartet wird. Die Computer in der deutschen Niederlassung nutzen automatisch die Multicastübertragung, bei den Computern an den anderen Standorten erfolgt die Bereitstellung dagegen automatisch per Unicasting. Nach Abschluss der Installation führt Erwin eine Aufgabe mit Windows-EasyTransfer aus, um die Benutzerdaten an die einzelnen Computer zu migrieren.

Wenn der Leasingzeitraum für einen Server abläuft und der Server ersetzt wird, kann Erwin seine Windows Server-Images mithilfe der Windows-Bereitstellungsdienste auf die gleiche Weise bereitstellen wie bei einer RIS-Bereitstellung.

Szenario 4: Eine benutzerdefinierte Bereitstellung per Transportserver

Christian Kemp ist der mit der Serververwaltung betraute Techniker des Rechenzentrums der A. Datum Corporation. Seine Aufgabe ist die Verwaltung der 300 Server, die von den Großkunden der A. Datum Corporation genutzt werden. Einer dieser Kunden ist Adventure Works.

Adventure Works betreibt eine (datenbankgestützte) Jobwebsite für Zirkusartisten und nutzt dafür 40 Server. Nach der Veröffentlichung eines erfolgreichen Films über das Zirkusleben erwartet Adventure Works eine Zunahme bei der Nutzung der Website. Daher bestellen sie 10 zusätzliche Server, um für das erwartete Datenaufkommen gewappnet zu sein.

Christian möchte die Betriebssysteme auf diesen Servern mithilfe der Windows-Bereitstellungsdienste bereitstellen. Seine Umgebung verfügt nicht über AD DS, und er möchte die Konfigurationsinformationen für seine Computer in einer SQL Server-Datenbank speichern. Er kann also nicht auf die standardmäßige Windows-Bereitstellungsdienstelösung zurückgreifen. Darüber hinaus möchte er vor Beginn des unbeaufsichtigten Setups die Datenträger in einer Standardkonfiguration partitionieren und auch Daten (einige für Datenbankserver, einige für Webserver) kopieren. Christian entscheidet sich für die Verwendung der Windows-Bereitstellungsdienste, da ihm dies folgende Vorteile bietet:

  • Er kann ein Plug-In programmieren, das Konfigurationsdaten für die Computer aus einem AD DS-fremden Datenspeicher liest. (Der Datenspeicher ist üblicherweise eine Datenbank oder eine Flatfile.)

  • Er kann Skripts mit Vorinstallationsaufgaben (für die Ausführung in Windows PE) erstellen und anschließend das Setup aufrufen, um das Betriebssystem zu installieren.

Christian erstellt in der Datenbank 10 Computerkonten für seine 10 neuen Server und versieht sie anschließend mit den erforderlichen Informationen. Er installiert auf seinem Server die Serverrolle "Windows-Bereitstellungsdienste", verwendet dabei allerdings die Option, bei der lediglich der Rollendienst "Transportserver" installiert wird. Anschließend erstellt er einen PXE-Anbieter (ein Plug-In, das Informationen aus der Datenbank liest und an die Windows-Bereitstellungsdienste übergibt) und registriert ihn beim Server. Er erstellt ein benutzerdefiniertes Startimage mit Windows PE und Startskripts zum Partitionieren der Datenträger und Kopieren der Daten. Anschließend zeichnet er mithilfe von ImageX einen der vorhandenen Server als Installationsimage auf.

Im Anschluss an diese Vorbereitungen stellt Christian eine Netzwerkverbindung für seine Server her und startet sie. Sie starten mit Windows PE und unter Verwendung der Konfiguration aus der Datenbank. Seine Skripts werden ausgeführt, um die einzelnen Computer für die Bereitstellung vorzubereiten, und enden mit der Ausführung von ImageX, um das Betriebssystemimage auf den einzelnen Computern bereitzustellen.

Weitere Verweise

Weitere Informationen zu den ersten Schritten mit den Windows-Bereitstellungsdiensten finden Sie unter Schrittweise Anleitung für Windows Server 2012 für Windows-Bereitstellungsdienste.

Weitere Informationen zu Windows PowerShell-Cmdlets für WDS finden Sie unter Windows Deployment Services Cmdlets in Windows PowerShell.