IT-Karriereentwicklung: Einzelheiten von IT-Zertifizierungen

Über den wahren Wert von Zertifizierungen wird bis zum Überdruss diskutiert, dennoch können sie eine wertvolle Benchmark für Ihre Karriere darstellen.

Joshua Hoffman

Lange Zeit wurden Zertifizierungen kontrovers diskutiert. Denn warum etwa sollte ein IT-Experte nach seinem Studium und nachdem er bereits Berufserfahrungen als Systemadministrator gesammelt hat, noch sieben Prüfungen ablegen, um Microsoft Certified Systems Engineer zu werden?

Die Antwort auf diese Frage hängt ganz von der Motivation eines Einzelnen ab, eine Zertifizierung zu erlangen. Ferner spielt es eine Rolle, welchen Wert sie in den Augen der Mitmenschen besitzt. Es existiert die Meinung, dass Zertifizierungen die wirkliche Kompetenz in Bezug auf ein Produkt oder eine Technologie nur unzureichend widerspiegeln. Es sei viel zu einfach, das System zu „knacken“ und die Prüfungen auch ohne fundierte Erfahrung zu bestehen.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es Menschen, die eine Zertifizierung vielleicht ein wenig überbewerten. Viele IT-Manager sind der Meinung, dass sich die Erfahrung eines Experten nur an der Anzahl seiner Zertifizierungen objektiv messen lässt. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen.

Branchenzertifizierungen können ein Portfolio und einen Lebenslauf auf wertvolle Weise ergänzen. Mit ihnen lassen sich ein gewisses Engagement und ein Minimum an technischen Kenntnissen unter Beweis stellen. Und genau das kann sich bei der Stellensuche oder beim beruflichen Aufstieg auszahlen. Zertifizierungen können einen ausgezeichneten Lernrahmen darstellen, der für die Vertiefung von Fähigkeiten im Hinblick auf neue Produkte oder Technologien genutzt werden kann (siehe „Bessere Karriereplanung durch regelmäßige Wartung“).

Zertifizierungen sind immer im richtigen Kontext zu erwerben. Eine bestimmte Zertifizierung garantiert noch lange kein Fachwissen im jeweiligen Bereich. Arbeitnehmer und (potenzielle) Arbeitgeber sollten sie als einen Aspekt der Referenzen betrachten. Das gilt für alle Fachberufe. Die Beurteilung eines Menschen sollte sich nach der Gesamtheit seiner Referenzen, Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen richten, besonders bei einer Neueinstellung.

Mit dem richtigen Fokus und Bewusstsein können Zertifizierungen eine wertvolle und lohnende Investition in die Karriere darstellen, nicht zuletzt in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie wir sie gerade erleben. Es gibt einige Zertifizierungen von Microsoft, Zertifizierungspfade und Wege, mit denen Sie Ihre eigene Branchenzertifizierung beginnen können.

Der Ausgangspunkt

Als IT-Experte mit mindestens einem Jahr Erfahrung mit einer bestimmten Microsoft-Technologie würde man mit den Microsoft Certified Technology Specialist-(MCTS-)Zertifizierungen beginnen. Die MCTS-Zertifizierungen sind auf ein bestimmtes Produkt (bzw. teilweise nur auf einen Aspekt eines bestimmten Produkts oder einer Technologie) ausgerichtet. Sie bestehen in der Regel aus einer Prüfung.

Messagingexperten könnten beispielsweise mit „MCTS: Microsoft Exchange Server 2010, Configuration (Prüfung 70-662) starten. Datenbankadministratoren könnten mit der Zertifizierung „MCTS: Microsoft SQL Server 2008, Implementation and Maintenance“ (Prüfung 70-432) beginnen. Angesichts der zentralen Rolle, die Windows Server in den meisten Microsoft-basierten IT-Infrastrukturen spielt, ist man immer gut beraten, wenn man sich auf das Betriebssystem fokussiert. Für Windows Server 2008 gibt es folgende drei MCTS-Prüfungen:

  • MCTS: Windows Server 2008 Active Directory, Configuration (Prüfung 70-640)
  • MCTS: Windows Server 2008 Network Infrastructure, Configuration (Prüfung 70-642)
  • MCTS: Windows Server 2008 Applications Infrastructure, Configuration (Prüfung 70-643)

Liegt der Schwerpunkt eher auf Clientcomputing, empfehlen sich die folgenden beiden MCTS-Prüfungen für Windows 7:

Es gibt MCTS-Prüfungen für einen Großteil der wichtigsten Microsoft-Produktgruppen, darunter Exchange Server, SQL Server, System Center, Virtualization, SharePoint, Lync Server und Office Communications Server.

Neueinsteigern in den IT-Bereich ist die Zertifizierung „Microsoft Technology Associate (MTA)“ nahezulegen. Bei den Prüfungen für die MTA-Zertifizierung wird Grundlagenwissen zur Technologie abgefragt. Die Zertifizierung empfiehlt sich als Ausgangspunkt zu Beginn einer IT-Laufbahn.

Folgende drei Grundlagenprüfungen führen zum MTA-Abschluss:

Kombinieren von Fähigkeiten

Wenn man auf seinen Erfahrungen aufbaut und sich eine gute Grundlage in seinen Hauptfachgebieten aneignet, lassen sich die MCTS-Zertifizierungen um andere Technologien erweitern. Kombinierte MCTS-Prüfungen bilden die Basis für den nächsten Schritt auf der Zertifizierungsleiter: Microsoft Certified IT Professional (MCITP).

Die MCITP-Zertifizierungen sind nach Position untergliedert. Die Zertifizierung „MCITP: Database Administrator“ besteht zum Beispiel aus zwei Prüfungen. Eine ist auf die Implementierung und Verwaltung von SQL Server ausgerichtet (Prüfung 70-432) und die andere auf Datenbankentwicklung (Prüfung 70-450).

