Szenarien für die Bereitstellung von Windows 10

Um das Betriebssystem Windows 10 in Ihrem Unternehmen erfolgreich bereitzustellen, müssen Sie die verschiedenen Bereitstellungsmöglichkeiten kennen – nicht zuletzt deshalb, weil nun neue Szenarien zu berücksichtigen sind. Das Auswählen der jeweiligen Szenarien und die Kenntnis der wichtigsten Funktionen und Einschränkungen ist von entscheidender Bedeutung.

Direktes Upgrade

Für vorhandene Windows 7-, Windows 8- oder Windows 8.1-Computer wird für die Bereitstellung von Windows 10 in Unternehmen das Windows-Installationsprogramm („Setup.exe“) empfohlen. Damit kann ein direktes Upgrade durchgeführt werden, bei dem automatisch alle Daten, Einstellungen, Anwendungen und Treiber der vorhandenen Betriebssystemversion beibehalten werden. Dies verursacht den geringsten IT-Aufwand, da keine komplexe Bereitstellungsinfrastruktur erforderlich ist.

Obwohl Consumer-PC mit Windows Update aktualisiert werden, benötigen Unternehmen mehr Kontrolle über den Prozess. Dies erfolgt mithilfe von Tools wie z. B. System Center Configuration Manager oder dem Microsoft Deployment Toolkit, die den Upgradevorgang im Rahmen einfacher Tasksequenzen vollständig automatisieren.

Direkte Upgrades sind äußerst zuverlässig. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, bei Problemen im Bereitstellungsprozess automatisch – und ohne IT-Personal – Rollbacks auf das vorherige Betriebssystem auszuführen. Auch manuelle Rollbacks sind dank der automatisch erstellten (im Ordner „Windows.old“ gespeicherten) Wiederherstellungsinformationen möglich, wenn im Anschluss an das Upgrade Probleme auftreten. Zudem ist dieses Verfahren in der Regel schneller als herkömmliche Bereitstellungen, da die Anwendungen nicht neu installiert werden müssen.

Da die vorhandenen Anwendungen beibehalten werden, wird für das Upgrade das Standardmedienimage für die Windows-Installation („Install.wim“) verwendet. Benutzerdefinierte Images sind nicht erforderlich und können nicht verwendet werden, da beim Upgrade keine Konflikte zwischen den Anwendungen des alten und des neuen Betriebssystems auftreten dürfen. (Z. B. Contoso Timecard 1.0 unter Windows 7 und Contoso Timecard 3.0 auf dem Windows 10-Image.)

Es gibt einige Szenarien, in denen kein direktes Upgrade möglich ist. In diesen Fällen können Sie eine herkömmliche Bereitstellung (Wipe-and-Load) durchführen. Beispielszenarien:

  • Wechseln von Windows 7, Windows 8 oder Windows 8.1 x86 zu Windows 10 x64. Aufgrund von potenziellen Konflikten der installierten Anwendungen und Treiber kann kein Upgrade von 32-Bit- zu 64-Bit-Betriebssystemen durchgeführt werden.
  • Wechseln vom veralteten BIOS- zum UEFI-Start In einigen Unternehmen wurden frühere Windows-Versionen unter UEFI-fähigen Systemen bereitgestellt, um so die veralteten BIOS-Funktionen dieser Systeme zu nutzen. Da beim Übergang vom veralteten BIOS zu UEFI andere Hardware-, Datenträger- und BS-Konfigurationen erforderlich sind, ist kein direktes Upgrade möglich. Hinweis  Für Windows 10 ist UEFI nicht erforderlich, sodass ein System problemlos mithilfe einer veralteten BIOS-Emulation aktualisiert werden kann. Anschließend sind jedoch einige Windows 10-Features wie z. B. der sichere Start nicht verfügbar.  
  • Windows To Go und Starten von VHD-Installationen Im Rahmen des Upgrades können diese Installationen nicht aktualisiert werden. In diesem Fall müssen stattdessen Neuinstallationen durchgeführt werden.
  • Geräte, die Datenträger-Verschlüsselungssoftware von Drittanbietern verwenden Während mit BitLocker verschlüsselte Geräte problemlos aktualisiert werden können, erfordern Datenträger-Verschlüsselungstools von Drittanbietern höheren Aufwand. Einige unabhängige Softwarehersteller bieten Anleitungen zur Integration ihrer Software in ein direktes Upgrade. (Klären Sie, ob dies bei Ihrem Anbieter der Fall ist.) Andernfalls ist eine herkömmliche Bereitstellung erforderlich.
  • Aktualisieren vorhandener Images Es mag verlockend klingen, vorhandene Windows 7-, Windows 8- oder Windows 8.1-Images auf Windows 10 zu aktualisieren, indem das alte Image installiert und aktualisiert sowie anschließend das neue Windows 10-Image erneut erfasst wird. Allerdings wird diese Vorgehensweise nicht unterstützt. Das Vorbereiten eines aktualisierten Betriebssystems für die Imageerstellung (mit „Sysprep.exe“) wird nicht unterstützt und kann nicht ausgeführt werden, wenn das aktualisierte Betriebssystem erkannt wird.
  • Dual-Boot- und Multiboot-Systeme Das Upgrade-Verfahren ist für Geräte mit einem einzigen Betriebssystem ausgelegt. Bei Dual-Boot- oder Multi-Boot-Systemen mit mehreren Betriebssystemen (ohne virtuelle Computer für die zweiten und weiteren Betriebssysteme) ist besondere Sorgfalt erforderlich.

