Berichte aus der PraxisVorbereitung auf IT 2.0

Romi Mahajan

In The Life of Reason schrieb der großartige Philosoph und Essayist Georges Santayana: „Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Damit zeigte er auf, wie unglaublich wichtig es ist, aus vergangenem Unrecht zu lernen, um aktiv eine bessere Zukunft zu gestalten. Die Anwendung dieser Gedanken in der Welt von Politik, Kultur, Geschichte und sogar Wissenschaft ist klar. Tatsächlich ist die Idee, „aus Fehlern zu lernen“ so gängig, dass es schon ein Klischee ist. Doch wie viele von uns IT-Fachleuten denken wirklich über die Vergangenheit nach und lernen daraus? Wenn wir dies nicht tun, sind wir überhaupt auf die IT-Welt der Zukunft vorbereitet? Wie sieht diese zukünftige Welt eigentlich aus?

Lassen Sie uns kraft unseres Erinnerungsvermögens Vermutungen anstellen. Im Laufe der letzten 30 Jahre gab es umfassende Änderungen. IT hat sich von großen Mainframes zu browserbasiertem Computing entwickelt, von Gerätebündelung zu Geräteausbreitung, von Unreife und Seltenheit zu extremer Spezialisierung und Gewöhnlichkeit, von relativer Einfachheit zu außerordentlicher Komplexität. Daraus können wir ableiten, dass IT noch komplexer, noch spezialisierter und noch stärker demokratisiert wird. IT wird auch immer mehr und unterschiedliche Geräte unterstützen müssen, ebenso wie immer mehr und unterschiedliche Plattformen. All dies wird eine ausführlichere Planung erfordern als je zuvor.

Wurden diese Einsichten gemeinhin verinnerlicht? Nicht annähernd.

Betrachten Sie zum Beispiel die Unterhaltungen in einem Ausschuss, den ich kürzlich bezüglich der „Verbraucherfreundlichen Gestaltung der IT“ bei einer Technologiekonferenz im November 2007 leitete. Die Prämisse des Ausschusses war einfach, dass die Linien zwischen Geschäfts- und Verbrauchertechnologien verwischt worden sind, dass Verbraucheranwendungen und -geräte die Entwicklung von IT anführen und dass IT-Abteilungen sich auf die Familie der Phänomene einstellen müssen, die von den Facebooks, iTunes und BlackBerrys dieser Welt repräsentiert werden. Einfacher Gedanke? Offensichtlich? Alter Hut?

Na ja, der Reaktion der Personen im Raum nach zu urteilen überhaupt nicht. Von etwa 100 Anwesenden haben nur 4 erwähnt, dass sie „auf Facebook“ seien. „Das ist was für junge Leute“, sagte ein Teilnehmer. „Sind die Mitarbeiter, die Ihre IT-Abteilung unterstützt, nicht jung und auf Facebook?“ fragte einer unserer Diskussionsteilnehmer. Verwirrung und Ablehnung folgten. Nicht mehr als eine Handvoll der IT-Manager im Raum erachtete es als notwendig, ihre Organisationen durch das Einstellen von Personen auszubauen, die wissen, wie Anwendungen und Geräte auf den neuen Plattformen erstellt und unterstützt werden, die den Großteil der „Technologiezeit“ der Menschen in Anspruch nehmen.

Bei der Frage nach der Erstellung wirksamer IT-Richtlinien zur Regulierung der Verwendung und Sicherheit von Cross-over-Technologien wie Mobiltelefonen und Laptops, die sowohl zu Hause als auch für das Unternehmen genutzt werden, wurde die Menge laut, hatte aber keine wirklich konkrete Meinung. Eine Person brachte auf drakonische Weise, die typisch ist für IT 1.0, eine weit verbreitete Empfindung auf den Punkt: „Wenn jemand aus meinem Büro einen MP3-Player an einen Arbeitslaptop anschlösse oder ein für die Arbeit ausgegebenes Handy in einer Bar liegen ließe, würde ich ihn feuern.“

Aha. Nur zu.

Ein weiterer Bereich, in dem Sie diese Gedankenarmut erkennen können, ist die Trockenheit der Konferenzen für führende IT-Leute. Wenn ich noch eine Konferenzreihe sehe, die den vagen Konzepten „IT-Geschäftsausrichtung“ oder „Allgemeines Scorecarding“ gewidmet ist, werde ich wohl aufhören, zu reisen. Warum fragen nicht mehr Personen, wie IT 2.0 aussieht und was wir tun müssen, um einen Schritt voraus zu sein? Weshalb fragen wir nicht, welche Fähigkeiten und Einstellungen die neue Generation von IT-Experten benötigt, um eine dynamische Zukunft zu gestalten? Warum beklagen wir nicht die Tatsache, dass kein einziges Unternehmen seine IT-Abteilung in dem gleichen Licht sieht wie innovative Unternehmen ihre F&E-Abteilungen? Statt über Zentralisierung vs. Dezentralisierung zu debattieren, warum setzen wir uns nicht mit den wirklichen Problemen wie IT-Totalitarismus vs. IT-Demokratisierung auseinander?

Wir müssen uns selbst ein wenig mehr lieben, indem wir zeigen, dass uns unsere Zukunft am Herzen liegt. Wir haben alle von Web 2.0 gehört. Es ist an der Zeit, über IT 2.0 nachzudenken, wenn wir etwas verwirklichen wollen, das dem Potenzial der Technologie auch nur nahe kommt.

Romi Mahajan ist Direktor für das Technical Audience und Platform Marketing Team bei Microsoft. Von Romi Mahajan sind bereits in vielen Bereichen zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, darunter Politik, Umwelt, Technologie und Soziologie.

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