Zu den beliebtesten MCITP-Zertifizierunge gehört „MCITP: Enterprise Administrator on Windows Server 2008“. Diese ist am ehesten mit dem Microsoft Certified Systems Engineer-(MCSE-)Zertifikat verwandt, das seinerzeit für Windows 2000 und Windows Server 2003 entwickelt wurde. Die Zertifizierung „MCITP: Enterprise Administrator“ besteht aus folgenden vier Kernprüfungen:

Um die Zertifizierung zu erlangen, muss der Kandidat neben diesen vier Kernprüfungen eine von drei wahlfreien Windows Client-Prüfungen ablegen.

Wem fünf Prüfungen auf einmal zu viel sind, der hat die Möglichkeit, zunächst den Kurs „MCITP: Server Administrator on Windows Server 2008“ zu belegen. Dieser ist eng mit der MCSA-Zertifizierung aus der Ära von Windows Server 2003 verwandt. Die Server Administrator-Zertifizierung besteht aus nur drei Prüfungen:

Später können dann zum Erwerb der Enterprise Administrator-Zertifizierung gegebenenfalls die weiteren Prüfungen abgelegt werden.

Auch hier gibt es MCITP-Prüfungen für einen Großteil der wichtigsten Microsoft-Produktgruppen und -Technologien, darunter SQL, Exchange und SharePoint. Für die meisten produktspezifischen MCITP-Zertifizierungen außerhalb von Windows Server sind zwei bis drei Prüfungen erforderlich.

Zertifizierungen für Fortgeschrittene

Für erfahrene IT-Experten, die sich vertiefendere Schulungen und Zertifizierungen von Microsoft wünschen, gibt es jetzt (in Anlehnung an Studienprogrammme für höhere Fachsemester) zwei neue Zertifizierungen für Fortgeschrittene.

Zum einen das Microsoft Certified Master-(MCM-)Programm. Für MCM-Zertifizierungen gibt es folgende fünf Zweige:

  • Windows Server
  • SQL Server
  • Exchange Server
  • SharePoint Server
  • Lync Server

Als Teilnahmevoraussetzung ist in der Regel der Nachweis über eine mindestens zwei- bis fünfjährige praktische Erfahrung mit der entsprechenden Technologie zu erbringen. Ferner sind die entsprechenden MCITP-Zertifizierungen erforderlich. Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen, können Sie sich für das MCM-Programm bewerben.

Wenn Sie für das Programm zugelassen werden, können Sie sich für eine persönliche Schulung einschreiben. Diese dauert zwei bis drei Wochen und findet in der Microsoft-Zentrale in Redmond, Washington (USA) statt. Im Rahmen der Schulung finden als Verständnistest des Kursmaterials bis zu drei zusätzliche Prüfungen statt. Die Schulung schließt mit einer Qualification Lab-Prüfung ab.

Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach den Zertifizierungen für Fortgeschrittene „MCM: SQL Server“ und „MCM: Exchange Server“ hat Microsoft einen alternativen Weg zur Erfüllung der Zertifizierungsanforderungen entwickelt. Hierfür ist keine Teilnahme an einer Präsenzschulung in Redmond erforderlich. Für Interessierte wird die Schulung allerdings weiterhin angeboten. Weitere Informationen über diese alternative Zertifizierung finden Sie auf der Microsoft Certified Master-Website.

Nach dem MCM gibt es noch eine abschließende Zertifizierung: Microsoft Certified Architect (MCA). Diese Zertifizierung entspricht in der Microsoft-IT einem Ph.D.-Abschluss. Voraussetzung für die Teilnahme am MCA-Programm ist der Nachweis über Erfahrung im Umgang mit Microsoft-Plattformen und -Technologien sowie ein Auftritt vor einer Prüfungskommission, dem MCA Review Board, die sich aus mindestens zwei Mitgliedern mit MCA-Qualifikation zusammensetzt.

Im Rahmen einer dreistündigen Prüfungssitzung muss ein Vortrag gehalten werden, dem eine Befragung durch die Kommission folgt. Diese entscheidet anschließend über die Verleihung der MCA-Zertifizierung. Die MCA-Zertifizierung kann für die wichtigsten Microsoft-Plattformen Windows Server, Exchange Server und SQL Server erworben werden.

 

Unabhängig davon, ob man als MTA beginnt oder erste MCTS- oder MCITP-Zertifizierungen erwirbt, gibt es eine Reihe von Ressourcen, die den Einstieg erleichtern. Der Microsoft-Seminarkatalog stellt verschiedene Formen der Hilfestellung vor, darunter Präsenzseminare, selbstgesteuerte Onlinekurse, Bücher usw. Ferner sind mehrere Bücher, Praxistests und Schulungsanleitungen von anderen Anbietern erhältlich. Wenn Sie bereit sind, können Sie sich auf der Prüfungsregistrierungswebsite anmelden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fähigkeiten sicherlich nicht ausschließlich anhand von Zertifizierungen beurteilt werden sollten. Vielmehr können Zertifizierungen eine wertvolle Ergänzung eines Weiterbildungs- und Schulungsplans darstellen.

Joshua Hoffman

Joshua Hoffmanist ehemaliger Chefredakteur des TechNet Magazine*. Er ist heute als freier Autor und Berater tätig und berät Kunden hinsichtlich Technologie und zielgruppenorientierten Marketings. Joshua Hoffman ist zudem Chefredakteur der Website ResearchAccess.com, die dem Ausbau und der Entwicklung der Marktforschungs-Community gewidmet ist. Er lebt in New York City.*

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