Dynamische Bereitstellung

Bei neuen Computern wurde in Unternehmen bislang die auf dem Gerät vorhandene Windows-Version durch ein eigenes benutzerdefiniertes Windows-Image ersetzt, da dies häufig schneller und einfacher war als die Verwendung der vorinstallierten Version. Dies bedeutet jedoch einen zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand. Mit den neuen dynamischen Bereitstellungsfunktionen und-tools von Windows 10 kann dies vermieden werden.

Das Ziel einer dynamische Bereitstellung ist es, einen neuen Computer nach Erwerb einzuschalten und mit so geringem Aufwand wie möglich in ein produktives Unternehmensgerät zu verwandeln. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Ändern der Windows-Edition mit einem einzigen Neustart Unternehmen, die über Software Assurance für Windows verfügen, können mit einem Gerät problemlos von Windows 10 Pro zu Windows 10 Enterprise wechseln, indem Sie den entsprechenden Produkt- oder Setup-Schlüssel angeben. Beim Neustart des Geräts werden alle Windows 10 Enterprise-Features aktiviert.
  • Konfigurieren des Geräts mit VPN- und WLAN-Verbindungen, die für den Zugriff auf Unternehmensressourcen erforderlich sein können
  • Installation zusätzlicher Anwendungen für erforderliche Unternehmensfunktionen
  • Konfiguration gemeinsamer Windows-Einstellungen zur Einhaltung der Unternehmensrichtlinien
  • Registrieren des Geräts in einer mobilen Geräteverwaltungslösung (Mobile Device Management, MDM) wie z. B. Microsoft Intune

Es gibt zwei grundlegende dynamische Bereitstellungsszenarien:

  • Azure Active Directory-Beitritt (Azure AD) mit automatischer Registrierung bei einer mobilen Geräteverwaltung (Mobile Device Management, MDM). In diesem Szenario muss ein Angehöriger des Unternehmens lediglich die Arbeits- oder Schulbenutzer-ID und ein Kennwort angeben. Das Gerät kann dann automatisch und ohne weitere Benutzerinteraktion Azure Active Directory beitreten und bei einer MDM-Lösung registriert werden. Danach kann die MDM-Lösung die Konfiguration des Geräts je nach Bedarf abschließen.
  • Bereitstellungspaketkonfiguration. Mit Windows Bildverarbeitungs- und Konfigurations-Designer (Windows Imaging and Configuration Designer, ICD) können IT-Administratoren ein eigenständiges Paket erstellen, das alle auf einen Computer zu übernehmenden Konfigurationen, Einstellungen und Anwendungen enthält. Diese Pakete können dann von den IT-Mitarbeitern mit verschiedenen Methoden auf neuen Computern bereitgestellt werden. Weitere Informationen finden Sie unter Konfigurieren von Geräten ohne MDM.

Jedes dieser Szenarien ermöglicht „Choose Your Own Device“-Programme, sodass Benutzer ihre eigenen Computer auswählen können und nicht auf eine begrenzte Auswahl genehmigter oder zertifizierter Modelle beschränkt sind. (In herkömmlichen Bereitstellungsszenarien sind diese Programme nur schwer zu implementieren.)

Die Erstveröffentlichung von Windows 10 umfasst eine Vielzahl von Bereitstellungspaketen, -einstellungen und -mechanismen, die anhand des Feedbacks der Unternehmen weiter ergänzt und erweitert werden. Wie bei allen Windows-Features können Unternehmen über Microsoft Feedback Suggestions (in englischer Sprache) oder ihre Kontakte beim Microsoft Support Vorschläge für zusätzliche Features einreichen.

Herkömmliche Bereitstellung

Neue Windows-Versionen wurden in den Unternehmen in der Regel im Rahmen Image-basierter Verfahren bereitgestellt, die die Tools des Windows Assessment and Deployment Kit, der Windows-Bereitstellungsdienste, des Microsoft Deployment Toolkit und von System Center Configuration Manager ergänzten.

Mit der Veröffentlichung von Windows 10 werden all diese Tools für eine vollständige Unterstützung von Windows 10 aktualisiert. Obwohl dank neuer Szenarien wie z. B. dem direkten Upgrade und der dynamischen Bereitstellung herkömmliche Bereitstellungsfunktionen in einigen Unternehmen an Bedeutung verlieren, können diese herkömmlichen Methoden von Unternehmen bei Bedarf weiterhin verwendet werden.

Das herkömmliche Bereitstellungsszenario kann in mehrere untergeordnete Szenarien unterteilt werden. Diese werden in den folgenden Abschnitten ausführlich erläutert. Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung:

  • Neuer Computer. Eine Bare-Metal-Bereitstellung eines neuen Computers.
  • Computerauffrischung. Eine Neuinstallation desselben Computers (mit Benutzerstatusmigration und optionaler vollständiger Windows Imaging-Image-Sicherung (WIM)).
  • Austauschen des Computers. Ersetzen des alten Computers durch einen neuen (mit Benutzerstatusmigration und optionaler vollständiger WIM-Image-Sicherung).

Neuer Computer

Dieses Szenario tritt ein, wenn Sie über einen leeren Computer verfügen, den Sie bereitstellen müssen, oder wenn ein vorhandener Computer unter Verzicht auf gespeicherten Daten bereinigt und erneut bereitgestellt werden soll. Das Setup erfolgt über ein Startmedium wie z. B. CDs, USB, ISO oder Pre-Boot Execution Environment (PXE). Sie können zudem vollständige Offlinemedien mit allen für eine Clientbereitstellung erforderlichen Dateien erstellen, um die Bereitstellung ohne Verbindung zu einer zentralen Bereitstellungsfreigabe durchzuführen. Beim Ziel kann es sich um einen physischen oder virtuellen Computer sowie um einen virtuellen, auf einem physischen Computer ausgeführten Datenträger (Virtual Hard Disk, VHD) handeln (Start von VHD).

Die Bereitstellung im Rahmen des Neuer-Computer-Szenarien umfasst Folgendes:

  1. Starten Sie das Setup von einem Startmedium (CD, USB, ISO oder PXE).
  2. Bereinigen Sie die Festplatte, und erstellen Sie neue Volumes.
  3. Installieren Sie die das Betriebssystemimage.
  4. Installieren Sie weitere Anwendungen (als Teil der Tasksequenz).

Im Anschluss an diese Schritte kann der Computer verwendet werden.

Computerauffrischung

Eine Auffrischung wird mitunter als „Wipe-and-Load“ bezeichnet. Dies wird normalerweise bei ausgeführtem Betriebssystem initiiert. Die Benutzerdaten und Einstellungen werden gesichert und später bei der Bereitstellung wiederhergestellt. Das Ziel kann identisch mit dem des Szenarien für neue Computer sein.

Die Bereitstellung im Wipe-and-Load-Szenario umfasst folgende Schritte:

  1. Starten Sie das Setup bei ausgeführtem Betriebssystem.
  2. Speichern Sie den Benutzerstatus lokal.
  3. Bereinigen Sie die Festplatte (mit Ausnahme des Ordners mit der Sicherung).
  4. Installieren Sie die das Betriebssystemimage.
  5. Installieren Sie weitere Anwendungen.
  6. Stellen Sie den Benutzerstatus wieder her.

Im Anschluss an diese Schritte kann der Computer verwendet werden.

Austauschen des Computers

Das Austauschen eines Computers ähnelt dem Auffrischungsszenario. Da der Computer jedoch ausgetauscht wird, unterteilen wir dieses Szenario in zwei Hauptaufgaben: Sicherung des alten und Bare-Metal-Bereitstellung des neuen Clients. Wie beim Auffrischungsszenario werden die Benutzerdaten und Einstellungen gesichert und wiederhergestellt.

Die Bereitstellung für das Austauschszenario umfasst folgende Schritte:

  1. Speichern Sie den Benutzerstatus (Daten und Einstellungen) auf dem Server mithilfe einer Sicherung bei ausgeführtem Betriebssystem.
  2. Stellen Sie den neuen Computer als Bare-Metal-Bereitstellung bereit.

Hinweis  In einigen Situationen können Sie das Austauschszenario selbst dann anwenden, wenn es sich beim Ziel um demselben Computer handelt. So können Sie beispielsweise einen Austausch vornehmen, wenn Sie das Datenträgerlayout vom Master Boot Record (MBR) zur GUID-Partitionstabelle (GPT) ändern möchten, um die UEFI-Funktionen (Unified Extensible Firmware Interface) nutzen zu können. Sie können auch einen Austausch vornehmen, wenn der Datenträger neu partitioniert werden muss, da Benutzerdaten vom Datenträger übertragen werden müssen.

 

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